Handbuch Musikpsychologie (eBook)
800 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95591-9 (ISBN)
Inhaltsverzeichnis und Vorwort 7
1 Musikkultur und musikalische Sozialisation 15
1.1 Musikalische Lebenswelten und Kulturelle Teilhabe 15
1.2 Urspru?nge der Musik 43
1.3 Vom Anfänger zum Experten: Lernen, Übung und Motivation 65
1.4 Musikalische Fertigkeiten und ihre Messbarkeit 95
2 Musikalische Entwicklung 123
2.1 Fru?he musikalische Entwicklung: Pränatal bis Kindergarten 123
2.2 Entwicklung musikalischer Fähigkeiten: Kindergarten und Grundschule 153
2.3 Entwicklung musikalischer Fähigkeiten: Weiterfu?hrende Schule, Beruf und Studium 183
2.4 Musikalische Entwicklung: Das Erwachsenenalter 219
3 Musik und Medien 249
3.1 Musik im Alltag: Wirkungen, Funktionen und Präferenzen 249
3.2 Musik im audiovisuellen Kontext: Film, Fernsehen, Video(spiel) 275
3.3 Musik und Medien im auditiven Kontext: Radio, Tonträger, mobile Endgeräte und das Internet 293
4 Musikleben 313
4.1 Musikalische Interpretation und Reproduktion 313
4.2 Komposition und Improvisation 343
4.3 Auswendig, nach Gehör und vom Blatt spielen 369
4.4 Assessment, Bewertung und Musikkritik 391
4.5 Musikphysiologie und Musikermedizin 413
4.6 Die Musikerpersönlichkeit 437
5 Grundlagen der Musikwahrnehmung 463
5.1 Neurowissenschaftliche Grundlagen der Musikverarbeitung 463
5.2 Psychoakustische Grundlagen des Musikhörens 485
5.3 Gruppierung, Ordnung und Ähnlichkeit in der Musik 515
5.4 Musikalisches Entrainment: Rhythmus – Microtiming – Swing – Groove 545
5.5 Amusien – Störungen der Musikverarbeitung 571
5.6 Alltagsphänomene und Sonderleistungen bei der Musikwahrnehmung: Absolutes Hören, Ohrwu?rmer und Synästhesie 591
6 Wirkungen 619
6.1 Emotionen und ästhetische Gefu?hle 619
6.2 Musikhören, Singen, Tanzen und Musizieren: Beiträge zum Wohlbefinden 643
6.3 Musik und veränderte Bewusstseinszustände 665
6.4 Musiktherapie: Praxisfelder und Vorgehensweisen 691
6.5 Mythen und Legenden zur Wirkung von Musik 721
7 Forschung 749
7.1 Kurze Geschichte der Musikpsychologie 749
7.2 Musikpsychologie als Disziplin 767
Über die Autorinnen und Autoren, Sachwortregister 777
2.1.1 Hören vor der Geburt, Erinnern nach der Geburt
Intrauterines Hören und postnatales Erinnern
Bereits vorgeburtlich kann der Fötus vom fünften Schwangerschaftsmonat an (20. Woche) akustische Reize verarbeiten, denn von diesem Zeitpunkt an ist als erstes Wahrnehmungsorgan das Gehör fertig ausgebildet. Es existieren zwar einige Mythen darüber, was Föten angeblich erleben, wahrnehmen und erinnern, aber eine empirische Evidenz darüber ist quasi nicht existent (Parncutt, 2016; ? Kap. 6.5). Was wir sicher wissen, ist, dass die Wahrnehmungsleistungen nicht mit dem Hören eines Erwachsenen vergleichbar sind, weil der flüssigkeitsgefüllte Uterus und die Bauchdecke Frequenzen von Musik und Sprache stark dämpfen: Hohe Frequenzen um –40 Dezibel (dB), Sprache und Musik um –14 bis –20 dB, Töne unterhalb von 250 Hertz (Hz) werden allerdings kaum gedämpft. Zudem herrscht im Mutterleib (intrauterin) ein hoher Geräuschpegel mit einer Lautstärke von circa 28 bis 95 dB, der vor allem durch die von der Mutter verursachten Körpergeräusche aus Magen-/Darmtätigkeit, Bluttransport (Gurgeln, Darmperistaltik, Herzschlag der Mutter) sowie Atmung und Stimme entsteht. Eine eindrucksvolle klangliche Beschreibung des gesamten akustischen Tagesablaufs lieferte Satt (1984) durch Tonaufnahmen mittels eines intrauterinen Mikrofons. Vor diesem akustischen Hintergrund gelangen extrauterine Geräusche wie Musik und Sprache nur eingeschränkt bzw. tiefpassgefiltert zum Fötus.
Eine Sonderstellung nimmt die Stimme der Mutter ein, die über die Knochenleitung und vor allem die Beckenknochen, in deren Mitte der Fötus im Uterus liegt, nur wenig gedämpft übertragen wird (Lecanuet, 1996). Direkt nach der Geburt ziehen Säuglinge die Stimme der Mutter daher anderen Stimmen – auch der des Vaters – vor, ebenso die Muttersprache (Umgebungssprache) einer Fremdsprache (DeCasper, Lecanuet, Busnel, Granier-Deferre & Maugeais, 1994; Lee & Kisilevsky, 2014). Außerdem scheinen sich in der Kombination von körperlichen (Herzschlag, Atemrhythmus) und biochemischen Reaktionen (Hormonausschüttung bei Freude, Wohlbefinden oder Angst) erste Wahrnehmungsschemata der Mutter auch auf den Fetus zu übertragen und zum Beispiel die nachgeburtliche Wahrnehmung von angenehmer Musik zu beeinflussen (für eine Zusammenfassung s. Parncutt, 2016). Auch gibt es Studien, die zeigen konnten, dass Säuglinge das Versmaß von pränatal dargebotenen Gedichten sowie Melodien direkt nach der Geburt wiedererkennen konnten. Die Bewegungen und der Herzschlag der Säuglinge änderten sich – sowohl im Mutterleib als auch bei der Darbietung der Melodien kurz nach der Geburt. Die Erinnerung an die Melodien war j
Erscheint lt. Verlag | 15.1.2018 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie |
Schlagworte | Begabung • Emotion • Emotionale Wirkung • Handbuch • Kultur • Künstlerische Therapien • Kunst-, Musikpsychologie • musikalische Entwicklung • musikalische Sozialisation • Musikkultur • Musikpädagogik • Musikpsychologie • Musiktherapie • Musik und Medien • Musikwahrnehmung • Musizieren • Psychologie • Sachbücher und Ratgeber • Sozialisation • Wahrnehmung |
ISBN-10 | 3-456-95591-X / 345695591X |
ISBN-13 | 978-3-456-95591-9 / 9783456955919 |
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