Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt (eBook)

Roman

(Autor)

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2013 | 1. Auflage
336 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-41822-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt -  Dora Heldt
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Hitzewellen an der Ostsee  Gibt es etwas Schlimmeres, als den 50. Geburtstag in einem spießigen Lokal mit der Familie feiern zu müssen, Geschäftskollegen des Mannes und Nachbarn inklusive? Doris (49) sucht ihr Heil in der Flucht: Dem gefürchteten Datum will sie lieber mit ihren ehemaligen Schulfreundinnen Katja und Anke die Stirn bieten - bei einem Wellness-Wochenende an der Ostsee, mit allem Drum und Dran. Früher, zu Schulzeiten, waren die Erwartungen der drei ans Leben hoch. Aber wer gibt schon gerne zu, dass nicht alles nach Wunsch gelaufen ist? Den großen Knall kann dann aber selbst die beste Hot-Stone-Massage nicht verhindern ...  

Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, hat sich mit ihren Romanen und Krimis auf die Spitzenplätze der Bestsellerlisten und in die Herzen von Millionen von Leserinnen und Lesern geschrieben. Wie kaum eine andere Autorin in Deutschland kennt sie den Buchmarkt von allen Seiten: Die gelernte Buchhändlerin war über 30 Jahre lang Verlagsvertreterin für einen großen Publikumsverlag. Neben humorvollen Familien- und Frauenromanen (u.a. >Urlaub mit Papa<, >Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt< oder >Drei Frauen am See<, >Drei Frauen, vier Leben<) begeistert sie ihr Publikum mit lustig-skurrilen Sylt-Krimis, Erzählungen und Kolumnen. Die Liebe zu ihrer norddeutschen Heimat ebenso wie die zu den Menschen dort fängt Dora Heldt auf unnachahmliche Weise in all ihren Büchern ein.

Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, hat sich mit ihren Romanen und Krimis auf die Spitzenplätze der Bestsellerlisten und in die Herzen von Millionen von Leserinnen und Lesern geschrieben. Wie kaum eine andere Autorin in Deutschland kennt sie den Buchmarkt von allen Seiten: Die gelernte Buchhändlerin war über 30 Jahre lang Verlagsvertreterin für einen großen Publikumsverlag. Neben humorvollen Familien- und Frauenromanen (u.a. ›Urlaub mit Papa‹, ›Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt‹ oder ›Drei Frauen am See‹, ›Drei Frauen, vier Leben‹) begeistert sie ihr Publikum mit lustig-skurrilen Sylt-Krimis, Erzählungen und Kolumnen. Die Liebe zu ihrer norddeutschen Heimat ebenso wie die zu den Menschen dort fängt Dora Heldt auf unnachahmliche Weise in all ihren Büchern ein.

Im Treppenhaus roch es nach angebratenen Zwiebeln.

Anke stellte ihren Einkaufskorb auf dem Boden ab und schloss den Briefkasten auf. Drei Wurfsendungen und mehrere kleine Umschläge fielen ihr entgegen. Den Aufkleber »Keine Werbung« hätte sie sich auch sparen können, er wurde von diesen Zustelltrotteln mit einer Konsequenz ignoriert, die sie zur Mörderin machen könnte. Sie schloss die kleine Metalltür und stopfte die gesamte Post zwischen ihre Einkäufe, bevor sie die sechsundvierzig Stufen zu ihrer Wohnung hinaufstieg. Ihr rechtes Knie knirschte. »Arthrose«, hatte der Hausarzt vor einem halben Jahr diagnostiziert, »das kann mit fast fünfzig schon mal sein. Gehen Sie schwimmen, Bewegung hilft.« Seitdem ging sie jeden zweiten Tag ins Hallenbad. Ihr Knie knirschte trotzdem. Dafür war sie jetzt öfter erkältet. Und jeden Monat um zwanzig Euro ärmer, so viel kostete das Frühschwimmerticket. Sie würde es Ende des Monats kündigen. Sie konnte Chlorgeruch um halb sieben sowieso nicht leiden.

In ihrer Wohnung angekommen ließ sie die Tür hinter sich zufallen und lehnte sich schwer atmend dagegen. Irgendwann, das wusste sie, irgendwann würde sie in eine Wohnung umziehen, zu der höchstens vier Stufen führten. Oder ein Fahrstuhl. Sie schlüpfte aus den Sandalen, drückte die Taste für den Anrufbeantworter und lief barfuß unter der Stimme ihrer Schwester in die Küche.

