Eine italienische Affäre (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
380 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-73933-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Eine italienische Affäre -  Fanny Blake
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Wunderbar entspannte Familienferien sollen es werden: Rose und Daniel verbringen wie so oft zwei Wochen mit den erwachsenen Kindern in ihrem Haus in der Toskana. Als auch noch Roses beste Freundin Eve mit ihrem Mann eintrifft, scheint die Sommeridylle perfekt. Alles geht seinen friedlichen Gang, Rose freut sich auf Pasta und Rotwein auf der Terrasse, Daniel zieht ein paar Bahnen im Pool - als eine harmlose SMS auf einmal alles durcheinanderwirbelt. Die Worte »Miss you. Love you. Come back soon«, die Rose auf dem Handy ihres Mannes sieht, erschüttern ihren Glauben an ihre glückliche Ehe zutiefst. Kann es sein, dass Daniel eine Affäre hat? Bestürzt sucht Rose Rat bei Eve, aber die braucht eigentlich selbst Unterstützung, denn nicht nur ihre berufliche Zukunft, auch ihre Ehe steht auf dem Spiel. Zu allem Überfluss spitzt sich der Dauerkonflikt zwischen Daniel und den beiden Töchtern dramatisch zu. Dann geschieht das Unfassbare - und der entspannte Urlaub wird zum Alptraum. Packend und mit feinem Humor erzählt Fanny Blake wie eine Familie sich komplett neu erfinden muss und wie ihr das am Ende gelingt.

<p>Fanny Blake studierte Romanistik in Edinburgh und arbeitete viele Jahre als Lektorin, Journalistin und Kritikerin, bevor sie selbst Autorin zahlreicher Romane wurde. Fanny Blake lebt mit ihrer Familie in England.</p>

1


Die dunkle Umrisslinie der Tür rahmte einen Teil des sonnendurchfluteten Gartens ein, dessen leuchtende Farben einen starken Kontrast zum schattigen Innern des Hauses bildeten. Rose sah die lebhaften Farbtupfer der Bougainvillea, Geranien und Rosen, das silbrige Grün der Olivenbäume in der Ferne, das eindrucksvolle Blau des Himmels. Aber sie war froh, im Haus zu sein. Selbst hier war die Hitze noch zu spüren, obwohl sie die Läden geschlossen hatte, da es seit dem Morgen sehr viel wärmer geworden war.

Eve und Terry wollten um die Mittagszeit in Pisa ankommen und dann gleich zu ihnen herausfahren, das sprach für ein einfaches, spätes Mittagessen. Rose schlang sich die Bänder der Schürze um die Hüften und knotete sie vor ihrem Bauch zusammen, der nicht mehr ganz so sportlich flach war wie noch vor ein paar Jahren. Aber bei zwei Kindern und ihrem gesunden Appetit hätte es schlimmer sein können. Sie wählte ein paar Zwiebeln und Knoblauchzehen aus dem von der Decke hängenden Drahtkorb, dazu die reifsten Tomaten aus einer Schüssel. Das alles legte sie neben die kleinen Bündel von Oregano und Thymian, die sie im Garten geschnitten hatte. Die begann sie nun kleinzuhacken, wozu sie leise vor sich hin summte. Es schien wieder einmal ein paradiesischer Tag zu werden.

»Was gibt's zum Essen?« Daniel war plötzlich hinter ihr aufgetaucht, hatte seine Arme um sie gelegt und ihr einen Kuss in den Nacken gedrückt.

Rose drehte sich um und sah lächelnd zu ihm auf. »Wart's einfach ab!«

»Spielverderberin!« Er legte eine Hand auf ihre Wange und küsste sie noch einmal, diesmal auf die Lippen. Langsam und liebevoll. Sie schloss die Augen und schmiegte sich an ihn.

Als sie schließlich voneinander abließen, warf Rose einen Blick auf die große Uhr über dem Herd. »Schon so spät! Ich muss anfangen.« Sie löste seine Hände von ihren Hüften. »Sonst werde ich nie rechtzeitig fertig!«

Daniel zog in übertriebener Enttäuschung die Mundwinkel nach unten und griff nach dem Badehandtuch, das er über die Lehne eines Stuhls geworfen hatte. »Wenn ich dir hier wirklich nicht helfen kann, gehe ich eine Runde schwimmen.«

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen. »Keine Sorge. Alles unter Kontrolle. Hauptsache, du bist bereit, wenn sie kommen.«

Er schlenderte aus dem Haus, den Hügel hinunter, und verschwand durch das Tor zum Pool. Erst da wandte Rose ihre Aufmerksamkeit wieder dem Essen zu.

