So fern wie ein Traum (eBook)

Roman

(Autor)

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2012 | 1. Auflage
448 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-09924-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

So fern wie ein Traum -  Nora Roberts
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Die große Templeton-Trilogie
Die Härte des Lebens muss auch Laura schmerzhaft erfahren. Nach ihrer Scheidung fällt sie in tiefe Verzweiflung, bis zuerst zaghaft, dann aber immer energischer ihr Kampfgeist erwacht. Ohne die Hilfe des legendären Templeton-Vermögens will sie sich endlich ihr eigenes Leben schaffen. Nichts und niemand wird sie aufhalten können - außer vielleicht die Liebe ...

Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.

Prolog


Kalifornien, 1888

 

Es war ein langer Weg für einen Reisenden. Nicht nur der vielen Meilen wegen, die es von San Diego bis zu den Klippen nahe Monterey zurückzulegen galt, dachte Felipe, sondern auch der Jahre wegen. Der vielen Jahre wegen, seitdem er fortgegangen war.

Einmal war er jung genug gewesen, um voller Selbstvertrauen über die Felsen zu steigen, zu klettern, ja sogar zu rennen, erinnerte er sich. Er hatte der Natur getrotzt, hatte das Heulen des Windes, das Donnern der Wogen, die schwindelerregende Höhe gefeiert wie ein Fest. Einmal waren die Felsen für ihn im Frühjahr in ihrer ganzen Pracht erblüht. Seraphina hatte Blumen gepflückt und, so erinnerte er sich mit dem klaren Blick des Alters für die Jugend, wie hatte sie gelacht und die zähen kleinen Wildblumen an ihre Brust gedrückt, als wären sie kostbare Rosen von einem sorgsam gepflegten Strauch.

Seine Sehstärke und seine Gliedmaßen ließen ihn allmählich im Stich. Nicht aber seine Erinnerung. Eine kraftvolle, lebendige Erinnerung in einem alten Körper sollte seine Strafe sein. Welche Freuden ihm auch immer in seinem Leben zuteil geworden waren, immer hatten der Klang von Seraphinas Lachen, das Vertrauen in ihren dunklen Augen, ihre junge, abgrundtiefe Liebe sie getrübt.

In den über vierzig Jahren seit er sie – und den Teil seiner Selbst, der unschuldig gewesen war – verloren hatte, hatte er sich mit seinen Fehlern arrangiert. Er war ein Feigling gewesen, war vor der Schlacht davongelaufen, statt das Grauen des Krieges tapfer durchzustehen, hatte sich lieber zwischen den Toten verborgen, als selbst mit einem Bajonett in der Hand gegen den Feind zu ziehen.

Aber damals war er jung gewesen, und jungen Menschen musste man solches Tun verzeihen.

Er hatte zugelassen, dass seine Freunde und Verwandten dachten, er wäre tot, gefallen wie ein Krieger – wie ein Held. Aus Scham und auch aus Stolz. Belanglosigkeiten, Scham und Stolz. Das Leben bestand aus vielen Belanglosigkeiten, dachte er. Aber diese Scham und dieser Stolz waren schuld an Seraphinas Tod.

Müde setzte er sich auf einen Felsen und lauschte dem Tosen des Wassers, das gegen die Klippen schlug, lauschte den schrillen Schreien der Möwen über seinem Kopf, dem Rauschen des Wintergrases zu seinen Füßen. Die Luft war schneidend kalt, als er seine Augen schloss und sein Herz der Liebsten öffnete.

Sie blieb immer jung, immer die liebreizende, dunkeläugige Gestalt, die sie damals gewesen war. Seraphina hatte nicht die Möglichkeit gehabt, alt zu werden, so wie er. Statt darauf zu warten, hatte sie sich aus Trauer und Verzweiflung in den Tod gestürzt. Aus Liebe zu dem jungen Mann, der er einmal gewesen war. Sie hatte nicht lange genug gelebt, um zu erkennen, dass im Leben nichts ewig dauerte.

In dem Glauben, der Geliebte wäre tot, hatte sie sich und ihre Zukunft fortgeworfen.

Er hatte um sie getrauert. Hatte, Gott wusste es, um sie getrauert wie um niemand anderen. Aber er hatte ihr nicht folgen können, sondern stattdessen seinen Namen und sein Zuhause aufgegeben und war nach Süden gezogen – als ein anderer.

