Das Leuchten der Stille (eBook)

Roman
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2014 | 1. Auflage
416 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-06006-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Leuchten der Stille -  Nicholas Sparks
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Keiner schreibt über die Liebe wie Nicholas Sparks
Gibt es die ewige Liebe, die allen Widrigkeiten trotzt? John ist überzeugt davon. Nichts kann seine Beziehung zu Savannah gefährden, auch nicht der Umstand, dass er mehrere Jahre lang ins Ausland muss. Umso erschütterter ist er, als er ihren Abschiedsbrief empfängt.

Nicholas Sparks, 1965 in Nebraska geboren, lebt in North Carolina. Mit seinen Romanen, die ausnahmslos die Bestsellerlisten eroberten und weltweit in über 50 Sprachen erscheinen, gilt Sparks als einer der meistgelesenen Autoren der Welt. Mehrere seiner Bestseller wurden erfolgreich verfilmt, drei weitere Filme sind derzeit in Planung. Alle seine Bücher sind bei Heyne erschienen.

KAPITEL 1


Wilmington, 2000


Ich heiße John Tyree. Ich wurde 1977 geboren und wuchs in Wilmington auf, einer Stadt, die stolz darauf ist, dass sie den größten Hafen von North Carolina hat und auf eine lange, interessante Geschichte zurückblicken kann, auch wenn es mir manchmal so vorkommt, als wäre die Stadt rein zufällig entstanden. Klar, das Wetter hier ist ideal, die Strände sind makellos, aber die Stadt war keineswegs auf den Ansturm von Rentnern aus den Nordstaaten vorbereitet, die für ihren Lebensabend einen Ort suchten, der nicht allzu teuer ist. Wilmington liegt auf einer relativ schmalen Landzunge zwischen dem Cape Fear River auf der einen Seite und dem Atlantik auf der anderen. Der Highway 17 in Richtung Myrtle Beach beziehungsweise Charleston führt quer durch die Stadt und bildet sozusagen die Hauptstraße. Als ich klein war, konnten mein Dad und ich vom historischen Viertel am Fluss in zehn Minuten zu dem Badeort Wrightsville Beach fahren, aber inzwischen gibt es auf dieser Strecke so viele Ampeln und Einkaufszentren, dass man je nach Verkehrslage eine ganze Stunde braucht – vor allem am Wochenende, wenn die Touristen kommen. Wrightsville Beach liegt am nördlichen Ende von Wilmington, auf einer Insel direkt vor der Küste, und gehört zu den beliebtesten Stränden von ganz North Carolina. Die Häuser in den Dünen sind astronomisch teuer, und die meisten werden den ganzen Sommer über vermietet. Die Outer Banks sind sicher romantischer, weil sie so abgeschieden liegen und weil es dort wilde Pferde gibt, und außerdem begannen die Brüder Orville und Wilbur Wright dort ihren berühmten Flug. Aber ich muss sagen, dass die meisten Leute, die ihre Ferien am Strand verbringen wollen, sich am wohlsten fühlen, wenn es in ihrer Nähe einen McDonald’s oder einen Burger King gibt, für den Fall, dass die lieben Kleinen die regionalen Gerichte nicht mögen; und die Erwachsenen möchten nicht nur zwei Möglichkeiten zur Auswahl haben, wenn sie sich am Abend noch irgendwo vergnügen wollen.

Wie in allen Städten gibt es auch in Wilmington arme und reiche Viertel. Da mein Dad einen der sichersten und seriösesten Jobs der Welt hatte – er fuhr die Post aus –, ging es uns ganz gut. Nicht übertrieben, aber okay. Wir waren alles andere als wohlhabend, wohnten allerdings so nahe an einem vornehmen Bezirk, dass ich eine der besten Highschools in der Stadt besuchen konnte. Im Vergleich zu den Häusern, in denen meine Freunde lebten, wirkte unseres alt und klein; die Veranda war schon ziemlich schief, aber der Garten machte alles wett. Hinter dem Haus stand eine riesige Eiche, und als ich acht war, baute ich mir aus Holzresten, die ich an einer Baustelle aufgelesen hatte, ein tolles Baumhaus ganz ohne die Hilfe meines Dads (wenn er es schaffte, mit dem Hammer einen Nagel zu erwischen, konnte man das als Glückstreffer bezeichnen). Im selben Sommer brachte ich mir auch das Surfen bei. Ich hätte wahrscheinlich merken müssen, dass ich völlig anders war als mein Dad, aber mir fielen die Unterschiede gar nicht auf – woran man wieder einmal sehen kann, wie wenig man als Kind vom Leben kapiert.

