Holidays on Ice (eBook)

Deutsch von Harry Rowohlt
eBook Download: EPUB
2013 | 1. Auflage
128 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-12979-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Holidays on Ice -  David Sedaris
Systemvoraussetzungen
7,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Die fünf schönsten Geschichten, die David Sedaris zum Thema Weihnachten geschrieben hat!
Die Weihnachtszeit kann nervenaufreibend sein, vor allem als Zwerg im größten Kaufhaus der Welt, bei Macy's. Denn es glaube keiner, dass es nur eine Art von Zwergen gibt ...
Aus diesem Stoff sind die kleinen und großen Tragödien, die hinter jeder Ecke lauern und von denen David Sedaris erzählt.

Kongenial ins Deutsche übertragen von Harry Rowohlt.

David Sedaris, geboren 1956 in Johnson City, New York, aufgewachsen in Raleigh, North Carolina, lebt in England. Er schreibt u. a. für den New Yorker und BBC Radio 4. Mit seinen Büchern Naked, Fuselfieber, Ich ein Tag sprechen hübsch und Schöner wird's nicht wurde er zum Bestsellerautor. Zuletzt erschienen im Blessing Verlag Das Leben ist kein Streichelzoo. Fiese Fabeln (2011), Sprechen wir über Eulen - und Diabetes (2013), Calypso (2018) und Bitte lächeln! (2023) sowie seine vielbeachteten Tagebücher Wer's findet, dem gehört's (2017) und Kleine Happen (2023).

Frohe Weihnacht allen Bekannten und Verwandten!!!


Season’s Greetings to Our Friends and Family!!!


Viele von Euch, liebe Freunde und Familienmitglieder, kriegen jetzt wahrscheinlich einen Schreck, wenn sie unseren jährlichen Feiertags-Rundschrieb in Händen halten. Ihr habt von der Tragödie, die uns jüngst ereilte, in der Zeitung gelesen und habt bestimmt geglaubt, wenn man plötzlich so viele juristische Sorgen und »Scherereien« hat, steckt der Dunbar-Klan einfach den Kopf in den Sand und schwänzt die gesamten bevorstehenden Weihnachtsfeiertage!!

Ihr sagt: »Wie soll denn die Familie Dunbar ihren schrecklichen Verlust betrauern und die Traditionen der Weihnachtsfeiertage hochhalten. So stark ist keine Familie«, denkt Ihr bei Euch.

Dann denkt lieber nochmal nach!!!!!!!!!!!!!

Zwar hat dies vergangene Jahr beim »Geben« unserer Familie ein schlechtes »Blatt« voll Weh und Ach zugeteilt, aber wir haben (bisher!) das Unwetter überlebt und werden das auch weiterhin so halten! Unser Baum steht im Wohnzimmer wie eine 1, die Strümpfe sind aufgehängt, und wir erwarten ungeduldig die Ankunft eines gewissen wohlbeleibten Herrn, der vorne auf den Namen »Weih« und hinten auf den Namen »Nachtsmann« hört!!!!!!!!!!!!

Unser treuer PC hat schon vor Wochen unsere Wunschzettel ausgedruckt, und jetzt werfen wir ihn wieder an, um Euch und Euren Lieben ganz heftig die Allerfrohesten Weihnachten von der gesamten Familie Dunbar zu wünschen: Clifford, Jocelyn, Kevin, Jacki, Kyle und Que Sanh!!!!!

Einige von Euch lesen dies jetzt wahrscheinlich und kratzen sich beim Namen »Que Sanh« den Kopf. »Der paßt doch gar nicht zu den anderen Vornamen in der Familie«, sagt Ihr Euch. »Haben sich diese verrückten Dunbars etwa eine Siamkatze zugelegt?«

Nicht schlecht geraten.

Gestattet uns, denen von Euch, die in einer Höhle hausen und nichts mitgekriegt haben, Que Sanh Dunbar vorzustellen, die, im Alter von zweiundzwanzig Jahren, das neueste Familienmitglied ist.

Erstaunt?

DAMIT STEHT IHR NICHT ALLEIN!!!!!!!

Es scheint nämlich, als habe Clifford, Gatte der Schreiberin dieser Zeilen und Vater unserer drei natürlichen Kinder, vor zweiundzwanzig Jahren aus Versehen die Saat für Que Sanh während seines kleinen Abstechers nach, na, wohin? gelegt ...? Na, wohin wohl?

VIETNAM!!!!

