Basale Stimulation in der Pflege (eBook)

Das Arbeitsbuch
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2016 | 3. Auflage
84 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95703-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Basale Stimulation in der Pflege -  Andreas Fröhlich
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Das Arbeitsbuch vermittelt die praktische Umsetzung der Basalen Stimulation anhand vieler eindrucksvoller Beispiele, Bilder und theoretischer Grundlagen. Dabei spielen sowohl reflexive Momente, persönliche Erfahrungen als auch aus dem Pflegealltag bekannte Aspekte eine Rolle. Konkrete Arbeitsaufgaben helfen, in die Thematik einzutauchen, und fördern deren inhaltliche Vertiefung. Lernende wie Lehrende sind gleichermaßen aufgefordert, die Möglichkeiten der Basalen Stimulation gemeinsam im handlungsorientierten Lernen umzusetzen.

Basale Stimulation® in der Pflege 1
Inhaltsverzeichnis 7
Danksagung 9
Vorwort zur dritten Auflage 11
Aktuelle Lebenslagen und langfristige Lebensthemen 13
Die Zentralen Lebensthemen 15
Das zehnte Thema: Die Welt entdecken und sich entwickeln 15
Zur Struktur des Arbeitsbuchs 18
Basal stimulierende Pflege 19
Verluste 19
Die Folgen 21
Die Möglichkeiten 22
Konstanz der Beru?hrung 23
Kontaktintensität 23
Rhythmus der Bewegung 23
Sicherheit der Beru?hrung 24
Handlungsintegration 24
Weiterfu?hrung 24
Ausblick 25
Fragen und Antworten 26
Pflegeschrecken 30
Nacht im Krankenhaus 33
Das Baby muss ausgezogen werden 35
Bei den Tuareg 37
Fru?hstart, aber kein Fehlstart 39
Zeit geben 39
Fu?r Ruhe sorgen 40
Nur gehalten werden 40
Zum Nachdenken und Diskutieren 40
Kinderängste 41
Der Fröhlich-Effekt: mobil – immobil 43
Bett und Umgebung 44
Reine Routine, nichts als Routine! 46
Ein Erfahrungsbericht 46
Bericht einer Angehörigen 52
Bettgeschichten – pädagogisch betrachtet 54
Erfahrungen – Empfehlungen 59
Am Beginn des Weges 59
Erste Etappe 59
Zweite Etappe 60
Dritte Etappe 60
Selbsterfahrungen 1 61
Selbsterfahrungen 2 62
Auf dem Weg 64
Mutige Schritte 65
Selbsterfahrungen 3 66
Gruppenerfahrung 66
Aufgabe fu?r den Arbeitsalltag auf Station 67
Der Weg fu?hrt weiter 68
Drei Schwestern 70
Drei Schwestern! Was ist damit gemeint? 70
Therapie, Pflege und Pädagogik arbeiten auf der Basis von Beziehung 77
Therapie, Pflege und Pädagogik arbeiten mit Beru?hrung und Kommunikation 77
Zusammenfassung 80
Arbeitsblatt: Der Fröhlich-Effekt 82
Literaturverzeichnis 84
Sachwortverzeichnis 85

Basal stimulierende Pflege (S. 17-18)

Bitte nutzen Sie den Platz neben dem Text für eigene ergänzende, kritische oder zustimmende Gedanken. Notieren Sie auch eigene Erfahrungen, die mit dem Text im Zusammenhang stehen. Lesen Sie aktiv, mit dem Stift in der Hand!

Verluste

Menschen werden langsam oder auch plötzlich zu Patienten. Sie erleiden, wie der lateinische Begriff „patiens“ dies ausdrückt, etwas: Schmerz, Funktionsstörungen, Übelkeit, Verwirrung und auch Angst. Sie erleiden aber auch Behandlung, Eingriffe, Manipulationen und viele andere Maßnahmen am eigenen Körper. Der Patient wird vom selbstbestimmten Subjekt zu einem mehr oder weniger fremdbestimmten Objekt von Diagnostik, Therapie und Pflege. Ein radikaler Rollenwechsel findet statt: Man ist nicht mehr Freundin, Ehemann oder Partnerin, sondern nur noch Patient.

Wir können davon ausgehen, dass das Ereignis oder der Prozess, der einen Menschen zum Patient werden lässt, als traumatisierender Schock, als aggressiver Angriff auf die eigene Person oder auch als schleichender Abbauprozess erlebt wird. Bei dem hier zu diskutierenden Personenkreis ist das Resultat eine schwere und nicht nur kurzfristige Einschränkung in allen wichtigen, vitalen Funktionen. Die Patienten, von denen hier gesprochen wird, sind Patienten auf neurochirurgischen oder allgemeinen Intensivstationen, Frühgeborene und Babys, die eine intensivmedizinische Betreuung benötigen, aber auch schwer altersverwirrte Menschen oder gar Sterbende.

Die unmittelbare Nähe zur ursprünglichen Adressatengruppe des Konzepts der Basalen Stimulation findet sich im Bereich der rehabilitativen Einrichtungen wieder, in denen schwerst mehrfachbehinderte Menschen betreut werden.

