Liebe geht immer (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 2. Auflage
304 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1496-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Liebe geht immer -  Myriam Klatt
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Ist das Liebe, oder kann das weg?

Gerade war Charlottes Leben noch ein rosarotes Zuckerwatteparadies, dann ist sie vor allem eins: ex. Exfreundin, Exredakteurin, exglücklich. Aus dem Paradies gekickt von einer Frau, die zu perfekt ist, um wahr zu sein. Und so nimmt Charlotte den Kampf auf - gegen Hüftspeck und Schweinehunde. Nach Lauftraining, No-Carb, Mind-Coaching und minus 15 Kilo stellt sie fest: Ein Leben ohne kleine Sünden ist möglich, aber sinnlos. Außerdem hat sie Lars kennengelernt, und der hat nicht nur wunderbare Grübchen, sondern macht auch die besten Schokoküchlein der Welt ... 

Ein unglaublich witziger Roman darüber, was passiert, wenn man versucht, gelassener zu leben.



Myriam Klatt, geboren 1984, studierte Literatur und Politik und lebt heute als freie Autorin und Redakteurin in Berlin. Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane 'Liebe geht immer' und 'Und plötzlich Liebe' erschienen.  

Kapitel zwei


Adrian Salzleder sieht aus wie ein Mett-Igel mit Hornbrille und spricht so hell und hoch wie ein Kastrat. Aber wenigstens trifft er schnelle Entscheidungen.

»Du kannst sofort anfangen«, quietscht er nach einem flüchtigen Blick in meine Unterlagen, »du hast gesagt, du kannst was und du willst was, und das ist alles, was wir wollen: dass man will. Dass man sich reinhängt. Engagement zeigt.«

»Ich bin immer engagiert«, versichere ich, »ich war auf einer Waldorf-Schule.«

»Das ist gut, wirklich! Ohne Engagement kann man nämlich nichts Visionäres aus dem Himmel stampfen, schon gar nicht in diesen Zeiten, aber das macht nichts, wir sind der Zeit ohnehin voraus! Die Uhren laufen hier nämlich schneller, und ohne Engagement geht da natürlich gar nix. Da beißt der Hase kein Öhrchen ab.«

Ich runzle irritiert die Stirn, aber mein neuer Chef schaut nur gebannt auf seinen Schreibtisch. Vielleicht sind auf seiner neongrünen Unterlage noch mehr verdrehte Weisheiten notiert. »Da liegt der Rettich im Pfeffer«, sagt er nachdenklich, »im Engagement.«

Ich nicke. Matildas Yoga-Bekanntschaft Adrian hatte Gott sei Dank nicht nach einem Empfehlungsschreiben gefragt; dem eiskalten Schweigen nach, mit dem Oliver mich straft, hat mein ehemaliger Chef und Liebhaber gerade nicht viel Gutes über mich zu berichten. Trotz meiner Wut tut die Funkstille weh, vor allem wenn nichts mich ablenkt. Wie eine kleine Nadel im linken Lungenflügel, die ausgerechnet dann ganz besonders sticht, wenn man tief durchatmen will.

»Na, das ist doch wunderbar, ganz phantastisch, dann sind wir uns doch tiptop einig, das ist doch prima.«

»Mehr als prima! Überprima.«

Tatsächlich ist es hier auf den ersten Blick nicht so übel, wie ich vermutet habe. Friendz sitzt in der obersten Etage eines ehemaligen Fabrikgebäudes in der Nähe des Ostbahnhofs. Statt dem üblichen Riesenraum, in dem dreißig Redakteure sitzen, gibt es hier kleine Gruppenbüros, allesamt mit einer persönlichen Note; eine schillernde Tapete und eine exotische Pflanze hier, ein Ölgemälde oder ein Poster dort.

Adrian steht jetzt von seinem Drehstuhl auf und kommt um den Schreibtisch herum, um mir beschwingt die Hand zu schütteln.

