Skarabäus und Schmetterling (eBook)

Roman.
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
576 Seiten
Gerth Medien (Verlag)
978-3-96122-014-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Skarabäus und Schmetterling -  Elisabeth Büchle
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Die junge Sarah reist im Jahr 1922 nach Ägypten, wo sie die aufsehenerregenden Ausgrabungsstätten des Archäologen Howard Carter besucht. Doch Sarah scheint Missgeschicke und Unfälle anzuziehen. Als Carter dann tatsächlich die Grabanlage des Tutanchamun findet, gerät Sarah in höchste Gefahr ... 90 Jahre später in Berlin: Immer wieder tauchen Tutanchamun-Artefakte auf dem Schwarzmarkt auf. Auch die Museumsangestellte Rahel gerät unter Verdacht. Schließlich reist sie nach Kairo, um herauszufinden, was damals wirklich geschehen ist ... Ein packender Roman, der in die beeindruckende Welt der Pharaonen entführt.

Elisabeth Büchle hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde für ihre Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr Markenzeichen ist die Mischung aus gründlich recherchiertem historischen Hintergrund, abwechslungsreicher Handlung und einem guten Schuss Romantik. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und lebt im süddeutschen Raum. www.elisabeth-buechle.de © Foto: Claudia Toman, Traumstoff

Elisabeth Büchle hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde für ihre Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr Markenzeichen ist die Mischung aus gründlich recherchiertem historischen Hintergrund, abwechslungsreicher Handlung und einem guten Schuss Romantik. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und lebt im süddeutschen Raum.

Prolog

Frühjahr 1327 v. Chr., Waset, Ägypten

Schöne Sonne trat durch den niedrigen Durchgang des aus luftgetrocknetem Lehm erbauten Hauses und kniff ihre leicht mandelförmigen braunen Augen zu Schlitzen zusammen. Die ägyptische Sonne war hoch an den wolkenlosen Himmel geklettert und verwandelte die schnurgerade verlaufende Gasse zwischen den Lehmhäusern in einen Backofen. Die Hitze flimmerte, ein Windhauch ließ den Sand wie die grazilen Tänzerinnen in den Häusern der Wohlhabenden durch die Luft wirbeln. Gleichzeitig führte er den Gestank der Gerberei mit sich, die sich am Anfang der Straße befand.

Die vierzehnjährige Schöne Sonne verzog ihre vollen Lippen und rümpfte die Nase, dabei fuhr sie sich mit einer Hand über ihren Kopf, auf dem ihre Haare mittlerweile einen Fingerbreit gewachsen waren. Ihre Kinderzeit, in der sie traditionell ihren Kopf geschoren trug, war vorüber. Ihr Körper war nun bereit, Kinder zu gebären.

Schöne Sonne eilte die Gasse entlang, während sie den Holzdeckel auf den Tonkrug drückte, damit sie keinen Tropfen des Henquet verschüttete. Die Straßen waren an diesem Tag wie leer gefegt. Wo üblicherweise quirliges Leben die Plätze füllte, Alte wie Junge sich im Schatten der Aufbauten trafen, um Handel zu treiben oder ihren alltäglichen Aufgaben nachzugehen, herrschte trostlose Stille.

Zu dieser Stunde endete das mehrtägige Mundöffnungsritual, danach würden die Priester den jungen König Neb-cheperu-Re in seinem in großer Hast fertiggestellten Felsengrab im Biban el-Moluk bestatten. Der Per-aa hatte in seinem neunten Lebensjahr die Königswürde empfangen. Er war nur eine Handvoll Jahre älter gewesen als Schöne Sonne, als ihn der Tod ereilte. Heute nun würde man den einbalsamierten Körper des Gottkönigs zu Grabe tragen …

Schöne Sonne verscheuchte eine Fliege. Ihr Glaube an die alles beherrschenden Gottheiten ihres Volkes war an dem Tag erschüttert worden, als ihre Eltern einen verletzten Hebräer aufgenommen und gesund gepflegt hatten. Sein in Ägypten lebendes, ständig anwachsendes Volk hatte in den letzten Jahren zunehmend an Anerkennung und Beliebtheit verloren. Ihre Mutter hatte Schöne Sonne vor ihrem Tod davon berichtet, dass ihre Großmutter noch Seite an Seite mit den gleichaltrigen Hebräermädchen aufgewachsen war, doch dieses Miteinander hatte sich aufgelöst. Der Verletzte hatte Schöne Sonne von dem einzigen wahren Gott erzählt, und sie hatte mit wachsender Begeisterung zugehört und eine Hitze in ihrem Inneren verspürt, als hätten die Worte des Mannes ein Feuer in ihr entfacht.

