Das Haus der geheimen Versprechen (eBook)

Roman
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2015 | 1. Auflage
480 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-43515-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus der geheimen Versprechen -  Kimberley Wilkins
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Mit 'Das Haus der geheimen Versprechen' legt die australische Bestsellerautorin Kimberley Wilkins erneut einen ebenso spannenden wie emotional bewegenden Familiengeheimnisroman auf zwei Zeitebenen vor: Eine leidenschaftliche, unstandesgemäße Liebesbeziehung im Australien der 1920er-Jahre und eine zarte Liebesgeschichte in der Gegenwart verschränken sich auf mysteriöse Weise. So entsteht ein großartiger Schmöker voller Gefühl, Spannung und glamouröser Atmosphäre. Das mondäne Evergreen Spa Hotel bei Sydney 1926: Hier diniert die Oberschicht in holzgetäfelten Speisesälen und tanzt unter funkelnden Kronleuchtern. Die neunzehnjährige Violet ist dankbar, dass sie Arbeit im Hotel gefunden hat, auch wenn die Tage lang und hart sind. Als einer der schwer reichen Gäste auf sie aufmerksam wird, beginnt sie, überwältigt von seinem Charme eine innige Liebesbeziehung. Doch ihr Liebhaber hat ein dunkles Geheimnis. 2014 wird das ehrwürdige Evergreen Spa renoviert. Bei den Umbauarbeiten entdecken der Architekt Thomas und die junge Lauren ein Bündel alter Liebesbriefe, erfüllt von Leidenschaft und Sehnsucht, unterzeichnet mit den Initialen SHB ...

Kimberley Wilkins hat erfolgreich sowohl Kinder- und Jugendbücher als auch Romane für Erwachsene publiziert. Ihre Werke wurden unter anderem mit dem »Romantic Book of the Year Award«, dem »Aurealis Award« und dem »Lynne Wilding Award« ausgezeichnet sowie für zahlreiche andere Preise nominiert. Kimberley Wilkins lebt mit ihrer Familie in Brisbane, sie ist Dozentin an der Universität von Queensland.

Kimberley Wilkins hat erfolgreich sowohl Kinder- und Jugendbücher als auch Romane für Erwachsene publiziert. Ihre Werke wurden unter anderem mit dem »Romantic Book of the Year Award«, dem »Aurealis Award« und dem »Lynne Wilding Award« ausgezeichnet sowie für zahlreiche andere Preise nominiert. Kimberley Wilkins lebt mit ihrer Familie in Brisbane, sie ist Dozentin an der Universität von Queensland.

Kapitel zwei


Der Stapel enthielt elf Liebesbriefe, die alle so voll brennender Leidenschaft waren, dass ich mir nach der Lektüre Luft zufächeln musste. Dunkle Wolken waren draußen aufgezogen, und das Trommeln des Regens auf dem Blechdach übertönte die Musik, die ich eingeschaltet hatte. Einen nach dem anderen las ich die Briefe, suchte nach Namen, Daten – irgendetwas, das mir bei der Lösung des Rätsels helfen könnte. Doch ich fand nur heraus, dass sie von einem Mann mit den Initialen SHB geschrieben worden waren; dass dieser Mann eine namentlich nicht genannte Schwester hatte; dass die Briefe im Jahr 1926 oder kurz danach verfasst wurden (was mir eine kurze Internetrecherche nach der in einem der Briefe erwähnten ersten »Miss Sydney« verriet, die offensichtlich zur selben Zeit im Hotel wohnte); dass ihre Liebe definitiv verboten war. Oh, und dass SHB geradezu besessen war von den »rosigen Nippeln« seiner Geliebten, die mindestens einmal pro Brief erwähnt wurden.

Ich schlang das Samtband wieder um die Umschläge und legte sie auf meinen Nachttisch, dann schaltete ich das Licht aus und kuschelte mich ins Bett. Das war meine liebste Beschäftigung an einem regnerischen Abend, was eine Menge darüber aussagte, wie wenig abwechslungsreich meine Freizeit gewesen war.

Lange lag ich wach und dachte an Tomas. Ich schloss die Augen und versuchte mir vorzustellen, wie er etwas von dem tat, was SHB mit seiner Liebsten getan hatte. Ich war nicht vollkommen ohne sexuelle Erfahrung: Ein paar linkische Beziehungen hatte ich gehabt, die nie über das zweite Date hinausgingen, und eine einmalige Begegnung mit einem viel älteren Mann, der meinem Körper Empfindungen entlockte, von denen ich nicht gewusst hatte, dass er dazu fähig war. Doch es gab keinen langjähriger Freund, kein Aufs-Ganze-Gehen, kein Von-den-Füßen-gerissen-Werden. Wie sollte es auch? Ich lebte bei meinen Eltern, und auch wenn diese Tatsache einige Männer nicht davon abhielt, mich nach einem Date zu fragen, so hinderte sie mich auf jeden Fall an einer Zustimmung. Jedes Mal, wenn eine Beziehung in Reichweite schien, sagte ich mir: Nur noch ein Jahr warten; viel länger kann es nicht mehr dauern. Ich hasste mich für diese Gedanken.