All diese Menschen haben ein höchst individuelles Schicksal erlitten. Dennoch kann von gewissen Gemeinsamkeiten ausgegangen werden: Durch Schock, Trauma, Eingriff oder Abbauprozesse und Funktionsverluste verändert sich die Identität des eigenen Körpers in oft radikaler Weise, beispielsweise bei einem Unfall oder durch einen massiven operativen Eingriff. Schmerzen lassen Menschen den eigenen Körper als feindlich erleben, Verwirrung bewirkt Fremdheit im eigenen Körper. Wenn wir davon ausgehen, dass das Körper-Ich das primäre Selbst eines Menschen darstellt, so wird unschwer deutlich, dass es sich bei den geschilderten Prozessen um existenzielle Bedrohungen der Identität handelt. Wenn man nicht mehr in seinem eigenen Körper zuhause sein kann, wenn er fremd wird, nicht mehr das tut, was er sollte, sich anders anfühlt, zur Bedrohung wird, führt dies zu einer Abspaltung: Es kommt zum Verlust der persönlichen Integrität. Menschen fühlen sich gespalten, sie fühlen sich nicht mehr als die Person, die sie einmal waren. Selbstzweifel, ja Gefühle von Minderwertigkeit, schleichen sich ein.

Medizinische wie pflegerische Handlungen der traditionellen Art tragen meist wenig Sorge dafür, dass die leibseelische Ganzheit durch ihre Maßnahmen zusammengehalten wird. Sie widmen sich insbesondere den gestörten bzw. den geschädigten Bereichen des Körpers. Gesundung, so unsere Überzeugung, ist aber ein aktiver Prozess des kranken Menschen, der sich wieder neu organisieren muss. Durch eine basal stimulierende Pflege versuchen wir, diesen Prozess zu unterstützen.

Der kranke Mensch, jetzt Patient, wird in eine neue Umwelt gebracht. Das Krankenhaus stellt einen Arbeitsbereich für Fachleute dar. Es ist in seiner Gesamteinrichtung vorrangig nach ihren Bedürfnissen konzipiert. Zunehmend bestimmen wirtschaftliche Überlegungen und Zwänge dieses Arbeitsfeld. Betrachtet man sich diese Einrichtung als Lebenswelt für den Patienten, so kommen wir nicht umhin, diese Umwelt einerseits als reizarm und andererseits als verwirrend und überstimulierend einzuschätzen: Für die Patienten dominiert der Eindruck eines Chaos’ oder zumindest einer Unordnung. Die notwendigen medizin- technischen Maßnahmen, besonders auf Intensivstationen, führen zu einer erheblichen Einschränkung normaler, sensorischer Wahrnehmung. Der Raum, die Lage im Raum, die visuellen (das Sehen betreffend) und auditiven (das Hören betreffend) Eindrücke, die Einschränkung der eigenen Bewegungsfähigkeit bedeuten eine drastische Verminderung der sensorischen Angebote, mit denen wir normalerweise leben.

Insbesondere die Einschränkung der körperlichen Bewegungsfähigkeit bewirkt sehr schnell eine dramatische Veränderung der Selbstwahrnehmung. Langes Liegen, insbesondere auf Weichlagerungsmatratzen, führt zu einem unmittelbaren Verlust von Körpergefühl. Die eigenen Konturen werden nicht mehr gespürt, der eigene Körper verliert sich und wird unbestimmt. Hinzu kommen die Verluste an auditiven und visuellen Orientierungsmöglichkeiten: Bleibt der Blick an die Decke gerichtet, gibt es nur noch ein milchiges Weiß, in das gelegentlich schnelle Schatten treten. Für das Gehör bleibt ein Gewirr nicht entschlüsselbarer Laute und Geräusche, die sich nicht in einen Zusammenhang mit der eigenen Person bringen lassen. Die Folge davon, so haben Erfahrungen immer wieder gezeigt, ist ein „Verdämmern“, um sich der Fülle der unverständlichen Reize gerade im Hörbereich zu entziehen. Notwendige sedierende Maßnahmen tun ein Weiteres, um den Menschen von seiner Umgebung zu trennen.

Diese Reizdeprivation (Entzug sensorischer Reize) führt zu einer Verstärkung der oben geschilderten Prozesse bezüglich des eigenen Körpers und infolgedessen der eigenen Person. Aus der Entwicklungs- und Wahrnehmungspsychologie wissen wir, dass sich solche Deprivationen folgenschwer auf die Gesamtpersönlichkeit auswirken. Im Speziellen deaktivieren sie neuronale Netzwerke und wirken somit der Selbstorganisation und Selbststabilisierung des Menschen entgegen.

XXDurch basal stimulierende Pflege versuchen wir, den kranken Menschen sensorische Angebote zu machen, die ihrer jeweiligen Befindlichkeit entsprechen. Dadurch ergeben sich neue und angemessene Orientierungsmöglichkeiten. Patienten können sich entsprechend ihrer gesundheitlichen Situation ein wenig öffnen und Bezüge zur sie umgebenden Wirklichkeit herstellen.

Die Einweisung auf eine Intensivstation bedeutet immer auch drastische Kommunikationsverluste. Der Patient wird aus seiner bisherigen Lebenswelt herausgerissen, Kontakte müssen abgebrochen werden. Nur wenige, dazu meist selbst sehr verstörte Angehörige oder Freunde bekommen noch Zutritt zum Patienten. Die gesamte Alltagskommunikation ist verändert oder verloren. Ärzte, Therapeuten und Pflegende stellen...

Erscheint lt. Verlag 19.9.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte Altenpflege • Arbeitsaufgaben • Arbeitsbuch • Basale Stimulation • Demenz • Pflege • Pflegealltag • Pflegepraxis • praktische Umsetzung • Theoretische Grundlagen
ISBN-10 3-456-95703-3 / 3456957033
ISBN-13 978-3-456-95703-6 / 9783456957036
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