Das goldene Haus (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
464 Seiten
Diana Verlag
978-3-641-17574-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das goldene Haus -  Rebecca Martin
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Eine schillernde Kaufhausdynastie, begründet auf Schuld und Verrat
Frankfurt 1901: Bettina Wessling hat ihr Leben dem Aufbau des prächtigsten und modernsten Kaufhauses der Stadt gewidmet. Ihr Ehemann Arnold ist das Oberhaupt der angesehenen Familie. Doch Bettinas heimliche Leidenschaft gilt einem anderen: Sie liebt Richard, Arnolds verfeindeten Bruder, doch sie hält es für ihre Pflicht, ihre Gefühle zu unterdrücken. Bettina hütet nicht nur dieses Geheimnis. Genauso wie ihre Ehe auf Lügen aufbaut, gründen das Kaufhaus und der Reichtum ihrer Familie auf Schuld und Verrat. Eines Tages kommt ein fremdes junges Mädchen aus Paris zu den Wesslings. Alles droht aufzufliegen, und die Zukunft und das Glück der nachfolgenden Generationen stehen auf dem Spiel ...

Rebecca Martin studierte Englisch und Deutsch in Frankfurt am Main und in Dublin, Irland. Ihre Leidenschaft gehört dem Reisen und dem Schreiben. Ihr Roman 'Die verlorene Geschichte' gelangte sofort nach Erscheinen auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, gefolgt von 'Der entschwundene Sommer', 'Die geheimen Worte' und 'Das goldene Haus' und die 'Die vergessene Freundin'. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf im Nahetal.

Erstes Kapitel

Spiekeroog, Ostfriesland, Deutsches Reich, August 1872

Am Vorabend waren sie endlich in Neuharlingersiel eingetroffen, nachdem Arnold Wessling, ihr Schwager, in Bremen einen alten Schulfreund besucht hatte. Die Reise war beschwerlich gewesen, aber das war nicht der Grund für Ludmillas schlechte Stimmung. Zuerst einmal konnte sie die alljährlichen Sommerwochen mitsamt der ganzen Familie fernab von Frankfurt nicht ausstehen, zum anderen hatte sie eine Veränderung an Bettina festgestellt, über die sie sich einfach nicht klar wurde – oder war sie überspannt? Machte sie ihr eigener Zustand, machte sie diese schreckliche Schwangerschaft etwa überempfindlich?

Ludmilla schaute zu ihrer Schwägerin hin, die sich gemeinsam mit dem einzigen Hausmädchen, das sie begleitete, um die Verladung des Gepäcks auf das wartende kleine Schiff kümmerte, welches sie nach der Insel bringen sollte. Bettinas Tochter, die dreijährige Antonie, beobachtete das Ganze vom sicheren Arm ihres Vaters aus. Ludmilla schenkte ihrem Schwager nur einen kurzen Blick, bevor sie die Aufmerksamkeit erneut auf Bettina richtete. Auch Arnold war nur zu deutlich anzusehen, dass er in diesem Jahr lieber zu Hause geblieben wäre. Große Pläne hatte er, das wusste sie, mit denen es aber einfach nicht vorangehen wollte. Kurz vor der Abfahrt hatte er ein weiteres Mal mit seinem Schwiegervater über die Erweiterung des familieneigenen Geschäfts gesprochen, aber Siegfried Kuhn, der alte Starrkopf, hatte kategorisch abgelehnt. Nicht zum ersten Mal, wie Ludmilla von Bettina Wesslings Mädchen zugetragen worden war. Trotzdem hatte Arnold seine Enttäuschung kaum verhehlen können. Ebenso, wie er gewiss von der Tatsache enttäuscht war, dass sich nach der ersten Schwangerschaft seiner Frau keine zweite einstellen wollte.

Nur eine Tochter und seitdem nichts mehr …

Ludmilla zwang sich, den Blick abzuwenden, um sich nicht doch noch zu verraten. Niemanden ging es etwas an, was sie dachte.

