Töchter des Windes (eBook)

Roman

(Autor)

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2012 | 1. Auflage
480 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-09926-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Töchter des Windes -  Nora Roberts
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Als die eisigen Winterstürme über Irland hinwegtosen, quartiert sich überraschend ein Gast in der kleinen Pension von Brianna Concannon ein. Grayson Thane, ein amerikanischer Schriftsteller, will den Winter in aller Einsamkeit verbringen. Noch ahnt er nicht, daß manchmal aus dem Eis ein Feuer geboren wird...
Nach 'Töchter des Feuers' nun der zweite Band der großen Irland-Trilogie.

Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.

1. Kapitel


Auch wenn Brianna im Blackthorn Cottage hin und wieder inmitten der schlimmsten Winterstürme einen oder zwei Gäste beherbergte, war normalerweise im Januar nicht viel los, so daß sie oft allein zu Hause saß. Sie hatte nichts gegen die Einsamkeit, und auch das Heulen des Windes und der bleierne Himmel, aus dem sich Tag für Tag Regen und Eis über ihren Garten ergoß, machten ihr nichts aus. Im Gegenteil, fand sie doch in diesen Tagen endlich Zeit zum Pläneschmieden.

Doch sie freute sich über jeden Reisenden, ob er nun angemeldet oder unerwartet kam. Vom geschäftlichen Standpunkt her waren die Pfund und Pennies das Entscheidende, aber darüber hinaus freute sich Brianna immer, wenn sie die Gelegenheit bekam, jemanden zu umsorgen und ihm ein vorübergehendes Zuhause zu schaffen für die Zeit, in der er oder sie bei ihr war.

In den Jahren, nachdem ihr Vater gestorben und ihre Mutter ausgezogen war, hatte sie aus dem Haus das Heim gemacht, nach dem sie sich als Kind immer gesehnt hatte, mit einem gemütlichen Kamin, Spitzengardinen und dem Duft von frischem Gebäck, der aus der Küche in die umliegenden Räume zog. Im Grunde war es Maggie gewesen oder Maggies Kunst, die es Brianna ermöglicht hatte, langsam zu expandieren, bis aus dem Haus eine Pension geworden war. Aber das Gebäude gehörte ihr. Ihr Vater hatte verstanden, wie sehr sie an ihrem Zuhause hing, wie wichtig es für sie war. Und sie hegte ihr Erbe wie ein Kind.

Vielleicht lag es am Wetter, daß sie an ihren Vater dachte. Es war ein Tag wie dieser gewesen, an dem er gestorben war. Hin und wieder, wenn sie alleine war, entdeckte sie immer noch kleine Kammern der Trauer in ihrem Herzen, in denen sie gute und schlechte Erinnerungen an ihre Kindheit barg.

Ich brauche Beschäftigung, sagte sie sich und wandte sich vom Fenster ab, ehe sie allzusehr ins Grübeln kam.

Da es in Strömen regnete, beschloß sie, den Gang ins Dorf zu verschieben und statt dessen eine Arbeit anzugehen, die sie bereits viel zu lange vor sich hergeschoben hatte, ohne genau zu wissen, warum. Sie erwartete niemanden, und der einzige angemeldete Gast käme nicht vor Ende der Woche an. Also schleppte Brianna Besen, Eimer, Putzlappen und einen leeren Karton auf den Dachboden hinauf.

Sie reinigte ihn mit derselben Regelmäßigkeit wie alle anderen Räumlichkeiten, doch die herumstehenden Kisten und Kästen hatte sie bei ihren Putzaktionen immer ignoriert. Aber jetzt war es soweit, sagte sie sich und öffnete die Tür. Dieses Mal sähe sie nicht über die Kisten hinweg. Und sie würde nicht zulassen, daß ihre Sentimentalität sie davon abhielt, die verbliebenen Erinnerungsstücke ebenso durchzusehen wie die Wäsche in ihrem Kleiderschrank.

Wäre der Raum erst einmal entrümpelt, würde sie sparen, bis ein Umbau möglich war. Sie stützte sich auf den Besen und träumte von einem gemütlichen Zimmer unter dem Dach. Mit einem dieser neuen Dachfenster und vielleicht einer Gaube. Ein sanfter, gelber Anstrich brächte die Sonne herein. Der Boden würde geschliffen und versiegelt und mit einem ihrer Knüpfteppiche geschmückt.

