Glamorama (eBook)

Roman
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2018 | 1. Auflage
832 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31895-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Glamorama -  Bret Easton Ellis
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Stars und Models, hippe Charaktere, grenzenlose Gewalt und anarchischer Sex, Designerdrogen und hämmernde Musik - alles, was seine Fans (und Kritiker) erwartet haben, steckt in Bret Easton Ellis' spektakulärem Roman »Glamorama«. Ein Horrortrip durch das glamouröse New York, durch die obszön glitzernde Welt von London und Paris.Victor Ward, Model und Nightlife-Profi, lebt in der modebesessenen und prominenzgeilen Welt Manhattans. Er eröffnet einen eigenen Szene-Club. Er hat ein Supermodel als Freundin und betrügt sie. Wie alle im Schatten der Stars kämpft er um Geld, Macht und Ruhm. Und zunehmend gerät er in den Sog der düsteren Seite dieser Hochglanz-Welt, die eng vernetzt ist mit Verbrechen und Gewalt. Ein mysteriöser Auftrag führt ihn nach London und Paris, wo er Kontakt zu einer terroristischen Vereinigung aufnimmt, die - angeführt von einem Model - Hotels in die Luft jagt und Flugzeuge sprengt. Ob in Manhattan oder in Europa, Victor weiß, dass er in der Falle sitzt, und Fluchtwege gibt es nicht.

Bret Easton Ellis wurde 1964 in Los Angeles geboren. Er besuchte die private Buckley School und begann 1986 ein Musikstudium am Bennington College in Vermont. Schon während seiner Highschool-Zeit bis in die Anfänge der 80er-Jahre spielte Ellis Keyboard in diversen New-Wave-Bands und wollte ursprünglich Musiker werden. Im Laufe des Studiums zog es ihn jedoch immer mehr zum Schreiben. Mit 21 Jahren veröffentlichte Ellis das Debüt »Unter Null« und zog zwei Jahre später nach New York City. 1991 erschien »American Psycho«, der Roman machte ihn endgültig zum Kultautor. Seit 2006 lebt er wieder in Los Angeles, in der Nähe von Beverly Hills.

Bret Easton Ellis wurde 1964 in Los Angeles geboren. Er besuchte die private Buckley School und begann 1986 ein Musikstudium am Bennington College in Vermont. Schon während seiner Highschool-Zeit bis in die Anfänge der 80er-Jahre spielte Ellis Keyboard in diversen New-Wave-Bands und wollte ursprünglich Musiker werden. Im Laufe des Studiums zog es ihn jedoch immer mehr zum Schreiben. Mit 21 Jahren veröffentlichte Ellis das Debüt »Unter Null« und zog zwei Jahre später nach New York City. 1991 erschien »American Psycho«, der Roman machte ihn endgültig zum Kultautor. Seit 2006 lebt er wieder in Los Angeles, in der Nähe von Beverly Hills. Joachim Kalka, geboren 1948, lebt als Kritiker und Übersetzer in Stuttgart.

32


Im Zickzack Richtung Chemical Bank am neuen Gap vorbei, es ist Mittwoch, aber draußen fühlt sich’s montäglich an, und die Stadt sieht irgendwie unwirklich aus, es hängt ein Himmel wie vom Oktober 1973 oder in der Art drüber, und eben jetzt um halb sechs haben wir Manhattan hier als Ort des LÄRMS: Presslufthämmer, Hupen, Sirenen, splitterndes Glas, Recyclinglaster, Trillerpfeifen, dröhnender Bass von der neuen Ice Cube, überflüssiges Geräusch, das hinter mir herweht, als ich meine Vespa in die Bank schiebe, mich in die Schlange vor dem Geldautomaten einreihe, die ist hauptsächlich aus Asiaten gebildet, die mich böse anstarren, während sie zurückweichen, ein paar beugen sich vor, flüstern miteinander.

»Was gibt das mit dem Moped da?«, fragt so ein Wichser.

»He, und was gibt das mit deiner Hose da? Hör zu, das Rad hat keine Karte, es holt kein Geld aus dem Automaten, also reg dich ab. Herrgott.«

Nur einer von den zehn Automaten scheint Geld zu haben, also heißt’s warten, und währenddessen muss ich zu meinem Spiegelbild in den blanken Stahlplatten an den Säulen über den aufgereihten Geldautomaten hochsehen: Hohe Wangenknochen, Elfenbeinhaut, rabenschwarzes Haar, halbasiatische Augen, eine makellose Nase, volle Lippen, klar umrissenes Profil, aufgefetzte Jeansknie, T-Shirt unter einem Hemd mit langem Kragen, rote Weste, Samtsakko, und ich stehe ein bisschen in mich zusammengesunken da, Rollerblades flott über die Schulter gehängt, erinnere mich plötzlich daran, dass ich vergessen habe, wo ich heute Abend Chloe treffen soll, und in dem Moment geht der Beeper los. Beau ist dran. Ich lass das Panasonic EBH 70 aufschnalzen und ruf ihn zurück, im Klub.

