Paper Paradise (eBook)
368 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-97954-2 (ISBN)
Erin Watt ist das Pseudonym zweier amerikanischer Bestsellerautorinnen, die ihre Begeisterung für großartige Bücher und ihre Schreibsucht verbindet. Beide sind sehr erfolgreiche Autorinnen in den Bereichen Young und New Adult. Die »Paper«-Serie um die Protagonistin Ella war ihr erstes gemeinsames Projekt, das die SPIEGEL-Bestsellerlisten im Sturm eroberte.
Erin Watt ist das Pseudonym zweier amerikanischer Bestsellerautorinnen, die ihre Begeisterung für großartige Bücher und ihre Schreibsucht verbindet. Beide sind sehr erfolgreiche Autorinnen in den Bereichen Young und New Adult. Die "Paper"-Serie um die Protagonistin Ella war ihr erstes gemeinsames Projekt, das die SPIEGEL-Bestsellerlisten im Sturm eroberte.
EASTON
Alle schreien durcheinander.
Stünde ich nicht unter Schock – und wäre ich nicht besoffener als besoffen –, könnte ich vielleicht einzelne Stimmen herausfiltern, sie bestimmten Personen zuordnen und so die bissigen Kommentare und wütenden Anschuldigungen verstehen, die herumgebrüllt werden.
Aber gerade klingt es wie eine nicht enden wollende Woge von Geräuschen. Eine Symphonie aus Hass, Sorge und Angst.
»… Schuld Ihres Sohnes!«
»Von wegen!«
»… Anzeige …«
»Easton.«
Ich verberge mein Gesicht in den Händen, reibe meine Augen an der schwieligen Innenseite.
»… selbst hier? … sollten in Handschellen abgeführt werden, Sie verdammter Hurensohn … reine Schikane …«
»… sehen, wie Sie das versuchen … keine Angst vor Ihnen, Callum Royal. Ich bin der Staatsanwalt …«
»Assistent des Staatsanwalts.«
»Easton.«
Meine Augen sind trocken und jucken. Ich bin mir sicher, dass sie blutunterlaufen sind. Das sind sie immer, wenn ich besoffen bin.
»Easton.«
Jemand berührt mich an der Schulter, eine Stimme löst sich aus dem Gewirr. Ich hebe den Kopf und sehe meine Stiefschwester vor mir, die mich besorgt mit ihren blauen Augen betrachtet.
»Du hast dich seit drei Stunden nicht bewegt. Sprich mit mir«, fleht Ella leise. »Sag mir, dass alles okay ist.«
Okay? Wie soll denn alles okay sein? Hast du nicht mitbekommen, was passiert ist, verdammt? Wir sind in einem privaten Wartezimmer im Bayview General Hospital – die Royals müssen selbstverständlich nicht in die normale Notaufnahme, die nur dem gewöhnlichen Fußvolk zugemutet wird. Wir bekommen überall eine Sonderbehandlung, auch im Krankenhaus. Als mein Bruder Reed letztes Jahr niedergestochen wurde, brachte man ihn sofort in den OP, als wäre er der Präsident höchstpersönlich. Zweifellos musste dafür jemand anderes warten, der sicher viel dringender unters Skalpell gemusst hätte. Aber Callum Royals Name kann viel bewirken in diesem Bundesstaat. Quatsch, Staat. Im ganzen Land. Alle kennen meinen Vater. Alle fürchten ihn.
»… Strafanzeige gegen Ihren Sohn …«
»Ihre verdammte Tochter ist verantwortlich für …«
»Easton«, sagt Ella noch einmal.
Ich ignoriere sie. Im Moment existiert sie nicht in meiner Welt. Weder Ella noch Dad noch John Wright. Nicht mal mein Bruder Sawyer, der gerade erst zu uns gestoßen ist, nachdem ihm ein paar Stiche an der Schläfe verpasst wurden. Superkrasser Autounfall, und Sawyer kommt mit ’ner Schramme davon.
Während sein Zwillingsbruder …
Tja, was?
Keine Ahnung. Wir haben noch nichts Neues von Sebastian gehört, seit wir angekommen sind. Er wurde, blutüberströmt wie er war, auf einer Trage weggefahren, und seine Angehörigen wurden in dieses Zimmer hier verfrachtet, um die Nachricht abzuwarten, ob er lebt oder nicht.
