Die Herbstköchin (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
392 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-76033-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Herbstköchin -  Gabriela Jaskulla
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Gianna ist jung, temperamentvoll und ehrgeizig - und sie möchte unbedingt Köchin werden. Und zu den Besten gehören. So führt sie ihre Reise durch die Küchen ihrer Heimatstadt Regensburg, über Kopenhagen und Navarra bis nach New Mexico. An vier aufregenden Stationen lernt sie nicht nur die unterschiedlichen Kochstile berühmter und eigenwilliger Sterneköche kennen, sondern erlebt auch ein Auf und Ab der Gefühle: Sie ist verliebt - und gleich in zwei Männer, in zwei Brüder, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Nach und nach entdeckt Gianna, worauf es im Leben wirklich ankommt ...



<p>Gabriela Jaskulla wurde 1962 in Franken geboren, wuchs in Hessen auf, lebte in Spanien, liebt Hamburg, kleinere Inseln und lebt heute bei Berlin. Sie ist Kunsthistorikerin und Journalistin, arbeitete 17 Jahre für den Rundfunk und lehrt Kulturjournalismus und Kreatives Schreiben an der Hochschule in Hannover.</p>

Gabriela Jaskulla wurde 1962 in Franken geboren, wuchs in Hessen auf, lebte in Spanien, liebt Hamburg, kleinere Inseln und lebt heute bei Berlin. Sie ist Kunsthistorikerin und Journalistin, arbeitete 17 Jahre für den Rundfunk und lehrt Kulturjournalismus und Kreatives Schreiben an der Hochschule in Hannover.

1. Sonnenfänger


Sie kann die Geschichte erzählen, als ginge es um Fremde. Oder jedenfalls um andere. Und immer schön der Reihe nach. Hauptfiguren? Vier. Vor allen anderen das Mädchen Gianna. Zu Beginn der Geschichte zwölf oder dreizehn Jahre alt. Von ihren sizilianischen Großeltern hat sie den dunklen Teint. Wie ein zarter Hefeteig, in den ein wenig Safran und ein paar Mandeln geraten sind, sagt ihre Großmutter, die Bäckerin, die es gut mit ihr meint. Zart? Die? Sie hat ein heftiges Temperament, sagt ihre Trainerin. Sie ist eine schlechte Verliererin, meinen ihre Mitspielerinnen, die es missbilligen, wenn Gianna wieder einmal aus dem Kasten stürzt und zur Not foult, statt zu bleiben, wo ein anständiger Torwart hingehört und auf Glück hofft. Gianna, Torhüterin des FFC Donau, verlässt sich lieber auf ihre flinken Füße und auch mal eine schnelle Faust. Nach der gelungenen Aktion, wenn die gegnerische Spielerin sich fluchend wieder erhebt, steht Gianna schwer atmend vor der Schiedsrichterin, taub für deren Ermahnungen — und sieht in ihrem Zorn und ihrer Ungeduld hinreißend aus. Findet Quirin.

Quirin, die zweite Hauptfigur dieser Geschichte. Quirin zeichnet Gianna heimlich während der Spiele. Er zeichnet auf der umgedrehten Pappe der Pommes frites, die er notgedrungen bei jedem Heimspiel in sich hineinstopft. Quirin zeichnet gut, was daran liegt, dass er es ständig tut, aber weil er so viel von Gianna festzuhalten hat, muss er sehr viele Portionen Pommes vertilgen, und das tut seiner Figur nicht gut. Quirin also, ein vorerst dicklicher, gutmütiger Junge, der immer nur mhm, mhm brummt, wenn ihn eines der anderen Kinder fragt, ob es etwas von den gelben Kartoffelschnitzen abhaben könne, und mhm, mhm kann bei Quirin alles bedeuten, also fassen es die anderen Kinder als ein Nein auf, rennen davon und haben ihn im selben Augenblick vergessen. Quirin nimmt das hin, so, wie er vieles hinnimmt — auch, dass dieselben Kinder, die samstags um Pommes frites betteln, ihn am Montag einen Versager nennen oder Schlimmeres: Sie geben vor, sich nicht mehr an seinen Namen zu erinnern und rufen ihm dann die erstbesten beleidigenden Spitznamen zu, die ihnen einfallen: Pummel! Fetti! Monster! So lernt Quirin früh, schnelle Einfälle zu fürchten — und Gruppen, die sich einig sind.

