Gestohlene Träume (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
512 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-22263-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gestohlene Träume -  Nora Roberts
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Tia Marshs Leben gehört der Wissenschaft. Dass ihr Interesse für die griechische Mythologie ihr einmal zum Verhängnis werden soll, ahnt sie nicht - bis sie Malachi Sullivan begegnet. Der attraktive Ire ist dem Geheimnis dreier silberner Schicksalsgöttinnen auf der Spur, das eng mit Tias Familie verknüpft zu sein scheint. Eine atemlose Jagd nach den wertvollen Statuen beginnt, denn nicht nur Malachi will die Göttinnen um jeden Preis besitzen.



Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.

1

7. Mai 1915

Da er glücklicherweise nicht ahnte, dass er dreiundzwanzig Minuten später tot sein würde, stellte sich Henry W. Wyley gerade vor, wie er der jungen Blondine, die in seinem Blickfeld aufgetaucht war, in den hübsch gerundeten Hintern kneifen würde. Es war eine vollkommen harmlose Fantasie, die weder der Blondine noch Henrys Frau schadete, Henry jedoch in außerordentlich gute Laune versetzte.

Eine Serviette über den runden Knien, den dicken Bauch angenehm gefüllt von einem späten, üppigen Mittagessen, saß er mit seiner Frau Edith – deren Hintern so beklagenswert flach wie ein Pfannkuchen war – in der milden Seeluft und genoss den Anblick der Blondine sowie eine gute Tasse Earl Grey.

Henry, ein stattlicher Mann mit herzhaftem Lachen und einem Auge für die Damen, hatte keine Lust, sich zu den anderen Passagieren zu gesellen, die an der Reling standen, um einen Blick auf die sonnenbeschienene irische Küste zu erhaschen. Er kannte sie schon. Und außerdem würde es wahrscheinlich noch zahlreiche Gelegenheiten geben, sie wieder einmal zu sehen.

Was die Leute an Klippen und Gras so faszinierte, verstand er sowieso nicht. Henry war durch und durch ein Städter, der soliden Stahl und Beton schätzte. Und in diesem Moment war er zudem viel mehr an den köstlichen Schokoladenplätzchen interessiert, die zum Tee gereicht wurden, vor allem, weil die Blondine inzwischen weitergegangen war.

Gut gelaunt verschlang er ein Plätzchen nach dem anderen, wobei Edith die ganze Zeit an ihm herummäkelte, er solle nicht so krümeln. Es war schade, dass sie sich solch kleine Vergnügen in den letzten Jahren ihres Lebens versagte. Sie würde sterben, wie sie gelebt hatte – voller Sorge um das Gewicht ihres Ehemanns und an den Krümeln herumbürstend, die von seinem Hemd zu Boden fielen.

Henry war dagegen ein Genießer. Was hatte es denn für einen Sinn, reich zu sein, wenn man sich dann nicht auch die guten Dinge des Lebens gönnte? Früher war er arm und hungrig gewesen. Reich und wohlgenährt zu sein war besser.

Er hatte nie gut ausgesehen, aber wenn ein Mann Geld hat, wird er eher stattlich als fett genannt, eher interessant als eigenwillig. Henry gefiel die Absurdität solcher Unterschiede.

Es war kurz vor drei an diesem strahlenden Mainachmittag, und der Wind strich über sein dunkles Toupet und rötete seine schwammigen Wangen. Henry trug eine goldene Uhr in der Tasche und in seiner Krawatte steckte eine mit Rubinen besetzte Nadel. Seine Frau Edith, dürr wie ein Hühnchen, trug feinste Pariser Couture. Er besaß fast drei Millionen. Zwar nicht ganz so viel wie Alfred Vanderbilt, der auch gerade den Atlantik überquerte, aber genug, um damit zufrieden zu sein. Genug, um eine Erste-Klasse-Passage auf diesem schwimmenden Palast bezahlen zu können, dachte Henry voller Stolz, während er überlegte, ob er noch ein viertes Plätzchen essen sollte. Genug, um seinen Kindern und später seinen Enkelkindern eine erstklassige Ausbildung zu ermöglichen.