»Hallo, Anke, ich bin es, Martina. Du, Jörg und ich sind am Samstag eingeladen und kriegen keinen Babysitter für Jasper. Kannst du ihn abholen? Sei doch so gut und ruf mal zurück. Wir machen es auch wieder gut. Bis später. Tschüss, tschüss.«

Mit einem Seufzer begann Anke, ihre Einkäufe wegzuräumen. Ob ihre Schwester jemals einen Gedanken darauf verschwendete, sie, Anke, könnte einfach mal etwas vorhaben? Es war doch nicht selbstverständlich, dass Jaspers Patentante jeden Samstag allein auf dem Sofa verbrachte. Davon ging Martina aber aus. Bereits zum dritten Mal in diesem Monat sollte sie als Babysitter für ihren siebenjährigen Neffen einspringen. Der ja nichts dafür konnte und zauberhaft war. Nur deshalb ließ sie sich jedes Mal darauf ein. Trotzdem hatte sie überhaupt keine Lust, sich von Martina dauernd ausnutzen zu lassen. Das Los der Älteren, dachte sie kopfschüttelnd, sie war eben immer noch Babysitter. Früher für die kleine Schwester, jetzt für deren Sohn. Die perfekte kleine Martina, inzwischen schön, klug, reich, Ärztin, Ehefrau, Mutter war immer noch die beste aller Töchter. Die alles locker unter einen Hut brachte, ob Praxis, Kind oder Partys im Tennisclub. Dass die wunderbare Martina aber auch Gott und die Welt und vor allen Dingen ihre Schwester ständig einspannte, dagegen konnte man nichts sagen. Das war einfach gute Organisation. Anke bekam ganz langsam schlechte Laune. So wie meistens, wenn sie über Martina nachdachte. Weil diese Gedanken dann weiterliefen und irgendwann bei ihrer Mutter endeten.

Entschlossen ließ sie die Kühlschranktür zufallen und wandte sich zurück. Dabei fiel ihr Blick auf den Poststapel, den sie achtlos auf den Küchentisch geworfen hatte. Als sie den obersten Brief umdrehte, zuckte sie zusammen. Er war handschriftlich adressiert, die Schrift war schwungvoll und energisch. Sie hätte sie auch erkannt, wenn der Absender gefehlt hätte.

Mit dem Brief in der Hand füllte sie Wasser in die Kaffeemaschine und löffelte Kaffeepulver in die Filtertüte. Eins, zwei, drei, einen für die Kanne. Nach dem Knopfdruck setzte sie sich langsam, immer noch den Brief in der Hand, an den Tisch, starrte auf das Kuvert und warf es auf den Stapel. Sie würde warten, bis der Kaffee durchgelaufen wäre. Der Rest der Post bestand aus Rechnungen. Anke überflog die Summen und legte alles zur Seite. Sie musste sich mal wieder etwas ausdenken, die Nachzahlung ans Gaswerk hatte sie nicht auf dem Zettel gehabt. Das finale Gurgeln der Kaffeemaschine stoppte ihre Überlegungen. Sie stand auf, warf noch einen Blick auf den cremefarbenen Umschlag, nahm einen Becher aus dem Schrank und zog langsam die Kaffeekanne von der Wärmeplatte. Während sie die Milch in den Kaffee rührte, griff sie wieder nach dem Brief, wendete ihn und starrte auf den Absender. Nach all den Jahren war ihr immer noch komisch zumute, wenn sie den Namen las. Es war eine Melange aus Herzklopfen und Widerwillen, sehr seltsam. Mit angehaltenem Atem nahm sie ein Obstmesser und schlitzte den Umschlag auf. Sie überflog die Einladung und las danach die zweite Seite, atmete aus und las alles noch einmal langsam.

Hallo, Anke,

jetzt ist unser dreißigjähriges Abiturtreffen schon wieder ein Jahr her und somit auch unser letztes Treffen. Müssen wir eigentlich immer Anlässe haben, um uns alle zu sehen? Das ist doch dämlich, oder? Aber wenigstens gibt es mal wieder einen Anlass. Ich weiß nicht, wann Du das letzte

Mal mit Doris telefoniert hast und ob Du auf dem Laufenden bist, aber meine Frau weigert sich kategorisch, diesen Geburtstag zu feiern. Sie findet es demütigend, fünfzig zu werden. (Das waren tatsächlich ihre Worte.)

Mir ist es ein Rätsel, warum sie sich solche Gedanken macht, also habe ich beschlossen, dass sie feiern muss. Wohin es geht, sage ich nicht, seid sicher, dass es ein toller Tag wird. Ich habe ja unsere ganze alte Clique eingeladen und bin mir sicher, die Stimmung wird wie früher sein, als wir noch alle jung und unerschrocken waren. Deswegen müsst Ihr dabei sein, Du und Katja, Ihr seid doch das Traumtrio gewesen.

Also dann, denkt daran, dass alles topsecret ist, nicht, dass Doris doch noch etwas ahnt und einfach vorher durchbrennt.

Jedenfalls freue ich mich auf ihr Gesicht.

Liebe Grüße, Torsten

P. S. Und bitte: Nichts verraten! Ich freue mich.

Anke ließ den Brief sinken und starrte aus dem Fenster. Was für eine bescheuerte Idee. Wenn Doris nicht feiern wollte, dann wollte sie eben nicht. Und es war klar, dass Torsten nicht kapierte, warum seine Frau diesen Geburtstag als demütigend empfand. Er war eben ein Mann und hatte früher schon selten nachgedacht.

