Blade Runner (eBook)

Träumen Androiden von elektrischen Schafen?
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2017 | 1. Auflage
272 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490304-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Blade Runner -  Philip K. Dick
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»Träumen Androiden von elektrischen Schafen?« - diese Frage stellte sich Philip K. Dick im Titel seines 1968 erschienenen Romans. Ridley Scott hat danach den Film »Blade Runner« gedreht, der 1982 in die Kinos kam. Roman wie Film erzählen die Geschichte des Kopfgeldjägers Rick Deckard, der Jagd auf künstliche Menschen macht. Im Buch geht es allerdings um weit mehr: Auf einer von einem Atomkrieg verwüsteten Welt sind künstliche Tiere zu Statussymbolen geworden, eine »Mercertum« genannte Fernsehreligion treibt ihr Unwesen, und sogenannte »Stimmungsorgeln« manipulieren die Gefühle der Menschen. Und nicht nur Androiden werden auf Empathie getestet ... Die vollständige Neuübersetzung macht deutschen Lesern den Roman erstmals in seiner ganzen sprachlichen Differenziertheit zugänglich - ein Meisterwerk nicht nur der Science-Fiction-Literatur.

Philip K. Dick hat die Science-Fiction nicht erfunden, aber aus ihr eine Kunst gemacht. Mit prophetischem Blick und genialischer Phantasie sah er Szenarien voraus, in denen unsere Gegenwart zum Albtraum wird: »Blade Runner«, »Minority Report«, »Total Recall«, »Impostor«, »Paycheck«, »Der dunkle Schirm« - all diese Filme basieren auf seinen Büchern. 1928 in Chicago geboren, rettete er sich aus seiner psychotischen Jugend nach Berkeley. Er nahm so ziemlich alle Aufputschmittel und Drogen, die es gab, hatte Visionen und göttliche Erscheinungen, schrieb bis zu 60 Seiten am Tag und fühlte sich von FBI und KGB verfolgt. 1982 starb er wenige Wochen vor der Filmpremiere von »Blade Runner«.

Philip K. Dick hat die Science-Fiction nicht erfunden, aber aus ihr eine Kunst gemacht. Mit prophetischem Blick und genialischer Phantasie sah er Szenarien voraus, in denen unsere Gegenwart zum Albtraum wird: »Blade Runner«, »Minority Report«, »Total Recall«, »Impostor«, »Paycheck«, »Der dunkle Schirm« – all diese Filme basieren auf seinen Büchern. 1928 in Chicago geboren, rettete er sich aus seiner psychotischen Jugend nach Berkeley. Er nahm so ziemlich alle Aufputschmittel und Drogen, die es gab, hatte Visionen und göttliche Erscheinungen, schrieb bis zu 60 Seiten am Tag und fühlte sich von FBI und KGB verfolgt. 1982 starb er wenige Wochen vor der Filmpremiere von »Blade Runner«. Manfred Allié, geboren 1955 in Marburg, übersetzt seit über dreißig Jahren Literatur. 2006 wurde er mit dem Helmut-M.-Braem-Preis ausgezeichnet. Neben Werken von Jane Austen, Joseph Conrad und Patrick Leigh Fermor übertrug er unter anderem Romane von Yann Martel, Richard Powers, Joseph O'Connor, Reif Larsen und Patricia Highsmith ins Deutsche. Er lebt in der Eifel.

Philip K. Dicks Meisterwerk der Science-Fiction-Literatur wurde pünktlich zum Kinostart der späten Fortsetzung ›Blade Runner 2049‹ neu übersetzt.

Phillip K. Dicks Science-Fiction-Klassiker ›Träumen Androiden von elektrischen Schafen‹ bekommt als ›Blade Runner‹ eine gelungene neue Übersetzung.

Dank der Neuübersetzung von Manfred Allié erstrahlt die Geschichte nun in neuem, zeitlosem Glanz und lädt ohne Frage ein, neu entdeckt zu werden [...]

​Blade Runner ist auch auf Deutsch ein erstaunlich kurzweiliges und intensives Lesevergnügen, das man sich nicht nur in Hinblick auf einen Kinobesuch zulegen sollte.

