Schatten der Macht (eBook)

Roman
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2017 | 1. Auflage
416 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-21390-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schatten der Macht -  Sidney Sheldon
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Ein altes Kloster in Griechenland, eine junge Frau ohne Erinnerung und ein skrupelloser Reeder mit einem dunklen Geheimnis - Hochspannung pur von Weltbestsellerautor Sidney Sheldon.
Nach einem Unfall leidet Catherine Alexander an Amnesie und kann sich an ihr bisheriges Leben nicht erinnern. Seitdem lebt sie zurückgezogen in einem alten Kloster in Griechenland. Constantin Demiris, steinreicher Reeder und großzügiger Unterstützer des Klosters, kennt die junge Amerikanerin genau, doch er hütet sich, ihre Identität preiszugeben. Denn Demiris hatte vor Jahren dafür gesorgt, dass Catherines Mann Larry zum Tode verurteilt wurde. Während sie verzweifelt daran arbeitet, ihre Erinnerungen zurückzuholen, setzt der skrupellose Reeder alles daran, dass Catherine niemals erfährt, wer sie wirklich ist ...

Sidney Sheldon begeisterte bis heute über 300 Millionen Leser weltweit. Vielfach preisgekrönt - u.a. erhielt er 1947 einen Oscar für das Drehbuch zu »So einfach ist die Liebe nicht« -, stürmte er mit all seinen Romanen immer wieder die Spitzenplätze der internationalen Bestsellerlisten. Er zählt zu den am häufigsten übersetzten Autoren und wurde dafür sogar mit einem Eintrag ins »Guinnessbuch der Rekorde« geehrt. Im Jahr 2007, kurz vor seinem neunzigsten Geburtstag, verstarb Sidney Sheldon.

2


Obwohl das Imperium, das Constantin Demiris aufgebaut hatte, auf keiner Landkarte eingetragen war, herrschte er über ein Reich, das größer und mächtiger war als viele Staaten. Er gehörte zu den reichsten Männern der Welt, und sein Einfluss war unermesslich groß. Er besaß weder Titel noch bekleidete er ein offizielles Amt, doch er kaufte und verkaufte regelmäßig Botschafter, Kardinäle, Ministerpräsidenten und Staatsoberhäupter. Demiris hatte seine Tentakel überallhin ausgestreckt und entschied mit über das Wohl und Weh Dutzender von Staaten.

Constantin Demiris war eine charismatische Gestalt: hochintelligent, von imposanter Statur, relativ groß, breitschultrig und muskelbepackt. Sein Gesicht mit dem dunklen Teint beherrschten eine kräftige griechische Nase und pechschwarze Augen. Er sah wie ein Habicht aus, ein Raubvogel. Wenn er wollte, konnte er unwiderstehlich charmant sein. Er beherrschte acht Sprachen und war ein glänzender Erzähler. Er besaß eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt, mehrere Privatflugzeuge und ein Dutzend Luxusapartments, Villen und Schlösser in aller Herren Länder. Er war ein Kenner und Genießer schöner Dinge und schöner Frauen. Als Liebhaber schien er für jede Überraschung gut zu sein, und seine Liebesaffären waren so farbig wie seine finanziellen Abenteuer.

Constantin Demiris war stolz darauf, ein Patriot zu sein. Vor seiner Villa in Kolonaki und auf seiner Privatinsel Psara war stets die blau-weiße griechische Fahne aufgezogen – aber er zahlte keine Steuern. Demiris fühlte sich in keiner Weise verpflichtet, sich an die für gewöhnliche Sterbliche geltenden Gesetze zu halten. In seinen Adern floss Ichor – das Blut der Götter.

 

Fast alle Menschen, auf die Demiris traf, wollten etwas von ihm: Kapital für ein geschäftliches Projekt, eine Spende für wohltätige Zwecke oder einfach nur die Macht, die ihnen seine Freundschaft verleihen würde. Demiris machte sich einen Spaß daraus herauszubekommen, was diese Leute wirklich wollten – meistens etwas ganz anderes, als sie vorgaben. Sein analytischer Verstand misstraute jedem äußeren Anschein, so dass er nichts glaubte, was ihm erzählt wurde, und keinem Menschen traute. Journalisten, die aus seinem Leben berichteten, bekamen nur den liebenswürdigen Charine eines kultivierten Mannes von Welt zu sehen. Sie hatten keinen Grund, hinter dieser Fassade den Killer, den Instinkt des Raubtiers zu vermuten.

