Der Wind nimmt uns mit (eBook)

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2019 | 1. Auflage
368 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-40489-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Wind nimmt uns mit -  Katharina Herzog
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Der neue große Sommerroman der Bestsellerautorin Maya bindet sich weder an Orte noch an Menschen. Obwohl die Reisebloggerin erst 32 ist, hat sie schon fast die ganze Welt gesehen. Nur an einen Ort möchte sie niemals: Nach La Gomera. Dort wohnt ihre Adoptivmutter Karoline. Dass Karoline nicht ihre leibliche Mutter ist, hat Maya vor Jahren durch einen Zufall erfahren, und bis heute hat sie ihr nicht verziehen. Doch dann wird Maya schwanger, und Tobi, der Mann, mit dem sie eine flüchtige Affäre hatte, hält sich ausgerechnet auf der Kanareninsel auf. Nur widerwillig fliegt Maya dorthin, zu den Aussteigern und Künstlern, zu ihrer Mutter. Sie ahnt nicht, dass es die wichtigste Reise ihres Lebens sein wird.

Katharina Herzog ist die deutsche Autorin für Liebesromane mit Fernweh-Garantie. Sie liebt es, ihre Leser an Sehnsuchtsorte wie Amrum, die Amalfiküste, Juist und New York zu entführen und diese Schauplätze auch selbst zu bereisen. Mit ihren Romanen schrieb sie sich nicht nur in die Herzen ihrer Leser, sondern eroberte auch die Bestsellerlisten. Katharina Herzog lebt mit ihrer Familie, Pferd und Hund bei München und plant schon ihre nächste Reise.  

Katharina Herzog ist die deutsche Autorin für Liebesromane mit Fernweh-Garantie. Sie liebt es, ihre Leser an Sehnsuchtsorte wie Amrum, die Amalfiküste, Juist und New York zu entführen und diese Schauplätze auch selbst zu bereisen. Mit ihren Romanen schrieb sie sich nicht nur in die Herzen ihrer Leser, sondern eroberte auch die Bestsellerlisten. Katharina Herzog lebt mit ihrer Familie, Pferd und Hund bei München und plant schon ihre nächste Reise.  

Maya


«Ich glaube, du hast einen Verehrer», sagte Kathi. «Der gutaussehende Typ dadrüben starrt schon die ganze Zeit zu dir rüber, als wärst du eine göttliche Erscheinung.»

«Echt?» Maya drehte sich um. Der einzige Mann in ihrem näheren Umkreis, auf den das Prädikat gutaussehend zutraf, war ein dunkelhaariger Typ im weißen Hemd und mit Grübchen am Kinn. Seine Schultern waren so breit wie die von Meister Proper. Als er sah, dass Maya auf ihn aufmerksam geworden war, zwinkerte er ihr zu. Sie schenkte ihm ein halbes Lächeln. «Das muss daran liegen, dass ich eine Himmelslaterne in der Hand habe. Bestimmt hält er mich für einen Engel», frotzelte sie. Männer wie dieser im Fitnessstudio gestählte Karriereheini standen ihrer Erfahrung nach für gewöhnlich nicht auf Frauen mit brünetten Haaren und Sommersprossen auf der Nase, die Jeansshorts und Flipflops trugen. Männer wie er standen auf den Typ Spielerfrau. Blondinen mit seidigen Locken, botoxglatter Stirn und Silikonbrüsten, an die sich Unterwäsche von La Perla schmiegte. Und das war auch gut so. Mit Schnöseln wie ihm hatte Maya nämlich noch nie etwas anfangen können.

Kathi schaute auf ihre Armbanduhr. «Gleich ist es zwölf. Bist du bereit für ein phantastisches Jahr voller Glück, Gesundheit, Erfolg und Liebe?»

«Ersetze das Wort Liebe durch ‹schmutzigen, hemmungslosen Sex›, und ich bin dabei.»

Kathi und sie kannten sich seit der Grundschule, und seitdem waren sie immer unzertrennlich gewesen. Aber in den letzten sechs Jahren hatte sich ihr Leben in vollkommen verschiedene Richtungen entwickelt.

Nachdem Maya ihr Biologiestudium kurz vor den Abschlussprüfungen geschmissen hatte, war sie in die Welt hinausgezogen. Sie hatte einen Reiseblog gestartet und es innerhalb kürzester Zeit geschafft, Maya will Meer zu einem der beliebtesten Blogs von Deutschland zu machen. Seitdem war sie nie länger als einen Monat an ein und demselben Ort.