Als ich dann endlich in die Freiheit entlassen wurde, wusste ich kaum, was ich mit mir anfangen sollte, und Trauer und Schuldgefühle lasteten schwer auf mir.

Doch ich mochte Tomas. In seiner Gegenwart fühlte ich mich wunderbar, als ob etwas Helles mir von der nächsten Ecke zuwinkte. Mit ihm könnte Glück möglich sein.

Mit der Frage, ob SHB und seine Geliebte damals, im Jahr 1926, glücklich waren, schlief ich ein.

 

Als ich am nächsten Nachmittag von der Arbeit nach Hause kam, fand ich einen Zettel an meiner Haustür. Man hat die Kisten für Sie zu mir gebracht. Holen Sie sie ab, wenn Sie Zeit haben. LT.

Ich musste einen Moment überlegen. Das konnte nur Mrs. Tait sein. Ihr Vorname begann also mit einem L. Ich hatte ihn noch nie gehört.

Ich tauschte meine Arbeitsuniform gegen etwas Bequemeres und ging am Haus entlang zu Mrs. Taits Eingangstür, wo ich klingelte.

»Oh, hallo, meine Liebe«, sagte sie und nestelte am Türgriff. »Kommen Sie rein. Sie haben Post.«

»Das müssten Bücher sein«, antwortete ich beim Anblick der Kartons, die ordentlich im Flur aufgestapelt waren. »Meine Mutter hat sie geschickt. Sie, äh, räumt gerade das Zimmer meines Bruders aus.« Ich stand in einem sonnendurchfluteten, makellos sauberen, renovierten Cottage aus den 1930ern, das hellblau und cremeweiß gestrichen war. »Ihr Haus ist wirklich wunderschön«, sagte ich bewundernd.

»Es ist eigentlich nicht meins. Ich habe es von meiner Mutter geerbt, habe es also durch pures Glück erhalten, nicht durch harte Arbeit. Möchten Sie Tee? Ich habe gerade Wasser aufgesetzt.«

»Danke, das wäre sehr freundlich.«

»Reicht ein Teebeutel? Ich habe es gern einfach.«

»Vollkommen in Ordnung. Kann ich bitte Milch und ein Stück Zucker haben?«

»Natürlich. Setzen Sie sich bitte, ich bin gleich zurück.«

Ich setzte mich in einen plüschigen Sessel, in dem ich tief versank.

Nach wenigen Minuten kam Mrs. Tait mit zwei Tassen zurück, stellte eine auf den Beistelltisch neben mir und ließ sich dann auf dem Sofa nieder. Ihr stahlgraues Haar war zu einem festen Knoten zurückgesteckt, und sie trug ein marineblaues Etuikleid, das ihre blasse Haut beinahe durchscheinend wirken ließ und ihre blauen Augen zum Leuchten brachte.

»Die Farbe steht Ihnen hervorragend«, sagte ich.

»Ich habe Marineblau immer geliebt«, antwortete sie. »Nicht viele können es tragen.«

Ich lächelte. »An Ihnen sieht es toll aus.«

»Sie sollten etwas mit Ihren Augenbrauen machen.«

»Finden Sie?«

»Nur weil sie blass sind, müssen sie ja nicht wild wachsen. Gehen Sie zu Vana auf der Hauptstraße. Sie wird sie sichtbar machen.« Sie hob ihre eigenen Augenbrauen. Ich musste zugeben, dass sie wunderschön geformt waren.

»Meine Mutter hatte gar keine Augenbrauen«, fuhr sie fort und trank von ihrem Tee. »Sie hat sie 1928 komplett ausgezupft, um sie dann wieder aufzumalen. Damals trug man es so. Musste sie dann ihr ganzes restliches Leben nachzeichnen, und als ihre Hände immer zittriger wurden …« Sie lachte. »Gott sei ihrer Seele gnädig.«

»Wann ist sie denn gestorben?«, fragte ich.

