Ein Cottage am Meer (eBook)

Roman

(Autor)

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2014 | 1. Auflage
400 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-42291-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Cottage am Meer -  Maeve Binchy
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Das Stone House ist eine zauberhafte Pension im Westen Irlands. Hier begegnen sich Menschen, die sich im Alltag nie begegnen würden, hier ereignet sich so manche Tragödie - und hier trifft der Leser auf gute Bekannte aus früheren Binchy-Bestsellern. Für sie und all die anderen Gäste wird der Aufenthalt zu einem schicksalhaften Erlebnis, das Augen öffnet und Hoffnungen zerstört, das Träume wahr werden lässt und die Weichen noch einmal ganz anders stellt.

Maeve Binchy wurde in Dublin geboren, studierte Geschichte und arbeitete als Lehrerin. 1969 ging sie als Kolumnistin zur Irish Times. Sie hat zahlreiche Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke geschrieben. Ihre Romane, darunter »Der grüne See«, »Die irische Signora« und »Ein Haus in Irland« wurden in England, den USA und in Deutschland zu Bestsellern. Auch »Cathys Traum«, »Wiedersehen bei Brenda« und »Insel der Sterne« landeten gleich nach Erscheinen sofort ganz oben auf den internationalen Bestsellerlisten.Maeve Binchy starb am 30. Juli 2012.

Maeve Binchy wurde in Dublin geboren, studierte Geschichte und arbeitete als Lehrerin. 1969 ging sie als Kolumnistin zur Irish Times. Sie hat zahlreiche Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke geschrieben. Ihre Romane, darunter »Der grüne See«, »Die irische Signora« und »Ein Haus in Irland« wurden in England, den USA und in Deutschland zu Bestsellern. Auch »Cathys Traum«, »Wiedersehen bei Brenda« und »Insel der Sterne« landeten gleich nach Erscheinen sofort ganz oben auf den internationalen Bestsellerlisten. Maeve Binchy starb am 30. Juli 2012.

Chicky


Auf der Ryans-Farm in Stoneybridge hatte jeder seine Aufgabe. Die Brüder halfen dem Vater auf den Feldern, sie flickten Zäune, brachten die Kühe zum Melken in den Stall und steckten Kartoffeln; Mary fütterte die Kälber, Kathleen buk das Brot, und Geraldine versorgte die Hühner.

Doch wäre nie jemand auf die Idee gekommen, sie Geraldine zu nennen. Chicky, wie sie von jeher von allen gerufen wurde, war ein ernsthaftes kleines Mädchen, das die Küken eigenhändig mit Haferflocken fütterte, täglich die frisch gelegten Eier einsammelte und dabei aufmunternd auf das Federvieh einredete. Chicky hatte allen Hühnern Namen gegeben, und so brachte es keiner aus der Familie übers Herz, ihr zu gestehen, dass wieder einmal eines davon als Sonntagsessen auf dem Tisch gelandet war. Selbstverständlich habe man das Huhn beim Metzger gekauft, aber Chicky konnte man so leicht nichts vormachen.

Für Kinder war das im Westen Irlands gelegene Stoneybridge ein sommerliches Paradies, aber die Sommer waren kurz, und die meiste Zeit über war es an der wilden Atlantikküste regnerisch und einsam. Doch es gab Höhlen zu erforschen, Klippen zu erklimmen und Vogelnester zu entdecken. Ganz zu schweigen von den wilden Schafen mit den mächtigen gedrehten Hörnern, denen man auflauern konnte. Und dann war da noch Stone House. Chicky kannte kein größeres Vergnügen, als in dessen großem, verwunschenem Garten zu spielen. Manchmal gestatteten es ihr die drei Schwestern Sheedy, denen das Anwesen gehörte und die ihr damals schon uralt vorkamen, sich eines ihrer Kleider auszuborgen und Verkleiden zu spielen.

Kathleen ging als Erste aus dem Haus, nach Wales, wo sie in einem großen Krankenhaus eine Ausbildung zur Pflegeschwester erhielt. Dann bekam Mary eine Stelle in einem Versicherungsbüro. Chicky interessierte sich für keinen der beiden Berufe, aber irgendetwas würde auch sie lernen müssen. Die Farm würde niemals alle Ryans ernähren. Zwei der Söhne waren bereits in größeren Städten im Westen bei verschiedenen Firmen untergekommen. Nur Brian sollte beim Vater bleiben und auf dem Hof helfen.