Er war ein unbarmherziger Mann, der eine Kränkung niemals vergaß. Bei den alten Griechen war das Wort Dikeossini, Gerechtigkeit, oft gleichbedeutend mit Ekdikissis, Rache, gewesen, und Demiris war von beiden besessen. Nie vergaß er eine Beleidigung, die er jemals erlitten hatte, und wer das Unglück hatte, sich seine Feindschaft zuzuziehen, musste dafür hundertfach büßen. Doch der Betroffene merkte es nicht gleich, denn Constantin Demiris machte seine Rache zu einem Spiel, bei dem er geduldig und voller Genuss komplizierte Fallen konstruierte und raffinierte Netze wob, in denen sich seine Feinde verfingen und zugrunde gingen.

Er studierte seine Opfer sorgfältig, analysierte ihre Persönlichkeit und wog ihre Stärken und Schwächen ab.

Auf einer Abendgesellschaft hatte Demiris einmal zufällig mitbekommen, wie ein Filmproduzent ihn als »diesen schmierigen Griechen« bezeichnete. Demiris wartete geduldig. Zwei Jahre später nahm der Produzent für eine Großproduktion, die er mit eigenen Mitteln drehte, eine weltbekannte Filmschauspielerin unter Vertrag. Demiris wartete, bis der Film zur Hälfte fertig war, dann brachte er die Hauptdarstellerin mit seinem beträchtlichen Charme dazu, die Dreharbeiten abzubrechen, um ihm auf seiner Jacht Gesellschaft zu leisten.

»Das werden unsere Flitterwochen«, versprach Demiris ihr.

Sie bekam die Flitterwochen, aber nicht die Hochzeit. Der Film konnte nicht zu Ende gedreht werden, und der Produzent musste schließlich Konkurs anmelden.

 

Es gab einige Figuren in Demiris’ Spiel, mit denen er noch alte Rechnungen zu begleichen hatte, aber er hatte es damit nicht eilig. Er genoss die Vorfreude, die Planung und die Ausführung. Heutzutage machte er sich keine Feinde mehr, weil niemand es sich leisten konnte, sein Feind zu sein, deshalb waren seine Opfer ausschließlich Menschen, die früher seine Wege gekreuzt hatten.

Aber Constantin Demiris’ Sinn für Dikeossini war ambivalent. So wie er niemals eine Kränkung vergaß, so vergaß er auch nie einen Gefallen. Ein armer Fischer, der ihn als Jungen einmal für kurze Zeit bei sich aufgenommen hatte, fand sich als Eigner einer Fischfangflotte wieder. Eine Prostituierte, die den jungen Mann zum Abendessen eingeladen hatte, als er zu arm gewesen war, um sie zu bezahlen, erbte auf geheimnisvolle Weise ein Miethaus, ohne jemals zu erfahren, wer ihr Wohltäter gewesen war.

 

Demiris war als Sohn eines Hafenarbeiters in Piräus auf die Welt gekommen. Er hatte 14 Brüder und Schwestern, für die es daheim nie genug zu essen gab.

Schon in frühester Jugend bewies Constantin Demiris seine geradezu unheimliche Geschäftstüchtigkeit. Das mit Gelegenheitsarbeiten nach der Schule verdiente Geld hielt er so eisern zusammen, dass er schon als Sechzehnjähriger mit einem älteren Partner einen Imbissstand im Hafen aufmachen konnte. Das Geschäft florierte, aber sein Partner brachte ihn durch Betrug um seinen Anteil. Demiris brauchte zehn Jahre, um den Mann zu vernichten. Der Junge brannte förmlich vor Ehrgeiz. Oft lag er nachts wach und starrte mit leuchtenden Augen in die Dunkelheit. Ich werde reich sein. Ich werde berühmt sein. Eines Tages wird jeder meinen Namen kennen. Das war das einzige Wiegenlied, bei dem er Schlaf fand. Er hatte keine Ahnung, wie es dazu kommen würde. Er wusste nur, dass es geschehen würde.

 

Als Constantin Demiris an seinem 17. Geburtstag auf einen Zeitungsartikel über die Ölfelder Saudi-Arabiens stieß, hatte er das Gefühl, ihm würde sich plötzlich ein Zaubertor in die Zukunft öffnen.