In der Küche herumzufuhrwerken war eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen, besonders hier in der Casa Rosa, dem renovierten Bauernhaus. Es war schon ein paar Jährchen her, dass sie es gekauft hatten. Damals war es eine halbe Ruine gewesen, aber die Lage auf einer Anhöhe hatte sie sofort begeistert. Sie hatten sich beim nächsten Bauern erkundigt, sich dann auf die zeitraubende Suche nach den Mitgliedern der Familie gemacht, denen das Haus gehörte, und einen nach dem anderen überredet, bis es schließlich ihnen gehörte. Rose lächelte. Damals hatte Daniel noch Geduld gehabt. Heute würde er niemals so lange auf etwas warten. Gemeinsam hatten sie nach und nach dem Haus neues Leben eingehaucht und jeden Sommer die Familie hierher eingeladen, inzwischen schon mehr Jahre, als sie zurückdenken konnten; allesamt schöne Erinnerungen.

Beim Gedanken an ihre Töchter entfuhr Rose ein liebevoller Seufzer. Anna, die Ältere, wurde für den späten Nachmittag erwartet, sie brachte sicher einen Wust von Plänen und Problemen mit. Was Jess betraf … es war fraglich, ob sie überhaupt kommen würde, nachdem sie neulich so mit ihrem Vater aneinandergeraten war. Voller Groll hatte sie verkündet, dass sie dieses Jahr überhaupt nicht kommen werde. Sie, ihr Mann Adam und das Baby Dylan würden zuhause bleiben.

»Dylan! Was für ein lächerlicher Name! Wir sind doch nicht aus Wales!« Rose erinnerte sich noch gut daran, wie Daniel losgeschimpft hatte, als er hörte, dass ihr Enkel nach Bob Dylan benannt werden sollte, den Adam als genialen Musiker verehrte. Aber natürlich, was Adam mochte, konnte Daniel nur verabscheuen.

Sie tröstete sich damit, dass Jess und Daniel sich am Ende noch immer wieder versöhnt hatten. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ihre Jüngere beim traditionsreichen Familientreffen nicht dabei sein sollte; für sie war es ein heiliges Ritual, auch wenn die Mädchen längst erwachsen waren und ihr eigenes Leben führten. Außer Weihnachten war es die einzige Gelegenheit im Jahr, zu der sie alle in entspannter Atmosphäre zusammenkamen. Rose wollte sich gar keine Alternative zu ihrem gewohnten Familientreffen vorstellen. Jedenfalls hatte sie ein Bett für Jess und Adam gerichtet und eine kleine Matratze für Dylan daneben auf den Boden gelegt. Das Kinderstühlchen, das Daniel für Jess zu ihrem vierten Geburtstag gebaut und das Rose mit Figuren aus Alice im Wunderland bemalt hatte, stand ebenfalls bereit. Vorerst vertagte sie das Problem. Darüber würde sie später mit Daniel reden, in einem passenden Augenblick. Jetzt wollte sie lieber an ihren kleinen Enkel denken und sich darauf freuen, ihn wiederzusehen.

Sie griff nach dem Kanister auf der angeschlagenen Kachel ganz hinten auf der Arbeitsplatte, gab einen Schuss Olivenöl in die Pfanne und drehte das Gas auf. Im nächsten Augenblick schob sie die Zwiebeln und den Knoblauch hinein, die sogleich zu brutzeln begannen, und rührte sie um. Der Duft erfüllte sofort die ganze Küche. Als sie die geschnittenen Tomaten hinzugab, vibrierte das iPhone: Eine SMS. Sicher Eve, die mitteilen wollte, dass sie etwas später ankommen würden. Rose wischte etwas Tomatensaft an der Schürze ab und griff nach dem Handy, das halb verborgen zwischen den Schalen mit Früchten und Gemüse auf dem Tisch lag. Mit dem Handrücken strich sie sich die Haare aus der vor Hitze feuchten Stirn und las die SMS.

Sie zog die Brauen hoch und las sie noch einmal. Das war auf keinen Fall von Eve.

Du fehlst mir. Ich liebe dich. Komm bald wieder. S

Sie kannte eigentlich niemanden, der ihr so etwas schreiben würde.