Chickys Mutter war ständig müde, ihr Vater machte sich fortwährend Sorgen, und so waren die Eltern sehr erleichtert, als Chicky endlich eine Anstellung in der Strickfabrik am Ort fand. Und zwar nicht als Strickerin an der Maschine oder als Heimarbeiterin, sondern im Büro. Ihre Aufgabe war es, die fertigen Strickteile an die Kunden zu versenden und die Bücher zu führen. Nicht unbedingt eine aufregende Tätigkeit, aber es bedeutete, dass Chicky zu Hause bleiben konnte, und genau das war es, was sie wollte. Sie hatte jede Menge Freunde, und jeden Sommer verliebte sie sich in einen anderen der O’Hara-Söhne, auch wenn nie etwas daraus wurde.

Eines Tages betrat ein junger Amerikaner namens Walter Starr die Strickfabrik und wollte unbedingt einen Aran-Pullover kaufen. Wie man sie angewiesen hatte, erklärte Chicky, dass sie kein Einzelhandelsgeschäft seien, sondern ihre Strickwaren lediglich auf Bestellung für den Handel oder den Postversand produzierten.

»Na, dann geht Ihnen aber einiges an Geschäft durch die Lappen«, sagte Walter Starr. »Die Urlauber, die hierher in diese abgelegene Ecke kommen, brauchen dringend einen Aran-Pullover – und zwar gleich, und nicht erst in ein paar Wochen.«

Der junge Mann sah ausnehmend gut aus. Mit seinem strahlenden Lächeln und den makellosen Zähnen erinnerte er Chicky an John F. und Bobby Kennedy in jungen Jahren. Außerdem war er braun gebrannt und unterschied sich sehr von den Bauernburschen aus Stoneybridge. Chicky wollte nicht, dass er wieder ging, und auch er schien zu zögern.

Zum Glück fiel ihr der Pullover wieder ein, den sie für den Werbekatalog fotografiert und deshalb noch auf Lager hatten. Vielleicht wollte Walter Starr diesen kaufen, obwohl er nicht mehr ganz neu war.

Walter war begeistert.

Und er fragte sie, ob sie mit ihm am Strand spazieren gehen wolle, und betonte mehrmals, wie gut es ihm hier gefiele.

Unglaublich. Der Mann war in Kalifornien und in Italien gewesen, und doch fand er es in Stoneybridge schön.

Und auch Chicky hatte es ihm angetan. Er war ganz hingerissen von ihren dunkel gelockten Haaren und den großen blauen Augen. Von da an verbrachten sie jede freie Minute zusammen. Eigentlich hatte Walter nur einen oder zwei Tage bleiben wollen, aber jetzt fiel es ihm schwer, seine Reise fortzusetzen. Es sei denn, sie würde ihn begleiten.

Chicky musste laut lachen bei der Vorstellung, sie solle ihre Arbeit in der Strickfabrik aufgeben und ihrer Mutter und ihrem Vater eröffnen, dass sie beabsichtige, mit einem Amerikaner, den sie kaum kannte, durch Irland zu trampen! Hätte sie ihnen erklärt, sie würde zum Mond fliegen wollen, hätten sie das wahrscheinlich bereitwilliger akzeptiert.

Walter war gerührt von ihrer Panik.

»Aber, Chicky, wir haben doch nur dieses eine Leben. Und sie können es nicht für uns leben. Das müssen wir schon selbst in die Hand nehmen. Glaubst du vielleicht, meine Eltern sehen es gern, dass ich mir hier am Ende der Welt ein schönes Leben mache? Nein, ihnen wäre es viel lieber, wenn ich im Country Club mit den versnobten Töchtern reicher Familien Tennis spielen würde, aber hier fühle ich mich wohler. So einfach ist das.«

In Walter Starrs Welt war alles einfach. Sie liebten sich. Was also war natürlicher, als miteinander zu schlafen? Beide wussten, dass der andere recht hatte. Warum also die Sache verkomplizieren wegen dem, was andere Leute sagten, dachten oder taten? Gott war gütig und hatte ein Herz für Liebende. Ganz im Gegensatz zu ihrem Dorfpfarrer, Father Johnson, der das Gelübde abgelegt hatte, sich niemals zu verlieben. Wozu brauchten sie irgendwelche dummen Verträge oder Urkunden?

Und so war Chicky bereit, sich mit ihm auf die Reise zu machen, als Walter nach sechs wunderbaren Wochen allmählich daran denken musste, in die Staaten zurückzukehren. Ihre Entscheidung löste endlose Streitereien und dramatische Auftritte im Haus der Ryans aus und entzweite die Familie. Aber von alledem bekam Walter nichts mit.