»Vor fünfzehn Jahren.«

»Sie hat hier gewohnt?«

»O nein. Sie hat nie hier gelebt. Es war eine ihrer Investitionen. Meine Mutter hatte ziemlich viel Geld, und sie hat hart dafür gearbeitet.« Mrs. Tait schüttelte den Kopf. »Ich war nie fleißig genug, um sie zufriedenzustellen. Ich glaube, ich habe sie enttäuscht.«

In diesem Moment wirkte sie nicht wie eine Frau in den Achtzigern, sondern wie ein trauriges Kind, und ich hatte Mitleid mit ihr. »So war es sicher nicht. Sie hat Sie bestimmt geliebt.«

»Oh, das hat sie. Aber ich glaube, sie wollte, dass ich Ärztin oder Anwältin werde oder irgendetwas Besonderes, aber ich war einfach nicht schlau genug dafür, verstehen Sie. Nun denn. Das ist lange her.« Sie lächelte strahlend. »Sie sagten, diese Bücher gehörten Ihrem Bruder? Zieht er zu Ihnen?«

Ich zögerte. Warum hatte ich immer das Gefühl, es wäre ein Geheimnis, über das ich nicht sprechen durfte? Vielleicht lag es an der Art, mit der meine Mutter die Welt von uns ferngehalten hatte, dass unsere Leben irgendwie heimlich geworden waren. »Er ist tot«, sagte ich schließlich. »Er ist vor vier Monaten gestorben.«

»Das tut mir sehr leid. Wie alt war er denn?«

»Fünfunddreißig.«

Sie schnalzte mit der Zunge. »So jung, eine Schande. War es ein Unfall?«

»Nein, er war schon sehr lange krank. Es war … nicht unerwartet.« Ich trank von meinem Tee und hoffte, das Thema wechseln zu können. »Erzählen Sie mir mehr von Ihrer Mutter«, sagte ich mit einem gezwungenen Lächeln. »Sie scheint eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen zu sein.«

»Ja, das ist eine gute Beschreibung«, antwortete sie und sah über die Schulter zu einigen gerahmten Fotografien auf dem Sideboard, die lächelnde Menschen in altmodischer Kleidung zeigten. »Als ich auf die Welt kam, beschloss sie, dass ich ein besseres Leben als sie haben sollte. Dad war oft krank, weshalb er mit mir daheim blieb und Mum in einer Parfümerie in Sydney arbeitete. Sie machte dort Karriere, und als das Geschäft in Schwierigkeiten geriet, überzeugte sie die Bank, ihr genug zu leihen, damit sie es kaufen konnte. Ich habe sie kaum gesehen: Sie war von frühmorgens bis spätabends in der Arbeit. Sie war eine echte Karrierefrau zu einer Zeit, als Frauen noch keine Karriere hatten. Hat sich ihr Glück selbst erarbeitet.«

»Wow. Sie hatte sicher ein großartiges Leben.«

»Ja, das könnte man denken. Das ist die offizielle Version.« Sie klang schwermütig.

»Offizielle Version?«

»Sie hat mir so manches nicht erzählt. Vieles weiß ich immer noch nicht.«

»Zum Beispiel?«

Sie zuckte mit den Schultern und ignorierte meine Frage. »Dad hat mich aufgezogen, und wir standen uns sehr nahe. Sie war oft auf Reisen, und wir kamen ganz gut ohne sie zurecht. Ich werde immer wissen, wie sie roch, wenn sie nach Hause kam, als ob die ganzen Parfüms, mit denen sie arbeitete, sich in ihren Poren festgesetzt hatten. Sie beugte sich über mich und presste ihre kühlen Lippen auf meine schlafende Wange, und ich wachte gerade so weit auf, um sie riechen und sagen hören zu können, dass sie mich liebte … Oh, Liebes, jetzt fange ich tatsächlich an zu weinen. Das passiert mir neuerdings öfter. Ich erinnere mich an so lange, so unglaublich lange zurückliegende Dinge.«

»Weinen Sie nur, Mrs. Tait.«

»So glückliche Erinnerungen, hell und scharf sind sie an den Rändern. Wenn ich sterbe, verschwinden sie allesamt.« Ihre Stimme wurde leiser. »Ich habe viel zu viel erzählt, Sie müssen sich langweilen.«

»Ich langweile mich überhaupt nicht. Sie sollten das alles vielleicht aufschreiben.«

»Und wer soll das lesen, meine Liebe?«

»Ihre Kinder?«, schlug ich vor und hoffte, dass sie tatsächlich Kinder hatte und nicht ganz allein auf der Welt war.

Sie schnaubte herablassend. »Es würde sie nicht interessieren. Sie leben ihr eigenes Leben. Eins in London, eins in New York, eins in Vancouver. Haben alle Karriere gemacht. Kein einziges Enkelkind für mich.« Sie runzelte die Stirn und blickte in ihre leere Tasse. »Eine reicht nie.«

»Sie brauchen eine Kanne und größere...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2015
Übersetzer Sabine Thiele
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1920er-Jahre • Australien • Blue Mountains • Clive Betts • Evergreen Spa • Familiengeheimnis • Familiengeheimnis, Australien, verbotene Liebe, Hotel • Flora • Lauren • Liebe • Liebesbriefe • Luxushotel • Opiumsucht • Roman • Samuel Honeychurch-Black • Sydney • Tasmanien • tomas • Verbotene Liebe • Violet Armstrong • Will Dalloway
ISBN-10 3-426-43515-2 / 3426435152
ISBN-13 978-3-426-43515-1 / 9783426435151
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