Die Droge Verwöhnung (eBook)

Beispiele, Folgen, Alternativen

(Autor)

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2018 | 5. Auflage
256 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95746-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Droge Verwöhnung -  Jürg Frick
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Warum werden Kinder zu sehr verwöhnt? Weshalb ist dies den Eltern oft gar nicht bewusst? Ein Blick in die Bereiche Kindergarten, Schule und Elternhaus zeigt die Aktualität des Themas - nicht nur vor dem Hintergrund neuerer technischer Geräte wie Tablets und Handys, die zusätzliche Verwöhnungsfelder bieten. Es geht oft um weit mehr als nur um materielle Überversorgung, auch emotional kann man Kinder zu sehr verwöhnen. Und nicht nur Eltern verwöhnen: Es geschieht auf «breiter Front», durch die Schule genauso wie im Rahmen von Freizeitangeboten. Die Folgen können schwerwiegend sein: Überängstlichkeit im Leben, mangelndes Selbstvertrauen bis hin zur Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit und der emotionalen Intelligenz. Im Schlusskapitel bietet der Autor Denkanstöße für Einstellungs- und Verhaltensänderungen. Er entwickelt Alternativen für einen liebevollen, aber dennoch nicht verwöhnenden Umgang mit Kindern. Drei Fragebogen erlauben es den Erziehenden, ihren Erziehungsstil auf Verwöhnungsanteile hin zu überprüfen. Die vorliegende fünfte Auflage wurde vom Autor überarbeitet und erheblich erweitert; so sind etwa wichtige Aspekte zu Selbststeuerung/Selbstkontrolle neu berücksichtigt worden.

Die Droge Verwöhnung 1
Inhalt 7
Geleitwort zur 5. Auflage 9
Vorwort 13
Vorwort zur 2. Auflage 15
Vorwort zur 3. Auflage 16
Vorwort zur 4. Auflage 17
Vorwort zur 5. Auflage 18
1 Einleitung 19
2 Was heißt Verwöhnung? Die begrifflich-phänomenologische Ebene 29
Was heißt Verwöhnung? 31
Normales und verwöhnendes Verhalten 43
Positive Verwöhnung 44
3 Felder der Verwöhnung: Die Angebotsebene 45
Fru?he Kindheit und Vorschule 45
Schule/Schulalter 49
Fortfu?hrende Ausbildungsstätten 56
Arbeitswelt 57
Freundschaft, Partnerschaft/Liebe 57
Freizeit, Konsum und Werbung 58
Gesundheit, Sucht, Medizin und Psychiatrie 64
Psychologie und „Lebensberatung“ 68
Religion und Esoterik 70
4 Auswirkungen und Folgen der Verwöhnung: Die Symptom-Ebene 75
Vierundzwanzig häufige Auswirkungen von A (Angst) bis Z (mangelndes Zutrauen) 76
Auswirkungen in verschiedenen Bereichen 89
Verwöhnung und psychische Gesundheit 114
Literarische Darstellungen von Verwöhnung 126
Kritischer Exkurs: Verwöhnung und Selbstverwöhnung in der Chefetage 140
5 Prädisponierende Faktoren, Hintergru?nde und Bedingungen der Verwöhnung: Die (meistens) unbewusste Ebene 163
6 Verwöhnung als subtile Form der Kindsmisshandlung? 187
7 Fallbeispiel: Ein extrem verwöhntes Einzelkind 195
8 Statt Verwöhnung: Einsichten, Anregungen, Umgang, Konsequenzen 199
Was heißt Erziehen? 199
Unterstu?tzung statt Einschränkung 200
Erziehen ohne verwöhnen 202
Die Kunst der Ermutigung 205
Wie kann man mit verwöhnten Kindern umgehen? Ein Entwöhnungsprogramm 214
Anhang: Fragebogen 227
Literaturverzeichnis 231
Internet-Seiten 236
Weiterfu?hrende Literatur 236
Bilder- und Lesebu?cher 238
Empfehlenswerte Internet-Seiten 240
Empfehlenswerte Filme 240
Sachwortregister 241
Personenregister 251
Über den Autor 255

2 Was heißt Verwöhnung? Die begrifflich-phänomenologische Ebene (S. 27-28)

In der akademischen Psychologie sowie in der Pädagogik als Erziehungswissenschaft findet sich der Begriff „Verwöhnung“ kaum. Und der englische Begriff overprotection deckt auch nur – und ungenau – einen Teil des Verwöhnungsproblems ab.

Die Erziehungsstil-Forschung der vergangenen Jahrzehnte (z. B. Lewin, Tausch und Tausch, Anderson, Schmidtchen u. a.) beschreibt Erziehungsstile, ohne die Verwöhnung explizit zu erwähnen. Manchmal werden noch der „permissive Erziehungsstil“ (Maccoby & Martin, 1983 in Perlet & Ziegler, 1999) oder der „überbehütende Erziehungsstil“ (Kruse, 2001 in Walper & Pekrun, 2001) erwähnt und beschrieben – meistens allerdings nur kurz. Auch im Überblicksband von Weber (1986) findet sich kein Wort dazu. In keinem dieser Erziehungsstil-Modelle erkennt man Praktiken, die verwöhnende Aspekte ausführlicher enthalten. Das ist doch eher erstaunlich, da das Phänomen Verwöhnung schon seit langem in der Theorie (vgl. z. B. bei Adler), in der Alltagssprache wie auch in der pädagogischen Praxis (Erziehung, Schule) bekannt ist. Vielleicht hängt diese Amnesie mit den zum Teil eher theoretisch entwickelten Konzepten der Erziehungsstil-ForscherInnen zusammen.