Wer den ›Blade Runner‹ noch nicht kennt (sofort ändern), oder diesen wieder in sein Kopfkino eintreten lassen möchte, ist mit dieser Version bestens aufgestellt [...]

In punkto Lesevergnügen ist diese Version sicherlich kein ›Kippel‹ (um es mit Philip K. Dick auszudrücken) und wohl allen anderen bisherigen deutschen Ausgaben vorzuziehen [...]

Fest steht, dass Allié mit seiner Arbeit einmal mehr sein außergewöhnliches Gespür für Autor, Werk, Leser und Sprache gleichermaßen beweist.

Unbedingt lesenswert!

Eins


Ein munterer kleiner Stromstoß, der automatische Weckruf, den die Stimmungsorgel an seinem Bett ihm schickte, ließ Rick Deckard erwachen. Überrascht – es überraschte ihn jedes Mal neu, wenn er plötzlich ohne Vorwarnung merkte, dass er wach war – erhob er sich vom Bett, stand da in seinem bunten Schlafanzug und streckte sich. Nun schlug, in ihrem eigenen Bett, auch seine Frau Iran die grauen, unmunteren Augen auf; sie blinzelte, seufzte, dann schloss sie die Lider wieder.

»Du hast deine Penfield zu niedrig eingestellt«, sagte er zu ihr. »Ich stelle sie dir neu ein, dann bist du gleich wach und –«

»Lass deine Finger von meinen Einstellungen.« Ihre Stimme klang bitter, schneidend. »Ich will nicht wach sein.«

Er setzte sich zu ihr, beugte sich über sie und sprach mit sanfter Stimme. »Wenn du den Stoß hoch genug einstellst, dann bist du froh, dass du wach wirst; darum geht es doch. Auf Stufe C überwindet er die Bewusstseinsschwelle, so wie gerade bei mir.« Freundlich, denn er war der Welt gegenüber wohlwollend eingestellt – seine Einstellung war Stufe D –, strich er ihr über die bleiche, nackte Schulter.

»Nimm deine brutale Bullenhand da weg«, sagte Iran.

»Ich bin kein Bulle.« Jetzt war er ärgerlich, obwohl er das überhaupt nicht gewählt hatte.

»Du bist schlimmer als ein Bulle«, sagte seine Frau, die Augen immer noch geschlossen. »Du bist ein Mörder, ein Auftragskiller für die Bullen.«

»In meinem ganzen Leben habe ich noch keinen Menschen umgebracht.« Sein Reizpegel stieg; jetzt war es schon geradezu Feindseligkeit.

Iran sagte: »Nur diese armen Andys.«

»Soweit ich weiß, hattest du nie Hemmungen, die Fangprämien, die ich nach Hause bringe, für alles auszugeben, was dir in dem Augenblick zufällig in den Sinn kommt.« Er stand auf und ging zum Bedienpult seiner Stimmungsorgel. »Statt dass du sparst«, sagte er, »damit wir uns irgendwann ein echtes Schaf leisten können und nicht nur das falsche elektrische da oben. Immer noch nur ein elektrisches Tier, bei all dem Einkommen, zu dem ich mich über die Jahre hochgearbeitet habe.« Er stand an seinem Bedienpult und zögerte, ob er einen Triebunterdrücker einstellen sollte (der seine Wut verfliegen ließe) oder einen Triebverstärker (der ihn so wütend machen würde, dass er aus diesem Streit als Sieger hervorginge).

»Wenn du da mehr Wut einstellst«, sagte Iran, die ihn jetzt mit offenen Augen beobachtete, »dann mache ich das auch. Ich drehe bis zum Anschlag auf, und dann erlebst du einen Streit, im Vergleich dazu war alles, was wir bisher gehabt haben, Kinderkram. Dreh nur auf; fordere mich heraus.« Sie sprang aus dem Bett, war mit einem Satz am Pult ihrer eigenen Stimmungsorgel, stand wartend da und sah ihn finster an.

