Ein Himmel für Dich (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
352 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-798-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Himmel für Dich -  Emma Heatherington
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Kann dich das Leben noch überraschen, auch wenn du glaubst, alles verloren zu haben?
Juliette erfährt an ihrem 40. Geburtstag, dass ihr nur noch wenig Zeit bleibt. Ihr erster Gedanke gilt ihrer Tochter Rosie. Nicht mehr lange wird sie Rosie aufwachsen sehen, ihr beistehen, für sie da sein. Wer wird sie dann so lieben, wie nur eine Mutter es kann?
Shelley hat Mühe, die Tage zu überstehen, seit ihre kleine Tochter starb. Gefangen in ihrem Schmerz stößt sie jeden von sich weg, auch ihren liebevollen Ehemann.
Als sie Juliette begegnet, spürt sie deren Lebenswillen. Findet Shelley durch ihre neue Freundin den Weg zurück ins Leben? Und kann sie Juliette dabei helfen, sich den größten Wunsch zu erfüllen?



Emma Heatherington liebt romantische Komödien, Rotwein, gemütliche Abende vor dem Kamin, Musicals und Nashville. Sie schreibt nicht nur Bücher, sondern auch Drehbücher, Songs und Theaterstücke und lebt mit ihrem Partner, dem Künstler und Singersongwriter Jim McKee, und ihren fünf Kindern in Donaghmore, Irland.

KAPITEL 1

Freitag

Queen Elizabeth Hospital, Birmingham, England

JULIETTE

Ich gewöhne mich gerade an die Vorstellung, dass ich jetzt vierzig bin, als ich erfahre, dass ich bald sterben werde. Seien wir ehrlich, viel absurder geht es nicht.

»So viel dazu, dass mit vierzig das Leben erst richtig anfängt«, sage ich zu meinem Arzt Michael, der mich zerknirscht ansieht. Ich schenke ihm ein nervöses Lächeln und ein Shit-happens-Achselzucken. Mein Gesicht erzählt eine Lüge. Meine Zunge erzählt eine Lüge. Ich versuche, so zu tun, als wäre ich okay, aber natürlich bin ich das nicht. Innerlich weine ich. Ich bin vierzig, und ich sterbe bald, und ich bin überhaupt nicht okay.

Ich starre auf den Boden, bis mir vom Teppichmuster schwindelig wird. Das Ticken der Uhr scheint immer lauter zu werden, während wir beide uns überlegen, was wir als Nächstes sagen sollen. Die lärmenden Uhrzeiger jagen sich im Kreis, verspotten mich, und mein Leben verrinnt wie die Stunden, Minuten, Sekunden … bis zum Stillstand.

Michael sieht mich an, als würde er auch gleich losheulen, und ihm fehlen ausnahmsweise einmal die Worte.

Wir haben einen ziemlich weiten Weg zurückgelegt, seit wir vor drei Jahren diese Krebs-Odyssee zusammen antraten, und nun haben wir den Punkt erreicht, an den wir nie kommen wollten. Den Teil, wo Michael mir als mein Arzt sagt, dass wir nichts mehr tun können, dass die Reise für mich zu Ende geht. Den Teil, wo er mir als mein Freund sagt, dass trotz unserer Tour de Force durch die Therapien, trotz allen Leidens, Betens und Hoffens alles nur noch eine Frage der Zeit ist. Dass wir nur noch auf das Unvermeidliche warten können.

Wenn das mit dem Warten doch nur so einfach wäre – ich kann nicht bloß herumsitzen und Däumchen drehen. Es gibt noch so viele Dinge, die ich in meinem Leben machen möchte, und nun läuft mir die Zeit davon.

Ich gehe zum Fenster und schaue hinaus auf die Dächer der Stadt. Aus Angst, ohnmächtig zu werden, wenn ich mich nicht auf so etwas Einfaches konzentriere wie das Atmen, öffne ich den Flügel und inhaliere die frische Luft. Wir brauchen hier schließlich nicht noch mehr Drama, richtig?

