Inselglück im Schneegestöber (eBook)

Ein Sylt-Roman

(Autor)

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2019 | 1. Auflage
200 Seiten
Forever (Verlag)
978-3-95818-527-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Inselglück im Schneegestöber -  Anni Deckner
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Winterküsse auf Sylt Semra fällt aus allen Wolken, als ihr langjähriger Freund sie von einem Tag auf den anderen für eine Jüngere verlässt. Und das in der Vorweihnachtszeit. Um auf andere Gedanken zu kommen, schließt sie vorübergehend ihre kleine Schneiderei und fährt für zwei Wochen nach Sylt. Doch die Insel, die sie bisher nur aus warmen Sommermonaten kannte, erscheint ihr karg und kalt. Erst auf den zweiten Blick entdeckt sie die Schönheit des Winters zwischen den Dünen. Vielleicht hat das etwas mit dem gutmütigen Pubbesitzer Rick zu tun. Denn ganz allmählich erobert nicht nur die Nordseeinsel Semras verletztes Herz ... Von Anni Deckner sind bei Forever by Ullstein erschienen: Barfuß am Strand Leuchtturmtage Die Sehnsucht der Inselärztin Friesenglück Sylter Meeresrauschen Die Krabbenfischerin Das kleine Blumencafé am Strand Die kleine Apotheke in St. Peter-Ording Inselglück im Schneegestöber

Anni Deckner, geboren 1961 in Winnert bei Husum, lebt mit ihrer Familie in Hanerau-Hademarschen. Ihre Liebe zur »Grauen Stadt am Meer« kann man in ihren Werken spüren. Die kreative Luft des Nord-Ostsee-Kanals inspiriert die Autorin genau wie damals den berühmten Dichter Theodor Storm, der an diesem Ort seinen Schimmelreiter zu Papier brachte. Ihre Leidenschaft zum Schreiben entwickelte sich schon in früher Jugend, ihr erstes Buch »Heimathafen Husum« erschien jedoch erst im März 2014, gefolgt von »Knocking Out« 2015. In ihrer Freizeit geht die Autorin gern mit ihrem Mann auf Reisen. Ihr Beruf und gleichzeitig Berufung ist ihre Arbeit bei der Kirchengemeinde Hanerau-Hademarschen.

Anni Deckner, geboren 1961 in Winnert bei Husum, lebt mit ihrer Familie in Hanerau-Hademarschen. Ihre Liebe zur "Grauen Stadt am Meer" kann man in ihren Werken spüren. Die kreative Luft des Nord-Ostsee-Kanals inspiriert die Autorin genau wie damals den berühmten Dichter Theodor Storm, der an diesem Ort seinen Schimmelreiter zu Papier brachte. Ihre Leidenschaft zum Schreiben entwickelte sich schon in früher Jugend, ihr erstes Buch "Heimathafen Husum" erschien jedoch erst im März 2014, gefolgt von "Knocking Out" 2015. In ihrer Freizeit geht die Autorin gern mit ihrem Mann auf Reisen. Ihr Beruf und gleichzeitig Berufung ist ihre Arbeit bei der Kirchengemeinde Hanerau-Hademarschen.

Semra


Frau Wagner positionierte sich vor dem Standspiegel mit den goldenen Verzierungen. Es war ihr anzusehen, wie stolz sie war. Ihre schwarze Gucci-Hose musste um zwei Zentimeter eingenäht werden. Heimlich verdrehte ich die Augen. In wenigen Wochen würde sie erneut in meiner Schneiderei stehen, aber dann mit der frustrierenden Bitte, die Naht wieder aufzutrennen.

Frau Wagner war durch ihre Essstörung eine regelmäßige Kundin. Aus ihren Berichten wusste ich, dass es nicht am Geldmangel lag, dass sie die Änderungen bei mir in Auftrag gab. Ich an ihrer Stelle hätte mir sämtliche Konfektionsgrößen in den Kleiderschrank gelegt, um immer passende Hosen vorrätig zu haben. Frau Wagners Besuche in meinem Atelier gehörten zu den wichtigsten Terminen in ihrem Terminkalender, was sie an ihren Kaffeeklatschtagen gern erwähnte. Was nicht unbedingt zu meinem Nachteil war. Ich gehörte inzwischen zu den angesagtesten Adressen für die Damen mit künstlich aufgeblasenen Terminkalendern.

Mir sollte es nur recht sein, wenn gelangweilte Damen mich mit ausreichend Arbeit versorgten und mein Gehalt sicherten. Ich konnte mich vor Einladungen kaum noch retten, denn viele meiner Kundinnen hatten sich vorgenommen, mich an ihren Kaffeetisch zu bitten. Ohne Erfolg natürlich. Diesen sicher gut gemeinten Einladungen nachzugehen, würde bedeuten, dass ich eine Aushilfe einstellen müsste. Die Sahnetorten hätten dann zur Folge, dass ich auch bald meine Kleider ändern musste. Dafür fehlte mir dann doch der Sinn.