Das war natürlich Jahre, bevor Clifford und ich geheiratet haben. Als er eingezogen wurde, waren wir vorverlobt, und der lange Zeitraum der Trennung forderte von uns beiden seine Opfer. Ich habe regelmäßig korrespondiert. (Jeden Tag habe ich ihm geschrieben, sogar wenn mir nichts Interessantes einfiel. Seine Briefe kamen sehr viel seltener, aber ich habe alle vier aufbewahrt!)

Während ich sowohl Zeit wie Neigung hatte, meine Gefühle in Briefumschläge zu stecken, kannte Clifford, wie Tausende anderer amerikanischer Soldaten, einen solchen Luxus nicht. Während wir übrigen in unseren sicheren und behaglich eingerichteten Häusern die Abendnachrichten verfolgten, kam er in den Abendnachrichten vor, bis zur Hüfte in einem Schützengraben voll abgestandenem Wasser. Die Risiken und die Qualen des Krieges sind etwas, was die meisten von uns sich glücklicherweise auch nicht in Ansätzen vorstellen können, und da können wir, finde ich, von Glück sagen.

Clifford Dunbar hat, vor zweiundzwanzig Jahren, ein junger Mann in einem vom Krieg zerrissenen Land, einen Fehler gemacht. Einen schrecklichen, verabscheuungswürdigen Fehler. Einen dummen, unüberlegten, permanenten Fehler mit furchtbaren, quälenden Folgen. Aber wer seid Ihr, wer sind wir, daß wir über ihm den Stab brechen? Besonders jetzt, wo Weihnachten unmittelbar bevorsteht. Wer sind wir, daß wir ein Urteil fällen?

Als seine Versetzung um war, kehrte Clifford nach Hause zurück, wo er den zweitschlimmsten Fehler seines Lebens machte (ich beziehe mich auf seine kurze ((acht Monate)) »Ehe« mit Doll Babcock), und danach waren wir wieder vereint. Wir wohnten damals, wie Ihr Euch vielleicht erinnert, in diesem winzigen Apartment drüben in der Halsey Street. Clifford hatte gerade seine ihn ausfüllende Karriere bei der Vereinigten Sampson auf Gegenseitigkeit begonnen, und ich arbeitete Teilzeit in der Buchhaltung von Hershel Beck, als ... auch schon die Kinder kamen!!!!!! Wir haben gekämpft und gespart und uns irgendwann dann (endlich!! ) unser Haus am Tiffany Circle gekauft, Nummer 714, wo der Dunbar-Klan bis zum heutigen Tage seinen Nistplatz hat!!!!

Hier war es, Tiffany Circle 714, wo ich zum erstenmal Que Sanh sah, die zu (wie es das Schicksal wollte) Halloween auf unserer Schwelle stand!!!

Zuerst hielt ich sie für eins dieser Halloween-Kinder, die »Gib mir was, sonst setzt es was!« rufen! Sie trug, erinnere ich mich, einen Rock von der Größe eines Bierwärmers, eine kurze Pelzjacke und, im Gesicht, genug Rouge, Lidschatten und Lippenstift, um unser gesamtes Haus anzustreichen, innen wie außen. Sie ist sehr klein, und ich dachte, sie wäre ein Kind. Ein Kind, das sich als Prostituierte verkleidet hat. Ich gab ihr eine Handvoll Schokolade-mit-Nougats und hoffte, daß sie, wie die anderen Kinder, rasch zum nächsten Haus weiterzieht.

Aber Que Sanh war kein Kind, das »Gib mir was, sonst setzt es was!« ruft.

Ich wollte die Tür wieder schließen, wurde daran aber von ihrem Dolmetscher gehindert, einem sehr feminin aussehenden Mann, der einen Aktenkoffer trug. Er stellte sich auf englisch vor und sprach dann mit Que Sanh in einer Sprache, die ich inzwischen auf die harte Tour als Vietnamesisch zu identifizieren gelernt habe. Während uns die Sprache aus dem Mund fließt, hört sich die vietnamesische Sprache an, als würde sie dem Sprecher durch eine Serie schwerer und gnadenloser Schläge in die Magengrube abgepreßt. Die Wörter als solche sind Schmerzenslaute. Que Sanh antwortete dem Dolmetscher, und ihre Stimme war so hoch und gnadenlos wie eine Autosicherung. Die beiden standen vor meiner Tür, kreischten auf vietnamesisch drauflos, und ich stand dabei, verängstigt und verwirrt.