Wahrscheinlich hatte sich jemand in der Nummer vertan. Sie legte das Handy wieder auf den langen Küchentisch aus Eichenholz zurück und schob es zwischen zwei irdene Schüsseln, eine mit einer Ladung Fleischtomaten, Auberginen und Zucchini, die andere voller Feigen, die sie am Morgen selbst gepflückt hatte, und ein paar missgestalteten Birnen und Äpfeln, die sie am Tag zuvor auf dem Markt gekauft hatte. Sie drehte das Gas unter der Tomatensoße kleiner und ließ sie köcheln, während sie die Arbeitsplatte aufräumte und abwischte. Alles, was in die Spülmaschine durfte, wanderte dort hinein, den Rest wusch sie ab. Sie zog die Schürze aus, hängte sie an die Tür, überlegte, für wen die Nachricht wohl bestimmt war, und fragte sich, welche Folgen es haben mochte, dass sie nicht angekommen war. Sie schob sich die aufgekrempelten Ärmel über die Ellbogen. Vielleicht sollte sie etwas Leichteres anziehen, bevor die anderen kamen. Aber die SMS ging ihr nicht aus dem Kopf, es zog sie an den Tisch zurück. Sie griff noch einmal nach dem Handy und drehte es um.

Auf der glänzenden schwarzen Rückseite waren der bekannte Kratzer und das aufgeklebte Goldsternchen, das es von ihrem unterschied. Es war Daniels Handy. Ihr Herz begann zu rasen, als ihr klar wurde, dass die Nachricht für ihn bestimmt sein musste.

Sie schüttelte ungläubig den Kopf und schaute noch einmal hin. Die Worte flimmerten vor ihren Augen, und sie atmete schwer. Sie schob die Früchteschale ein wenig beiseite und legte das Handy wieder an seinen Platz. Wäre da nicht die tickende Wanduhr gewesen, sie hätte geglaubt, die Zeit wäre stehengeblieben.

Sie stürzte zum Spülbecken und würgte über den Kaffeebechern, die sie dort abgestellt hatte. Noch vor einer halben Stunde hatten sie hier beisammengesessen und über die kommende Woche geredet. Sie ging das Gespräch in Gedanken durch. War da irgendetwas Merkwürdiges gewesen, etwas Ungewöhnliches, irgendein kleiner Hinweis darauf, dass etwas zwischen ihnen nicht stimmte? Nicht dass sie sich erinnern konnte. Weder jetzt noch während der letzten Wochen. Sie drehte das kalte Wasser auf und benetzte ihr glühendes Gesicht und ihren Hals.

Doch schon als sie sich mit einem Geschirrhandtuch abtrocknete, fand sie ihre Reaktion absurd. Daniel eine Affäre? Unmöglich. Undenkbar. Die SMS musste von einem Kollegen oder einer Kollegin stammen. Natürlich. Bestimmt gab es irgendein Problem in einem der Hotels, das nur er lösen konnte. Wie schnell sie Schlussfolgerungen gezogen hatte. Sie vertrauten einander uneingeschränkt. Oder etwa nicht? Ein leichter Zweifel beschlich sie. Ich liebe dich. Wer schrieb ihm so etwas?

Sie griff wieder nach dem Handy.

Da waren sie immer noch, die Worte. Du fehlst mir. Ich liebe dich. Komm bald wieder. Wer immer sie geschrieben hatte, musste doch bedacht haben, dass jemand anderes als Daniel sie vielleicht lesen würde. Es musste also eine harmlose Erklärung geben. Aber wenn es kein Kollege war, wer dann? Sie rieb den Daumen am Mittelfinger, betrachtete eingehend ihre quadratischen, ans Zupacken gewöhnten Hände, ihre ordentlich rundgefeilten Fingernägel. Vielleicht war die SMS nur ein Scherz. Die Initiale S: Unterschrift und einziger Hinweis auf die Identität des Absenders, die sie gleichzeitig wahrte. Das Verlangen, das sie im ersten Moment hineingelesen hatte, musste eine Fehlinterpretation sein. Jede Faser in ihr sträubte sich gegen den Gedanken, ihr Ehemann könnte sie betrügen. Und doch … Passierte nicht genau das dauernd in Ehen? Betrogene...

Erscheint lt. Verlag 20.10.2014
Übersetzer Katharina Förs, Thomas Wollermann
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Original-Titel The Secrets Women Keep
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Affären • Beziehungen • Familienroman • insel taschenbuch 4326 • IT 4326 • IT4326 • Italien
ISBN-10 3-458-73933-5 / 3458739335
ISBN-13 978-3-458-73933-3 / 9783458739333
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