Erste Klasse reisen zu können ist mir wahrscheinlich wichtiger als Alfred Vanderbilt, überlegte er. Schließlich hatte Alfred sich nie mit der Zweiten Klasse begnügen müssen.

Mit halbem Ohr lauschte Henry dem Geschnatter seiner Frau, die ihm erzählte, was sie alles unternehmen würden, wenn sie erst einmal in England wären. Sie würden Besuche machen und auch selbst Gäste einladen. Henry wolle doch sicher auf keinen Fall die ganze Zeit mit seinen Geschäftspartnern verbringen oder irgendwelche Abschlüsse tätigen.

Er stimmte ihr mit der ihm eigenen Liebenswürdigkeit zu. In fast vierzig Jahren Ehe hatte er seine Frau aufrichtig schätzen gelernt, und er würde ganz bestimmt dafür sorgen, dass sie sich während ihres Aufenthaltes in England gut unterhielt.

Aber Henry hatte seine eigenen Pläne, und nur aus diesem Grund machte er die Überfahrt.

Wenn seine Informationen richtig waren, dann würde er die zweite Parze erwerben können. Den Wunsch, die kleine Silberstatue zu besitzen, hegte er, seitdem es ihm gelungen war, die erste der drei Schicksalsgöttinnen zu kaufen.

Henry wollte unbedingt alle drei sein Eigen nennen und sich um den Erwerb der dritten Statue kümmern, sobald die zweite in seinem Besitz wäre. Wenn er erst einmal das komplette Set besäße … nun, das konnte man dann bestimmt Erste Klasse nennen.

Wyley’s Antiquitäten würde damit alle Konkurrenten übertrumpfen.

Persönliche und berufliche Befriedigung – und alles wegen drei kleinen Silberstatuen, die allerdings ziemlich viel wert waren. Zusammen waren sie sogar ungeheuer viel wert. Vielleicht würde er sie eine Zeit lang ans Metropolitan Museum ausleihen. Ja, die Vorstellung gefiel ihm.

DIE DREI PARZEN

LEIHGABE AUS DER PRIVATSAMMLUNG

VON HENRY W. WYLEY

Edith würde ihre neuen Hüte bekommen, ihre Abendgesellschaften und ihre Spaziergänge. Und er hätte sich den Traum seines Lebens erfüllt.

Befriedigt seufzend lehnte Henry sich zurück, um eine letzte Tasse Earl Grey zu genießen.

Felix Greenfield war ein Dieb. Doch weder schämte er sich dieser Tatsache noch war er stolz darauf. Er hatte noch nie etwas anderes gemacht als stehlen. Und so wie Henry Wyley annahm, er werde noch öfter die Gelegenheit haben, auf die irische Küste zu blicken, ging Felix davon aus, dass er noch viele Jahre lang ein Dieb bleiben würde.

Er war geschickt in seiner Arbeit – zwar nicht brillant, wie er gern bereit war zuzugeben, aber gut genug, um davon leben zu können. Gut genug, um genügend Mittel für die Dritte-Klasse-Passage zurück nach England zu besitzen, während er in seiner gestohlenen Stewarduniform durch die Korridore der Ersten Klasse eilte.

In New York war ihm der Boden etwas zu heiß unter den Füßen geworden, weil ihm die Polizei wegen eines verpfuschten Diebstahls dicht auf den Fersen war. Und dabei lag es noch nicht einmal an ihm, jedenfalls nicht allein. Er hatte lediglich den Fehler gemacht, zum ersten Mal eines seiner ungeschriebenen Gesetze zu brechen und den Diebstahl gemeinsam mit einem Partner zu begehen.