Das Gepäck war inzwischen wohl zur allgemeinen Zufriedenheit verstaut, und Falk, ihr Ehemann, kam erneut auf sie zu. Er sah müde aus. In der Nacht hatte er zuerst schlecht in den Schlaf gefunden, war dann mehrfach aufgewacht und hatte sogar eine Weile wach gelegen. Wie ein geprügelter Hund hatte er sich bei ihr entschuldigt. Sie hasste und liebte seine Unterwürfigkeit.

»Gleich geht es los«, sagte er zu ihr, bemüht, eine sorglose Stimmung zu verbreiten. Ludmilla verbiss sich die spitze Bemerkung, er solle sie nicht mit dem Offensichtlichen verärgern. Falk bemerkte ihre schlechte Laune nicht. »Man nennt Neuharlingersiel übrigens auch das Venedig des Nordens …«, bot er etwas von dem Wissen dar, das er sich in den Tagen vor der Abreise angelesen hatte. Die ruckartige Bewegung, mit der Ludmilla ihren Kopf höher hob, nahm er aus den Augenwinkeln wahr und verstummte augenblicklich.

»Das hier?« Ludmilla zog die Augenbrauen hoch und schaute sich um. »Wie überaus albern …«, setzte sie dann hinzu.

Natürlich sagte Falk jetzt nichts mehr. Das hatte sie beabsichtigt, und sie schämte sich dessen auch nicht. Mit der fortschreitenden Schwangerschaft hatte sich Ludmillas Laune stetig verschlechtert. Sie hasste es, ihren Körper zu teilen. Sie hasste die Übelkeit der Anfangstage, das Sodbrennen und das häufige Wasserlassen. Sie wusste, dass Falk bereits Bettina um Hilfe gebeten hatte, aber die hatte ihn nur damit vertrösten können, dass er das Ende der Schwangerschaft abwarten müsse. Für die meisten Frauen sei die Zeit einfach belastend.

Nun, Ludmilla fühlte sich gewiss nicht belastet, aber es machte ihr durchaus Spaß, Falk in diesem Glauben zu lassen. Als sie Falk und Bettina bei ihrem Gespräch im Garten der Wesslings belauscht hatte, hatte sie wirklich an sich halten müssen, nicht laut loszulachen. Falk war mehrmals errötet wie ein Knabe und war sich offenbar vorgekommen, als teile Bettina eine Art Geheimwissen mit ihm, etwas, was bislang nur Frauen wussten.

»Bist du hungrig?«, hörte sie ihn fragen. »Soll ich dir etwas zu essen besorgen?«

Ludmilla beschloss, ihn nicht vom Haken zu lassen. Dazu war Falk einfach ein zu angenehmer Blitzableiter. Sie schüttelte den Kopf, sodass die hellbraunen Locken tanzten.

»Nein, wärest du aufmerksamer, dann wüsstest du, dass mir seit dem frühen Morgen schrecklich übel ist.«

»Das tut mir leid.«

»Vielleicht solltest du doch etwas essen«, mischte sich Bettina ein, die eben herangekommen war und Ludmillas letzte Worte gehört hatte. »Als ich mit Antonie …«

»Du hast doch nur ein Kind bekommen«, blaffte Ludmilla unterdrückt zurück. »Denkst du, du weißt alles besser?«

Bettina zuckte zusammen. Für einen Moment stand sie noch unschlüssig da, dann murmelte sie etwas von »um das Gepäck kümmern« und ging mit eiligen Schritten davon.

»Das war aber nicht sehr freundlich von dir«, wandte sich Falk seiner Frau zu.

»Ich habe aber recht«, beharrte die. »Sie will sich nur damit ablenken, dass der Herr sie offenbar nicht mit einem weiteren Kind segnen will.«

Falk sah unsicher zu Bettina hinüber.

»Meinst du …«, stotterte er. »Aber …«

»Natürlich habe ich recht. Glaubst du nicht, dein Bruder wünscht sich einen Stammhalter?«

»Doch, aber …« Falk versuchte, nach Ludmillas Hand zu greifen. »Ist das nicht unglaublich, dass mir so etwas nicht auffallen will?«

Ludmilla zuckte die Achseln. Unglaublich war es vielleicht, überraschen tat es sie nicht. Sie hängte sich an seinen Arm und schenkte ihm ein zartes Mädchenlachen.