Kathi dagegen hatte ihr Lehramtsstudium brav beendet. Im ersten Jahr des Referendariats hatte sie ihre Jugendliebe Alexander geheiratet, im zweiten waren die beiden aus ihrer Hamburger Innenstadtwohnung in ein Reiheneckhaus nach Norderstedt gezogen, und nachdem Kathi einige Zeit als Lehrerin für Deutsch und katholische Religion gearbeitet hatte, war Luca gekommen. In den Urlaub fuhren Alexander und sie meist nur an den Chiemsee, wo Kathis Eltern eine Ferienwohnung besaßen. Nur ein Mal waren sie auf die Malediven geflogen. Zu ihrer Hochzeitsreise. Aber dort hatte es Alexander nicht gefallen. Zu viele Stechmücken und keine Formel 1.

Kathi träumte schon so lange davon, einmal bei einem Laternenfest dabei zu sein. Seit sie vor ein paar Jahren, als sie beide noch auf der Uni gewesen waren, gemeinsam Rapunzel – neu verföhnt! gesehen hatten. Trotzdem hatte es Maya fast sechs Monate gekostet, ihre Freundin zu überreden, mit ihr nach Nordtaiwan zu fliegen. In der Zeit hatte sie selbst elf Länder bereist.

Kathi neigte sich zu Mayas Ohr. «Ich muss mich noch mal bei dir bedanken, dass du mich dazu überredet hast, hierherzukommen. Auch wenn es nur für einen Kurztrip war. Ohne dich würde ich jetzt vermutlich gerade am Wickeltisch stehen und Luca die Windel wechseln.»

«Ist er immer noch nicht sauber?»

«Nein! Er ist doch erst elf Monate alt. Sauber werden Kinder frühestens mit zwei Jahren.»

War das so? Maya hatte von diesem Thema überhaupt keine Ahnung. Anders als Kathi, die mindestens drei wollte, war es ihr nie besonders erstrebenswert vorgekommen, Kinder zu haben.

Kathi kontrollierte noch einmal ihre Uhr. «Noch drei Minuten. Hach! Ich bin jetzt richtig aufgeregt.» Ihre Laterne hielt sie so fest umklammert, dass sie schon ganz zerdrückt war. «Ist es nicht unglaublich romantisch hier?»

«Geht so. Wir stehen hier zusammengequetscht mit ungefähr dreihunderttausend anderen Menschen auf den Bahngleisen, und gerade sind wir im letzten Moment einem heranrasenden Zug ausgewichen.»

«Ja, weil unter Insidern bekannt ist, dass hier die beste Startbahn für Wünsche ans Universum ist, das habe ich dir jetzt bestimmt schon zehnmal gesagt … Ich denke, wir können die Laternen jetzt anzünden.» Kathi hob ihre Laterne hoch über ihren Kopf, und Maya zog einen kleinen Stapel goldenes Papier aus der Tasche. Geistergeld nannte man das hier, das hatte ihnen die Frau erzählt, in deren Laden Kathi und Maya die Laternen gekauft hatten.

Das Geistergeld fing Feuer, und die Wärme blähte die Laterne darüber auf.

«Erinnert sie dich auch an eine überdimensionale Kochmütze?», fragte Maya.

«Dass du immer so prosaisch sein musst!» Kathi schüttelte lächelnd den Kopf. Ihre langen roten Haare leuchteten im Schein der Laterne. «Ich finde, dass sie wie ein wunderschöner glühender Miniaturheißluftballon aussieht, der unsere Wünsche zum Universum tragen wird, damit sie dort alle in Erfüllung gehen.» Kathi hatte sich gewünscht, dass Alexander schnell wieder einen neuen Job finden würde. Ganz klein erkannte Maya nun Kathis gekritzelte Worte am unteren Rand der Laterne.

«Du hast recht.» Sie griff nach der Hand ihrer Freundin und drückte sie. «Genau so sehen sie aus. Und ich bin mir sicher, dass sie ausgesprochen zuverlässige Boten sein werden.»

Ein Knacken und Knistern verkündete, dass gerade ein Lautsprecher eingeschaltet worden war, und eine blecherne Männerstimme fing an, den Countdown herunterzuzählen, «Zehn, neun, acht …» Die Menge setzte ein; ein Chor aus Hunderttausenden von Kehlen. Auf den meisten Gesichtern lag ein erwartungsvolles Lächeln, andere wirkten ein wenig angespannt, so wie Kathi. Ihnen konnte Maya ansehen, dass das, was sie sich wünschten, keine Chanel-Handtasche war oder ein Date mit Leonardo DiCaprio – was die mollige Frau neben ihr gut sichtbar auf das helle Reispapier geschrieben hatte.

Schnell zündete Maya mit Kathis Hilfe auch ihre Laterne an. Sie hatte nichts daraufgeschrieben, denn sie wollte ihr ihren Wunsch flüsternd mitgeben. Sie legte keinen Wert darauf, dass ihn jemand las.