Es war die falsche Entscheidung gewesen, denn sein Partner hatte eine weitere Regel gebrochen: Stiehl niemals, wenn es nicht leicht und diskret zu erledigen ist. Die Gier hat den alten Two-Pint Monk blind gemacht, dachte Felix seufzend, als er in die Suite der Wyleys schlüpfte. Was hatte sich der Mann bloß dabei gedacht, als er unbedingt dieses Collier aus Diamanten und Saphiren mitgehen lassen wollte? Und dann hatte er sich auch noch wie ein Amateur aufgeführt und – von seinen üblichen zwei Pint Lagerbier betrunken wie ein Seemann – mit dem Diebstahl geprahlt.

Nun ja, Two-Pint konnte jetzt im Gefängnis weiterprahlen, allerdings gab es da kein Lager, das ihm seine blöde Zunge lösen konnte. Aber leider hatte der Bastard gesungen und den Bullen Felix’ Namen genannt.

Da war es wohl das Beste gewesen, eine nette Seereise anzutreten – und wo konnte man sich schon besser verstecken als auf einem Schiff, das so groß war wie eine Stadt?

Ein wenig Sorge hatte Felix allerdings der Krieg in Europa bereitet und das Gerede, dass die Deutschen auch Schiffe auf dem Meer angriffen. Aber das waren schließlich nur vage, abstrakte Warnungen. Die New Yorker Polizei und die Aussicht auf einen langen Aufenthalt hinter Gittern waren viel unmittelbarere und persönlichere Bedrohungen.

Felix konnte sich auf jeden Fall nicht vorstellen, dass ein so prächtiges Schiff wie die Lusitania den Atlantik überqueren würde, wenn wirklich Gefahr drohte. Nicht mit all diesen reichen Leuten an Bord. Schließlich war es ein ziviles Schiff, und die Deutschen hatten sicher Besseres zu tun, als einen Luxusliner anzugreifen, auf dem sich so viele amerikanische Bürger befanden.

Zum Glück hatte Felix ein Ticket ergattern und in der Menge der Passagiere untertauchen können.

Es hatte jedoch alles sehr schnell gehen müssen, und die Überfahrt hatte ihn all seine Ersparnisse gekostet.

Aber auf solch einem vornehmen, luxuriösen Schiff voller vornehmer, luxuriöser Menschen gab es sicher ein paar Gelegenheiten, um die Kasse wieder aufzufüllen.

Am besten war natürlich Bargeld. Bargeld hatte nie die falsche Größe oder Farbe.

Felix sah sich in der Suite um und pfiff leise durch die Zähne. Stell dir nur mal vor, du könntest so stilvoll reisen, dachte er und gestattete sich einen kleinen Moment der Träumerei.

Er verstand zwar weniger von der Architektur und dem Stil, der ihn umgab, als ein Floh von der Rasse des Hundes, den er beißt, aber dass die Einrichtung gediegen war, erkannte Felix auf den ersten Blick.

Der Salon war größer als seine ganze Dritte-Klasse-Kabine, und auch das Schlafzimmer war riesig.

Die Passagiere, die hier schliefen, wussten nichts von der drangvollen Enge, den dunklen Ecken und üblen Gerüchen in der Dritten Klasse. Felix neidete ihnen ihre Privilegien jedoch nicht. Schließlich könnte er niemanden bestehlen, wenn es diese reichen Menschen nicht gäbe.

Aber jetzt durfte...

Erscheint lt. Verlag 9.1.2018
Übersetzer Margarethe Pée
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Three Fates
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bestseller • eBooks • Frauenromane • Gefahr • Irland • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Liebe • Liebesromane • Lusitania • Mythologie • Romane für Frauen • Romantik • Schicksal • Spannung • Wissenschaft
ISBN-10 3-641-22263-X / 364122263X
ISBN-13 978-3-641-22263-5 / 9783641222635
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