»Juliette, hast du schon mit deiner Familie darüber gesprochen?«, fragt Michael. Er spielt nervös mit seinem Kugelschreiber herum. »Ich meine, mir ist klar, dass du vor diesem Termin nicht sicher wissen konntest, wie das Ergebnis ausfallen würde, aber hast du deine Angehörigen trotzdem vorbereitet?«

Ohne ihn ansehen zu müssen, weiß ich, dass er zum dritten Mal, seit ich hier bin, seine Brille abgenommen hat, um sie zu putzen, nur damit seine Hände beschäftigt sind. Er ist immer furchtbar zappelig, wenn er schlechte Nachrichten übermitteln muss. Und das hier ist nicht nur eine schlechte Nachricht. Es ist die allerletzte Nachricht, die er mir jemals übermitteln wird. Dies ist der Anfang vom Ende.

»Meine Schwester weiß, dass ich heute hier bin, meine Mutter auch, aber sie erhalten die Hoffnung immer noch aufrecht. Für sie wird es ein Schock sein, auch wenn sie es insgeheim befürchten«, antworte ich.

»Und Rosie?«

O Gott.

»Rosie …« Meine Stimme versagt kurz, als ich den Namen meiner Tochter ausspreche. »Rosie glaubt, dass ich mir heute zum Geburtstag einen Wellnesstag mit meinen Freundinnen gönne. Sie hat keine Ahnung, was los ist … noch nicht.«

Wie soll ich es ihr bloß beibringen? Wie? Sie hat sonst niemanden, an den sie sich halten kann. Sie hatte immer nur mich.

»Und Dan?«

Michael sorgt wirklich dafür, dass die Nachricht bei mir ankommt, indem er die wichtigsten Menschen in meinem Leben aufzählt. Mein Mund wird trocken, als Dans Name fällt. Ich versuche zu antworten, aber es geht nicht.

»Um Himmels willen, Juliette, du musst es ihm sagen«, fährt Michael fort. »Der arme Mann dreht bestimmt schon durch vor lauter Sorge. Er gehört immer noch zur Familie, egal, was ihr durchgemacht habt.«

Ich drehe mich um und lehne mich mit verschränkten Armen gegen die Fensterbank. »Michael, du weißt genau, dass die Sache ein bisschen komplizierter ist«, sage ich, und er macht sein »Da musst du wohl durch«-Gesicht. »Oh, sieh mich nicht so an!«

»Dan und ich haben beide eingesehen, dass er mit mir und meiner Krankheit nicht klarkommt«, erinnere ich Michael. »Er hat seine eigenen Probleme, mit denen er fertigwerden muss. Ich werde es ihm schon noch sagen – nur halt nicht sofort. Zu seinem eigenen Besten, nicht zu meinem.«

Michael legt den Kopf in seine Hände. Dieses Chaos nimmt ihn fast genauso sehr mit wie mich – und was für ein Chaos es ist, wenn einem bewusst wird, dass man alles zurücklassen muss, was man liebt. Es ist, als würde man für eine Reise packen, die aber nirgendwo hinführt. Wie zum Teufel soll man für so etwas planen?

»Du kannst Dan nicht einfach außen vor lassen, Juliette«, sagt Michael. »Er geht bestimmt schon die Wände hoch vor lauter Verzweiflung. Weißt du überhaupt, wo er im Moment ist?«

Ich zucke mit den Achseln. »Vielleicht bei seiner Mutter? Oder bei seiner Schwester?«

Die Wahrheit ist, ich habe nicht den blassesten Schimmer. Ich weiß nicht, wo mein Mann ist, und im Moment ist das auch besser so – für mich, für ihn und für Rosie.

»Und du hast kein Problem damit, dass du es nicht weißt?«

Ich nicke und zucke wieder mit den Achseln. Was soll ich dazu sagen?

»Kann natürlich sein, dass sich das nach heute ändert«, erwidere ich schließlich. »Oder auch nicht. Ich muss zuerst gründlich darüber nachdenken, wie du sicher verstehen wirst – ich meine, du kennst mich mittlerweile ja fast so gut wie mein eigener Mann.«

Michael und ich haben schon vor einer ganzen Weile die Förmlichkeiten zwischen Arzt und Patient abgelegt und uns eingestanden, dass wir richtig gute Freunde geworden sind. Wir reden über alles, angefangen von amerikanischer Rockmusik über One-Pot-Lieblingsrezepte (Michael ist frischgebackener Single) bis hin zu unseren gemeinsamen irischen Wurzeln, und ich habe ihm sogar einmal Beziehungstipps gegeben – obwohl ich die Letzte bin, die so etwas tun sollte. Die Allerletzte. Wir haben auch viel gestritten, wenn es hart auf hart kam.