»Ich gehe nach Saudi-Arabien«, erklärte er seinem Vater. »Ich werde auf den Ölfeldern arbeiten.«

»Stasou! Was verstehst du schon von Ölfeldern?«

»Nichts, Vater. Aber ich werde es lernen.«

Einen Monat später war Constantin Demiris unterwegs nach Saudi-Arabien.

 

Bei der Trans-Continental Oil Corporation war es üblich, dass ausländische Angestellte einen Zweijahresvertrag unterschrieben, aber das störte Demiris nicht weiter. Er hatte die Absicht, in Saudi-Arabien zu bleiben, bis er sein Glück gemacht hatte. Er hatte sich wundervolle Abenteuer aus 1001 Nacht und ein geheimnisvolles Märchenland mit exotischen Schönheiten und aus der Erde sprudelndem schwarzen Gold vorgestellt. Die Wirklichkeit war ein Schock.

Frühmorgens an einem Sommertag kam Demiris in Fadhili an, einem trostlosen Camp mitten in der Wüste, dessen hässliche Steingebäude von Barastis umgeben waren. In diesen kleinen Hütten aus Ästen und Zweigen hausten rund tausend einfache Arbeiter, die meisten von ihnen Saudis. Die wenigen Frauen, die über die staubigen Straßen schlurften, waren tief verschleiert.

 

Demiris betrat das Gebäude, in dem J. J. McIntyre, der Personalchef, sein Büro hatte.

McIntyre hob den Kopf, als der junge Mann hereinkam. »So, Sie sind von der Zentrale angestellt worden, was?«

»Ja, Sir.«

»Schon mal auf Ölfeldern gearbeitet, Sohn?«

Demiris war sekundenlang versucht zu lügen. »Nein, Sir.«

McIntyre grinste. »Hier wird’s Ihnen gefallen! Eine Million Meilen von jeglicher Zivilisation entfernt, schlechtes Essen, keine Frauen, die Sie anfassen dürfen, ohne den Pimmel abgeschnitten zu kriegen, und Abend für Abend diese gottverdammte Langeweile. Aber die Bezahlung ist gut, was?«

»Ich bin hier, um zu lernen«, sagte Demiris ernsthaft.

»Ach wirklich? Dann erzähle ich Ihnen am besten, was Sie als erstes lernen müssen. Sie sind jetzt in einem islamischen Land. Das bedeutet absolutes Alkoholverbot. Wer beim Stehlen erwischt wird, kriegt die rechte Hand abgehackt. Beim zweiten Mal die linke. Beim dritten Mal einen Fuß. Mörder werden geköpft.«

»Ich habe nicht vor, jemanden zu ermorden.«

»Warten Sie’s ab«, grunzte McIntyre. »Sie sind eben erst angekommen.«

 

Im Lager herrschte ein babylonisches Sprachgewirr, weil die Arbeiter und Angestellten aus aller Herren Länder sich ihrer Muttersprache bedienten. Mit seinem guten Ohr für Sprachen war Demiris bald in der Lage, ihren Unterhaltungen zu folgen. Die Männer bauten Straßen durch die Wüste, errichteten Unterkünfte, stellten Generatoren auf, verlegten Telefonkabel, richteten Werkstätten ein, Wasserleitungen und Drainagen und erfüllten Hunderte von weiteren Aufgaben. Sie schufteten bei Temperaturen von über 40°C im Schatten und litten unter Fliegen, Moskitos, Sandstürmen, Fieber und Ruhr. Selbst hier in der Wüste gab es eine gesellschaftliche Hierarchie. Ganz oben standen die Männer, die nach Öl suchten, und unten waren die Bauarbeiter zu finden, die »Holzköpfe« hießen, und das als »Glanzhosen« bezeichnete Büropersonal.

Fast alle Männer, die mit der eigentlichen Ölsuche zu tun hatten  – die Geologen, Vermesser, Ingenieure und Petrolchemiker –, waren Amerikaner, denn der neue Gestängebohrer war in den Vereinigten Staaten...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2017
Übersetzer Wulf Bergner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Memories of Midnight
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Amnesie • Diamanten-Dynastie • eBooks • Geheimnis • Griechenland • Intrigen • Jeffrey Archer • Klassiker • Kloster • Korruption • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Macht • Schicksal • Spannung • Starke Frauen • Täuschung • Thriller • Vergeltung • verlorene Erinnerung
ISBN-10 3-641-21390-8 / 3641213908
ISBN-13 978-3-641-21390-9 / 9783641213909
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