Dann kam eine neue Liebe. Nicht die süße, zarte Liebe, die ihn mit Seraphina verbunden hatte, sondern etwas Solides, Starkes, erbaut auf den Säulen von Vertrauen und Verständnis, sowohl bescheidenen als auch leidenschaftlichen Bedürfnissen.

Er hatte sein Möglichstes getan.

Er hatte Kinder und Enkel, hatte ein Leben mit all der Freude und dem Leid eines wahren Mannes geführt, hatte eine Frau geliebt, eine Familie gegründet, Bäume gepflanzt. Hatte gelebt und war zufrieden gewesen mit dem, was das Leben ihm beschied.

Doch nie hatte er das Mädchen vergessen, das von ihm geliebt – und in den Tod geschickt – worden war. Nie hatte er ihren Traum von der Zukunft vergessen oder die süße, unschuldige Art, in der sie sich ihm hingab. Sie hatten einander in aller Heimlichkeit geliebt, hatten von ihrem gemeinsamen Leben geträumt, von dem Heim, das sie dank ihrer Mitgift gründen, von den Kindern, die sie haben würden.

Aber dann war der Krieg gekommen und er hatte sie verlassen, um zu beweisen, was für ein ganzer Mann er war. Stattdessen hatte er seine Feigheit unter Beweis gestellt. Sie hatte ihre Mitgift, das Symbol der Hoffnung, die ein junges Mädchen hegt, versteckt, damit sie nicht den Amerikanern in die Hände fiel.

Felipe wusste ganz genau, wo dieser Schatz verborgen lag. Er hatte seine Seraphina, ihre Logik, ihre Gefühle, ihre Stärken, ihre Schwächen gut gekannt. Obgleich es damals bedeutete, dass er Monterey ohne einen Penny verlassen musste, hatte er das von Seraphina versteckte Gold und den Schmuck nicht angerührt.

Nun, da er mit ergrautem Haar, trübem Blick und schmerzenden Gliedern abermals auf den Klippen saß, betete er, dass der Schatz eines Tages von zwei Liebenden entdeckt würde. Oder von Träumenden. Wenn Gott gerecht war, würde er Seraphina wählen lassen. Trotz dem, was die Kirche predigte, weigerte sich Felipe zu glauben, dass Gott ein trauerndes Kind für die Sünde des Selbstmordes bestrafen würde.

Nein, sie würde für alle Zeit so sein wie damals, als er vor über vierzig Jahren von ihr gegangen war. Für immer jung und schön und hoffnungsvoll.

Nun würde er nie mehr hierher zurückkehren. Seine Zeit der Buße war bald vorbei. Er hoffte, wenn er seiner Seraphina wieder begegnete, würde sie ihn anlächeln und ihm den närrischen Lebenswillen des jungen Mannes verzeihen.

Der Alte stand auf, beugte sich im Wind, stützte sich auf seinen Stock und überließ die Klippen und das Meer wieder Seraphina, die dort für alle Zeit zu Hause war.

 

Es braute sich ein Sturm zusammen. Ein sommerliches Unwetter, voll ungestümer Kraft, blendender Helligkeit und wildem Wind. Eingehüllt in gespenstisches Zwielicht saß Laura Templeton gut gelaunt auf einem Stein. Sommergewitter waren einfach wunderbar.

Bald mussten sie zurück ins Haus, aber im Augenblick blickten sie und ihre beiden besten Freundinnen erwartungsvoll aufs Meer hinaus. Sie war sechzehn Jahre alt, ein zart gebautes Mädchen mit ruhigen grauen Augen, schimmerndem, bronzefarbenen Haar, genauso energiegeladen wie der Sturm.

