All die ungesagten Worte (eBook)

Roman

(Autor)

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2019 | 1. Auflage
384 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-23038-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

All die ungesagten Worte -  Marc Levy
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Die Macht der Liebe und ein Funken Magie ...
Eigentlich steckt die Mittdreißigerin Julia mitten in den Vorbereitungen für ihre Hochzeit, als sie plötzlich einen Anruf erhält: Ihr Vater, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hat, ist unerwartet verstorben. Unter Julias Trauer mischt sich Ärger: Hatte Anthony nicht schon immer ein Talent dafür, im wichtigsten Moment zu verschwinden? Einen Tag vor seiner Beerdigung entdeckt sie, dass er post mortem eine Überraschung für sie in petto hat - eine Überraschung, die sie auf die ungewöhnlichste Reise ihres Lebens mitnimmt und sie nach Berlin führt, wo sie einst ihre große Liebe zurücklassen musste ...

Marc Levy ist 1961 in Frankreich geboren. Mit achtzehn Jahren engagierte er sich beim französischen Roten Kreuz, für das er sechs Jahre tätig war. Gleichzeitig studierte er Informatik und Betriebswirtschaft an der Universität in Paris. Von 1983 bis 1989 lebte er in San Francisco, wo er sein erstes Unternehmen gründete. 1990 verließ er die Firma und eröffnete mit zwei Freunden ein Architektenbüro in Paris. Er entdeckte schon früh seine Liebe zur Literatur und zum Kino und schrieb mit siebenunddreißig Jahren seinen ersten Roman, »Solange du da bist«, der von Steven Spielberg verfilmt und auf Anhieb ein Welterfolg wurde. Seitdem wird Marc Levy in neunundvierzig Sprachen übersetzt, und jeder Roman ist ein internationaler Bestseller. Marc Levy, der mit seiner Familie in New York lebt, ist mit 40 Millionen verkauften Büchern der erfolgreichste französische Autor weltweit.

1


»Also, wie findest du mich?«

»Dreh dich, damit ich dich ansehen kann.«

»Stanley, seit einer halben Stunde musterst du mich jetzt von Kopf bis Fuß! Ich halte es nicht länger auf diesem Podest aus.«

»Also, ich würde es etwas kürzer machen, es wäre eine Schande, so schöne Beine zu verstecken!«

»Stanley!«

»Willst du meine Meinung hören oder nicht? Dreh dich noch mal, damit ich dich von vorn begutachten kann. Wusste ich’s doch! Kein Unterschied zwischen Vorder- und Rückenteil. Wenn du vorn einen Fleck machst, kannst du es einfach andersrum anziehen … Vorn, hinten, ein und dasselbe!«

»Stanley!«

»Allein die Vorstellung, ein Brautkleid im Ausverkauf zu erwerben, macht mich ganz krank. Warum nicht gleich übers Internet? Du wolltest meine Meinung hören.«

»Mit meinem Infografikergehalt kann ich mir leider nichts Besseres leisten.«

»Zeichnerin, meine Prinzessin! Großer Gott, wie ich dieses Vokabular des einundzwanzigsten Jahrhunderts verabscheue!«

»Ich arbeite am Computer, Stanley, nicht mehr mit Buntstiften.«

»Meine beste Freundin entwirft und animiert wunderbare Figuren. Ob mit Computer oder nicht – sie ist Zeichnerin und nicht Infografikerin. Du musst wirklich alles infrage stellen!«

»Also was nun, kürzer machen oder nicht?«

»Fünf Zentimeter! Dann müssen die Schultern gehoben und die Taille etwas enger genäht werden.«

»Gut, ich habe verstanden, du magst dieses Kleid nicht.«

»Das habe ich nicht gesagt!«

»Aber gedacht.«

»Vorschlag: Ich beteilige mich an den Kosten, und wir schauen bei Anna Maier vorbei. Hör ein Mal auf mich, ich flehe dich an!«

»Zehntausend Dollar für ein Kleid? Du bist völlig übergeschnappt! Das ist auch für dich viel zu teuer. Und außerdem ist es nur eine Hochzeit, Stanley.«

»Deine Hochzeit!«

»Ich weiß.« Julia seufzte.

»Mit dem Vermögen, das dein Vater besitzt, hätte er …«

»Ich habe meinen Vater zum letzten Mal gesehen, als ich an einer roten Ampel stand und er in seinem Wagen die Fifth Avenue entlanggefahren kam … vor einem halben Jahr. Ende der Diskussion!«

Schulterzuckend stieg Julia von dem Podest herab. Stanley ergriff ihre Hand und nahm sie dann in die Arme.