»Willkommen unter Friendz«, sagt er und winkt mich in den Flur. »Heute machst du mal locker«, entscheidet er, während ich ihm brav hinterherdackle, »schaust erst mal, wie unsere Abläufe so sind, was hier so passiert, lebst dich ein. Magst du Espresso? Wir haben eine neue Maschine. Unsere Schnitträume sind eine Etage tiefer, da haben wir auch den technischen Kram; DLSRs, die 5D natürlich, kein EB allerdings, das ist zu sperrig. Besser viele kleine Tauben als einen großen Spatz!«

Mir schwirrt der Kopf. Selbst wir als Lokalsender haben uns einen anständigen Kameramann gegönnt. Mein Grinsen bei der Erinnerung an den jugendlichen Richard mit seinem roten Käppi erlischt allerdings sogleich wieder, als mir klar wird, dass es dieses wir, an das ich da denke, gar nicht mehr gibt. Kiez TV ist nicht mehr wir. Wir sind jetzt Friendz.

»Ach so, und ein Studio haben wir auch da unten.«

»Wirklich?«

»Ja, ja«, bestätigt Adrian, der mittlerweile vor einer geschlossenen Tür am Ende des Flurs stehen geblieben ist, »online heißt frisch, nah, direkt. Deshalb senden wir jeden Morgen zwei Stunden im Livestream. Über alles, was abgeht, Promis, Trends, ein bisschen Politik. Grandiose Klickzahlen haben wir da! Ich plane jetzt auch abends eine Sendung. Eine ganz heiße Nummer wird das, ein echter Coup. Lifestyle live, hot, hot, hot. Deshalb müssen alle extra Engagement zeigen.«

»Habt ihr denn für diese neue Sendung schon alle Leute zusammen? Redakteure und so?«, frage ich. Meine Stimme klingt gelassen, aber mein Puls schlägt schneller. Online hin und her: Sollte es hier überraschend die Möglichkeit geben, meine Moderationstalente in einer Livesendung zu beweisen, dann werde ich diese ganz sicher ergreifen. »Ich bastle da noch ein bisschen rum«, antwortet Adrian vage, und bevor ich nachhaken kann, ob er sich denn schon eine passgenaue Moderatorin zurechtgeschnitten hat, hat er schon die Tür aufgerissen. »Das ist Sandrine!«, ruft er, »Sandrine, das ist die Charlotte, die sitzt jetzt bei euch!«

Im Büro steht eine Blondine mit Bräune und Wespentaille. Sie blinzelt mich aus tiefdunkelblauen Kulleraugen an. Ihre zartrosa bemalten Lippen, voll und herzförmig, verziehen sich zu einem Lächeln, als sie um den Schreibtisch herumkommt und mir die Hand reicht.

»Hallo, Charlotte«, sagt sie. Sie klingt wie Zucker und Zitrone zugleich, eine süßsaure Mischung mit einem Schuss teurem Alkohol. Ein Whisky Sour auf zwei Beinen. »Es freut mich, dass endlich noch jemand im Büro sitzt. Ich hoffe, es gefällt dir bei uns!«

»Sandrine kann dir auch gleich alles zeigen«, schaltet sich Adrian wieder ein, »sie ist am häufigsten unten. Sandrine ist die Moderatorin von Liveflash

War ja klar: Das pseudo-französische Supermodel ist die mit meinem Traumjob. »Natürlich«, rutscht es mir sarkastisch heraus. Die beiden blicken mich überrascht an. Innerlich bricht so etwas wie Panik in mir aus. Äußerlich allerdings bleibe ich cool. Es gehört schließlich zur Grundausstattung einer guten Reporterin, sich im Sekundentakt der aktuellen Lage anzupassen oder wenigstens so zu tun, als hätte sie die Dinge unter Kontrolle – selbst wenn in Wirklichkeit nichts mehr hilft als sanfte Gebete und eine beinharte Valium. »Ich meine, ich finde das großartig, dass du das machst«, sage ich strahlend, »einfach super. Awesome. Ein toller Job, um nicht zu sagen der beste, und ich glaube gern, dass Sandrine … Sandrine, ja? Dass Sandrine absolut perfekt dafür ist, das sieht man ja gleich. Und hört man. Eine tolle Stimme hast du.«

»Danke«, antwortet Sandrine, »für meine Stimme habe ich schon viel Lob bekommen. Allerdings ist das wohl eher unverdient, schließlich bin ich schon so geboren! Aber trotzdem danke für das Kompliment.«

Sie sagt das alles ziemlich unblasiert. Vielleicht kann sie ja auch für die Figur nichts. Einfach angeboren.

