Wintersterne (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
448 Seiten
Diana Verlag
978-3-641-18895-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wintersterne -  Isabelle Broom
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Eine Reise ins magische, verschneite Prag: Für Megan, Hope und Sophie ist das die perfekte Gelegenheit, um vor ihren Problemen wegzulaufen. Sie lernen sich in einer Hotelbar kennen, und obwohl die drei Frauen völlig unterschiedlich sind, verstehen sie sich auf Anhieb. Gemeinschaftliche Streifzüge durch die winterlich verzauberte Stadt konfrontieren sie mit ihrer Vergangenheit und führen sie zu besonderen Begegnungen. Und vor allem zu sich selbst.

Isabelle Broom, geboren 1979 in Cambridge, hat Medienwissenschaft an der University of West London studiert und arbeitet als Redakteurin und Autorin. Eine Europareise nach ihrem Studium führte sie auf die griechische Insel Zakynthos, wo sie unvergessliche Monate verbrachte. Olivensommer ist ihr Debütroman.

1

Megan knüllte ihre Jeans zusammen und schleuderte sie durchs Zimmer, so fest sie konnte. Mit einem enttäuschend leisen Aufprall traf die Hose die Wand und rutschte hinunter auf den Haufen aus drei T-Shirts und fünf Unterhosen, die sie bereits in dieselbe Richtung geworfen hatte.

Im Packen war sie immer gut gewesen, worauf sie ziemlich stolz war. Die Kleidungsstücke ordentlich zusammengerollt, die Socken in die Schuhe gestopft, Duschlotion, Shampoo und Ähnliches in kleine Fläschchen abgefüllt, und immer noch genug Platz im Koffer für Mitbringsel und Einkäufe unterwegs.

Dieses Mal war das Packen eine einzige Katastrophe.

Was sollte man denn mitnehmen auf eine Reise mit einem Mann, der ein guter Freund war, aber mehr ganz sicher nicht? Einem Mann, den man vor Ewigkeiten mal in betrunkenem Zustand geküsst hatte, aber nie wieder küssten wollte. Einem Mann, der die Einladung zu dieser Reise nach Prag ausgesprochen hatte, alles ganz platonisch natürlich, der aber mit Sicherheit keine Freundin hatte. Einem Mann, mit dem man in den nächsten fünf Tagen jede Menge Zeit allein verbringen würde. Einem Mann, mit dem man sogar das Bett teilen musste.

Es war ziemlich absurd.

Megan hatte nicht auf ihre Freundinnen hören wollen, die prophezeiten, dass diese Reise in Tränen enden würde. Verdammt, sogar ihre Mutter hatte ein paar warnende Worte verloren.

»Ich fände es schlimm, wenn dem armen Jungen wehgetan wird«, hatte sie gesagt. Typisch Mum.

Megan hatte alle Bedenken beiseitegewischt und erklärt, das gehe schon in Ordnung. Ollie wisse doch, dass dieser dumme Kuss damals eine einmalige Sache gewesen sei. Sie seien einfach gute Freunde.

Trotzdem – alles ganz schön absurd.

Sollte sie das schwarze Kleid mit dem tollen Ausschnitt einpacken? Es stand ihr gut, und sie zog es gerne an, aber musste Ollie dann nicht annehmen, sie wollte seine Aufmerksamkeit erregen? Würde sie ihn damit ungewollt anmachen? Und was war mit dem Schlafanzug? Wenn sie den neuen aus Satin mit Spitzenverzierung mitnahm, würde er es dann als Einladung für ein wenig freundschaftliches Gefummel unter der Bettdecke verstehen? Aber die einzige Alternative war die ausgeleierte Kombi aus T-Shirt und Shorts, die seit der Uni in ihrer Kommodenschublade herumgammelte. Und sie wollte ja nicht wie eine totale Schlampe wirken. Ein echtes Problem.

Gerade noch völlig unschuldig wirkende Trägerhemdchen rochen auf einmal nach Verführung, Jeans, die am Hintern perfekt saßen, kamen ihr geradezu nuttig vor, und was die Unterwäsche anging … da wusste sie überhaupt nicht, wo sie anfangen sollte. Ein einziger Haufen roter Fähnchen für einen sexverrückten Stier. So hatte das alles keinen Sinn. Sie würde doch noch in den allerlangweiligsten Londoner Kleiderladen gehen und sich dort eine Grundausstattung aus den fadesten und am wenigsten verführerischen Teilen zusammenstellen müssen. Na super.

