Die Unterweisung (eBook)

Erotischer Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
288 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-20177-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Unterweisung -  Sandra Henke
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Willkommen im Reich der ungeahnten Sehnsüchte
Scotia stellt das Familienunternehmen 'Lush Chocolates' vor ihre eigenen Wünsche und Sehnsüchte. Bis sie den dominanten Aidan trifft, der seine Vorliebe für BDSM offen auslebt. Scotias Welt gerät ins Wanken! In seinem feudalen Club Taboo lässt sie sich von ihm als Lustsklavin unterweisen, ihre wahre Identität jedoch stets verborgen hinter einer Maske. Schon bald verliert sie ihr Herz an ihn. Doch wird Scotia jemals den Mut aufbringen, zu ihren Gefühlen zu stehen?



Sandra Henke lebt in der Nähe von Düsseldorf. Mit ihren erotischen Romanen hat sie sich ein großes Publikum erschrieben. Eine spannende Handlung liegt der Autorin ebenso am Herzen wie ein starkes Knistern und außergewöhnlich sinnliche Erotik.

1

Ich bin eine Mogelpackung, dachte Scotia verlegen und betrachtete sich im Ganzkörperspiegel des Kleiderschranks, der in ihrem Büro stand.

Sie kaufte Blusen eine Nummer größer, um zu kaschieren, dass sie das ein oder andere Kilo zu viel auf den Hüften hatte. Die Augenringe, eine Folge ihrer unzähligen Überstunden, versteckte sie unter Make-up. Und sie kaschierte ihre Weiblichkeit, indem sie bei der Arbeit stets Hosen trug, weil sie als Führungskraft von Lush chocolates ernst genommen werden wollte.

Es war nicht so, dass sie sich hässlich fand, aber es gab immer jemanden, der schlanker war als sie, ein hübscheres Gesicht hatte und mehr Sexappeal besaß. Sie beneidete diese Frauen, schaffte es jedoch nicht, sich zu ändern. Sie naschte nun mal gerne, sie arbeitete zu viel und musste seriös wirken, im Job wie im Privatleben, denn sie repräsentierte nicht nur das Familienunternehmen, sondern auch das Adelsgeschlecht der Brasburrys.

Die Dinge sind, wie sie sind. Und du führst ein gutes Leben. Ihre Familie war reich und bekannt für ihre teuren Pralinenkreationen und edlen Schokoladen.

Was beschwerst du dich also? Du bist undankbar und verwöhnt. Sie warf die Schranktür zu.

Warum lächelte sie dann nicht? Warum fühlte es sich an, als würde sie durch ein Moor waten und immer tiefer einsinken? Warum zählte sie sich selbst zu den besten Kunden von Lush chocolates?

Damit sich die dunklen Wolken in ihrem Kopf verzogen, setzte sie sich auf den Bürostuhl, zog die unterste Schublade des Schreibtischs auf und griff in die Pralinenschachtel, die jederzeit für Notfälle dort versteckt lag. Und Notfälle traten in letzter Zeit immer öfter auf.

Bevor sie jedoch den mit Goldstaub veredelten Sahnetrüffel in den Mund stecken konnte, wurde ihre Bürotür aufgerissen.

Ihr Vater! Niemand sonst wagte es, ohne anzuklopfen oder sich von Constance ankündigen zu lassen, einzutreten. Automatisch setzte sich Scotia aufrechter hin. Wie gewöhnlich stand ihre Sekretärin hinter Spencer Wright, hob entschuldigend die Hände und zog leise die Tür hinter ihm zu.

Energisch stapfte er in den Raum hinein.

Ertappt ließ Scotia den Trüffel fallen. Er landete in der geöffneten Schublade. Mit dem Bein schob sie das Fach zu. Innerlich seufzte sie enttäuscht. Ihre Zunge kribbelte vor Verlangen nach der zart schmelzenden Whiskey-Sahne-Füllung.