Das Mädchen erreichte das Ufer des Flusses. Die feuchte Luft erschwerte ihr für einen Moment das Atmen, bis sie aus dem Schatten des Tempels trat, den König Amenophis III. erbaut hatte, und der frische Westwind sie erfasste, der den brackigen Geruch des Stroms mit sich trug. Er zerrte an ihrem Leinenkleid und und brachte die kleinen Härchen auf ihren Armen dazu, sich aufzustellen.

Wie Wüstensturm ihr durch einen Boten aufgetragen hatte, nahm sie den Weg zwischen den Sphinxen hindurch. Die breite Prachtstraße, gesäumt von den auf Sockeln liegenden Tierfiguren, die auf der einen Seite Menschenköpfe, auf der anderen die von Widdern aufwiesen, brachte sie nach scheinbar unendlich vielen Schritten zu den Tempeln. Sie freute sich auf das Wiedersehen mit Wüstensturm, ihrem ehemaligen Nachbarjungen. Er war nach dem Tod seines Vaters von dessen Bruder aufgenommen worden, und nun wurde ihm die Ehre zuteil, eine Ausbildung als Schreiber zu erhalten. Damit stand ihm die Welt offen.

Schöne Sonne kannte die Häuser der hiesigen Gelehrten. Sie waren groß, prunkvoll ausgestattet und von Gärten umgeben, in denen es Wasserbecken zum Schwimmen gab. Die Haushalte beschäftigten Tänzerinnen, Köche und eine große Anzahl weiterer Bediensteter.

Ob Wüstensturm ahnte, dass sie sich seit Kurzem die Haare wachsen ließ? Und wollte er noch, wie er es bei seinem letzten Besuch in Waset gesagt hatte, einen gemeinsamen Hausstand mit Schöne Sonne gründen? Ein Privilegierter wie Wüstensturm, der schon ins Flussdelta gereist war, die gewaltigen Grabbauten der alten Herrscher gesehen hatte und mit dem dahingeschiedenen Per-aa auf Flusspferdjagd gewesen war, wollte ausgerechnet sie?

Schöne Sonne lief schneller, beachtete weder die Felshänge jenseits des Flusses, die sich in der Ferne dem Firmament entgegenhoben, noch die Grabstätten und Tempel der längst verstorbenen Könige davor. Endlich erreichte sie die von Palmen gesäumte und nach der Überschwemmung von frischem, grünem Gras umgebene Tempelanlage. Vor ihr erhoben sich in einem unüberschaubaren Komplex prächtige Pylonen, Obelisken, bemalte und scheinbar bis in den Himmel reichende Säulen und Prachtbauten, dazu Statuen siegreicher Könige und Götter. Schöne Sonne eilte am Amun-Bezirk vorbei zur Anlegestelle der Barken. An diesem Tag interessierte sie das goldene Funkeln der Sonne auf dem Wasser nicht, denn sie hatte am Ufer Wüstensturm entdeckt.

Als er sie erblickte, kam er ihr mit schnellen Schritten entgegen. Fasziniert bestaunte Schöne Sonne sein kinnlanges Haar, das verriet, dass auch er das Kindesalter hinter sich gelassen hatte.

Ganz der hohe Beamte, zu dem man ihn erzog, baute er sich vor ihr auf und betrachtete sie eingehend. „Du bist noch schöner geworden!“

Wüstensturms Stimme klang tiefer, als Schöne Sonne sie in Erinnerung hatte, wies aber immer noch den sanften Unterton auf, den er ihr gegenüber gern anschlug. Prüfend strich er ihr über den Kopf und ein zufriedenes Lächeln umspielte seinen Mund. Er wusste, dass sie bereit war.

„Folgst du mir, um einen Hausstand zu gründen? Jetzt sofort?“

„Sofort?“

Wüstensturm beugte sich zu ihr hinab und raunte ihr zu: „Erinnerst du dich, dass ich dir erzählte, wie ich Neb-cheperu-Re das Leben rettete und er mir einen reichen Lohn versprach?“

Schöne Sonne nickte und machte dann ein betroffenes Gesicht. Bei dem letzten, fatalen Jagdausflug des jungen Königs war Wüstensturm nicht zugegen gewesen. Womöglich hätte er ihm ein zweites Mal das Leben retten können … Schon immer hatte sie mit Begeisterung Wüstensturms Geschichten angehört. Er wusste so lebendig zu erzählen, dass sie sich das Delta mit seinen Papyruspflanzen, die gewaltigen, sich spitz dem Himmel entgegenstreckenden Gräber entlang des Flusses und die Aufregung der Jagd bildlich vorstellen konnte.