Meine Schneiderei lief zufriedenstellend. Änderungen gehörten zwar nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, aber die Folgeaufträge hatten es meistens in sich. Da ich regelmäßig neue Modelle schneiderte und sie in mein Schaufenster stellte, kam bei manchen Änderungen auch ein neuer Auftrag dazu.

Frau Wagner zappelte ungeduldig.

»Bitte stillstehen«, sagte ich gespielt streng.

»Hach, ich habe nicht viel Zeit. Geht es ein bisschen schneller?«

»Sie wissen doch, Frau Wagner, wenn Sie nicht stillstehen, dauert es länger.« Die etwa sechzigjährige Frau duzte mich, während ich lieber beim Sie blieb. So kurz vor der Adventszeit konnte ich mich über die Auftragslage nicht beklagen. Mein Auftragsbuch war gefüllt mit einigen kleinen, aber auch größeren Arbeiten.

»Hast du zwischen den Weihnachtstagen und Silvester wieder geschlossen?«, erkundigte sie sich besorgt.

»Wie immer, nur kurz vor Weihnachten. Zwischen den Tagen habe ich meinen Laden geöffnet, Frau Wagner. Wenn Sie zum Jahreswechsel noch Wünsche haben, müssen Sie trotzdem in den nächsten Tagen vorbeikommen.«

»Woher soll ich das denn wissen, Semra? Meine Diät ist momentan recht erfolgreich, aber bei den Angeboten auf dem Weihnachtsmarkt kann ich nie vorhersehen, was meine Taille für Pläne hat.« Sie lachte glockenhell und fuhr mit der Hand über ihren Po. »Du hast wohl nie Probleme mit deinem Gewicht, oder?«

Ich grinste hinter ihrem Rücken. Natürlich hatte ich meine Problemzonen, aber mit Frau Wagner darüber zu diskutieren, war nicht in meinem Interesse.

Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte sie sich zu mir um. »Nein, offensichtlich nicht, du Glückliche.« Seufzend legte sie ihren Zeigefinger unter mein Kinn. »Aber etwas blass bist du. Du musst ins Solarium.«

»Ich vertrage die Sonne nicht«, log ich. Sanft drehte ich sie zurück vor den Spiegel. »So, fertig. Bitte Vorsicht beim Ausziehen, nicht dass Sie sich an den Nadeln pieken.«

»Darf ich das gute Stück morgen abholen?«

»Morgen kurz vor Geschäftsschluss, dann müsste ich es fertig haben.«

Frau Wagner bedankte sich überschwänglich und stolzierte grußlos auf die Straße hinaus. Ich blies die Wangen auf und ließ die Luft laut entweichen.

Nach meinem Studium zur Designerin hatte ich eine Anstellung in einem Brautmodengeschäft angenommen. Meine Hauptaufgabe waren Änderungen der Traumkleider gewesen. Ich wusste schon vor der Anstellung, dass mir das bald zu öde werden würde, zumal meine Chefin mich nach Strich und Faden ausnutzte. Mein Arbeitstag endete nicht selten spät in der Nacht und begann morgens um acht Uhr mit dunklen Augenringen. Privatleben gab es für mich in der Zeit kaum.

Nur dank eines glücklichen Zufalls wurde mir dann der kleine Laden im Sandberg zur Pacht angeboten. Endlich konnte ich meine kreative Seite ausleben. Auch wenn dies nach Ladenschluss geschah, weil ich am Tag nur wenig Gelegenheit dazu hatte, war ich durchweg zufrieden. Tagsüber war ich mit den Änderungsaufträgen beschäftigt und nebenbei lief der Verkauf von Stoffen hervorragend. Ich bot zusätzlich Nähkurse an, die meistens ausgebucht waren. Erstaunlich viele junge Mütter versuchten ihr Glück an der Nähmaschine.

Ich begab mich in die Teeküche und spülte die Kaffeetassen ab. Nachdem ich das erledigt hatte, sortierte ich die Stoffballen neu. Die Kunden hatten keine Mühen gescheut, sie durcheinanderzubringen. Die Baumwolldrucke legte ich an den Platz ans Fenster zurück. Dort wurden sie sofort von Kunden entdeckt und unter die Lupe genommen, während ich die Strickwaren weiter hinten im Laden platziert hatte.

Prüfend sah ich mich um. Nun schien meine Ordnung wiederhergestellt. Mit der Fusselrolle entfernte ich die Fadenreste von meiner schwarzen Hose. Mein Blick wanderte zu dem goldenen Standspiegel. Frau Wagner hatte nicht übertrieben, als sie meinte, ich sei blass um die Nase. Meine großen braunen Augen wirkten mit den leichten Augenrändern noch größer. Ich arbeitete eindeutig zu viel. Einer der wenigen Vorteile meiner Selbstständigkeit war, dass ich ein Schild ins Fenster stellen konnte, wenn ich eine Auszeit brauchte. Kurz vor Weihnachten war das in der Regel der Fall. Meine Kunden machte ich frühzeitig darauf aufmerksam. Es kam zwar viel zu selten vor, aber immerhin. Ich liebte meinen Beruf sehr, aber ich war urlaubsreif.

