Friesenteetage (eBook)

Roman | Ein Föhr-Roman: Neuanfang mit Herzklopfen auf der Nordsee-Insel - das perfekte Strand-Buch
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
240 Seiten
Forever (Verlag)
978-3-95818-429-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Friesenteetage -  Sabine Rädisch
Systemvoraussetzungen
3,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Ein Neuanfang auf Föhr Kerrin ist entnervt: Die Auftragslage der selbstständigen Bauingenieurin könnte besser sein, ihr Liebesleben ebenso und nach einer Lungenentzündung kommt sie nur schwer wieder auf den Damm. Kurz entschlossen fährt sie zu ihrer Mutter auf die Nordseeinsel Föhr, um sich von der Meeresbrise durchpusten zu lassen und sich bei Friesentee und langen Strandspaziergängen endlich auszukurieren. Auf Föhr angekommen, ist von Erholung kaum die Rede: Kerrins Mutter droht das Haus zu verlieren, in dem sie seit Jahrzehnten wohnt, und Kerrin selbst schubst einen vermeintlichen Einbrecher die Treppe runter - den attraktiven und charmanten Lian, der ausgerechnet der Sohn des Vermieters ist. Trotzdem funkt es zwischen den beiden, und Kerrin überlegt ihr Leben umzukrempeln. Doch Lian hat einen eigenen Lebenstraum, in dem für Kerrin kein Platz zu sein scheint...

Sabine Rädisch, geboren 1973, wuchs auf einem Bauernhof in Niederbayern auf. Ihre erste Geschichte konnte daher nur von einem Traktor handeln; sie erschien 1986 im Landwirtschaftlichen Wochenblatt. Seitdem hat sie das Schreiben nie mehr losgelassen. Trotzdem studierte sie Bauingenieurwesen in Regensburg und Dänemark, bevor sie sich in Wien zur Schreibpädagogin ausbilden ließ. 2016 erhielt sie ein Stipendium für das Pécs Writers Program in Südungarn, gab sich dort hemmungslos dem Kaffeehausschreiben hin und überarbeitete nebenbei zwei Romane. Sabine Rädisch liebt die Nordsee und die Donau, lebt in Regensburg und leitet Kurse für kreatives Schreiben.

Sabine Rädisch, geboren 1973, wuchs auf einem Bauernhof in Niederbayern auf. Ihre erste Geschichte konnte daher nur von einem Traktor handeln; sie erschien 1986 im Landwirtschaftlichen Wochenblatt. Seitdem hat sie das Schreiben nie mehr losgelassen. Trotzdem studierte sie Bauingenieurwesen in Regensburg und Dänemark, bevor sie sich in Wien zur Schreibpädagogin ausbilden ließ. 2016 erhielt sie ein Stipendium für das Pécs Writers Program in Südungarn, gab sich dort hemmungslos dem Kaffeehausschreiben hin und überarbeitete nebenbei zwei Romane. Sabine Rädisch liebt die Nordsee und die Donau, lebt in Regensburg und leitet Kurse für kreatives Schreiben.

Regensburg


Ein Liebespaar schlenderte über das helle Kalksteinpflaster vor der neuen Gemeindehalle, einem schlichten Bau aus Holz und Glas. Auf dem Platz stand ein Baum, darunter eine Bank mit einem etwa zehnjährigen Jungen und einem gleichaltrigen Mädchen. Beide aßen Eis und lachten einander zu.

Kerrin hatte dieses Schlussbild bewusst für ihre Präsentation gewählt. Obwohl es nur eine Animation war, hörte sie in ihrer Fantasie das Kinderlachen und roch beinahe den Honigduft der blühenden Linde.

Doch das Publikum interessierte sich nicht für Kerrins Idyll. »Wir brauchen keinen geschleckten Marktplatz«, tönte es stark bayerisch gefärbt aus den hinteren Reihen. »Und erst recht keine Gemeindehalle. Gebts uns lieber ein neues Vereinsheim für die Fußball-Jugend.«

Und eine Frau ganz vorne – schweinchenrosa Wollkostüm und Perlenkette – schrie: »Wer soll denn das bezahlen?«

»Der kleine Mann mal wieder!«, rief der Mittfünfziger neben ihr, der größer war als die meisten anderen um ihn herum. Beinahe hätte Kerrin gelacht, aber das kam natürlich nicht infrage. Stattdessen setzte sie ihr Pokerface auf und suchte Augenkontakt zu der jungen Gemeindemitarbeiterin, die ihren Blick ängstlich erwiderte. Sie stand dicht an der Tür, hatte die Schultern hochgezogen und die Hände fest ineinandergekrallt. Zu Beginn der Bürgerversammlung hatten die Finger noch eine Raute geformt.

