Flavia de Luce 7 - Eine Leiche wirbelt Staub auf (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman - Perfekt für alle Fans der Netflix-Serie »Wednesday«

(Autor)

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2016 | 1. Auflage
416 Seiten
Penhaligon (Verlag)
978-3-641-16998-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Flavia de Luce 7 - Eine Leiche wirbelt Staub auf -  Alan Bradley
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Wer Wednesday Addams als Ermittlerin liebt, kommt an Flavia de Luce nicht vorbei.
Verbannt - so empfindet Flavia ihr Schicksal, als ihr Vater und ihre Tante Felicity sie auf ein Schiff nach Kanada verfrachten. Dort, in Toronto, soll sie Miss Bodycotes Female Academy besuchen, das Mädcheninternat, an dem auch schon Flavias Mutter Schülerin war. Noch in ihrer ersten Nacht »in Gefangenschaft« landet ein unerwartetes Geschenk zu Flavias Füßen: eine verkohlte, mumifizierte Leiche, die aus dem Kamin in ihrem Zimmer purzelt - der Beginn einer Reihe von Nachforschungen, bei denen Flavia auf zahlreiche mysteriöse Vorkommnisse in Miss Bodycotes Akademie stößt. Doch wenn es darum geht, Rätsel zu lösen, ist Flavia in ihrem Element ...

Diese außergewöhnliche All-Age-Krimireihe hat die Herzen von Lesern, Buchhändlern und Kritikern aus aller Welt im Sturm erobert!

Die »Flavia de Luce«-Reihe:

Band 1: Mord im Gurkenbeet
Band 2: Mord ist kein Kinderspiel
Band 3: Halunken, Tod und Teufel
Band 4: Vorhang auf für eine Leiche
Band 5: Schlussakkord für einen Mord
Band 6: Tote Vögel singen nicht
Band 7: Eine Leiche wirbelt Staub auf
Band 8: Mord ist nicht das letzte Wort
Band 9: Der Tod sitzt mit im Boot
Band 10: Todeskuss mit Zuckerguss

Außerdem (nur) als E-Book erhältlich:
Das Geheimnis des kupferroten Toten (»Flavia de Luce«-Short-Story)

Alle Bände sind auch einzeln lesbar.

Alan Bradley wurde 1938 geboren und wuchs in Cobourg in der kanadischen Provinz Ontario auf. Er war Direktor für Fernsehtechnik am Zentrum für Neue Medien der Universität von Saskatchewan in Saskatoon, bevor er sich 1994 aus dem aktiven Berufsleben zurückzog, um sich nur noch dem Schreiben zu widmen. »Mord im Gurkenbeet« war sein erster Roman und der bereits viel umjubelte Auftakt zur Serie um die außergewöhnliche Detektivin Flavia de Luce. Alan Bradley lebt zusammen mit seiner Frau auf der Isle of Man.

1

VERBANNT!«, kreischte der Wind, der mir ins Gesicht peitschte.

»Verbannt!«, tosten die entfesselten Wellen, die mich mit eiskalten Güssen überschütteten.

»Verbannt!«, heulte alles um mich herum. »Verbannt!«

Unsere Sprache kennt wohl kein trostloseres Wort. Allein der Klang – wie schmiedeeiserne Tore, die krachend hinter einem ins Schloss fallen, wie stählerne Riegel, die donnernd zugeschoben werden – lässt einem unweigerlich die Haare zu Berge stehen, oder?

»Verbannt!«

Ich schrie das Wort in den Sturm hinaus, und der Sturm spie es mir wieder ins Gesicht.

»Verbannt!«

Ich stand am schwankenden Bug der R.M.S. Scythia und sperrte den Mund weit auf, weil ich hoffte, die salzige Gischt könnte den schlechten Geschmack auf meiner Zunge abwaschen – den Geschmack meines bisherigen Lebens.

Irgendwo hinter dem östlichen Horizont, Tausende Meilen entfernt, lagen das Dorf Bishop’s Lacey und nicht weit davon Buckshaw, mein einstiges Zuhause. Dort führten mein Vater, Colonel Haviland de Luce, und meine beiden Schwestern Ophelia und Daphne aller Wahrscheinlichkeit nach ihr Leben fröhlich weiter, als hätte es mich nie gegeben.

Sie hatten mich längst vergessen. Dessen war ich ganz sicher.

Lediglich die treuen Bediensteten der Familie, Dogger und Mrs. Mullet, würden bei meiner Abreise eine verstohlene Träne vergossen haben, doch auch sie würden sich schon bald nur noch nebelhaft an Flavia erinnern.

Hier draußen auf dem Atlantik hob sich der Bug der Scythia höher … und höher … und noch höher aus den Wogen, stieg Übelkeit erregend himmelwärts, um dann mit schaurig hohlem Dröhnen in die Tiefe zu stürzen und zu beiden Seiten von Bug und Heck gewaltige weiße Gischtschwingen auszubreiten. Es war, als ritte man ohne Sattel auf einem riesigen Engel aus Stahl, der gerade Brustschwimmen übte.