»Wenn mein Sohn stirbt, wird Ihre Tochter dafür büßen.«
»Sind Sie sicher, dass er überhaupt Ihr Sohn ist?«
»Sie gottverdammtes Arschloch!«
»Was denn? Ich habe den Eindruck, Sie bräuchten für all Ihre Söhne DNA-Tests. Warum leiern Sie die nicht gleich an? Wir sind ja schließlich in einem Krankenhaus. Sollte ja ein Leichtes sein, eben ein bisschen Blut abzuzapfen und zu testen, welcher Ihrer Jungs nun ein Royal ist und welcher zur O’Halloran-Brut gehört.«
»Dad! HALT DEN MUND!«
Hartleys qualvoller Ton fährt mir wie ein Messer ins Herz. Mag sein, dass die anderen für mich gerade nicht existieren. Sie schon. Sie sitzt seit drei Stunden in einer Ecke dieses Wartezimmers. Genau wie ich hat sie keinen Ton gesagt. Bis jetzt. Jetzt ist sie auf den Beinen, ihre grauen Augen glühen vor Wut, ihre Stimme ist hoch und anklagend, während sie sich auf ihren Vater stürzt.
Ich habe keine Ahnung, warum John Wright überhaupt hier ist. Er kann seine Tochter nicht leiden. Er hat Hartley auf ein Internat geschickt. Er hat ihr verboten, wieder zu Hause einzuziehen, als sie nach Bayview zurückgekehrt ist. Er hat sie heute Abend angeschrien, hat ihr gesagt, sie gehöre nicht mehr zur Familie, hat damit gedroht, ihre kleine Schwester wegzuschicken.
Aber kaum hatten die Rettungswagen Hartley, die Zwillinge und die Freundin der Zwillinge abtransportiert, war Mr Wright der Erste, der sich ebenfalls auf den Weg Richtung Krankenhaus gemacht hat. Vielleicht will er ja verhindern, dass Hartley rumerzählt, was für ein jämmerliches Stück Scheiße er ist.
»Warum bist du überhaupt hier?« Hartley schreit meinen Gedanken laut raus. »Ich wurde nicht verletzt! Mir geht’s gut! Ich brauche dich hier nicht, und ich will dich hier nicht.«
Wright brüllt irgendwas zurück, aber ich achte nicht darauf. Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, Hartley zu beobachten. Seit ihr Wagen vor dem Haus ihres Vaters mit dem Range Rover der Zwillinge zusammengeprallt ist, hat sie permanent behauptet, es gehe ihr gut. Nicht mir gegenüber, selbstverständlich – sie hat nicht einmal in meine Richtung geschaut. Aber das kann ich ihr nicht vorwerfen.
Ich bin für all das hier verantwortlich. Ich habe an diesem Abend ihr Leben zerstört. Mein Handeln hat sie dazu veranlasst, genau in dem Moment in ihr Auto zu steigen, in dem meine Brüder um die Kurve gerast kamen. Wäre sie nicht so aufgebracht gewesen, vielleicht hätte sie den Wagen eher gesehen. Vielleicht wäre Sebastian dann … nicht tot? Noch am Leben?
Verdammt, warum erfahren wir hier denn nichts?
Hartley beharrt darauf, dass sie nicht verletzt ist, und die Sanis scheinen da ihrer Meinung zu sein, denn sie haben sie direkt nach der Untersuchung herkommen lassen. Aber gerade gefällt sie mir gar nicht. Sie schwankt. Atmet hektisch. Außerdem ist sie blasser als die weiße Wand hinter ihr, was einen echt schockierenden Kontrast zu ihrem schwarzen Haar bewirkt. Dabei ist da kein einziger Tropfen Blut an ihr. Keiner. Was mich total erleichtert, Sebastian war schließlich überströmt davon.
Galle steigt mir die Kehle hoch, als der Unfallort vor meinem geistigen Auge aufblitzt. Splitter der zerbrochenen Windschutzscheibe auf dem Bürgersteig. Sebastians regloser Körper. Die rote Pfütze. Laurens Schreie. Zum Glück waren die Donovans schon hier und haben Lauren mitgenommen. Das Mädel hat die ganze Zeit über nicht zu schreien aufgehört.
