Töchter des Feuers (eBook)

Roman

(Autor)

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2014 | 1. Auflage
416 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-14525-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Töchter des Feuers -  Nora Roberts
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Drei Schwestern, untrennbar verbunden durch das Schicksal ...
Maggie Concannon liebt ihre Arbeit als Glasdesignerin über alles. Begabt und eigenwillig, lebt sie völlig zurückgezogen inmitten der windumtosten Hügel Westirlands. Eines Tages besucht sie der von ihren Kunstwerken völlig faszinierte Galeriebesitzer Robert Sweeny in ihrem einsamen Studio. Und er merkt schnell: Er möchte nicht nur die Künstlerin, sondern auch die wunderbar lebendige und attraktive Frau für sich gewinnen. Doch Maggie hat ihre eigenen Vorstellungen vom Leben - und der Liebe ...

Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.

1. Kapitel


Natürlich würde sie ihn im Pub finden. An welchem anderen warmen Ort sollte ein geselliger Mann an einem eisigen, windigen Nachmittag wohl sein? Auf keinen Fall zu Hause, an seinem eigenen Kamin.

Nein, Tom Concannon war ein geselliger Mann, dachte Maggie, und so wäre er sicher nicht daheim.

Ihr Vater wäre bei seinen Freunden im Pub, wo es immer etwas zu lachen gab. Er lachte gern und weinte gern und hing gerne unerfüllbaren Träumen nach. Mancher hätte ihn gewiß einen Verrückten genannt. Aber Maggie nicht, Maggie hätte das nie getan.

Sie lenkte ihren lärmenden Kleinlastwagen um die letzte Kurve in Richtung des Dorfes Kilmihil, und nirgends war auch nur eine Menschenseele auf der Straße zu sehen. Kein Wunder, denn schließlich war die Essenszeit lange vorüber, und wegen des Winterwindes, der wie aus einer eisigen Hölle vom Atlantik herüberdrang, war es nicht unbedingt ein geeigneter Tag zum Spazierengehen. Die Westküste Irlands erzitterte vor Kälte und sehnte den Frühling herbei.

Sie sah den klapprigen Fiat ihres Vaters neben anderen ihr bekannten Autos stehen. Bei Tim O’Malley herrschte heute Hochbetrieb. Sie parkte so nahe wie möglich am Eingang des Pubs, der inmitten einer Reihe kleiner Geschäfte zu kauern schien.

Als sie die Straße hinunterging, schlug ihr der Wind in den Rücken, und sie schmiegte sich in ihre mit Schaffell gefütterte Jacke und zog sich die schwarze Wollmütze tiefer ins Gesicht. Farbe wurde ihr in die Wangen gepeitscht, als ob sie errötete. Durch die Kälte hindurch stieg ihr ein Geruch von Feuchtigkeit in die Nase, der ihr wie eine gemeine Drohung erschien. Noch vor dem Anbruch der Dunkelheit, dachte die Farmerstochter, gäbe es Eis.

Sie konnte sich nicht daran erinnern, daß je ein Januar eisiger oder fester entschlossen gewesen wäre, den County Clare mit einem beständigen frostigen Hauch zu überziehen. Der kleine Garten vor dem Laden, an dem sie gerade vorüberging, hatte bereits teuer bezahlt. Was von ihm übrig war, war von Wind und Frost geschwärzt und lag jämmerlich an den schlammigen Boden gedrückt.

Die Pflanzen taten ihr leid, aber die Neuigkeit, die sie herführte, war so dermaßen wunderbar, daß sie sich fragte, ob die Blumen nicht allein ihrer Glückseligkeit wegen vielleicht doch noch einmal die Köpfe heben würden, um in den Frühling hineinzublühen.

Sobald sie durch die Tür von O’Malley’s trat, wurde sie von wohliger Wärme begrüßt. Sie roch den im Kamin brennenden Torf, dessen rotglühendes Herz fröhlich vor sich hinzuglimmen schien, und den Eintopf, der von O’Malleys Frau, Deirdre, zum Mittagessen serviert worden war. Außerdem war die Luft vom Geruch von Tabak, Bier und vom Dunstschleier fritierter Kartoffeln erfüllt.