Er seufzte, gab der Drohung nach. »Ich stelle ein, was auf meinem Plan für heute steht.« Er blickte in den Plan für den 3. Januar 1992 und sah, dass eine nüchtern-professionelle Einstellung vorgesehen war. »Wenn ich es bei mir plangemäß einstelle«, sagte er misstrauisch, »machst du das dann bei dir auch?« Er wartete, gut genug auf der Hut, sich nicht festzulegen, solange seine Frau nicht zugestimmt hatte, ebenso vorzugehen.

»Mein Plan sieht für heute sechs Stunden selbstquälerische Depression vor«, sagte Iran.

»Was? Wieso hast du das denn auf den Plan gesetzt?« Das unterlief doch den ganzen Sinn und Zweck der Stimmungsorgel. »Ich wusste nicht mal, dass man so was überhaupt wählen kann«, sagte er finster.

»Eines Nachmittags saß ich hier«, erklärte Iran, »und natürlich hatte ich Buster Freundlich und seine freundlichen Freunde eingeschaltet, und er redete davon, dass er demnächst irgendeine großartige Enthüllung verkünden will, und dann kam wieder dieser grässliche Werbespot, der, den ich nicht ausstehen kann; du weißt schon, Scharlitans bleierne Schamkapseln. Deshalb habe ich mal einen Moment lang den Ton ausgeschaltet. Und da habe ich das Haus gehört. Dieses Gebäude hier. Ich habe die …« Sie breitete die Arme.

»Die leeren Wohnungen gehört«, sagte Rick. Manchmal hörte er sie nachts, wenn er eigentlich schlafen sollte. Und doch konnte dieser Tage ein zur Hälfte bewohntes Apartmenthaus als schon geradezu dicht bevölkert gelten; draußen, dort, wo vor dem Krieg die Vorstädte gewesen waren, fand man Gebäude, die ganz leer standen … das hatte er jedenfalls gehört. Er hatte es gern bei dieser Information aus zweiter Hand belassen; wie die meisten legte er keinen Wert darauf, sich persönlich zu vergewissern.

»Als ich den Fernsehton aus hatte«, sagte Iran, »war ich in einer 382er Stimmung; hatte ich gerade erst eingestellt. Ich konnte diese Leere also mit dem Verstand wahrnehmen, aber ich spürte nichts dabei. Mein erster Gedanke war Dankbarkeit – dafür, dass wir uns eine Penfield-Stimmungsorgel leisten können. Aber dann ging mir auf, wie krank so was war, zu spüren, dass kein Leben existierte, nicht nur hier in diesem Haus, sondern überall, und nicht darauf zu reagieren – verstehst du? Na, wahrscheinlich nicht. Aber früher galt so etwas als Zeichen einer psychischen Erkrankung; ›Affektstörung‹ nannte man es. Also ließ ich den Fernsehton ausgeschaltet, setzte mich an meine Stimmungsorgel und experimentierte. Und so fand ich die Einstellung für Verzweiflung.« Ihr dunkles, forsches Gesicht zeigte Zufriedenheit, als hätte sie etwas von Wert entdeckt. »Und habe sie zweimal monatlich auf meinen Plan gesetzt; ich finde, das ist eine angemessene Menge Zeit, die man sich einmal ganz ohne Hoffnung fühlen sollte, ohne Glauben daran, dass es einen Sinn hat, hier auf der Erde zu bleiben, wo alle, die halbwegs bei Verstand sind, längst ausgewandert sind. Findest du nicht auch?«

»Aber in so einer Stimmung bleibst du«, sagte Rick, »da stellst du nicht mehr den Weg nach draußen ein. So eine Verzweiflung an der schieren Realität, die ist von Dauer.«

»Ich programmiere eine automatische Rückstellung vier Stunden später«, antwortete seine Frau ungerührt. »Eine 481. Bewusstsein der vielfältigen Möglichkeiten, die die Zukunft für mich bereithält; neue Hoffnung, dass –«