Als Kerrin auf sie zutrat, zuckte die Frau zusammen. Herrschaftszeiten, dachte Kerrin, wenn der Bürgermeister schon zu spät kommen muss, warum hat er nicht wenigstens jemanden mit Erfahrung und guten Nerven geschickt? Sie setzte ein Lächeln auf und sagte: »Frau Kagerer, fragen Sie bitte mal nach, ob sich der Herr Bürgermeister in seinem Büro gemeldet hat.«

Einmal mehr war Kerrin froh über ihr gutes Personengedächtnis, denn als die junge Frau ihren Namen hörte, kam Leben in sie. Wie ein scheues Eichhörnchen flüchtete sie aus dem mit düsterer Eiche getäfelten Sitzungsaal. Die schwere Tür wäre mit einem Rumms hinter ihr ins Schloss gefallen, hätte Kerrin nicht beherzt zugegriffen und sie leise geschlossen. Dann dimmte sie das Licht heller und trat weit in den Raum hinein, dicht vor die erste Reihe. Auge in Auge fiel es den Leuten erfahrungsgemäß schwerer, sie zu beschimpfen.

»Vielleicht ist Bürgermeister Rohrbichler ja in der Baustelle am Ortseingang stecken geblieben«, sagte Kerrin. Einige lachten, andere standen auf und drängten zum Ausgang. Manche schimpften leise vor sich hin, das Schlusslicht bildete die Frau im rosa Kostüm. Diesmal schloss sich die Tür tatsächlich mit einem Knall. Kerrin wartete in Ruhe ab, bis sich der Tumult gelegt hatte, dann sprach sie weiter. Sie konnte nichts dafür, dass die Gemeinde sich bisher die Öffentlichkeitsarbeit gespart hatte. Nun waren einige Leute sauer, weil sie nicht in die Entscheidung eingebunden worden waren. Kerrin konnte das verstehen.

»Den Beschluss über die Ortserneuerung haben Ihre Gemeinderäte nach einer Vorlage der Verwaltung gefasst. Sobald der Bürgermeister da ist, können Sie alles mit ihm diskutieren. Ich präsentiere heute nur die Planung.«

»Wer weiß, wie die an den Auftrag gekommen ist«, murmelte jemand, und Kerrin sagte: »Die Gemeinde hat sich für mich entschieden, weil ich auf Infrastruktur spezialisiert bin.«

»Infrastruktur!«, schnauzte der große kleine Mann aus der ersten Reihe. »Straßen und Kanalrohre, das könnte die Firma Grumpl-Bau auch ohne Expertin. Warum planen Sie kein Glasfaserkabel! Wir warten schon lang genug auf schnelles Internet.«

Kerrin ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, schließlich war das nicht ihre erste Bürgerversammlung – nur die erste, die sie ohne Unterstützung eines oder einer Gemeindeverantwortlichen bestritt. Außerdem hatte sie eine langwierige Lungenentzündung hinter sich. Laut ihrer Ärztin sollte Kerrin jetzt auf Kur an der Nordsee sein, statt in diesem zugigen Saal zu stehen. Doch als Freiberuflerin konnte sie es sich nicht leisten, noch länger auszufallen. Ihre Freundin und Büropartnerin Sofia war in den letzten Monaten oft genug für Kerrin eingesprungen. Heute konnte sie sich dafür revanchieren: Sofia hatte ihre Tochter mit einer Gehirnerschütterung vom Schulsport abholen müssen und wollte den Rest des Tages bei ihr bleiben.

Sofia hatte das neue Ortszentrum geplant und die Gemeindehalle entworfen. Kerrin kümmerte sich um Straßen, Plätze und alles, was unsichtbar darunterlag. Sie atmete tief durch und sagte sich, dass alles in Ordnung war. Wie immer bei öffentlichen Veranstaltungen trug sie ihr dickes, rotblondes Haar in einem beeindruckend strengen Knoten und hatte einen taillierten Hosenanzug an. Heute in Blau mit weißer Bluse und Manschettenknöpfen, die ihrer Oma gehört hatten. Nur die Armbanduhr ihres Opas hatte sie anzulegen vergessen. Ohne das vertraute Gewicht am Handgelenk fühlte Kerrin sich unsicher, und die gewohnte Routine wollte sich einfach nicht einstellen. Dabei war die Präsentation bisher sehr gut gelaufen. Den schwierigeren Teil über Sofias Planung hatte sie schon gemeistert. Jetzt musste sie nur noch die Zeit bis zum Eintreffen des Bürgermeisters Rohrbichler überbrücken.

»Danke für das Stichwort«, sagte sie und klickte auf einen Übersichtsplan, der in verschiedenen Farben den Verlauf von Ver- und Entsorgungsleitungen zeigte. »Die Gemeinde fährt hier ganz klar eine Mehrspartenstrategie und nutzt die Synergieeffekte, die sich bei der Sanierung …«

Endlich ging die Tür auf, und Rohrbichler kam herein, hinter ihm Frau Kagerer. Der Bürgermeister entschuldigte sein Zuspätkommen damit, dass er auf der Versammlung des örtlichen Tourismusverbandes aufgehalten worden sei.