Zuerst entdeckte sie Murphy, der, die Füße ausgestreckt, an einem der winzigen Tische saß und einem irischen Akkordeon eine Melodie entlockte, die der Süße seiner Stimme entsprach. Die anderen Gäste hörten ihm zu und träumten über ihrem Bier vor sich hin. Es war eine traurige Melodie, wie sie Irland am besten entsprach, melancholisch und lieblich wie die Tränen, die ein unglücklich Liebender vergoß. Es war ein Lied, das ihren Namen trug und in dem es um das Älterwerden ging.

Als Murphy sie erblickte, lächelte er sanft. Sein schwarzes Haar fiel ihm unordentlich über die Brauen, so daß er den Kopf, um besser zu sehen, in den Nacken warf. Tim O’Malley stand hinter der Theke, ein Faß von einem Mann, um dessen Leibesfülle sich kaum noch eine Schürze binden ließ. Er hatte ein breites, runzliges Gesicht und Augen, die man, wenn er lachte, kaum noch zwischen den dicken Fleischpolstern sah.

Er war dabei, Gläser zu polieren, und obgleich er Maggie entdeckt hatte, unterbrach er sich nicht, da er wußte, sie wäre zu höflich, um sich mit einer Bestellung an ihn zu wenden, solange Murphys Lied nicht beendet war.

Sie sah David Ryan, der eine der amerikanischen Zigaretten paffte, die er allmonatlich von seinem Bruder aus Boston bekam, und die schmucke Mrs. Logan, die, während ihr Fuß den Rhythmus des Liedes klopfte, mit dem Stricken von etwas Pinkfarbenem beschäftigt war. Außerdem war da noch der alte Johnny Conroy mit seinem zahnlosen Grinsen, dessen knorrige Hand die ebenfalls vom Alter gezeichnete Hand seiner seit fünfzig Jahren Angetrauten hielt. Sie saßen wie zwei Frischverheiratete auf ihrer Bank, ganz verloren in Murphys Melodie.

Der Fernseher über der Theke lief ohne Ton, aber auf dem Bildschirm war eine in grellen, leuchtenden Farben inszenierte britische Seifenoper zu sehen. Menschen in prächtigen Kleidern und mit schimmerndem Haar saßen an einem massiven Tisch mit silbernen Kerzenständern und elegantem Kristall und stritten miteinander herum.

Der Glamour der Geschichte war viel, viel weiter als bloß ein Land von dem kleinen Pub mit der verkratzten Theke und den rauchgedunkelten Wänden entfernt.

Der Zorn, den Maggie angesichts der streitenden Gestalten in diesem von ungeheurem Reichtum zeugenden Raum empfand, traf sie so plötzlich, als hätte ihr jemand sein Knie in die Magengegend gerammt. Doch außer Zorn empfand sie, wenn sie ehrlich war, wohl auch eine Spur von Neid.

Wäre sie jemals so reich, dachte sie – obwohl es ihr eigentlich nicht allzu wichtig war – dann fände sie mit Sicherheit eine sinnvolle Verwendung für ihr Geld.

Dann sah sie ihn, wie er ganz allein in einer Ecke saß. Nicht isoliert, o nein. Er war ebensosehr Teil des Raumes wie der Stuhl, auf dem er saß. Er hatte einen Arm über die Rückenlehne des Stuhls gelegt, und in der anderen hielt er einen Becher, von dem sie wußte, daß er starken Tee mit einem guten Schuß irischen Whiskeys enthielt.

Vielleicht war er unberechenbar, voller Überraschungen und voller verrückter Ideen, aber sie kannte ihn. Von allen Männern, denen sie je begegnet war, liebte sie keinen so wie Tom Concannon.

Ohne ein Wort zu sagen, ging sie zu ihm hinüber, setzte sich und ließ ihren Kopf an seiner Schulter ruhen.

Ihre Liebe zu ihm glich einem Feuer, das, ohne je niederzubrennen, ihr tiefstes Inneres zu wärmen schien. Er nahm den Arm von der Stuhllehne, zog sie dichter an sich heran und hauchte ihr einen Kuß auf die Stirn.

Als das Lied vorüber war, nahm sie seine Hand und küßte sie. »Ich wußte, daß du hier sein würdest«, sagte sie.