Sie sah es bereits vor sich – das hübsche, mit einer farbenfrohen Tagesdecke versehene Bett, einen Korbsessel, einen kleinen Schreibtisch und ...

Brianna schüttelte lachend den Kopf. Sie überflügelte sich mal wieder selbst.

»Was bin ich doch für eine elende Träumerin, Con«, murmelte sie und strich dem Hund liebevoll über den Kopf. »Dabei bräuchte ich im Augenblick eher Muskeln und Skrupellosigkeit.«

Erst sähe sie sich die Kisten an. Es war wirklich an der Zeit, daß sie alte Papiere und alte Kleider dem Feuer übergab.

Dreißig Minuten später hatte sie mehrere ordentliche Kleiderstapel neben sich. Einen brächte sie zur Altkleidersammlung, ein anderer wäre noch für Putzlumpen gut. Die Luft war von schwachem Lavendelduft erfüllt. Das Leinenkleidchen, das sie in den Händen hielt, war mit winzigen Knöpfen und schmalen Spitzenbordüren verziert. Die Handarbeit unserer Großmutter, dachte Brianna und lächelte. »Er hat tatsächlich alles aufgehoben«, murmelte sie. Ihre Mutter hätte niemals derart sentimentale Gedanken in bezug auf zukünftige Generationen gehegt. »Das haben bestimmt Maggie und ich angehabt. Und Dad hat es für unsere Kinder verstaut.«

Der Gedanke versetzte ihr einen kaum merklichen, weil vertrauten Stich. Sie hatte kein Baby, das sanft in einer Wiege schlief, kein weiches Bündel, das darauf wartete, daß sie es in den Armen hielt, es fütterte und ihm ihre Liebe gab. Aber Maggie, dachte sie, fände bestimmt Gefallen an dem Kleidchen. Vorsichtig faltete sie es zusammen und legte es wieder in den Karton zurück.

Der nächste Karton war bis zum Rand mit Papieren gefüllt, stellte sie seufzend fest. Ehe sie sie entsorgen könnte, war es wohl erforderlich, daß sie sie las oder zumindest überflog. Ihr Vater hatte seine gesamte Korrespondenz ebenso wie zahlreiche Zeitungsausschnitte aufbewahrt. Seine neuen Geschäftsideen, hätte er sicher gesagt.

Immer hatte er neue Dinge im Sinn gehabt. Sie legte verschiedene von ihm ausgeschnittene Artikel über Erfindungen, Forstwirtschaft, das Zimmererhandwerk und die Eröffnung eines Einzelhandelsgeschäfts fort. Nirgendwo jedoch war Landwirtschaft erwähnt, stellte sie lächelnd fest. Er hatte einfach nie Talent zum Bauern gehabt. Sie fand Briefe von Verwandten, von Firmen in Amerika, Australien und Kanada, an die er geschrieben hatte, und den Kaufvertrag für den alten Kleinlaster, den er gefahren hatte, als sie noch ein Kind gewesen war. Beim Anblick eines der Dokumente jedoch runzelte sie verwirrt die Stirn. Es sah wie eine Aktie aus. Triquarter Mining, in Wales. Dem Datum nach hatte er die Aktie offenbar nur wenige Wochen vor seinem Tod gekauft.

Triquarter Mining? Da hast du wohl mal wieder in irgendein tolles Geschäft investiert, Dad, dachte sie, obwohl uns kaum je genug Haushaltsgeld zur Verfügung stand. Nun, sie müßte an diese Triquarter-Gesellschaft schreiben und sehen, ob sich die Aktie vielleicht wieder verkaufen ließ. Obgleich sie sicher kaum mehr wert war als das Papier. Mit seinen Geschäften hatte Tom Concannon nie Glück gehabt.

Sie grub tiefer und amüsierte sich mit Briefen von Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten. Sie hatten ihn geliebt. Alle hatten ihn geliebt. Fast alle, verbesserte sie sich, denn ihre Mutter fiel ihr ein.