»Da wurden Weichen gestellt für die Zukunft unserer Gemeinde und die Arbeitsplätze in der Region«, sagte er. Rohrbichlers Gesichtsfarbe ließ vermuten, dass diese Weichenstellung an einem Ort mit Bierausschank stattgefunden hatte. Trotzdem wirkte er vollkommen präsent und nickte ihr freundlich zu. »Wie ich sehe, hat Frau Würschinger die Zeit gut genutzt.«

Rohrbichler dankte für Kerrins Vortrag und lobte die gute Zusammenarbeit. Sie lächelte zustimmend und setzte sich in die erste Reihe neben Frau Kagerer. Gemeinsam hörten sie Rohrbichler zu, der nun frei über die Kosten sprach. Nur hin und wieder notierte er ein paar Zahlen und Stichworte auf das Flipchart, und das Wunder geschah: Die Anwesenden gaben ihm zehn Minuten Gnadenfrist, bevor sie ihn mit Fragen bombardierten.

»Die Dame vom Ingenieurbüro hat gesagt, es ginge schon im Sommer los mit den Arbeiten?« Der junge Mann in der dritten Reihe wirkte offen und interessiert, während hinter ihm Gemurmel aufkam. Er saß neben einer gleichaltrigen Frau und hatte ein Kleinkind auf dem Schoß. Im Gegensatz zu den Erwachsenen war das Kind bisher erstaunlich ruhig geblieben. Es saß mit dem Rücken an seinen Vater gekuschelt und blickte aus großen Augen nach vorne. Vielleicht spürte es die Vibrationen, während der Mann sprach: Er hatte eine ruhige, volltönende Stimme, in der kein Hauch von Vorwurf lag.

»Ja, das war der Plan«, sagte Rohrbichler und schaute zu Kerrin hin. »Leider sind die beantragten Fördergelder noch nicht bewilligt. Wie es aussieht, können wir erst im Herbst ausschreiben, Baubeginn wäre dann erst nächstes Jahr im Frühling.« Das Gemurmel wurde lauter, aber niemand schimpfte. Die Tatsache, dass es erst in einem Jahr losgehen würde, gab den Leuten Gelegenheit, sich darauf einzustellen. Für Kerrin war der neue Zeitplan eine Überraschung. Sie hatte den Ausschreibungstext schon auf ihrer Festplatte, aber nun würde sich alles in die Länge ziehen. Die Zeit, die Kerrin eigentlich für die Bauüberwachung eingeplant hatte, wurde nun frei. Der Teil von ihr, der sich nach der Krankheit noch schwach und überfordert fühlte, war erleichtert. Ihre innere Finanzministerin schlug Alarm: Sie hatte fest mit dem Honorar für den Auftrag gerechnet. Sie musste sich etwas einfallen lassen, um das auszugleichen.

Als Kerrin gegen zehn nach Hause zurückkam und die zugehörigen Büroräume im Erdgeschoss betrat, sah sie Jan in seinem Zimmer am Schreibtisch sitzen. Sie erkannte Zeichnungen von Bodenprofilen auf dem einen Bildschirm und Text auf dem anderen, den er auf Hochformat gestellt hatte. Sie blieb einen Moment an seiner Schwelle stehen, während er fertig tippte, und betrachtete die vertraute Linie seines Nackens. Schließlich schwang er auf seinem Bürostuhl zu ihr herum, nahm seine markante Brille ab und schaute sie überrascht an. Es wirkte, als tauchte er aus tiefster Konzentration auf.

»Kerrin«, sagte er, und sie konnte sehen, dass er sich freute. Ihr wurde warm ums Herz, aber auch ein bisschen bang. Letzten Sommer hatte sie ihn aus einer Laune heraus nach oben in ihre Wohnung eingeladen. Von da an war er mindestens einmal pro Woche über Nacht geblieben. Kerrin fragte sich manchmal, ob er nicht vor allem aus praktischen Gründen gern bei ihr übernachtete, denn er wohnte zwanzig Kilometer außerhalb von...

Erscheint lt. Verlag 5.8.2019
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Amrum • Architekt • Australien • Auswandern • Bauingenieurin • Bayern • bayern liebe • Bruder • Deutsche Inseln • Deutsche Küste • deutscher Liebesroman • Elternhaus • Familie • Familienleben • Föhr • Föhr Roman • Friesentee • Frühling • Hallig • Happy End • Heimat • Insel Föhr • Insel Liebesroman • Inselroman • Liebe auf den ersten Blick • liebesgeschichte föhr • Liebesroman • Liebesroman deutsch • liebesroman deutschland • liebesroman föhr • Liebesroman Insel • Liebesroman Nordsee • love story buch • Meer • Mutter • Mutter-Tochter-Geschichte • Neuanfang • neuanfang auf föhr • neuanfang buch • Nordsee • Nordsee im Winter • Nordseeinsel • Nordseeinseln • Nordseeküste • Nordsee Liebesgeschichte • nordsee liebesroman • Ostfriesentee • Ostfriesland • Regensburg • Rückkehr • Schwester • Strand • strandspaziergang • Sylt • Tee • Vater-Tochter-Beziehung • Winter an der Nordsee • Wohlfühlbuch • Wohlfühlroman
ISBN-10 3-95818-429-4 / 3958184294
ISBN-13 978-3-95818-429-9 / 9783958184299
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99
Roman

von Fatma Aydemir

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99
Roman. Jubiläumsausgabe

von Umberto Eco

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99