»Du bist die anstrengendste und sturste Person, der ich jemals begegnet bin«, sagt er jetzt und bringt ein leichtes Lächeln zustande. »Und das meine ich auf die nettestmögliche Art.«

»Ja, ja, ich weiß«, erwidere ich augenrollend. »Hör zu, ich brauche Zeit, um das alles in meinem Kopf zu sortieren, und danach werde ich mit Dan reden. Ich weiß, Zeit ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann, aber ich muss einfach … ich muss einfach erst in Ruhe überlegen. Ich habe diesen Moment immer gefürchtet, und obwohl ich wusste, dass er irgendwann kommen könnte, ist es ein gewaltiger Schock. Das Kranke daran ist, dass ich mich im Moment gar nicht krank fühle. Ich fühle mich gut! Wie grausam und paradox ist das denn?«

Es entsteht ein kurzes Schweigen.

»Die Symptome werden sich leider ziemlich bald bemerkbar machen«, sagt Michael. »Darum genieß die Zeit, solange du dich noch gut fühlst. Du hast natürlich Anspruch auf Palliativpflege, sobald es dir notwendig erscheint. Du musst dir dann überlegen, ob du zu Hause betreut werden möchtest oder im Hospiz, darüber haben wir ja schon gesprochen. Und wir müssen uns gemeinsam überlegen, wie deine Schmerzbehandlung aussehen soll und welche Art von Medikamenten du nehmen möchtest.«

Die Uhr tickt wieder, so laut.

Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, und wir beide wissen das.

»Was mache ich jetzt, Michael? Ich meine, ganz konkret: Was ist der nächste Schritt?«, frage ich. »Ich bemühe mich, tapfer zu sein, aber ich habe eine Riesenangst. Bitte sag mir, was ich tun soll. Wie geht es jetzt weiter? Wie fange ich damit an, mich auf mein Ableben vorzubereiten?«

So viele Fragen hängen in der Luft, als würden sie in einer Sprechblase über meinem Kopf stecken. Eine ganze Serie von Fragen, auf die niemand eine Antwort hat.

Das dachte ich jedenfalls.

»Fragst du mich als deinen Freund oder als deinen Arzt?«, erwidert Michael, der Schmerz hat sich in seine Augen eingebrannt.

»Ich frage dich als … als meinen Freund, schätze ich.«

Er schluckt. Er zögert. »Als deinen Freund«, murmelt er. »Okay, als dein Freund würde ich dir empfehlen, dass du dir eine Auszeit nimmst. Dass du alles für ein paar Tage hinter dir lässt, bevor es dir schlechter geht.«

»Was?«

Das ist nicht das, was ich erwartet habe.

»Fahr irgendwohin, wo du schon immer mal hinwolltest. Ich meine sofort. Heute ist dein Geburtstag, Juliette. Du kannst auch morgen fahren, aber tu es einfach«, sagt er. »Pack deinen Koffer und verschwinde für ein paar Tage, vielleicht sogar für eine ganze Woche, wenn du es einrichten kannst. Ich denke, du solltest etwas nur für dich tun.«

Ich rolle wieder mit den Augen.

»O Michael, das ist wirklich ein netter Vorschlag, aber ich kann nicht«, erwidere ich. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich die Energie aufbringe, um in das nächste Flugzeug zu steigen, das mich zu irgendeinem exotischen Ziel bringt, während diese Zeitbombe in meinem Kopf tickt. Die Idee klingt gut, danke dafür, aber ich habe eine minderjährige Tochter, an die ich denken muss. Ganz zu schweigen von meiner Arbeit. Ich habe ein paar Beiträge zu schreiben. Gott, das klingt so belanglos in Anbetracht der Situation, oder? Arbeit. Wen kümmert seine Arbeit, wenn er...

Erscheint lt. Verlag 4.1.2019
Übersetzer Claudia Geng
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Familie • Familiendrama • Frauenroman • Frauenunterhaltung • Freundschaft • herzzerreißend • Jojo Moyes • Liebe • mit dir an meiner seite • Mutter • Nicholas Sparks • nur mit dir • Roman • roman tod • Tochter • Tod • trauriger Roman • trauriges Buch
ISBN-10 3-95967-798-7 / 3959677987
ISBN-13 978-3-95967-798-1 / 9783959677981
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