»Was ist denn das für einen Menschenauflauf?«, schallt es von hinten, und ich drehe mich nach der tiefdunklen, aber heiteren Stimme des Neuankömmlings um. Dabei sehe ich, dass die andere Hälfte des Büros bunter ist als die von Sandrine: Punkband-Poster, Gitarren-Bilder und Eintrittskarten hängen dort an der Wand, und auch der Schreibtisch ist über und über mit Kram bedeckt. Vor mir steht ein junger Mann in den Zwanzigern, von dem ich kurz vermute, er habe sich auf der Suche nach dem neusten Geheimtipp-Club im Gebäude geirrt. Seine Haare sind eisgrau gefärbt und zum Bob geschnitten, die Augen unter dem langen Pony glitzern tiefdunkelbraun und sind von kohlschwarzem Eyeliner umrahmt. Er trägt eine glänzende Leggings mit Regenbogenstreifen, ein weißes weites T-Shirt, auf dem in Neonorange der Schriftzug Fuck Donald prangt und zerfetzte pinke Boots mit goldenen Schnürsenkeln. Außerdem dürfte er noch gut zwanzig Kilo mehr wiegen als ich.

»Ich bin Julian«, sagt er und kommt beschwingt ganz ins Büro marschiert, wobei er Adrian fast an der Wand zerdrückt und Sandrine keines Blickes würdigt, »du bist der dritte Tisch? Na endlich! Ich liege Adrian schon seit Ewigkeiten in den Ohren, dass wir Redakteure brauchen. Du …?«

»Charlotte«, antworte ich verblüfft.

»Ich lasse euch mal allein, ich hab Termine«, lässt sich unser Chef vernehmen, »wir klären dann morgen dein Aufgabengebiet, Charlotte! Ich muss jetzt dringend mit Lagerfeld sprechen.«

»Dem Designer?«

»Dem Kameramann«, erklärt Sandrine, weil Adrian schon weg ist, »soll ich dich mal rumführen?«

»Das kann ich doch auch machen, Engelchen«, flötet Julian und beugt sich vor, um Sandrine Hand zu tätscheln, die ihr Gesicht sogleich säuerlich verzieht und nach hinten weicht. Ich bin ganz klar zwischen etablierten Feindeslinien gelandet. »Gern, Julian«, sagt Sandrine jetzt erzwungen höflich, »wie du möchtest. Das ist doch in Ordnung, Charlotte, oder?«

Als Julian mich aus dem Büro gezogen hat, lacht er herzlich und knufft mich in die Seite. »Lass dich nicht irritieren von uns, Charlie«, sagt er, und irgendwie gefällt es mir, dass er mich Charlie nennt. Das klingt viel cooler als das »Lotte« von Oliver. Ich muss grinsen. »Sag mal, weißt du zufällig, was genau Adrian mit mir vorhat? Das Bewerbungsgespräch eben ging so schnell, da hatte ich kaum Zeit ›Danke‹ zu sagen.«

»Ja, ja, so ist er meistens, der kleine Superboss. Voll dabei und trotzdem planlos.«

Julian unterbricht sich, um mich kurz einer hochgeschossenen Mittdreißigerin vorzustellen, deren Namen ich sofort wieder vergesse, und zieht mich dann in einen Raum, der sich als Küche entpuppt. Es ist gemütlich hier. In der Mitte stehen ein Tisch aus Akazienholz mit passenden Stühlen, und auf der Theke gibt es nicht nur die gerühmte Kaffeemaschine, sondern auch Müslis, eine Obstschale und mehrere Flaschen mit Wasser. Die Spüle ist sauber, die Hängeschränke passen zum Rest der Möbel, und der Fernseher über der Tür ist auf stumm geschaltet, was keine Selbstverständlichkeit ist in einem Medienbüro.

»Ich würde mir aber keine Sorgen machen, Schnucki«, nimmt Julian den Faden wieder auf, während er den Kopf in den Kühlschrank steckt, »hier gibt es mehr als genug zu tun.«

»Wegen der neuen Sendung?«

»Pff,...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Achtsamkeit • Anti-Stress • Berlin • Berlin Roman • Bewusstsein • Emotion • Emotionen • flow • Gelassenheit • Kochen • Körperoptimierung • Liebesroman • lifestyle • Mindfulness • Moderne Frau • Selbstbewusstsein • Traumberuf
ISBN-10 3-8412-1496-7 / 3841214967
ISBN-13 978-3-8412-1496-6 / 9783841214966
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