Mein Dad und ich waren so verschieden, wie zwei Menschen nur sein können. Er war passiv und verschlossen, während ich stets in Bewegung sein musste und nicht gern allein war; er legte großen Wert auf Bildung, wohingegen für mich die Schule ein Ort war, an dem man Freunde traf und Sport trieb. Er hatte eine schlechte Körperhaltung und schlurfte ein bisschen, während ich immer hopste und rannte und ihn ständig bat, doch bitte die Zeit zu stoppen, die ich von einem Ende unserer Straße bis zum anderen brauchte. Schon in der achten Klasse war ich größer als er, und ein Jahr später besiegte ich ihn beim Armdrücken. Wir sahen einander auch überhaupt nicht ähnlich. Dad hatte helle Haare, haselnussbraune Augen und Sommersprossen, meine Haare und Augen waren dunkelbraun, und meine sowieso eher dunkle Haut war schon im Mai sonnengebräunt. Unsere Nachbarn fanden es komisch, dass es zwischen uns so wenig Familienähnlichkeit gab. Ihre etwas irritierte Reaktion war vor allem auch deshalb verständlich, weil Dad mich allein erzog. Als ich älter wurde, hörte ich manchmal, wie sie sich hinter vorgehaltener Hand darüber unterhielten, dass meine Mom sich aus dem Staub gemacht hatte, noch bevor ich ein Jahr alt war. Erst ziemlich spät kam mir der Verdacht, dass sie einen anderen Mann kennengelernt haben könnte, aber mein Vater hat diese Vermutung nie bestätigt. Er sagte immer nur, ihr sei klar geworden, dass es ein Fehler gewesen war, so früh zu heiraten. Sie sei einfach noch nicht reif dafür gewesen, Mutter zu sein. Dad sprach nie schlecht über sie, aber er sagte auch nie etwas Positives. Nein, er sorgte lediglich dafür, dass ich sie in mein Abendgebet einschloss, gleichgültig, wo sie war und was sie getan hatte. Bis zum heutigen Tag habe ich kein einziges Wort mit ihr gewechselt, und ich möchte es auch gar nicht mehr.

Ich glaube, mein Dad war ganz zufrieden mit seinem Leben. Ich drücke mich bewusst so vorsichtig aus, weil er seine Gefühle nie richtig zeigte. Als ich klein war, kam es nur selten vor, dass er mich in den Arm nahm und drückte, und wenn er es ausnahmsweise doch einmal tat, hatte ich immer den Eindruck, dass er sich irgendwie dazu verpflichtet fühlte und es kein inneres Bedürfnis war. Ich weiß, dass er mich geliebt hat, weil er sich immer sehr gewissenhaft um mich kümmerte. Aber er war schon dreiundvierzig, als ich auf die Welt kam, und ich habe oft gedacht, dass es besser zu meinem Dad gepasst hätte, wenn er Mönch geworden wäre und nicht Vater. Überhaupt war er der ruhigste Mensch, den ich kannte. Er erkundigte sich ganz selten nach meinen Erlebnissen und geriet nie außer sich. Besonders lustig oder gar übermütig war er allerdings auch nie. Er führte ein unglaublich geregeltes Leben. Jeden Morgen machte er für mich Rührei, Toast und Speck, und beim Abendessen, das er auch immer selbst kochte, hörte er mir zu, wenn ich von der Schule erzählte. Die Zahnarzttermine vereinbarte er schon zwei Monate im Voraus, er bezahlte immer am Samstagmorgen seine Rechnungen, die Wäsche wusch er nur am Sonntagnachmittag, und in der Frühe ging er exakt um 7 Uhr 35 aus dem Haus. Im Umgang mit anderen Menschen war er etwas ungeschickt und schüchtern. Er verbrachte ja den größten Teil des Tages allein und steckte Päckchen und Briefe in die Briefkästen. Mit Frauen verabredete er sich nie, und er spielte auch nicht am Wochenende mit Freunden bis tief in die Nacht Poker. Es konnte passieren, dass unser Telefon wochenlang nicht klingelte. Und wenn es dann doch einmal schrillte, war der Anrufer entweder falsch verbunden, oder jemand wollte uns etwas verkaufen. Ich kann mir vorstellen, dass es für meinen Vater schwer war, mich allein zu erziehen, aber er klagte nie, auch nicht, wenn ich ihn enttäuschte.