»Alle Kleider dieser Welt würden dir wunderbar stehen, Darling. Ich möchte nur, dass dein Outfit perfekt ist. Warum bittest du nicht deinen Zukünftigen, es dir zu schenken?«

»Weil Adams Eltern schon das Fest ausrichten und ich vermeiden möchte, dass es in seiner Familie heißt, er würde ein Aschenputtel heiraten.«

Mit leichtem Schritt durchquerte Stanley die Boutique und steuerte auf einen Ständer vor dem Schaufenster zu. An die Theke neben der Kasse gelehnt, waren Verkäufer und Verkäuferinnen in ein Gespräch vertieft und schenkten ihm keinerlei Beachtung. Er griff nach einem weißen Etuikleid und kam damit zurück.

»Probier dieses an – und keine Widerrede.«

»Das ist Größe sechsunddreißig, Stanley, da passe ich niemals rein!«

»Was hab ich gerade gesagt?«

Sie verdrehte die Augen und ging zu der Umkleidekabine, auf die Stanley deutete.

»Es ist Größe sechsunddreißig«, knurrte sie.

Wenige Minuten später riss sie den Vorhang so energisch auf, wie sie ihn zugezogen hatte.

»Endlich ein Hochzeitskleid, das Julia würdig ist«, rief Stanley. »Sofort wieder auf das Podest mit dir!«

»Hättest du vielleicht eine Seilwinde, um mich hinaufzubefördern? Denn sobald ich das Bein anwinkele …«

»Es steht dir großartig!«

»Und wenn ich nur ein Petit Four esse, platzen die Nähte.«

»Am Tag seiner Hochzeit isst man nicht! Ein paar Millimeter mehr Spielraum im Brustbereich, und du siehst aus wie eine Königin! Glaubst du, in diesem Laden würde sich mal eine Verkäuferin blicken lassen? Das ist doch einfach unglaublich!«

»Ich bin diejenige, die nervös sein müsste, und nicht du!«

»Ich bin nicht nervös, sondern fassungslos, dass ich derjenige bin, der dich vier Tage vor dem großen Tag hierher schleppt, um dir dein Kleid auszusuchen!«

»Ich habe eben in letzter Zeit von früh bis spät nur gearbeitet. Versprich mir, Adam niemals von diesem Tag zu erzählen. Seit einem Monat schwöre ich ihm, dass alles längst fertig ist.«

Stanley griff nach einem Nadelkissen, das auf einer Sessellehne vergessen worden war, und kniete vor Julia nieder. »Dein Mann weiß gar nicht, was für ein Glück er hat. Du bist bezaubernd.«

»Hör auf, gegen Adam zu sticheln. Was wirfst du ihm eigentlich vor?«

»Er ähnelt deinem Vater …«

»So ein Blödsinn. Adam ist ganz anders. Übrigens kann er ihn nicht ausstehen.«

»Adam kann deinen Vater nicht ausstehen? Ein Pluspunkt für ihn.«

»Nein, mein Vater kann Adam nicht ausstehen.«

»Dein Vater hat immer schon alles gehasst, was sich dir nähert. Wenn du einen Hund gehabt hättest, hätte er ihn gebissen.«

»Stimmt, hätte ich einen Hund gehabt, so hätte der meinen Vater mit Sicherheit gebissen«, meinte Julia und lachte.

»Nein, dein Vater hätte den Hund gebissen!«

Stanley erhob sich und trat ein paar Schritte zurück, um sein Werk zu begutachten. Er nickte und holte tief Luft.

»Was ist jetzt noch?«, fragte Julia.

»Es ist perfekt, oder besser gesagt, du bist perfekt. Lass mich schnell noch den Gürtel anpassen, dann kannst du mich zum Mittagessen einladen.«

»In ein Restaurant deiner Wahl, Stanley!«

»Bei dieser Sonne ist mir die nächstbeste Terrasse recht, vorausgesetzt, sie liegt im Schatten und du hörst auf herumzuzappeln, damit ich endlich mit diesem Kleid fertig werde … fast perfekt.«

»Wieso fast?«

»Weil es heruntergesetzt ist, Darling!«

Eine Verkäuferin kam vorbei und fragte, ob sie Hilfe brauchten. Stanley schickte sie mit einer Handbewegung fort.

»Glaubst du, er kommt?«

»Wer?«, fragte Julia.