„Er hat sein Versprechen niemals eingelöst!“, knurrte Wüstensturm, und Schöne Sonne zuckte unwillkürlich zusammen.

„Ich weiß, dass du dich für diesen einen Gott der Hebräer interessierst. Ich habe mir heute meine ausstehende Belohnung geholt, und nun können wir gemeinsam in die Gegend reisen, die die Hebräer früher durchstreiften.“

„In das Land am See Genezareth?“ Schöne Sonne hielt den Atem an. Ging ihr Wunsch, mehr über den einen großen Gott zu erfahren, womöglich in Erfüllung?

„Ja, wir fahren mit der Barke den Fluss hinab. Ich zeige dir die Mer von Chufu, Chafre und Menkaure und das wunderbare Schwemmland im Delta. Von dort reisen wir hinüber in das Land, aus dem die Hebräer einst kamen, und du kannst alles über ihren Gott erfahren.“

„Aber Wüstensturm, du bist ein Gelehrter, ein Schreiber, du bist …“

„Ich habe den Glauben daran verloren, dass Neb-cheperu-Re ein Gott ist. Mein Glaube an die Götter meines Vaters war nie tief in mir verwurzelt. Ich brauche ihn nicht.“

Schöne Sonne schwieg nachdenklich und verwirrt, während Wüstensturm seine Hände über ihre Arme wandern ließ, sie liebkoste und ihr schließlich das Henquet abnahm. Sollte sie wirklich so plötzlich alles hinter sich lassen? Was bedeutete es, wenn er sagte, er habe sich heute die vom König versprochene Entlohnung geholt? Wie gefährlich war eine Reise über den großen Strom zu Völkern, die ihnen fremd waren?

„Schöne Sonne? Die Barke legt gleich ab.“

Sie blickte in seine fragend auf sie gerichteten Augen. Wie könnte sie sich Wüstensturms Bitte verweigern, da sie ihn doch schon so lange liebte und sie sehnsüchtig den Tag herbeigesehnt hatte, an dem sie ein Leben an seiner Seite beginnen durfte? Was hielt sie hier, allein, wie sie war?

„Nun?“

Schöne Sonne reckte sich und rieb ihre zierliche Nase an seiner markanten. Er seufzte, ergriff ihre Hand und zog sie über eine schwankende Planke auf die Holzbarke. Dort geleitete er sie zu einem schattigen Platz neben einer Truhe, die unverkennbar die eines wohlhabenden Mannes war, war sie doch reich mit Schnitzereien verziert. Ihr Deckel wies filigrane Alabastereinlagen auf. In ihrer Nähe saß der alte Mann, der schon Wüstensturms Vater gedient hatte. Seine Frau und die Kinder mit ihren Kindern waren bei ihm und blickten Schöne Sonne neugierig an. Offenbar plante Wüstensturm, die hebräische Familie mit auf die Reise zu nehmen. Als seine Diener? Oder wollte er sie aus Dankbarkeit für die vielen Jahre ihrer Treue zu seiner Familie in das Land mitnehmen, in dem einst ihre Urväter als Nomaden gelebt hatten? Mordechai, der etwa gleichaltrig war wie Wüstensturm, nickte Schöne Sonne grüßend zu. In seinen dunklen Augen sah sie Abenteuerlust.

Es verging nur wenig Zeit, bis die Barke ablegte und auf den Fluss hinausglitt. Erst als die Wellen des Stroms gegen die Bootswand klatschten, wurde Schöne Sonne bewusst, dass sie soeben allem, was bisher ihr Leben ausgemacht hatte, den Rücken kehrte. Sie stand auf und lehnte sich an die Bordwand. Der Wind zerrte an ihrem einfachen Leinengewand. Hinter dem fruchtbaren Landstreifen...

Erscheint lt. Verlag 12.1.2015
Verlagsort Asslar
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ägypten • Archäologie • Artefakte • ausgrabungsstätten • Berlin • Kairo • Neues Museum • Pharaonen • Schwarzmarkt • Tutanchamun
ISBN-10 3-96122-014-X / 396122014X
ISBN-13 978-3-96122-014-4 / 9783961220144
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