Anke überlegte, wie lange sie sich eigentlich kannten. Es mussten fast fünfunddreißig Jahre sein. Großer Gott. Wie das schon klang. Uralt.

Sie hatten zusammen Abitur gemacht. Doris, Katja und sie waren in einer Schülerzeitungsredaktion gewesen. Drei völlig unterschiedliche Mädchen, die sich gut ergänzten. Nicht mehr und nicht weniger. Allerdings waren sie ein gutes Team. Drei Preise hatte ihre Zeitung bekommen. Sie hieß ›Wilde Wörter‹. Chefredaktion Anke Kerner, Layout und Fotos Doris Goldstein, Text Katja Severin. Es war gefühlte zweihundert Jahre her. Mittlerweile hieß Doris nicht mehr Goldstein, sondern Goldstein-Wagner, natürlich ein Doppelname, so viel Zeit muss sein, und die Farbe von Katjas mahagonifarbener Mähne kam aus der Tube.

Anke schob ihren Kaffeebecher zur Seite und strich den Brief glatt. Wirklich eine blöde Idee. Wie kam Torsten nur auf einen solchen Schwachsinn? Jetzt würde sie ihn auch noch anrufen müssen, um ihm zu sagen … ja, was eigentlich? Dass sie an diesem Tag keine Zeit hätte? Und keine Lust? Das fehlte ihr noch: ein ganzer Tag sentimentales Geschwätz über alte Zeiten. Das Abitreffen vor einem Jahr und das Essen, zu dem Torsten kurz danach eingeladen hatte, waren ihr schon zu viel gewesen. Wie Doris wohl reagierte? Und ob Katja kommen würde?

Mit Doris telefonierte sie ab und zu, allerdings rief sie selbst nie an. Immer nur Doris. Bei den letzten Telefonaten hatte Anke das Gefühl gehabt, Doris wäre ein bisschen angetrunken gewesen. Es war aber nur so ein Gefühl, das Telefonat hatte nicht lange genug gedauert. Sie hatten sich nicht mehr richtig viel zu erzählen.

Mit Katja hatte sie tatsächlich bis zu diesem Abitreffen überhaupt keinen Kontakt gehabt. Katja Severin. Die Schönste der Schule. Alle Typen waren in sie verknallt, es war kaum auszuhalten gewesen. Und dann hatte sie natürlich die ganz große Karriere gemacht. Volontariat, Studium und anschließend Moderatorin eines täglichen Boulevardmagazins im Fernsehen. Anke hatte sie jeden Abend gesehen. Vor zwei Jahren war Katja dann plötzlich weg vom Bildschirm. Auf dem Treffen hatte sie erzählt, dass sie jetzt das Regionalbüro in Kiel leite, sie sei es leid, auf der Straße ständig erkannt zu werden. Wer’s glaubt …, hatte Anke im Stillen gedacht, aber zugeben müssen, dass Katja sich wirklich kaum verändert hatte. Sie sah aus wie Mitte dreißig und redete auch so. Anke fühlte sich alt und grau neben ihr, obwohl Katja ein halbes Jahr älter war. Manchmal werden Gene ungerecht verteilt, genauso wie das Geld, das man für Schönheitskorrekturen ausgeben muss.

Entschlossen faltete Anke den Brief zusammen und schob ihn unter die Obstschale. Sie würde diese Albernheit nicht mitmachen, Sentimentalitäten wollte sie sich nicht leisten. Sie nicht. Mit einem Knirschen in den Knien stand sie auf und ging in den Flur, um ihre Schwester anzurufen. Bevor sie sich mit alten Geschichten herumschlüge, könnte sie auch telefonieren.

Martina meldete sich nach dem zweiten Freizeichen. »Hallo, Anke, hast du deinen AB abgehört?«

Wenn Anke irgendetwas nicht leiden konnte, dann waren es diese affigen Abkürzungen. »Ich höre den Anrufbeantworter immer ab. Wann müsst ihr denn am Samstag los?«

Martinas Stimme klang wie immer gehetzt. »Spätestens um vier. Wir sind zu einer Gartenparty eingeladen, ein ehemaliger Studienkollege von Jörg. Die haben sich ein irres Haus direkt am Meer gekauft, das muss traumhaft sein, aber es sind sonst überhaupt...

Erscheint lt. Verlag 1.5.2013
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Älterwerden • Bestseller • eBook • Frauenroman • Frauenunterhaltung • Freundinnen • Hitzewallungen • Humor • Klimakterium • Liebe • Ostsee • Roman Urlaub • Strandlektüre • Unterhaltung • Unterhaltungsroman • Urlaubslektüre • Verfilmte Bücher • verfilmte Romane • Wechseljahre • Wellnesshotel • Wellnesswochenende
ISBN-10 3-423-41822-2 / 3423418222
ISBN-13 978-3-423-41822-5 / 9783423418225
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