Bis zum heutigen Tage bin ich verängstigt und verwirrt. Sehr sogar. Es ist beängstigend, daß ein voll ausgewachsener Bastard (ich verwende das Wort im technischen Sinne) die Meere überqueren und es sich in meinem Haus gemütlich machen kann, und das alles mit dem Segen unserer Regierung. Vor zweiundzwanzig Jahren konnte Onkel Sam die Vietnamesen nicht ausstehen. Jetzt verkleidet er sie als Prostituierte und setzt sie uns ins Haus!!!! Aus dem Nirgendwo ist diese junge Frau so machtvoll und unerklärlich wie die Schweinepest in unser Leben getreten, und es scheint nichts zu geben, was wir dagegen unternehmen können. Aus dem Nirgendwo klopft diese Tretmine an unsere Tür, und von uns erwartet man, daß wir sie als unser Kind anerkennen!!!!???????

Clifford sagt gern, die Dunbar-Kinder hätten das Aussehen von der Mutter und den Verstand vom Vater geerbt. Das stimmt: Kevin, Jackelyn sehen alle so gut wie nur möglich aus! Und schlau? Naja, schlau genug, genauso schlau wie ihr Vater, ausgenommen unser ältester Sohn Kevin. Nachdem er in der Moody High School mit Auszeichnung bestanden hatte, ist Kevin jetzt im dritten Jahr auf dem Feeny State College, mit Chemotechnik als Wahlfach. Bisher hat er jedes Semester »sehr gut« gekriegt, und offenbar gibt es nichts, was ihn aufhalten kann!!! Noch anderthalb Jahre hat er vor sich, und jetzt bekommt er bereits massenhaft Stellenangebote!

Wir lieben dich, Kevin!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Manchmal machen wir ganz gern den Scherz, daß, als Gott den Dunbar-Kindern Verstand gegeben hat, Er Kevin ganz vorne in der Schlange sah, und zur Belohnung konnte Kevin gleich den ganzen Sack behalten!!! Was den anderen Kindern an Verstand fehlt, machen sie aber offenbar auf die eine oder andere Weise wieder wett. Sie haben Qualitäten und eine Persönlichkeit und machen sich ihr Bild von der Welt, ganz im Gegensatz zu Que Sanh, die zu glauben scheint, sie kann sich nur mit ihrem Aussehen durchs Leben mogeln!! Sie hat nicht mal den Ehrgeiz, den Gott einem Sperling geschenkt hat! Vor sechs Wochen tauchte sie in diesem Haus auf und beherrschte nur die Vokabeln »Daddy«, »glänzt« und »fünf Dollar jetzt«.

Was für ein Wortschatz!!!!!!!!!

Während ein einigermaßen aktiver Mensch sich vielleicht mal dahinterklemmt und ernsthaft die Sprache des Landes, das ihm seit neustem Gastrecht gewährt, erlernt, schien Que Sanh es damit überhaupt nicht eilig zu haben. Wenn man ihr eine simple Frage stellte, wie z. B.: »Warum gehst du nicht dahin zurück, wo du hergekommen bist?« berührte sie meine Hand und verfiel in krampfartigen vietnamesischen Kokolores  –, als wäre ich der Außenseiter, von dem man erwarten kann, daß er ihre Sprache erlernt! Mehrmals besuchte uns dieser Lonnie Tipit, dieser »Dolmetscher«, dieser »Mann«, der Que Sanh bei ihrem ersten Besuch begleitet hatte. Mr. Tipit schien den Eindruck zu haben, daß die Tür der Dunbars ihm immer offensteht, sei es nun Tag oder Nacht. Er schaute einfach vorbei (meistens während der Abendbrotzeit), und zwischen zwei Portionen meiner guten Hausmannskost (vielen herzlichen Dank) pflegte er seine »Freundin« Que Sanh in aller Ruhe »auszuhorchen«. »Ich glaube nicht, daß sie genug Kontakt mit dem Leben ringsum bekommt«, sagte er. »Warum nehmt ihr sie nicht mit in die Stadt, zu kirchlichen Veranstaltungen und Volksfesten?« Na, er konnte sowas leicht sagen! Das habe ich ihm auch gesagt, ich habe gesagt: »Nehmen Sie mal ein Mädchen, das obenrum nur BH mit Nackenband anhat, in den Konfirmationsunterricht mit. Nehmen Sie sie doch mit zu Kunst & Krempel zum...

Erscheint lt. Verlag 30.9.2013
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Holidays on Ice
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte eBooks • Harry Rowohlt • Humor • Jüdischer Witz • Kaufhaus • lustig • lustige • Macy's • New York • Satire • Weihachtstragödien • Weihnachten • Weihnachtsbuch • Weihnachtsromane • Zwerge
ISBN-10 3-641-12979-6 / 3641129796
ISBN-13 978-3-641-12979-8 / 9783641129798
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 833 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99
Roman

von Fatma Aydemir

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99
Roman. Jubiläumsausgabe

von Umberto Eco

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99