»Hartley«, höre ich Ellas leise Stimme. Klar, dass meiner Stiefschwester Hartleys bleicher Zustand nicht entgangen ist. »Komm, setz dich. Du siehst gar nicht gut aus. Sawyer, hol Hartley etwas zu trinken.«
Mein Bruder verschwindet ohne ein Wort. Er gleicht einem Zombie, seit sein Zwilling weggerollt wurde.
»Mir geht’s gut!«, speit Hartley aus und schüttelt Ellas kleine Hand von ihrem Arm ab. Dann wendet sie sich direkt wieder an ihren Vater, immer noch wacklig auf den Beinen. »Du bist der Grund dafür, dass Sebastian Royal verletzt wurde!«
Wrights Kinnlade klappt runter. »Wie kannst du es wagen, mir zu unterstellen –«
»Unterstellen?«, unterbricht sie ihn wütend. »Ich unterstelle rein gar nichts! Das ist ein Fakt! Easton wäre heute gar nicht bei dir aufgetaucht, wenn du nicht damit gedroht hättest, meine Schwester wegzuschicken! Ich wäre ihm nicht gefolgt, wenn er nicht zu dir gefahren wäre!«
Aber dann ist es doch meine Schuld, will ich einwerfen, aber ich bin so k. o. und vor allem ein zu verdammter Feigling, um überhaupt was zu sagen. Dabei stimmt es. Das alles ist meine Schuld. Der Unfall geht auf meine Kappe, nicht auf die von Hartleys Dad.
Hartley schwankt wieder, und diesmal zögert Ella nicht – sie greift nach Hartleys Oberarm und schiebt sie zu einem Stuhl.
»Hinsetzen«, befiehlt sie.
Derweil liefern mein Vater und Hartleys Dad sich wieder ein Blickduell. Ich habe meinen Dad noch nie so wütend erlebt.
»Diesmal werden Sie sich nicht freikaufen können, Royal.«
»Ihre Tochter saß am Steuer, Wright. Sie kann sich glücklich schätzen, wenn sie ihren nächsten Geburtstag nicht in der JVA verbringen muss.«
»Wenn jemand in den Knast wandert, dann ja wohl Ihr Sohn. Wo, verdammt noch mal, alle Ihre Söhne hingehören.«
»Fangen Sie bloß nicht an, mir zu drohen, Wright. Ein Anruf, und der Bürgermeister ist in fünf Minuten hier.«
»Der Bürgermeister? Sie glauben doch nicht im Ernst, dass dieser Mikropenis die Eier hat, mich zu feuern? Ich habe mehr Prozesse in diesem gottverdammten Bayview gewonnen als je ein Staatsanwalt zuvor. Die Bürger würden ihn hinrichten und Sie …«
Zum ersten Mal seit drei Stunden finde ich meine Stimme wieder.
»Hartley«, sage ich heiser.
Mr Wright unterbricht sich mitten im Satz. Er fährt zu mir herum, Dolche im Blick. »Sprich nicht mit meiner Tochter! Hast du mich verstanden, du kleiner Bastard! Du sagst kein Wort zu ihr!«
Ich ignoriere ihn. Sehe nichts als Hartleys blasses Gesicht.
»Es tut mir leid«, flüstere ich. »Das ist alles meine Schuld. Ich hab den Unfall verursacht.«
Ihre Augen werden groß.
»Du sagst kein Wort zu ihr!« Schockierenderweise kam das jetzt von meinem Vater, nicht von ihrem.
»Callum«, entfährt es Ella, die so erstaunt aussieht, wie ich mich fühle.
»Nein«, dröhnt er, seine royalblauen Augen fixieren mich. »Kein Wort, Easton. Hier steht eine Strafanzeige im Raum. Und er«, Dad schaut John Wright an, als wäre...
Erscheint lt. Verlag | 1.6.2018 |
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Reihe/Serie | Paper-Reihe |
Übersetzer | Franzi Berg |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Bestseller • Liebe • Luxus • Royal • Sex |
ISBN-10 | 3-492-97954-8 / 3492979548 |
ISBN-13 | 978-3-492-97954-2 / 9783492979542 |
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