»Na, dein Vater natürlich.«

»Hör auf, dauernd von ihm zu reden. Ich habe dir gesagt, dass ich seit Monaten nichts von ihm gehört habe.«

»Das heißt noch lange nicht …«

»Er kommt nicht!«

»Hast du dich denn bei ihm gemeldet?«

»Ich habe es mir schon lange abgewöhnt, dem Privatsekretär meines Vaters mein Leben zu erzählen, weil Papa auf Reisen oder in einer Besprechung ist und keine Zeit für seine Tochter hat.«

»Hast du ihm denn eine Heiratsanzeige geschickt?«

»Hörst du jetzt endlich auf?«

»Gleich! Er ist eifersüchtig, alle Väter sind eifersüchtig! Das ist nun mal so.«

»Es ist das erste Mal, dass du ihn verteidigst.«

Die Melodie von »I Will Survive« war aus Julias Handtasche zu hören. Stanley sah sie fragend an.

»Willst du dein Handy?«

»Das ist sicher Adam oder das Studio.«

»Rühr dich nicht vom Fleck, sonst ruinierst du meine Arbeit. Ich hole es dir.«

Stanley griff in die Handtasche seiner Freundin, zog das Handy heraus und reichte es ihr. Gloria Gaynor verstummte sogleich.

»Zu spät!« Julia seufzte und las die Nummer auf dem Display.

»Also, Adam oder die Arbeit?«

»Weder noch«, erwiderte sie mürrisch.

Stanley sah sie eindringlich an.

»Spielen wir Rätselraten?«

»Es war das Büro meines Vaters.«

»Ruf zurück!«

»Ganz gewiss nicht! Er kann ja anrufen.«

»Das hat er doch gerade, oder?«

»Nein, es war die Nummer seines Sekretärs.«

»Sei nicht kindisch, du wartest auf diesen Anruf, seitdem du die Heiratsanzeige verschickt hast. Vier Tage vor deiner Hochzeit solltest du den Stress etwas runterschrauben. Oder willst du eine dicke Fieberblase auf der Lippe oder einen grässlichen Ausschlag am Hals bekommen? Also ruf ihn jetzt sofort zurück.«

»Damit Wallace mir erklärt, es tue meinem Vater schrecklich leid, aber er könne eine seit Monaten geplante Reise nun mal nicht absagen? Oder dass er genau an diesem Tag einen extrem wichtigen Termin habe oder was sonst für eine Ausrede?«

»Oder aber, dass er liebend gerne zur Hochzeitsfeier seiner Tochter kommt und darauf besteht, dass sie ihm trotz ihrer gelegentlichen Differenzen einen Ehrenplatz reserviert.«

»Mein Vater pfeift auf solche Ehren. Denn würde er tatsächlich kommen, würde er einen Platz in der Nähe der Garderobe vorziehen, vorausgesetzt, die Garderobiere ist gut gebaut!«

»Hör auf, ihn so schlechtzumachen, und ruf ihn an, Julia. Ach, mach doch, was du willst, aber ich kann dir jetzt schon garantieren, dass du während der Feierlichkeiten verzweifelt nach ihm Ausschau halten wirst, statt den Augenblick zu genießen.«

»Und das lässt mich vergessen, dass mir die Petits Fours verboten sind, damit das Kleid, das du für mich ausgewählt hast, nicht aus allen Nähten platzt.«

»Volltreffer, Darling!«, zischte Stanley, drehte sich um und steuerte auf die Ladentür zu. »Wir gehen ein anderes Mal essen, wenn du hoffentlich bessere Laune hast.«

Als Julia vom Podest stieg, um ihm nachzulaufen, wäre sie um Haaresbreite gestolpert. Sie packte ihn bei der Schulter, und diesmal war sie es, die ihn in die Arme nahm.

»Entschuldige, Stanley, ich wollte das nicht sagen, tut mir leid.«

»Was deinen Vater betrifft oder das Kleid, das ich so schlecht ausgewählt und angepasst habe? Ich mache dich...

Erscheint lt. Verlag 19.8.2019
Übersetzer Bettina Runge
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Toutes ces choses qu'on ne s'est pas dites
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte abenteuerliche Reise • Berlin • Bestsellerautor • eBooks • Frauen • Frauen ab 60 • Frauenliteratur • Frauen Literatur • Frauenroman • Frauenromane • geschenk ehefrau • Geschenk Frau • Geschenk Freundin • Geschenk Mutter • Geschenk Ostern • Liebe • Liebesromane • liebesromane deutsh • liebesromane, frauenromane, romantik • Muttertag • New York • Ostern Erwachsene • Ratzeputz • Romane für Frauen • Romantik • Starke Frauen • Vater-Tochter-Beziehung
ISBN-10 3-641-23038-1 / 3641230381
ISBN-13 978-3-641-23038-8 / 9783641230388
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