Auf Instagram, Facebook, Twitter und Snapchat würde sie später schreiben:

Mein Wunsch für die Zukunft: Alles soll bleiben, wie es ist! #lanternfestival #pingxi #northtaiwan #travelling #traveller #travelblogger #traveltheworld #fulltimetraveller #sheisnotlost #inspiration #beautifuldestination #happyme #lovemylife

Maya brachte die Laterne in Position und hielt sie mit ausgestreckten Armen vor sich. Gleich war es so weit. Das Jahr des Hundes ging zu Ende, und das Jahr des Schweins begann. Durfte sie dem chinesischen Kalender glauben, sollte es ein ausgesprochen glückbringendes sein.

«Drei, zwei, eins …»

«Frohes neues Jahr!», jubelte die Stimme aus dem Lautsprecher. Streicherklänge, gespielt vom Band, setzten ein. Maya schloss einen Moment die Augen, dann ließ sie los.

Anfangs benahm sich ihre Laterne wie ein bockiges Kind. Sie kam ins Trudeln, rempelte andere Laternen an und schubste sie aus dem Weg. Die mollige Frau warf Maya deswegen einen vorwurfsvollen Blick zu. Doch schließlich hatte die Laterne ihren Platz gefunden, und gemeinsam mit den anderen schwebte sie in den schwarzen Nachthimmel hinauf, eine leuchtende Straße aus Hoffnungen und Träumen.

Eigentlich wäre Maya viel lieber nach Yángshuò gefahren, wo vor allem jüngere Leute das Neujahrsfest feierten. Dort war es Tradition, die Böller nicht in die Höhe, sondern ins Publikum zu werfen, weswegen alle Besucher dazu angehalten wurden, sich mit feuerfester Kleidung, Motorradhelm und Handschuhen vor den Feuerwerkskörpern zu schützen. Maya fand, das hörte sich nach einer Menge Spaß an. Das Laternenfest in Pingxi hatte sie sich langweilig und vor allem kitschig vorgestellt, wie eine Torte mit viel zu viel Zuckerguss.

Nun war sie froh, auf Kathi gehört zu haben. Völlig versunken betrachtete Maya die immer kleiner werdenden Laternen auf ihrem Weg zu Gott, Allah oder wem auch immer, begleitet von sehnsuchtsvollen Klängen aus den Lautsprechern, und auf einmal – vollkommen unerwartet! – war er da: der Moment, in dem einfach alles passte und den sie auf all ihren Reisen suchte.

 

«Soll ich eigentlich gar kein Foto von dir machen? Für deinen Blog», riss Kathi sie irgendwann aus ihren Gedanken.

«Was? Ach so. Klar. Das hätte ich fast vergessen.» Für sich selbst hielt Maya ihre schönsten Erlebnisse nicht auf Fotos fest, sondern sie malte Symbole in das perlmuttfarbene Innere von Muscheln, die sie später daran erinnern sollten; dieses Mal würde es eine Himmelslaterne sein. Aber sie war nicht nur zum Spaß hier. Visit North Taiwan hatte sie zu diesem Trip eingeladen, deshalb brauchte sie Fotos.

Maya reichte Kathi ihren Fotoapparat. Da ihre Freundin wusste, wie perfektionistisch Maya bei den Fotos war, die sie ins Internet stellte, machte sie fast dreißig Bilder und gab ihr dann die Kamera zurück. Maya klickte sich durch die Vorschau. Das vorletzte Foto war gut, befand sie.

Die Laternen waren jetzt nur noch winzige Leuchtsplitter am Himmel. Die, die den Weg ins Universum nicht gefunden hatten, lagen verkohlt am Boden. Nach und nach löste sich das Fest auf.

«Lass uns zusehen, dass wir einen der ersten Busse kriegen», sagte Kathi. «Ich habe für sieben Uhr morgens das Taxi bestellt.»

Maya seufzte. «Es ist so schade, dass du dich nicht länger von deiner Familie loseisen konntest. Was mache ich denn die nächsten beiden Tage ohne dich?»

Kathi und sie hatten zwar nur fünf Tage in Nordtaiwan miteinander verbracht,...

Erscheint lt. Verlag 16.4.2019
Reihe/Serie Farben des Sommers
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Adoption • Aussteiger • Belletristik • Bloggerin • Bücher für den Urlaub • buch für frauen • Frauenroman • Frau Roman • Kanarische Inseln • La Gomera • Liebesroman • Liebesromane deutsch • Mutter • Reisebloggerin • Roman • Romantische Komödie • Tochter • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-644-40489-5 / 3644404895
ISBN-13 978-3-644-40489-2 / 9783644404892
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