Die Abende verbrachte ich meistens ohne ihn. Wenn die Alltagspflichten erledigt waren, zog sich Dad in sein Arbeitszimmer zurück, um sich seinen Münzen zu widmen. Münzen waren die große Leidenschaft seines Lebens. Am glücklichsten schien er, wenn er in seinem Zimmer saß, den Münzhändler-Rundbrief studierte, der sich lustigerweise Greysheet, also Graublatt, nannte, und sich überlegte, welche Münze er als nächste für seine Sammlung kaufen könnte. Mein Großvater hatte die Münzsammlung begonnen, und sein großes Vorbild war ein Mann namens Louis Eliasberg gewesen, ein Banker aus Baltimore. Eliasberg war der einzige Mensch, der sämtliche Münzen der Vereinigten Staaten besaß, alle Daten und Prägungen. Eliasbergs Sammlung konnte es mit der des Smithsonian Museums aufnehmen, wenn sie nicht sogar noch besser war, und als meine Großmutter 1951 starb, kam mein Großvater auf die Idee, gemeinsam mit seinem Sohn auch eine solche Sammlung anzulegen. Sie wurde zu einer richtigen Besessenheit. Im Sommer fuhren mein Großvater und mein Vater immer mit dem Zug zu verschiedenen Münzereien, um die neuesten Prägungen gleich an Ort und Stelle zu erwerben, und sie ließen kaum eine Münz-Messe im Südosten der USA aus. Nach und nach knüpften sie Kontakte zu Münzhändlern in ganz Amerika, und mein Großvater gab im Laufe der Jahre ein Vermögen dafür aus, seine Sammlung zu vergrößern. Im Gegensatz zu Louis Eliasberg war mein Großvater jedoch nicht reich – er führte eine kleine Gemischtwarenhandlung in Burgaw, die leider pleiteging, als am anderen Ende der Stadt ein Piggly Wiggly aufmachte. Trotzdem wurde jeder Extradollar für Münzen gespart. Großvater trug dreißig Jahre lang dasselbe Jackett und fuhr sein ganzes Leben denselben Wagen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Dad bei der Post anfing, statt aufs College zu gehen, weil keine zehn Cent übrig waren, um eine Ausbildung zu bezahlen, die über die Highschool hinausging. Granddad war ein komischer Kauz, das muss man sagen. Genau wie mein Vater. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, wie es so schön heißt. Und bevor der alte Mann starb, legte er in seinem Testament fest, man solle sein Haus verkaufen und mit dem Geld weitere Münzen erwerben – was mein Dad vermutlich sowieso getan hätte.

Als Dad die Sammlung übernahm, war sie schon ziemlich wertvoll. Dann ging die Inflationsrate rapide nach oben, bis die Unze Gold 850 Dollar kostete, und die Sammlung war auf einmal ein kleines Vermögen wert. Mein Dad hätte problemlos in den Ruhestand gehen können. Aber weder mein Großvater noch mein Vater sammelten die Münzen des Geldes wegen; was sie reizte, war die Jagd, und sie genossen es, dass das gemeinsame Interesse sie so eng miteinander verband. Sie fanden es beide unglaublich spannend, nach einer bestimmten Münze zu fahnden, sie nach langen Mühen endlich aufzuspüren...

Erscheint lt. Verlag 19.8.2014
Übersetzer Adelheid Zöfel
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Dear John
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abschiedsbrief • Ausland • Beziehung • eBooks • Emotionen • Fernbeziehung • Frauen • Frauenromane • Gefühle • Jugend • Jugendliche • Liebe • Liebesromane • Partnerschaft • Roman • Romane für Frauen • Romantik • Romanze • Trennung • Unterhaltung • USA / Amerika • Verfilmung
ISBN-10 3-641-06006-0 / 3641060060
ISBN-13 978-3-641-06006-0 / 9783641060060
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