Obwohl es erst Anfang September war, toste und tobte das Meer ringsum in wildem Aufruhr. Wir waren in die Ausläufer eines Tropensturms geraten und wurden schon seit über zwei Tagen wie ein Flaschenkorken hin- und hergeworfen.

Allem Anschein nach hatten sich alle außer dem Kapitän und mir in ihre Kabinen verkrochen, sodass man, wenn man auf dem Weg zum Abendessen durch die Gänge taumelte, nur das metallische Ächzen des gemarterten Schiffsrumpfes hörte und hinter den geschlossenen Türen links und rechts die Würgelaute, mit denen sich unzählige Mägen entleerten. Bei fast neunhundert Passagieren an Bord war das eine ernüchternde Geräuschkulisse.

Ich selbst bin offenbar mit einer natürlichen Immunität gegen Seekrankheit gesegnet, was ich vermutlich meinen zur See fahrenden Ahnen wie zum Beispiel Thaddeus de Luce zu verdanken habe, der, wie es heißt, als blutjunger Bursche bei der Schlacht von Trafalgar dem sterbenden Admiral Nelson Zitronenwasser gebracht und ihm die feuchtkalte Hand gehalten hatte.

Tatsächlich lauteten Nelsons letzte Worte nicht, wie so oft zitiert, »Küss mich, Hardy« und waren an Thomas Hardy, den Kapitän der Victory, gerichtet, vielmehr wandte er sich mit der flehentlich geflüsterten Aufforderung »Trinken, trinken … fächeln, fächeln … massieren, massieren« an den verdutzten jungen Thaddeus, der beim Anblick seines tödlich verwundeten Helden tapfer mit den Tränen kämpfte und sein Möglichstes tat, den Kreislauf des großen Mannes in Gang zu halten.

Der Wind riss an meinen Haaren und zerrte an meinem dünnen Herbstmantel. Ich sog die salzige Luft so tief in die Lunge, wie ich mich traute. Die Gischt lief mir in Sturzbächen übers Gesicht.

Da packte mich jemand unsanft am Arm.

»Bist du verrückt geworden? Was hast du hier draußen zu suchen?«

Ich fuhr erschrocken herum und versuchte mich loszureißen.

Es war Ryerson Rainsmith – wer sonst?

»Was zum Teufel hast du hier draußen zu suchen?«, wiederholte er barsch. Er gehörte zu jenen Leuten, die glaubten, dass sie überzeugender wirkten, wenn sie jede Frage zweimal stellten.

Darauf reagierte man am besten, indem man ihnen einfach nicht antwortete.

»Ich habe dich überall gesucht. Dorsey ist außer sich vor Sorge.«

»Soll das heißen, dass ich jetzt zwei Dorseys ertragen muss?«, hätte ich am liebsten gefragt, beherrschte mich aber.

Wenn eine Frau mit Vornamen »Dorsey« heißt, braucht sie sich nicht zu wundern, wenn der eigene Ehemann sie zärtlich »Dödelchen« nennt – zumindest, wenn er sich unbeobachtet glaubt.

»Wir hatten schon Angst, du wärst über Bord gefallen. Komm sofort mit unter Deck und zieh dir in deiner Kabine trockene Sachen an. Du siehst ja aus wie eine ertrunkene Ratte.«

Das ging jetzt aber eindeutig zu weit!

Ryerson Rainsmith, dachte ich voller Ingrimm, deine Tage – ja, deine Stunden – sind gezählt!

Ich würde den jungen, gut aussehenden Schiffsarzt aufsuchen, dessen Bekanntschaft ich gestern beim Abendessen gemacht hatte, und ihn unter dem Vorwand, ich hätte eine Magenverstimmung, um ein Fläschchen Natriumhydrogencarbonat, also Natron, bitten. Eine tüchtige Dosis von dem Zeug in Rainsmiths unvermeidlicher Champagnerflasche würde ihre Wirkung nicht verfehlen.

Auf vollen Magen eingenommen – worauf man sich bei Ryerson Rainsmith stets verlassen konnte! – war Natron in Kombination mit schäumendem Alkohol potenziell tödlich. Zuerst setzten Kopfschmerzen ein, die von Minute zu Minute schlimmer wurden, dann verwirrte sich der Geist und der Betreffende bekam heftige Magenschmerzen. Es folgten Muskelschwäche und kaffeesatzähnlicher Durchfall sowie Zittern und Krämpfe – die klassischen Symptome einer Alkalose. Ich würde darauf bestehen, mit Ryerson an Deck zu gehen, und behaupten, etwas Bewegung im Freien werde ihm guttun. In Wahrheit würden die körperliche Anstrengung und das hastige Einatmen der kalten, belebenden Luft den Prozess noch beschleunigen, als würde man Petroleum ins Feuer kippen.