»Ach, ich bin eine kleine Hexe. Ich hätte so etwas nicht sagen sollen, oder?«

»Nein«, bestätigte Falk und traute sich doch nicht, sie zu tadeln. »Aber du hast es ja gewiss nicht so gemeint.«

»Nein, gewiss nicht. Es ist eben alles so anstrengend gerade …« Ludmilla sah ihn aus großen Augen von unten her-auf an. »Ich brauche einfach meine Ruhe. Ich glaube, ich werde mich kurz dort drüben hinsetzen.«

Sie deutete auf einen herrenlosen Kasten, der ihr stabil genug erschien.

Falk nickte und hielt dann erneut nach seinem älteren Bruder Ausschau. Endlich entdeckte er den auf und ab laufenden Arnold in kurzer Entfernung. Bettina stand neben dem Schiff, hielt inzwischen Antonie an der Hand und sprach mit dem Kapitän. Sie wirkte wieder wie die Ruhe selbst. Für einen Augenblick bewunderte er das dunkelblaue Reisekleid seiner Schwägerin, das auch nach der stundenlangen Reise so sauber aussah wie am frühen Morgen. Nur aus der Frisur hatte sich eine aschblonde Locke gestohlen, tanzte vor Bettinas rechter Wange auf und ab. Falk gesellte sich zu Arnold, nickte schließlich zu dem Schiff hin.

»Jetzt wird es wohl bald losgehen«, sagte er.

Arnold hob den Kopf, und für einen kurzen Moment schien es, als sähe er alles zum ersten Mal.

»O ja«, erwiderte er dann. »Ich freue mich, letztes Jahr konnten wir nicht dort sein.«

»Zwei Jahre war ich nicht dort«, gab Falk zurück. »Der Krieg …«

»Ja.« Arnold runzelte die Augenbrauen. »Weißt du noch, wie es war, wenn wir damals als Kinder hierhergekommen sind?«

Falk zuckte die Achseln. »Nein«, gab er zögerlich zurück. Er erinnerte sich wirklich nicht.

Arnold schaute zuerst seinen Bruder etwas länger an, dann sah er auf das Meer hinaus.

»Du warst noch recht jung, und nach Vaters Tod sind wir nicht mehr gefahren«, sagte er dann langsam. »Es war Mutter zu anstrengend.«

»Es muss schön gewesen sein. Gemeinsam mit Vater. Leider kann ich mich nicht erinnern.«

Arnold starrte ihn seltsam an, dann nickte er. »O ja, das war es. Es war auch schön.«

Falk wollte etwas sagen, doch es fiel ihm nichts ein, sosehr er auch nachgrübelte.

Falk wich nicht von Ludmillas Seite, während sich ihr Schiff endlich, wenn auch langsam, der Küste Spiekeroogs näherte. Obgleich ihr das Schwanken des Schiffes nichts ausmachte, war die junge Frau froh, dass die Fahrt jetzt ein Ende hatte. Sie war nicht gern gefangen, und auf dem Schiff zu sein gab ihr hauptsächlich ein Gefühl: nicht fort zu können. Wie erleichtert sie war, wieder an Land zu kommen.

Ludmilla machte in kurzer Entfernung einen langen Steg aus, der ins Wasser gebaut worden war, doch offenkundig würde sie das Schiff nicht bis dorthin bringen, denn ein von Pferden gezogener Karren suchte sich eben seinen Weg durch das niedrige Wasser. Also mussten sie zuerst das Schiff verlassen, in den Karren steigen, der sie dann zu dem Steg bringen würde …

Ludmilla biss die Zähne aufeinander. Sie hatte Angst, ja, aber das würde sie nicht zeigen. Als ihr der schmale Gehilfe des Kutschers...

Erscheint lt. Verlag 8.3.2016
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Die geheimen Worte • Dreiecksgeschichte • eBooks • Familiendynastie • Familiengeheimnis • Frauenromane • Historisches Frankfurt • Kaufhaus • Liebesromane • Paris • Romane für Frauen • Spiegel-Bestseller-Autorin • Verbotene Liebe
ISBN-10 3-641-17574-7 / 3641175747
ISBN-13 978-3-641-17574-0 / 9783641175740
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