Sie schob den Gedanken so schnell beiseite, wie er gekommen war, und nahm drei mit einem verblichenen roten Band zusammengehaltene Briefe aus dem Karton. Sie kamen aus New York, aber das überraschte sie nicht. Die Concannons hatten eine ganze Reihe von Freunden und Verwandten in Amerika. Doch der Name war ihr fremd. Amanda Dougherty.

Brianna faltete den ersten Brief auseinander und überflog die ordentliche, sicher in einer Klosterschule erlernte Schrift. Mit einem Mal stockte ihr der Atem, und sie las den Brief ein zweites Mal.

Mein geliebter Tommy,

ich habe gesagt, ich würde Dir nicht schreiben. Vielleicht schicke ich den Brief auch gar nicht ab, aber ich muß wenigstens so tun, als hätten wir noch Kontakt. Ich bin erst seit einem Tag wieder in New York, und schon bist Du so weit von mir entfernt, wodurch unsere gemeinsame Zeit um so kostbarer für mich wird. Ich habe gebeichtet und Buße getan, doch in meinem Herzen weiß ich, daß nichts, was wir getan haben, Sünde war. Eines Tages, wenn Gott uns wohlgesonnen ist, finden wir einen Weg, um zusammen zu sein. Doch falls das nicht passiert, möchte ich, daß Du weißt, daß ich jeden Moment, der uns gegeben war, hüte wie einen Schatz. Ich weiß, es ist meine Pflicht, Dir zu sagen, daß Du das Sakrament Deiner Ehe ehren und Dich weiter um die beiden Babys, die Du so sehr liebst, kümmern mußt. Und das tue ich auch. Aber, so selbstsüchtig es auch sein mag, bitte ich Dich trotzdem, daß Du ab und zu, wenn Clare im Frühlingsglanz erstrahlt und sich das Licht der Sonne im Wasser des Shannon bricht, an mich denkst. Ich hoffe, daß Dir die Liebe, in der Du mir während der wenigen, kurzen Wochen verbunden warst, in Erinnerung bleiben wird. Ich liebe Dich ...

Immer Deine
Amanda

Liebesbriefe, dachte sie verwirrt. An ihren Vater. Geschrieben  – sie starrte auf das Datum –, als sie kaum geboren war.

Ihr wurde kalt. Wie sollte eine Frau, eine erwachsene Frau von achtundzwanzig Jahren, darauf reagieren, wenn sie erfuhr, daß ihr Vater eine Frau geliebt hatte, die nicht seine Ehefrau gewesen war? Ihr Vater, mit seinem fröhlichen Lachen und seinen sinnlosen Plänen. Diese Worte waren einzig für seine Augen bestimmt gewesen. Aber sie zu ignorieren war ein Ding der Unmöglichkeit.

Mit klopfendem Herzen öffnete Brianna den zweiten Brief.

Mein geliebter Tommy,

ich habe Deinen Brief so oft gelesen, daß ich noch mit geschlossenen Augen jedes der Worte vor mir sehen kann. Der Gedanke, daß Du so unglücklich bist, bricht mir das Herz. Auch ich sehe oft aufs Meer hinaus und stelle mir vor, wie Du über das Wasser hinweg in meine Richtung blickst. Es gibt so vieles, was ich Dir sagen möchte, aber ich fürchte, daß dadurch Dein Elend nur noch größer wird. Wenn Du Deiner Frau nicht in Liebe verbunden bist, dann sei es in Pflicht. Ich brauche Dir nicht zu sagen, daß Deine Sorge in erster Linie Deinen Kindern gelten mu. Ich weiß und habe es die ganze Zeit gewußt, daß...

Erscheint lt. Verlag 29.11.2012
Reihe/Serie Die Irland-Trilogie
Übersetzer Uta Hege
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Born in Ice
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte eBooks • Emotionen • Frauen • Frauenromane • Gast • Gefühle • Irland • Leidenschaft • Liebe • Liebesromane • Pension • Reihe • Roman • Romane für Frauen • Romanze • Schriftsteller • Schwestern • Trilogie • Unterhaltung
ISBN-10 3-641-09926-9 / 3641099269
ISBN-13 978-3-641-09926-8 / 9783641099268
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