»Ich hoffe, Bongo dreht nicht durch.«

»Es sind die Rückmeldungen, Victor. Damien dreht durch. Er hat eben angerufen, hat total rumgetobt …«

»Hast du ihm gesagt, wo ich bin?«

»Wie denn, wenn ich selber nicht weiß, wo du bist?« Pause. »Wo bist du? Damien war in einem Hubschrauber. Stieg grade aus einem Hubschrauber, genau gesagt.«

»Ich weiß nicht mal, wo ich bin, Beau. Na, ist das ’ne gute Antwort?« Die Schlange kriecht langsam voran. »Ist er in der Stadt?«

»Nein. Ich sag doch, er war in einem Hubschrauber. Ich sagte: In einem Hub-schrau-ber.«

»Aber wo war der? Der Hub-schrau-ber?«

»Damien glaubt, wir sitzen in der Scheiße. Etwa vierzig haben auf die Einladung zum Diner nicht geantwortet, also könnte man wohl sagen, unsere Sitzordnung ist eher sinnlos.«

»Beau, das kommt immer darauf an, was man unter ›sinnlos‹ versteht.«

Eine lange Pause. »Sag mir nicht, dass es mal den Sinn hat und mal den, Victor. Beispielsweise haben wir hier im Falle O folgende Situation: Tatum O’Neal, Chris O’Donnell, Sinead O’Connor und Conan O’Brien alle ja, aber nix von Todd Oldham, dem hängt anscheinend einer ständig an der Hacke, der dreht völlig ab, nix von Carrie Otis oder Oribe …«

»Keine Angst«, flüstere ich. »Das kommt, weil sie alle in den Shows sind. Ich red morgen mit Todd – ich seh ihn auf der Show – aber ich meine, was läuft hier eigentlich, Beau? Conan O’Brien kommt, aber Todd Oldham und Carrie Otis möglicherweise nicht? Das ist einfach kein akzeptables Szenario, Baby, aber ich bin hier grade mit meiner Vespa am Geldautomat, ich kann jetzt eigentlich nicht – he, was glotzte denn so blöd? –, aber ich will jedenfalls Chris O’Donnell beim Essen nicht irgendwo an meinem Tisch haben. Chloe findet ihn ja so wahnsinnig süß, und auf den ganzen Scheißdreck kann ich morgen aber so was von verzichten.«

»Mhm. Alles klar, kein Chris O’Donnell, okay, hab ich. Also, Victor, gleich morgen früh müssen wir die Langen durchgehen, die M und S …«

»Wir kriegen’s auf die Reihe. Heul nicht, Beau. Du klingst so traurig. Jetzt bin ich dran mit Abheben. Ich muss jetzt …«

»Warte noch! Rande Gerber ist in der Stadt …«

»Tu ihn unter G, aber bitte nicht fürs Essen, wenn er nicht mit Cindy Crawford kommt, in dem Fall ist er eingeladen, und dann weißt du ja auch unter welchem Buchstaben, Baby.«

»Victor, du solltest mal versuchen, mit der Publicityfrau von Cindy zurande zu kommen. Versuch mal, von Anthony Sabato Jr.s Publicitytyp eine ehrliche Antwort zu kriegen …«

Ich schalte aus, schiebe endlich meine Karte rein, tippe den Code (COOLGUY) ein und warte, ich denke dabei an die Sitzordnung für Tisch 1 und 3, und dann teilen mir grüne Wörter auf dem schwarzen Schirm mit, dass dieses Konto über kein Bargeld mehr verfügt (Kontostand 143 Dollar Soll) und mir kein Geld ausgezahlt wird, und ich habe mein letztes Bares für einen Eisschrank mit Glastür ausgegeben, weil Elle Decor was über mein Apartment aufgenommen hat, was dann nie erschienen ist, also knalle ich die Faust gegen den Automaten, stöhne »Erbarmen«, und weil ein erneuter Versuch ja völlig hoffnungslos ist, wühle ich meine Taschen nach einem Xanax durch, bis mich jemand wegschiebt und ich das Moped rausrollere, total fertig.

Ich fahre langsam die Madison hoch, halte vor Barneys an einer Ampel, und Bill Cunningham knipst mich und schreit: »Is das ’ne Vespa?«, und ich zeig mit dem Daumen nach oben, er steht neben Holly, einer kurvigen Blondine, sie sieht aus wie Patsy Kensit, und als wir letzte Woche zusammen Heroin gequalmt haben, hat sie mir erzählt, sie sei vielleicht lesbisch, was in gewissen Kreisen natürlich eine gute Nachricht ist, und sie winkt mich rüber, Satin-Hotpants, rot-weiß gestreifte Plateaustiefel, ein silbernes Peacezeichen, und sie ist ultradünn, diesen Monat auf dem Cover von Mademoiselle, und nach einem Tag Modenschau im Bryant Park sieht sie etwas hektisch aus, aber doch sehr cool.