Chickys Vater war noch bedrückter als zuvor. Von allen Seiten würde er sich nun anhören müssen, dass er ein undankbares Flittchen großgezogen habe. Und Chickys Mutter wirkte müder und enttäuschter denn je. Nur Gott allein und die Jungfrau Maria mochten wissen, was sie falsch gemacht hatte, da Chicky ihrer Familie so große Sorgen bereitete.

Ihre Schwester Kathleen war erleichtert, dass sie bereits einen Verlobungsring am Finger hatte. Denn welcher Mann würde sie jetzt noch nehmen, wüsste er, aus welcher Familie sie stammte?

Und Mary, die in dem Versicherungsbüro arbeitete und mit einem der O’Haras ging, jammerte, dass die Tage ihrer Romanze Chickys wegen wohl nun gezählt wären. Die O’Haras seien schließlich eine höchst respektable Familie und würden ihr Benehmen niemals gutheißen.

Chickys Bruder Brian hingegen zog den Kopf ein und sagte kein Wort. Als Chicky ihn nach seiner Meinung fragte, meinte er, er habe keine. Er habe keine Zeit zum Nachdenken.

Nur ihre Freundinnen Peggy, eine Kollegin aus der Strickfabrik, und Nuala, die als Dienstmädchen bei den drei Schwestern Sheedy arbeitete, waren vor Begeisterung über so viel Abenteuer und Aufregung völlig aus dem Häuschen. Wie gut, dass Chicky seit ihrer Klassenfahrt nach Lourdes einen Reisepass hatte.

Walter Starr schlug vor, dass sie zunächst bei Freunden in New York wohnen sollten. Sein Jurastudium wolle er aufgeben. Es sei ohnehin nie das Richtige für ihn gewesen. Wenn er mehrere Leben hätte, dann vielleicht, aber da er nun mal nur dieses eine hatte, war es reine Zeitverschwendung, sich mit einer so trockenen Materie wie der Juristerei zu befassen.

Am Abend vor ihrer Abreise versuchte Chicky ein letztes Mal, um Verständnis bei ihren Eltern zu werben. Mit ihren zwanzig Jahren hatte sie schließlich noch ihr ganzes Leben vor sich. Natürlich liebte sie ihre Familie und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass auch diese sie liebte, obwohl sie sie so enttäuschte.

Die Miene ihres Vaters war hart und undurchdringlich. Seine Tochter sei in seinem Haus nicht mehr willkommen, sagte er. Sie habe Schande über sie alle gebracht.

Ihre Mutter reagierte ebenfalls mit großer Verbitterung. Ihrer Meinung nach machte Chicky eine große Dummheit. Diese Geschichte konnte niemals halten. Mit Liebe habe das nichts zu tun, das sei reine Vernarrtheit. Wenn dieser Walter ihre Tochter wirklich liebte, würde er auf sie warten und ihr ein Zuhause, einen Namen und eine Zukunft bieten, statt sie zu dieser Torheit aufzustacheln.

Die Atmosphäre im Haus der Ryans war vergiftet.

Auch Chickys Schwestern waren ihr keine große Hilfe. Doch sie blieb bei ihrer Entscheidung. Keiner von ihnen wusste, was wahre Liebe war, und deshalb würde sie ihre Pläne niemals aufgeben. Sie hatte ihren Pass, und damit würde sie nach Amerika gehen.

»Wünscht mir Glück«, hatte sie am Vorabend ihrer Abreise gefleht, aber alle hatten ihre Köpfe abgewandt.

»Lasst mich nicht so gehen, nur mit eurer Kaltherzigkeit als Erinnerung.« Tränen waren über Chickys Gesicht gelaufen.

Ihre Mutter stieß einen tiefen Seufzer aus. »Es wäre kaltherzig von uns, wenn wir dich einfach so gehen ließen und dich auch noch in deiner Dummheit bestärkten. Wir meinen es doch nur gut mit dir und wollen dir helfen, damit du das Beste aus deinem Leben machst. Das ist keine Liebe, das ist nur blinde Vernarrtheit. Wir können dir unseren Segen nicht geben. Es hat keinen Sinn, dir etwas vorzumachen.«

Und so verließ Chicky ihre Familie ohne den Segen ihrer Eltern.

Auf dem...

Erscheint lt. Verlag 26.2.2014
Übersetzer Gabriela Schönberger
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Große Gefühle • Hotel • Irland • Lebensgeschichten • Pension • Schicksale • Tragödie • Tragödien • Urlaubslektüre • Urlaubsromane • verschiedene Schicksale
ISBN-10 3-426-42291-3 / 3426422913
ISBN-13 978-3-426-42291-5 / 9783426422915
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