Megans Telefon vibrierte in ihrer Hosentasche. Eine Nachricht von Ollie:

Hast du schon alles gepackt?

Ich freu mich auf morgen.

Bier um 6 Uhr früh am

Flughafen, okay? Du zahlst x

O Gott, er hatte einen Kuss angehängt. Es fing schon an.

Megan kaute auf ihrer Unterlippe, während sie überlegte, was sie antworten sollte. Schließlich entschied sie sich für:

Seit Stunden fertig mit Packen, du Niete.

Und DU zahlst.

Kein Kuss für ihn, auf keinen Fall.

Seufzend wandte sie sich von der vollkommen hoffnungslosen Packerei ab und griff stattdessen nach ihrer Kamera. Sie liebte das Gefühl, sie in den Händen zu halten, das Gewicht und die Oberfläche des Gehäuses unter ihren geübten Fingern zu spüren, das leise Klicken, wenn das Objektiv einrastete, und die Freude, wenn sie schließlich den Auslöser drückte, um ihr Bild zu machen. Ein Schnappschuss, der einen einzelnen Moment für immer bewahrte, den Blick auf die Welt durch ihre Augen.

Nichts machte Megan glücklicher als das Fotografieren, es würde für sie immer an erster Stelle stehen. Kein Mann, keine Freundin, nicht einmal – kurz runzelte sie innerlich die Stirn – ihre Familie konnte da mithalten. Diese Kamera war genauso ein Teil von Megan wie Arme und Beine, Haut, Haare und Seele, und allein schon sie anzufassen, war mitten in diesem Haufen aussortierter Kleider ein Trost für sie.

Ollie hatte Megan erzählt, dass sein Unterricht in einer Klasse Achtjähriger sich in den nächsten Monaten ganz um die Stadt Prag drehen werde, und sie gefragt, ob sie ihn während seiner Studienwoche auf eine Exkursion dorthin begleiten würde, quasi als seine inoffizielle Fotografin. Megan hatte gründlich über Prag recherchiert, ehe sie ihre Entscheidung traf – und die Stadt sah einfach zauberhaft aus. Die kopfsteingepflasterten Straßen, die vielen Statuen, ganz zu schweigen von der wunderschönen Moldau, die mitten durch die Innenstadt floss. Prag war voll mit architektonischen Leckerbissen, teilweise aus einer Zeit noch vor dem 13. Jahrhundert, und Megan war so gespannt, dass sie eine Gänsehaut bekam, wenn sie daran dachte.

Diese Reise würde sie inspirieren, da war sie sich ganz sicher. So sicher, dass sie all ihren Mut zusammengenommen und hier in London für Mai einen Ausstellungsraum an der South Bank gemietet hatte. Das würde ihre erste große Präsentation in der Hauptstadt werden. Da in ein paar Wochen schon Weihnachten vor der Tür stand, war das zeitlich ziemlich knapp, aber so arbeitete sie am liebsten. Sich Termine setzen, Aufgabenlisten schreiben, sich antreiben, um endlich den Hintern hochzubekommen und die Zeit sinnvoll zu nutzen, etwas zu erreichen, irgendetwas – da war Megan in ihrem Element.

Ihr Telefon vibrierte erneut.

Dachte gerade – sollen wir

zusammen zum Flughafen fahren?

Taxi bei mir? x

Megan legte die Kamera weg und stöhnte. Sie war ja selbst schuld, dass sie zugestimmt hatte, einen Flug zu dieser unchristlich frühen Zeit zu buchen. Aber sie hatte keine Lust, nach einer viel zu kurzen Nacht auch noch um fünf Uhr früh den weiten Weg bis zu Ollie zu fahren. Und er hatte schon wieder einen Kuss angehängt.

Komm zu mir – ist einfacher.

Megan drückte auf »Senden« und sah, wie die Nachricht nach wenigen Augenblicken als empfangen gemeldet wurde. Wie sie vermutet hatte, antwortete Ollie umgehend.