»Ich weiß, was 481 ist«, unterbrach er sie. Er hatte diese Kombination schon oft genug eingestellt; sie war geradezu lebenswichtig für ihn. »Hör mal«, sagte er, setzte sich auf sein Bett, fasste sie bei den Händen und zog sie zu sich herab, »auch mit automatischer Rückschaltung ist es gefährlich, wenn man sich auf eine Depression einlässt, gleich welcher Art. Vergiss, was du da programmiert hast, dann stelle ich es bei mir auch um; wir wählen beide 104 und genießen es ein Weilchen, und dann bleibst du dabei, und ich kehre zu meiner üblichen Arbeitseinstellung zurück. Ich mache mich automatisch auf den Weg, sehe oben noch nach dem Schaf und fliege von da ins Büro; aber ich weiß dann, dass du nicht hier sitzt und ohne Fernsehen Trübsal bläst.« Er ließ ihre schlanken, langen Finger los und ging durch die weitläufige Wohnung zum Wohnzimmer, das noch ein wenig nach dem Zigarettenqualm vom Vorabend roch. Er beugte sich zum Fernseher hinunter und schaltete ihn ein.

Aus dem Schlafzimmer kam Irans Stimme. »Fernsehen vor dem Frühstück ertrage ich nicht.«

»Stell 888 ein«, sagte Rick, während er wartete, dass die Röhren warm wurden. »Den Wunsch fernzusehen, egal was gesendet wird.«

»Mir ist gerade überhaupt nicht danach, etwas einzustellen«, sagte Iran.

»Dann nimm die 3«, sagte er.

»Ich will nicht etwas einstellen, das meine Hirnrinde dazu anregt, mich dazu zu bringen, etwas einzustellen! Wenn ich nichts einstellen will, dann will ich das am allerwenigsten, denn danach will ich ja etwas einstellen, und etwas einstellen zu wollen ist derzeit der abwegigste Gedanke, den ich mir überhaupt ausmalen kann; ich möchte einfach hier auf dem Bett sitzen und den Fußboden anstarren.« Ihre Stimme klang nun angespannt, mit einer leblosen Färbung, während ihre Seele bereits gefror und ihr Körper sich nicht mehr rührte; während die instinktive, alles erdrückende Schwere, die fast vollkommene Teilnahmslosigkeit sich wie ein Film über sie breitete.

Er stellte den Fernsehton lauter, und die dröhnende Stimme von Buster Freundlich erfüllte den Raum. »– hoho, Freunde. Zeit für einen kurzen Blick auf das heutige Wetter. Der Satellit Mungo meldet, dass der Fallout gegen Mittag besonders stark sein wird, aber dann nachlässt; diejenigen unter euch, die es wagen, einen Fuß nach draußen zu setzen, sollten also –«

Iran tauchte neben Rick auf, ihr langes Nachthemd fließend wie ein Schleier, und schaltete den Fernseher ab. »Okay, ich geb’s auf. Ich stelle etwas ein. Alles, was du von mir willst; sogar sexuelle Ekstase – mir ist so elend, dass ich selbst das über mich ergehen ließe. Ist doch egal. Was spielt es schon für eine Rolle?«

»Ich stelle die Geräte für uns beide ein«, sagte Rick und führte sie zurück ins Schlafzimmer. Dort, an ihrem Bedienpult, drehte er die Rädchen auf 594: freudige Anerkennung der höheren Einsicht des Ehegatten in allen Bereichen. An seiner eigenen Konsole wählte er eine kreative, aufgeschlossene Einstellung zu seiner Arbeit, obwohl er so etwas kaum brauchte; dies war seine übliche, natürliche Verfassung, auch ohne Penfields künstliche Hirnstimulation.

 

Nach einem hastigen Frühstück – er hatte durch die Diskussion mit seiner Frau Zeit...

Erscheint lt. Verlag 24.8.2017
Übersetzer Manfred Allié
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Android • Androidin • Blade runner • Blade Runner 2049 • Denis Villeneuve • Harrison Ford • Klassiker • Manipulation • Neuübersetzung • Rachael • Rick Deckard • Ridley Scott • Ryan Gosling • Science Fiction • Träumen Androiden von elektrischen Schafen?
ISBN-10 3-10-490304-2 / 3104903042
ISBN-13 978-3-10-490304-0 / 9783104903040
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