Damian, der ganz andere. Die dritte Person in dieser Geschichte. Damian ist Quirins älterer Bruder, aber kein Mensch weiß, wer der Familie diesen schönen Kuckuck ins Nest gelegt hat. Nein, eigentlich kein Kuckuck, sondern eher ein Raubvogel, ein Habicht vielleicht oder, noch besser, ein Turmfalke. Tatsächlich liebt Damian Vögel fast so sehr wie seine Unabhängigkeit, aber es wird eine ganze Weile dauern, bis die Tiere und Damian zueinanderfinden. Bis dahin ist Damian vor allem immer fort — fort, wenn ihn sein kleiner Bruder bräuchte, fort, wenn die Mädchen, die ihn gestern auf der Party interessant fanden, heute in der Schule auf einen Blick, eine Bemerkung von ihm hoffen, fort, wenn Giannas Vater Lukas eine weitere Aushilfe zum Kellnern in der Klosterschänke braucht. Denn da treffen sich die drei, immer wieder.

Die Klosterschänke mit ihren üppigen Speisen und gescheuerten Bänken, den altmodischen Butzenscheiben und den schwer atmenden Bedienerinnen, die Sommer für Sommer wechseln. Die Schänke, in die die Besucher der absonderlichen kleinen Kirche, amüsiert und verwirrt nach den kurzweiligen Führungen, einkehren, um sich dann, wenn die Rechnung beglichen ist, mit einem letzten Glas in der Hand, an die Donau zu begeben und zu schauen. Das ist hier der Brauch.

Die Donau. Sie ist die vierte Hauptfigur dieser Geschichte, obwohl sie uns zwischendurch abhandenkommen wird. Aber wer die Donau einmal erlebt hat, dem bestimmt sie alles. Die Donau gibt den Rhythmus vor, sie wählt die Farben; der Donau mit ihrem eleganten Eilen entkommt keiner.

Die Donau, das ist kein gemütlicher, träger Fluss, an dessen Ufer Seerosen gedeihen könnten, kein ordentlicher, kontrollierter Kanal — die Donau ist ausladend, gewunden, sie biegt sich in weiten Schleifen von ihren Quellen im Schwarzwald bis zur Mündung ins Schwarze Meer und wird dabei breiter, stattlicher, aber auch immer schneller, rasanter, schneidiger. Die Donau fließt nicht, sie eilt auf ganz eigene Weise: von West nach Ost, während die anderen, die anständigen Flüsse, von Nord nach Süd fließen oder umgekehrt. Die Donau aber liegt quer. Sonnentrotzerin!, so nannte sie Herodot, weil sie dem Sonnenaufgang entgegenströmt. Sonnenfängerin wäre richtig, denn natürlich hat der Fluss es auf die Sonne abgesehen, auf jeden Strahl, jeden Funken, aber es gibt, meinen Menschen, die auch die Wolga kennen, den Don, die Weichsel und die brave, graue Elbe, keinen Fluss, der mehr Glanz und Glamour entfalten kann als die Donau.

Die Donau, sagte Gianna, ist eine Bestimmerin.

Die Jugendlichen, die entlang der Ufer leben, haben sich längst damit abgefunden. Vielleicht versteht man die Donau zwischen vierzehn und zwanzig sowieso am besten, versteht ihren fortwährenden Aufruhr, ihre Ungeduld, ihre Sehnsucht nach Licht, nach dem Fortkommen. Die Donau sagt allen: Es ist möglich. Deshalb erweisen die Jugendlichen dem Fluss ihren Tribut. Auch Quirin und Damian pflegen das Ritual: In jedem Frühjahr kaufen sie sich neue Sonnenbrillen. In ganz Europa erwerben Jugendliche eiserne Schlösser, ritzen ihre Namen und die ihrer Liebsten hinein und ketten sich auf diese Weise an Brückengeländern fest. So krallen sie sich an die Dauer. Nichts wäre den jungen Leuten von Regensburg ferner: Sie kaufen im Frühjahr die neuesten Modelle in den Brillenläden der Gegend — um sie am Ende der Saison in den Fluss zu werfen. So viel gesehen, soll das heißen, nun ist es genug. Und dann verschließen sich Fluss und Himmel, die Wochen des Nebels und des Regens beginnen, und so ist es dunkel und verhangen, dass im März eine allgemeine große Unruhe die Städte und Dörfer der Oberpfalz erfasst, ein geradezu gefährliches Rumoren und Fragen: Wann kommt das Licht? Wann verbünden sich wieder Sonne und Fluss? Und dann rüsten die Optiker vergnügt wieder auf.