O. k. Boss xx

ZWEI KÜSSE?

Den Rest des Nachmittags verbrachte Megan mit Aufschieben. Nachdem sie entschieden hatte, dass es lächerlich war, langweilige Kleidung zu kaufen, die sie nie wieder anziehen würde, packte sie ihre Sachen schließlich in den Koffer. Dann packte sie ihn noch einmal um und überlegte volle zwanzig Minuten lang, ob sie sich die Mühe machen sollte, ihre Beine zu rasieren. Als sie sich endlich sauber, enthaart und mit gepacktem Koffer vor dem Fernseher niederließ, ein Glas Rotwein in der Hand, war es fast zehn Uhr abends. Wenn Ollie um fünf Uhr am nächsten Morgen hier aufschlug, sollte sie jetzt besser ins Bett gehen. Aber es war noch fast eine halbe Flasche Wein übrig, und wenn sie für fünf Tage wegfuhr, wollte sie keine Reste hinterlassen – das wäre Verschwendung.

Als es an der Tür klingelte, hätte sie beinahe den Rest aus ihrem Glas verschüttet.

»Mist«, murmelte sie, griff nach dem Baseballschläger, der oben an der Treppe stand, und wickelte sich ihre Oversize-Jacke fester um den Körper. Inzwischen wohnte Megan seit mehr als zehn Jahren in Nord-London und war in all dieser Zeit noch nie überfallen, angegriffen oder auch nur bestohlen worden, aber eine allein lebende junge Frau konnte nie vorsichtig genug sein.

»Wer ist da?«, rief sie durch die geschlossene Tür.

Jemand kicherte leise, dann vernahm sie Ollies vertraute Stimme: »Der Mann aus deinen wildesten Träumen.«

Megan ließ den Schläger sinken, zog die Tür einen Spaltbreit auf und spähte hinaus auf ihren bebrillten Freund.

»Bist du nicht ein bisschen früh dran?«

»Wie meinst du das?« Ollie hatte wenigstens den Anstand, einen Moment lang irritiert dreinzuschauen. Dann bemerkte Megan den Koffer zu seinen Füßen.

»Ich dachte, du kommst morgen früh.«

»Was, um fünf Uhr morgens den ganzen Weg von Putney hierher? Das hätte ich nie gemacht. Ich dachte, du meinst, ich soll heute Abend noch kommen.«

Er sah nicht aus, als würde er lügen, und Megan zog die Tür noch ein Stückchen weiter auf.

»Du musst auf dem Sofa schlafen«, sagte sie und bemühte sich, nicht daran zu denken, dass sie Wuschelhundpantoffeln und keine Spur von Make-up trug.

Ollie hievte seinen Koffer über die Schwelle, und Megan ließ ihn vor sich die Treppe hinaufsteigen unter dem Vorwand, erst noch die Tür ordentlich verschließen zu müssen. In Wirklichkeit wollte sie nur verhindern, dass er ihr beim Hinaufgehen auf den Hintern starrte. Sie hatte ihn schon einmal dabei erwischt, als sie bedauerlicherweise eine sehr enge Jeans getragen hatte, aber ihr war schleierhaft, was er an ihrem Hinterteil so anziehend fand. Wenn sie es mit einem Wort beschreiben sollte, fiele ihr nur »monströs« ein.

»Nimm dir was von dem Wein«, forderte sie ihn auf, als sie oben im Wohnzimmer waren, obwohl sie wenig begeistert war, dass sie den Rest der Flasche nun teilen musste. Andererseits konnten sie beide in den nächsten Tagen so viel trinken können, wie sie wollten – Prag war berühmt für seine Bierlokale.

Als könnte er Gedanken lesen, sprach Ollie beim Anstoßen einen Toast auf »das erste von vielen weiteren...

Erscheint lt. Verlag 9.10.2017
Übersetzer Uta Rupprecht
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel A Year and a Day
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte eBooks • Familie • Frauenromane • Freundschaft • Große Gefühle • Liebe • Liebesromane • Neuanfang • Olivensommer • Prag • Romane für Frauen • Verlust • Weihnachten • Winterroman
ISBN-10 3-641-18895-4 / 3641188954
ISBN-13 978-3-641-18895-5 / 9783641188955
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