»He Victor!« Sie winkt mich immer noch her, nachdem ich schon die Vespa an den Bordstein geschoben habe.

»Hallo Holly.«

»Anjanette, Victor.«

»Hallo Anjanette, was liegt an, Pussycat. Du siehst äußerst Uma-mäßig aus. Scharfes Outfit.«

»Das ist Retro-abgedreht. Sechs Shows heute. Ich bin erschöpft«, sagt sie und gibt jemandem ein Autogramm. »Ich hab dich bei der Calvin-Klein-Show gesehen, wie du Chloe moralisch unterstützt hast. War ja derart cool von dir.«

»Baby, ich war nicht bei der Calvin-Klein-Show, aber du siehst trotzdem äußerst Uma-mäßig aus.«

»Victor, ich bin mir völlig sicher, dass du bei der Calvin-Klein-Show warst. Ich hab dich in der zweiten Reihe gesehen, neben Stephen Dorff und David Salle und Roy Liebenthal. Ich hab dich gesehen, wie du auf der 42. Straße für ein Foto posiert hast, und dann rein in so ein wüstes schwarzes Auto.«

Pause, während ich mir dieses Szenario überlege, dann: »In der zweiten Reihe? Niemals, Baby. Da bist du noch nicht warmgelaufen. Seh ich dich denn morgen Abend, Baby?«

»Ich komm mit Jason Priestley.«

»Warum kommst du nicht mit mir? Bin ich eigentlich der Einzige, der meint, dass Jason Priestley aussieht wie eine kleine Raupe?«

»Victor, das ist aber nicht nett«, schmollt sie. »Was würde Chloe denn denken?«

»Die denkt auch, dass Jason Priestley wie eine kleine Raupe aussieht«, murmele ich gedankenverloren. »In der gottverdammten zweiten Reihe?«

»Das meine ich nicht«, sagt Anjanette. »Was würde Chloe denken, wenn …«

»Erbarmen, Baby, aber du bist megatoll.« Ich lass die Vespa wieder an. »Nimm deine ganze Leidenschaft zusammen, lass es passieren.«

»Ich hab ohnehin gehört, dass du ein böser Junge warst, also überrascht’s mich nicht«, sagt sie und droht mir müde mit dem Finger, was Scooter, der Leibwächter, der aussieht wie Marcellus in Pulp Fiction, als Signal interpretiert, näher zu kommen.

»Was meinst du damit, Pussilein?«, frage ich. »Was hört man denn so?«

Scooter flüstert was und deutet auf seine Uhr, Anjanette zündet sich eine Zigarette an. »Immer wartet irgendein Auto. Immer haben wir einen Fototermin mit Steven Meisel. Jesus, wie schaffen wir’s bloß, Victor? Wie überleben wir den ganzen Krampf?« Eine spiegelnde schwarze Limousine gleitet heran, und Scooter öffnet die Tür.

»Bis dann, Baby.« Ich reiche ihr eine geflammte Tulpe, die ich zufällig in der Hand habe, und rolle langsam vom Bordstein weg.

»Ach Victor«, ruft sie und reicht Scooter die Tulpe. »Ich hab den Job! Ich hab den Vertrag.«

»Großartig, Baby. Ich muss weiter. Welchen Job, du verrücktes Huhn?«

»Rat mal.«

»Matsuda? The Gap?« Ich grinse, hinter mir hupen diverse Limos.

»Baby, hör zu, bis morgen Abend dann.«

»Nein. Rate mal.«

»Hab ich doch schon, Baby. Du wirfst mich echt um.«

»Victor! Raten!«, ruft sie, als ich wegfahre.

»Baby, du bist super«, rufe ich zurück. »Ruf mich an. Hinterlass ’ne Nachricht. Aber nur im Klub. Also dann. Peace.«

»Rat mal, Victor!«, ruft sie laut.

»Baby, du bist ein Gesicht mit Zukunft«, sage ich, zieh mir schon den Walkman über, bin schon auf der 61. »Ein Star von morgen!«, schreie ich und winke. »Wir trinken dann was, Monkey Bar, wenn Sonntag die Shows alle durch sind!« Ich sprech jetzt mit mir selber und fahre Richtung Alisons...

Erscheint lt. Verlag 7.9.2018
Übersetzer Joachim Kalka
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte American Psycho • Bret Easton Ellis • Celebrities • Geld • Gewalt • Glamour-Kultur • High Society • Model-Stars • New York • Satire
ISBN-10 3-462-31895-0 / 3462318950
ISBN-13 978-3-462-31895-1 / 9783462318951
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