Mit einer Hand holte ich meinen Mantel vom Haken und mit der anderen betätigte ich die Lichtschalter. Diesen Moment, wenn im Laden alles dunkel und still war, liebte ich. Für Sekunden schloss ich die Augen und atmete den Geruch von Maschinenöl und Stoffen ein. Dies war mein Reich, auf das ich unendlich stolz war.

Mit einem lauten Klingeln der Türglocke öffnete ich die Ladentür und trat ins Freie. Die Hektik des Feierabendverkehrs zehrte sofort an meinen Nerven. Aber ich freute mich auf Sven, meinen Freund, mit dem ich in der Kanzleistraße eine kleine Wohnung hatte. Wir waren ein Paar, seit wir uns auf dem Flensburger Tummelum kennen- und lieben gelernt hatten.

Damals war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Mit seinen himmelblauen Augen hatte er mich verzaubert. Er studierte in Flensburg Maschinenbau, mit der Absicht, später als Maschinist zur See zu fahren. Mir zuliebe unterschrieb er nach Beendigung des Studiums einen Arbeitsvertrag als Ingenieur bei der Flensburger Schiffswerft in der Batteriestraße. Zwar war auch dieser Job mit Reisen verbunden, aber die dauerten nur wenige Tage statt mehrerer Monate, wie es in der Seefahrt üblich war. Irgendwann stellte sich heraus, dass er seeuntauglich war. Bei einer Schiffsreise von Kiel nach Oslo wurde er seekrank und bewachte während der gesamten Überfahrt die Kloschüssel in unserer Kabine. Meine Witze darüber fand er weniger lustig. Seither ist er nie wieder auf einem fahrenden Schiff gewesen. Mein schlechtes Gewissen, weil er auf seinen Traumberuf hatte verzichten müssen, hielt sich in Grenzen.

Auf Skibrettern fühlte er sich dagegen wohler. Wir buchten regelmäßig Winterurlaube in den Bergen. Auch in diesem Jahr freuten wir uns auf den Urlaub.

Seit einigen Wochen spürte ich, dass sich eine Veränderung in meinem Leben anbahnte. Nur konnte ich nicht ausmachen, was es war. Ganz entgegen meiner Natur war ich nervös. Warum ich jetzt, so kurz vor der Adventszeit das Gefühl hatte, dass etwas nicht stimmte, konnte ich mir nicht erklären. Lag es an mir? Oder an Sven? Eigentlich hatte ich an ihm nichts Ungewöhnliches bemerkt. Ich verwarf den Gedanken an eine Beziehungskrise.

Ich eilte durch Flensburgs Straßen, um für ein Abendessen zu zweit einzukaufen. Sven hatte mich gebeten einen Fischtopf zuzubereiten. Ich hatte keinen Appetit auf Fisch, aber ich machte ihm gern die Freude.

Die lange Schlange vor dem Verkaufstresen des Fischgeschäftes machte es mir nicht gerade leichter, mich auf die Meeresfrüchte zu freuen. Ungeduldig wartete ich darauf, endlich an die Reihe zu kommen. Nach einem langen Arbeitstag stand mir der Sinn nach wichtigeren Dingen. Zum Beispiel danach, mich von Sven verwöhnen zu lassen. Unsere Zweisamkeit hatte unter der Menge an Arbeit, die ich vor Weihnachten hatte, bedenklich gelitten. Aber das eine schloss schließlich das andere nicht aus.

Auch Sven kam meist erst spät von der Arbeit nach Hause. Erschöpft und völlig fertig warf er sich dann auf das Sofa, schaltete den Fernseher ein und war, wenn auch nicht körperlich, zumindest gedanklich von der Bildfläche verschwunden. Ich wertete seinen Wunsch auf ein gemeinsames Essen als einen Hinweis darauf, dass auch er etwas an unserer Beziehung ändern wollte. Ein romantischer Abend mit guten Gesprächen. Anschließend...

Erscheint lt. Verlag 7.10.2019
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Advent • Adventsgeschichten • Barfuß • Besinnlich • Buchempfehlung Frauen • Dünen • Ein Glücksroman • Familienbande • Familiengeschichte • Festtage • Forever by Ullstein • Frauenunterhaltung Roman • Geschenkbuch Weihnachten • große liebe buch • Happy End • Insel • Inselglück • Kälte • kleine Schneiderei • Küste • Küstenroman • Liebesgeschichten • Liebesroman • Meer Buch • Moderne Belletristik für Frauen • neuanfang buch • Neue Liebe • Nordsee • Populäre Belletristik • Pubbesitzer • Romantik • romantik bücher • Schnee • Schneeflocken • Seeluft • Selbstliebe • Single • Strandbuch • Strandkorb • Strandroman • Sylt • Syltroman • Urlaub • Urlaubslektüre • Urlaubsreif • Verlassen • Vorweihnachtszeit • Weihnachten • Weihnachtsbaum • Weihnachtsbücher • Weihnachtsgeschichten für Erwachsene • Weihnachtsromane • Winter • winterliebe
ISBN-10 3-95818-527-4 / 3958185274
ISBN-13 978-3-95818-527-2 / 9783958185272
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