Wenn es mir gelang, den pH-Wert seines arteriellen Blutes auf 7,65 hochzutreiben, standen seine Überlebenschancen ungefähr so gut wie die eines Schneemanns in der Hölle. Er würde einen qualvollen Tod sterben.

»Ich komme«, sagte ich mürrisch und folgte ihm im Tempo einer schläfrigen Schnecke über das krängende Vorderdeck.

Kaum zu glauben, ging es mir dabei durch den Kopf, dass man mich allen Ernstes diesem abstoßenden Vertreter des Menschengeschlechts anvertraut hatte. Allerdings konnte ich mich nur allzu gut daran erinnern, wie es dazu gekommen war.

Alles hatte mit jener schrecklichen Geschichte um meine Mutter angefangen. Nachdem sie zehn Jahre lang im tibetischen Himalajagebirge verschollen gewesen war, war Harriet unter so schmerzlichen Begleitumständen nach Buckshaw zurückgekehrt, dass mir mein Hirn immer noch untersagte, länger als ein paar Sekunden am Stück daran zu denken. Eine Sekunde zu viel, und mein innerer Zensor schnitt den Erinnerungsfaden so energisch durch, wie Atropos, die gefürchtete älteste Schwester der drei griechischen Schicksalsgöttinnen, den Lebensfaden jener Menschen durchtrennt haben soll, deren Zeit abgelaufen war.

Das Ende vom Lied war, dass ich auf Miss Bodycotes Höhere Mädchenschule in Kanada geschickt werden sollte, die auch Harriet einst besucht hatte. Dort sollte ich auf eine in unserer Familie seit Generationen überlieferte Aufgabe vorbereitet werden, über die man mich immer noch weitestgehend im Dunkeln ließ.

»Du wirst ganz einfach lernen, in deine Rolle hineinzuwachsen«, hatte Tante Felicity gesagt. »Im Lauf der Zeit begreifst du dann schon, dass die Pflicht die beste und klügste Lehrmeisterin ist.«

Mir war zwar nicht ganz klar, was sie damit meinte, aber da meine Tante bei diesem mysteriösen Was-auch-immer ziemlich weit oben mitmischte, verbot sich jede Diskussion.

»Es ist so ähnlich wie mit der ›Firma‹, oder?«, hatte ich gefragt. Diesen Spitznamen hatte sich das englische Königshaus selbst gegeben.

»So ähnlich«, hatte Tante Felicity erwidert, »aber mit einem entscheidenden Unterschied: Ein Mitglied des Königshauses kann abdanken. Unsereiner nicht.«

Meiner Tante hatte ich es auch zu verdanken, dass ich wie ein Bündel alter Lumpen verpackt und auf ein Schiff nach Kanada verfrachtet wurde.

Natürlich waren Einwände dagegen laut geworden, dass ich allein reiste, vor allem von Seiten des Vikars und seiner Frau. Daraufhin hatte man zunächst erwogen, dass Feely und ihr Verlobter Dieter Schrantz mich bei meiner Atlantiküberquerung begleiten sollten. Dieser Einfall wurde jedoch gleich wieder fallen gelassen, und zwar nicht nur aus Gründen des Anstands, sondern vor allem deshalb, weil Feely als Organistin in St. Tankred unabkömmlich war.

Daraufhin hatte sich Cynthia Richardson, die Frau des Vikars, höchstpersönlich als meine Begleiterin ins Spiel gebracht. Unsere Beziehung hatte so einige Höhen und Tiefen erlebt, doch in letzter Zeit waren wir gute Freundinnen geworden – eine mir noch immer schleierhafte und höchst unerwartete Wendung meines Lebens. In Abwesenheit ihres Gatten sprudelte Cynthia vor Ausgelassenheit förmlich über und wurde unversehens wieder zu einem jungen Mädchen. Der Vikar wäre entsetzt gewesen, hätte er gewusst, wie viel Tee wir schon unter hysterischem Gelächter auf den Schieferfußboden der Pfarrhausküche geprustet hatten.

Leider war auch Cynthia schon nach kurzer Zeit wieder...

Erscheint lt. Verlag 22.2.2016
Reihe/Serie Flavia de Luce
Übersetzer Gerald Jung, Katharina Orgaß
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel As Chimney Sweepers Come to Dust
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1950er Jahre • Amateurdetektivin • Chemikerin • dark academia • eBooks • England • Geheimbund • Hobbydetektivin • Kanada • Kinderdetektive • Krimi • Krimi England • Krimi Humor • Krimi Humor Bestseller • Krimi humorvoll • Kriminalromane • Krimis • kulturpass • Mädcheninternat • Nevermore • Tim Burton • Toronto • verschwundene Mädchen • wednesday addams
ISBN-10 3-641-16998-4 / 3641169984
ISBN-13 978-3-641-16998-5 / 9783641169985
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