Sie legte einen Stapel Papiere mit Statistiken von der rechten auf die linke Seite der Tastatur, damit es so aussah, als hätte sie gerade die aktuellen Zahlen studiert. Auf dem obersten Blatt blieb ein schwarzbrauner Fingerabdruck zurück. Hoffentlich sah ihr Vater ihn nicht. Er aß Pralinen ausschließlich, wenn es darum ging, neue Rezepturen auszuprobieren. Seiner Meinung nach sollten die Kunden den Süßkram kaufen und verzehren. Er betrachtete Schokolade nur als Produkt, für Scotia zählte sie zu ihren Leidenschaften.

Er hob die buschigen Augenbrauen. »Hast du dir die Zahlen noch gar nicht angesehen?«

»Das Meeting mit der Finanz- und Marketingabteilung ist erst um siebzehn Uhr.« Es war immer noch Vormittag. Demonstrativ schaute sie auf die Uhr, die neben dem Telefon leise tickte. Besucher machte das monotone Geräusch schnell unruhig, Scotia dagegen beruhigte es. Sie fand es geradezu meditativ.

»Du musst als meine Nachfolgerin stets top vorbereitet sein!«

»Ich habe die Statistiken gestern Abend zu Hause noch analysiert.« Statt ins Kino zu gehen, mich zum Dinner zu verabreden oder was sonst Menschen mit einem Sozialleben nach Feierabend tun.

»Frauen in Führungspositionen müssen sich doppelt so stark beweisen wie Männer.«

»Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, Dad.«

»Nenn mich im Büro Spencer, ich bitte dich. Wir brauchen die Belegschaft nicht ständig darauf hinzuweisen, dass meine Stellvertreterin gleichzeitig meine Tochter ist. Das riecht zu sehr nach Vetternwirtschaft.«

»Das wissen doch alle.«

»Wir sind hier nicht auf einer Teeparty, sondern auf der Arbeit, und da ist ein seriöser Ton erforderlich.« Mit dem manikürten Nagel seines Zeigefingers tippte er auf die Schreibtischunterlage. »Um professionell zu wirken, muss man professionell miteinander umgehen.«

»Entschuldigen Sie, Lord Brasburry.«

»Warum musst du immer übertreiben?« Er setzte sich halb auf die Tischkante und lächelte milde. Die PC-Mouse verschwand unter seinem Jackettsaum. »Genau wie mit deiner Haarfarbe. Ist dieses Orange noch schriller als das letzte?«

»Es handelt sich um einen Rotton, und es ist derselbe.«

»Karotte ist nicht sehr vornehm«, sagte er leise, aber spitzfindig.

»Man nennt den Ton Kupfer.«

»Er passt nicht zu deinem adeligen Stand.«

»Sarah Ferguson hat rote Haare und Prinz Harry auch.« Scotia war dem Rat ihrer Großmutter gefolgt: Lenke die Blicke auf deine Vorzüge. Da ihre jedoch unter Mittelmäßigkeit begraben lagen, setzte sie eben ein künstliches Highlight.

»Warum färbst du dir überhaupt die Haare? Was ist falsch an blond?«

»Es macht mich besonders.« Wenn ich sonst schon nichts an mir habe.

»Das bist du doch sowieso, etwas Besonderes, schließlich bist du meine Tochter.« Er klang nicht, als würde er meinen: die Erbin meines Imperiums, sondern in diesem Augenblick war er ganz Vater. Liebevoll strich er über ihre Wange und schenkte ihr ein warmherziges Lächeln. Dann erhob er sich, glättete sein anthrazitfarbenes Jackett und schritt zum Ausgang. »Wir sehen uns um zehn vor fünf vor dem großen Konferenzraum.«

Hinter seinem Rücken verdrehte Scotia die Augen. Immer zehn Minuten vor der Zeit eintreffen, um den Mitarbeitern Pünktlichkeit vorzuleben, damit auf die Minute genau angefangen werden kann und die Mitarbeiter nicht hinter dem Rücken der Chefs über sie tratschen konnten.

»Und richte deine Frisur«, sagte er über seine Schulter hinweg. »Einige Strähnen haben sich aus dem Zopf gelöst. Wir sind hier nicht am Strand.«

Sie sagte ihm nicht, dass sie sie absichtlich herausgezogen hatte. Manchmal vergaß er, dass sie eine junge Frau war, die auch andere Dinge im Kopf hatte als die Arbeit. Seit feststand, dass sie die Leitung der Firma eines Tages übernehmen würde, sah er nur noch die Businessfrau in ihr. Sie liebte ihren Job, und sie war bereit dazu, für das Familienunternehmen Opfer zu bringen, doch immer öfter kam sie sich vor wie ein Roboter.

Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, erhob sie sich und stellte sich ans Fenster. Sehnsüchtig ließ sie ihren Blick über die Dächer von Holyhead schweifen. In der Ferne erspähte sie das Schnellboot der Irish Ferries, das gerade den Hafen verließ, um Geschäftsleute und Einheimische, aber vor allen Dingen Touristen in anderthalb Stunden nach Dublin zu bringen. Die meisten, die nach Holy Island kamen, waren nur auf der Durchreise. Scotia dagegen fühlte sich seit Kurzem, als würde sie hier feststecken.

Was ist im Moment nur los mit dir?

Durch die Augustsonne glitzerte die Oberfläche der Irischen See, als würden die Wellen aus Diamanten bestehen. Scotia wohnte gerne an der Küste. Das walisische Holy Island war zwar nicht der Nabel der Welt, aber ein schönes Fleckchen Erde, um hier zu leben und irgendwann eine Familie zu gründen. Eines Tages, das wusste sie, würden ihre eigenen Kinder unbeschwert über Dünen, Strände, Klippenwege und durch Watt und Marsch streunen und sich vogelfrei fühlen.

Vielleicht lag darin das Problem, dass sie die Sorgen der Firma mit nach Hause nahm. Lush chocolates wurde immer mehr zu ihrem Gefängnis, nicht das Gebäude, sondern die Verantwortung, die der Betrieb mit sich brachte. Es galt, das Niveau, das ihr Vater erarbeitet hatte, zu halten. Oder, wenn es nach ihm ginge, noch erfolgreicher zu werden.

Das Renommee nicht beschmutzen, das Unternehmen nicht in den Sand setzen, nicht die falschen Entscheidungen treffen. Nicht, nicht, nicht. Lauter Warnschilder, die am Rand ihres Wegs standen, wo immer sie auch hinging.

»Die da draußen haben Spaß, und ich muss arbeiten.« Seufzend legte sie die Hand an die Fensterscheibe. Sie wünschte sich, die warme Meeresbrise würde durch ihr Haar fahren und die Sonnenstrahlen ihren Nacken kitzeln wie ein Liebhaber.

Doch das Glas schirmte sie von der Sommerfreude ab. Im Büro spürte sie nur den kühlen Luftzug der Klimaanlage. Statt nach frischem Gras, Sonnenlotion und Eiscreme roch es nach Reinigungsmitteln, Teppichboden und Aktenordnern.

Lediglich die Schokoladen-Kosmee auf dem Sideboard verströmte ein angenehmes Aroma, doch selbst das erinnerte Scotia an Berufliches, denn die samtig burgunderroten Blüten dufteten nach Zartbitterschokolade. Scotia hatte die Pflanze nebst einem Ölgemälde, das die Firma zur Gründerzeit zeigte, letztes Jahr von ihrem Vater und der Belegschaft zum neunundzwanzigsten Geburtstag geschenkt bekommen.

Mein Geburtstag, das ist es! Er muss der Auslöser für meine trübsinnige Stimmung sein. Der Bürostuhl ächzte, als sie sich hineinfallen ließ, als trüge sie eine schwere Last auf den Schultern.

Im Oktober würde sie dreißig Jahre alt werden. Ab diesem Alter erlebte man keine Abenteuer mehr, stattdessen verabschiedete man sich von der Sturm-und-Drang-Zeit und wurde sesshaft, das sah sie doch an ihren Freunden. Dann führte man ein erwachsenes und schrecklich langweiliges Leben, und alles war so endgültig.

Wahrscheinlich fehlt mir einfach nur der Ausgleich zum...

Erscheint lt. Verlag 11.12.2017
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte BDSM • eBooks • Erotik • Liebesromane • Lustsklave • Maske • Sehnsüchte • Tabubruch
ISBN-10 3-641-20177-2 / 3641201772
ISBN-13 978-3-641-20177-7 / 9783641201777
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