»Aber woher wußtest du, daß ich gerade an dich dachte, Maggie-Schatz?«

»Ich habe eben in genau demselben Augenblick an dich gedacht.« Sie lehnte sich zurück und lächelte ihn an. Er war ein kleiner Mann, aber kräftig gebaut. Wie ein Zwergochse, sagte er oft mit seinem stöhnenden Lachen über sich. Seine Augen waren von kleinen Fältchen umgeben, die sich vertieften und ausweiteten, wenn er das Gesicht zu einem Grinsen verzog. Was ihn in Maggies Augen noch attraktiver werden ließ. Sein einst leuchtendrotes, volles Haar war mit der Zeit ein wenig schütter geworden, doch die grauen Strähnen wirkten in dem Feuerrot wie sanfter Rauch. Maggie fand, ihr Vater war der schneidigste Mann der Welt.

»Dad«, sagte sie. »Ich habe Neuigkeiten für dich.«

»Aber sicher doch, das habe ich dir sofort angesehen.«

Er zwinkerte und zog ihr die Mütze vom Kopf, so daß ihr Haar in wilden roten Locken über ihre Schultern fiel. Er hatte ihre blitzende, knisternde Mähne schon immer gern gesehen, und er erinnerte sich noch genau daran, als er sie zum ersten Mal in den Armen gehalten hatte, das Gesichtchen zu einer zornigen Grimasse verzerrt, die winzigen Fäuste geballt, mit Haaren, die gleich einer frisch geprägten Münze schimmerten.

Statt daß er enttäuscht gewesen wäre, daß sie kein Sohn geworden war, hatte ihn das Geschenk einer Tochter mit demütiger Dankbarkeit erfüllt.

»Bring meinem Mädchen was zu trinken, Tim.«

»Ich nehme einen Tee«, rief sie. »Draußen ist es eisig kalt.« Nun, da sie hier war, wollte sie das Vergnügen, ihm die Neuigkeit zu unterbreiten, genußvoll in die Länge ziehen. »Ist das nicht auch der Grund, weshalb du hier sitzt und singst und trinkts, Murphy? Aber wer wärmt deine Kühe, solange du nicht bei ihnen bist?«

»Sie wärmen einander«, rief er zurück. »Und wenn das Wetter so bleibt, habe ich im Frühjahr bestimmt mehr Kälber, als ich bewältigen kann, denn die Rindviecher tun das, was auch jeder andere an einem langen Winterabend tut.«

»Oh, setzen sie sich mit einem guten Buch an den Kamin?« fragte Maggie, und die übrige Gästeschar brach in fröhliches Gelächter aus. Es war kein Geheimnis und schien Murphy auch nicht sonderlich peinlich zu sein, daß er eine regelrechte Leseratte war.

»Ich habe versucht, sie für Literatur zu interessieren, aber diese blöden Viecher sehen lieber fern.« Er tippte gegen sein leeres Glas. »Und was den Grund für mein Hiersein betrifft, so bin ich wegen der Ruhe gekommen, da mir dein verfluchter Ofen Tag und Nacht in den Ohren dröhnt. Warum bist du eigentlich nicht zu Hause und spielst mit deinem Glas herum?«

»Dad.« Als Murphy an die Theke ging, nahm Maggie ihren Vater erneut bei der Hand. »Ich wollte es dir als erstem erzählen. Weißt du, daß ich heute morgen mit ein paar von meinen Stücken in McGuinness’ Laden in Ennis war?«

»Ach ja?« Er zog seine Pfeife hervor und klopfte damit auf den Tisch. »Das hättest du mir vorher sagen sollen. Dann hätte ich dir Gesellschaft leisten können auf der Fahrt.«

»Ich wollte das alleine machen.«

»Meine kleine Einsiedlerin«, sagte er und stupste sanft ihre Nase an.

»Dad, er hat sie tatsächlich gekauft.« Ihre Augen, so grün wie die ihres Vaters, schienen Funken zu sprühen. »Vier...

Erscheint lt. Verlag 20.10.2014
Reihe/Serie Die Irland-Trilogie
Übersetzer Uta Hege
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Born in Fire
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte eBooks • Emotionen • Frauen • Frauenromane • Galerie • Gefühle • Irland • Irland Trilogie • Künstlerin • Leidenschaft • Liebe • Liebesromane • Reihe • Roman • Romane für Frauen • Romanze • Schwestern • Trilogie • Unterhaltung
ISBN-10 3-641-14525-2 / 3641145252
ISBN-13 978-3-641-14525-5 / 9783641145255
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