Nach Hobmair bezeichnet ein „Erziehungsstil die Art und Weise, wie ein Erzieher dem zu Erziehenden gegenübertritt. Dabei handelt es sich um relativ konstante Verhaltensweisen des Erziehers gegenüber dem zu Erziehenden […] Erziehungsstil kennzeichnet also eine durchgängige Grundhaltung des Erziehers.“ (Hobmair et al., 1996, S. 212) Diese Definition lässt sich sehr genau auf die Verwöhnung übertragen: Verwöhnung ist ebenfalls – wie ich gleich zeigen werde – eine Grundhaltung der betreffenden Eltern oder Lehrperson, die mehr oder weniger konstant und anhand bestimmter Kriterien identifizierbar ist. Verwöhnung ist eine eigene Variante eines Erziehungsstils, so wie in der Literatur etwa ein kooperativer, ein autoritärer, ein Laisser-faire-Stil (Lewin) oder eine Dimensionenkombination (Tausch und Tausch) beschrieben worden sind.

Hobmair spricht in seinem Lehrbuch der Pädagogik nur einmal von einem überbehütenden Stil (Hobmair et al, 1996, S. 222), der nach Tausch und Tausch eine sehr hohe Lenkung sowie eine maximale Wertschätzung beinhalten soll. Leider geht er darauf nicht näher ein. Ich möchte das in diesem Kapitel nachholen. Verwöhnung beinhaltet mehr und zum Teil anderes als nur sehr hohe Lenkung und maximale Wertschätzung, und Verwöhnung lässt sich auch nicht auf diese zwei Dimensionen reduzieren. Der verwöhnende Erziehungsstil hat auch wenig mit Laisser-faire oder Permissivität (Gewährenlassen) zu tun. In Heilbruns Kontrollmuster-Modell werden zwei Hauptdimensionen (niedrige vs. hohe Unterstützung, niedrige vs. hohe Kontrolle) unterschieden. Die Kombination von hoher Kontrolle mit hoher Unterstützung wird dort mit überbehütend (engl. overprotective) bezeichnet. Ich halte dieses Konzept bezüglich der Verwöhnung für ungenau, da beim verwöhnenden Erziehungsstil die Unterstützung aus der psychologischpädagogischen Perspektive eben gerade nicht hoch ist: Eine echte hohe Unterstützung würde vielmehr bedeuten, dem einzelnen Kind die persönlichkeits-, situations- und altersspezifisch optimale, nicht einfach „hohe“, Unterstützung zukommen zu lassen. Hohe, also optimale, Unterstützung würde dann sehr spezifisch – sich an den Bedürfnissen und Möglichkeiten des einzelnen Kindes und Jugendlichen orientierend – manchmal hoch, dann tief, später vielleicht mittel ausfallen, je nach Situation und Person (vgl. Krohne & Hock, 1994).

Von Cubes verhaltensbiologische Definition – „Unter Verwöhnung verstehe ich eine rasche und leichte Triebbefriedigung – mit dem damit verbundenen Lusterlebnis – ohne Anstrengung.“ (Cube, 1999, S. 15) – lenkt das Augenmerk stark auf triebgeleitete Aspekte. Wunschs Beschreibung von Verwöhnung berücksichtigt dagegen stärker eine psychologisch orientierte Sichtweise: „Verwöhnung ist das Resultat unangemessenen Agierens oder Reagierens auf Wünsche oder Verhalten.“ (Wunsch, 2000, S. 83) Und etwas später schreibt er treffend: „Verwöhnung vollzieht sich durch die Erfüllung bzw. Weckung lebensbehindernder Bedürfnisse, konkret durch zuviel oder zu wenig Gewährenlassen oder durch unangemessenes Agieren und Reagieren.“ (S. 87) Schließlich gibt Wunsch noch eine direktere Beschreibung von Verwöhnung: „Wer einem Menschen Lob, Geld, soziale Anerkennung oder andere Zuwendungen ohne eigenen Beitrag – und sei er noch so klein – auf Dauer zukommen lässt, der verwöhnt.“(S. 154) In diesen drei Zitaten Wunschs sehen wir deutlich zwei Aspekte: Verwöhnung ist eine Handlung sowie eine Haltung von Erwachsenen. Auf beides möchte ich näher eingehen.

Erscheint lt. Verlag 25.6.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte Elternhaus • Elternratgeber • Entwicklungspsychologie • Freizeit • Gesundheit • Kindergarten • Pädagogische Psychologie • Ratgeber • Sachbuch • Sachbücher und Ratgeber • Schule • Selbstvertrauen • Überängstlichkeit • Versorgung
ISBN-10 3-456-95746-7 / 3456957467
ISBN-13 978-3-456-95746-3 / 9783456957463
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