»Ich wünschte, wir könnten mit dem Auto mitten in den Sturm hineinfahren«, sagte Margo Sullivan und lachte fröhlich auf. Der Wind gewann an Kraft. »Mitten hinein.«

»Aber nicht mit dir am Steuer.« Kate Powell schnaubte verächtlich. »Du hast seit kaum einer Woche den Führerschein und schon weiß alle Welt, dass du wie eine Wahnsinnige auf die Tube drückst.«

»Du bist ja nur neidisch, weil es noch Monate dauert, bis du selber fahren darfst.«

Obgleich es stimmte, tat Kate den Einwurf schulterzuckend ab. Ihr kurzes schwarzes Haar flatterte im Wind, und sie atmete tief ein. »Wenigstens spare ich für ein normales Auto statt mir Bilder von Ferraris und Jaguars auszuschneiden und an die Wand zu hängen«, sagte sie.

»Wenn man schon träumt«, meinte Margo und blickte stirnrunzelnd auf einen Kratzer in ihrem korallenroten Nagellack, »dann am besten gleich im großen Stil. Ich weiß, dass ich eines Tages einen Ferrari oder Porsche, oder was auch immer, fahren werde.« Ihre sommerblauen Augen verrieten Entschlossenheit. »Ich werde mich niemals so wie du mit irgendeinem alten Gebrauchtwagen zufrieden geben.«

Laura mischte sich nicht ein. Natürlich hätte sie die beiden von ihrem Streit ablenken können, aber derartiges Geplänkel gehörte zu ihrer Freundschaft. Außerdem waren ihr Autos vollkommen egal. Nicht, dass sie nicht das spritzige kleine Cabriolet genoss, das die Eltern ihr zum sechzehnten Geburtstag geschenkt hatten. Aber ein Wagen war genauso gut wie jeder andere.

Natürlich ließ sich das in ihrer Position recht einfach sagen. Sie war die Tochter von Thomas und Susan Templeton, den Gründern des Templetonschen Hotelimperiums. Ihr Heim thronte auf dem Hügel, der hinter ihnen lag, und hob sich majestätisch von dem kochenden, grauen Himmel ab. Es war mehr als der Stein und das Holz und das Glas, mehr als die Türmchen und Balkone und üppigen Gärten, aus denen es bestand. Mehr als die Flotte von Bediensteten, die dafür sorgten, dass es ständig wie auf Hochglanz poliert schimmerte.

Es war ihr Heim.

Aber man hatte sie so erzogen, dass sie die mit ihren Privilegien einhergehende Verantwortung achtete. Sie war von einer großen Liebe zu allem Schönen, allem Symmetrischen sowie von warmer Freundlichkeit erfüllt. Dazu kam das Bedürfnis, den Templetonschen Standards gerecht zu werden, nämlich das zu verdienen, was ihr durch Geburt in den Schoß gefallen war. Nicht nur den Reichtum, was sie bereits im Alter von sechzehn sehr wohl verstand, sondern obendrein die Liebe ihrer Familie und ihrer Freundinnen.

Sie wusste, dass Margo mit den Grenzen zwischen ihnen haderte. Obgleich sie gemeinsam, einander wie Schwestern verbunden, im Templeton House aufgewachsen waren, war Margo doch die Tochter der Wirtschafterin.

Kate, eine Nichte der Templetons, war nach dem Tod ihrer Eltern als achtjährige Waise zu ihnen gekommen, und bereits nach kurzer Zeit ebenso Teil der Familie gewesen wie Laura und ihr älterer Bruder Josh.

Doch auch wenn Laura und Margo und Kate einander näher standen, als es sicher selbst bei Schwestern üblich war, vergaß Laura doch nie, dass die Verantwortung, die man als eine Templeton trug, ausschließlich ihr zufiel.

Und eines Tages, dachte sie, würde sie sich verlieben, heiraten und Kinder haben. Sie würde die Tradition der Familie fortführen. Der Mann, der sie in seine Arme ziehen und sie zu einem Teil von sich machen würde, würde alles sein, was sie...

Erscheint lt. Verlag 29.11.2012
Reihe/Serie Die Templeton-Trilogie
Übersetzer Uta Hege
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Finding the Dream (Dream Trilogy 3)
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte eBooks • Emotionen • Frauen • Frauenromane • Freundinnen • Freundschaft • Gefühle • Kalifornien • Liebe • Liebesromane • Reihe • Roman • Romane für Frauen • Romanze • Scheidung • Templeton • Trennung • Trilogie • Unterhaltung • Verzweiflung
ISBN-10 3-641-09924-2 / 3641099242
ISBN-13 978-3-641-09924-4 / 9783641099244
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