2. Netze


Es war verlässlicher Frühling. Die jungen Leute gaben sich wieder viel Mühe mit den Brillenmodellen, ganz so, als stünde neben dem Sommer auch eine Sonnenfinsternis bevor und es käme darauf an, empfindliche Augen zu schützen. Es war aber kein Himmelswunder zu erwarten, sondern ein Flussspektakel: die Donau im Mai. Dafür rüsteten sich die Jugendlichen. Sie fanden sich in kleinen, losen Gruppen am Flussufer ein und — taten nichts. Außer, sich zu zeigen. Einander und dem Fluss. Und der Fluss ließ sich nicht lange bitten und strahlte und leuchtete, während die Ulmen und Buchen am Ufer mit ihrem frischen Grün die Kontraste noch verstärkten und der Himmel über der bayerischen Stadt zeigte, was er konnte. Die tumberen Jugendlichen, solche, die keine vernünftigen Sonnenbrillen ergattert hatten, weil sie sich zu spät entschlossen hatten, versuchten, so zu tun, als bräuchten sie keine Brillen, als machte ihnen das Gleißen und Glimmen nichts aus.

Scheißhimmel!, sagte Damian, während er lässig auf einem Grashalm herumkaute. Sie lagen zu dritt im Gras: Quirin, Gianna und der Ältere, Selbstbewusstere. Eigentlich standen sie eher im Gras, so steil war die Wiese, die sich hinter der Klosterschänke aufwölbte, und so schauten sie über den Wald in den Himmel, den Donauwald, der jetzt als messerscharfe Kante zusätzlich in die Augen schnitt.

Sei doch froh, murmelte Quirin leise, ist doch ganz schön hier.

Er mochte es nicht, wenn Leute an dem herumkrittelten, was war.

Schön? Damian lachte höhnisch. Du bist so ein Gimpel! Wahrscheinlich magst du auch Zwiebeltürme und weiße Dorfkirchen?

Quirin wusste nicht, was er dazu sagen sollte.

Ist das jetzt irgendwie wichtig?

Er kannte seinen Bruder. Der brauchte nur jemanden, um sich auszuprobieren. Um seine scharfe Zunge zu wetzen. Zwiebeltürme, so beschied der ihn...

Erscheint lt. Verlag 10.9.2018
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Algen • Andalusien • Äthiopien • Babettes • Backen • Baskenland • Bella Martha • Besonders • Bittersüße Schokolade • Brot und Tulpen • Chef de Cuisine • Dänemark • Dom • Dombau • Donau • Dreiecksbeziehung • Eselsturm • Essen • Fest • Festmahl im August • Frauenbuch • Frauenroman • Fusion • Geschenkbuch • Gewürze • Gewürzgarten • Haute Cuisine • insel taschenbuch 4741 • IT 4741 • IT4741 • Kaffee • Kochbuch • Kochen • Köchin • Kochroman • Kopenhagen • Kräuterspirale • Küche • Laura Esquivel • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Mostly Martha • New Mexico • New Mexiko • No Reservations • Olite • Ostseeliebe • Ratatouille • Regensburg • Regensburger Dom • Reise • Reisen • Restaurant • Rezepte • Rezept zum Verlieben • Romanze • Rosmarin • Samen • Schmöker • Septembermeer • Spanien • Spitzenrestaurant • Steinmetz • Sternekoch • Sterneküche • Suche • Tapas • Thymian • Urlaub • Urlaubslektüre • Zimt und Koriander • Zutaten
ISBN-10 3-458-76033-4 / 3458760334
ISBN-13 978-3-458-76033-7 / 9783458760337
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