Hüterin der Seele - (eBook)

Sea Haven 2
eBook Download: EPUB
2012 | 1. Auflage
528 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-08036-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hüterin der Seele - -  Christine Feehan
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Mystisch, gefühlvoll, sinnlich: Sea Haven - Schwestern des Herzens
Seit Jahren wartet Judith, die Künstlerin unter den »Schwestern im Herzen«, auf den Mann, dem sie sich durch geheimnisvolle Bande verbunden weiß. Als Stefan Prakenskij nach Sea Haven kommt, fühlt sie ein Feuer in sich wie nie zuvor. Stefan ist gefährlich und leidenschaftlich, aber da taucht ein weiterer Fremder auf, den Judith nicht abweisen kann. Nur einer der beiden Männer wird den Kampf um ihre Liebe überleben.

Christine Feehan wurde in Kalifornien geboren, wo sie heute noch mit ihrem Mann und ihren elf Kindern lebt. Sie begann bereits als Kind zu schreiben und hat seit 1999 mehr als siebzig Romane veröffentlicht, die in den USA mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurden und regelmäßig auf den Bestsellerlisten stehen. Auch in Deutschland ist sie mit den »Drake-Schwestern«, der »Sea Haven-Saga«, der »Highway-Serie«, der »Schattengänger-Serie«, der »Leopardenmenschen-Saga« und der »Shadows-Serie« äußerst erfolgreich.

1.

Stefan Prakenskij lief in der kleinen Zelle auf und ab. Er wusste genau, wie viele Schritte er machen konnte, bevor er hochsprang, um die Stäbe zu packen und Klimmzüge zu machen – noch ein Dutzend, ehe er ans andere Ende der Zelle tigerte und sich für die Liegestütze auf den Boden legte. Es war ganz ausgeschlossen, sich an den Geruch des Gefängnisses, an den Schleim auf den Wänden oder daran zu gewöhnen, dass die Duschen nicht funktionierten und dass man ständig auf der Hut sein musste, wenn man am Leben bleiben wollte, aber all das machte ihm nichts aus. Er hatte viel Schlimmeres durchgemacht.

Er war ein geduldiger Mann, aber seit er entschieden hatte, es sei sinnlos, noch länger in dieser Zelle zu bleiben, da seine Mission restlos gescheitert war, wollte er raus. Es war Zeitvergeudung, wenn er noch länger hierblieb, aber trotzdem hatte sein Betreuer vor einem Monat nicht eingewilligt, ihn abzuziehen. Es wurde von Tag zu Tag gefährlicher und aufreibender und er fokussierte sich zunehmend auf das einzig Anständige im Gefängnis.

Stefan fluchte tonlos, als er die neueste Fotografie der Frau, von der sein Zellengenosse besessen war, von der Wand nahm. Sie stand an einem Strand und hinter ihr war die stürmische Brandung zu sehen; offensichtlich war es ein windiger Tag, aber es gab keinen Orientierungspunkt, der es Stefan ermöglicht hätte, den Ort zu bestimmen. Mit ihrem langen schwarzen Haar, das im Wind wehte, war die Frau zweifellos schön. Sie trug Jeans und ein T-Shirt und es gelang ihr trotzdem, elegant und gleichzeitig sexy zu wirken. Wenn er ein Mann gewesen wäre, der Interesse an Beziehungen gehabt hätte, wäre es ihm zweifellos verständlich gewesen, warum sein Zellengenosse derart auf sie fixiert war. Der Idiot war absolut von ihr besessen. Hunderte von Fotografien von dieser einen Frau, aufgenommen über einen Zeitraum von Jahren, waren überall an die Wände geheftet.

Es schien keine Rolle zu spielen, wie intelligent ein Mann war oder womit er sich seinen Lebensunterhalt verdiente – es sah so aus, als brächte am Ende oft eine Frau selbst den größten Verbrecher zu Fall. Und diese eine Frau stellte keine Ausnahme dar. Stefan hatte vor, sie zu benutzen, um das internationale Imperium von Jean-Claude La Roux zu stürzen, falls es sich als erforderlich erweisen sollte.

Er blickte auf das Bild in seiner Hand hinunter. Sie wirkte versonnen – nein, traurig. Was hatte zu diesem Gesichtsausdruck geführt? Eine Frau wie sie hatte doch bestimmt kein Interesse an einem Mann wie Jean-Claude. Ein schmaler Streifen einladender Haut blitzte verlockend zwischen ihrem T-Shirt und ihrer Jeans auf. Sein Daumen glitt über diesen schmalen Streifen, als könnte er fühlen, wie warm und zart sie sich tatsächlich anfühlte.

Jean-Claude war zweifellos ein Mann von unermesslichem Reichtum. Stefan vermutete, eine Frau könnte auch sein gutes Aussehen attraktiv finden, vorausgesetzt, man mochte triefenden Charme. Dahinter verbargen sich unzählige Sünden, aber möglicherweise fanden Frauen auch diesen Hauch von Gefahr erregend. Frauen konnten sich ebenso leicht von den falschen Dingen betören lassen wie Männer von Schönheit.

»Was zum Teufel tust du da?« Jean-Claude La Roux riss seinem Zellengenossen die kleine Fotografie aus den Händen und sah Stefan finster an, ein Versuch, jemanden einzuschüchtern, der mit keinem Mittel einzuschüchtern war. »Du hast keine Ahnung, wer ich bin.«

Stefan zeigte ihm vorsätzlich die Zähne und spuckte dann auf den Zellenboden. »Dieser Spruch hat sich abgenutzt, Rolex.« Er ließ grenzenlose Verachtung in seinen Tonfall einfließen, als er den Mann mit dem verhassten Namen ansprach, den er ihm gegeben hatte.

Ein Mann wie Jean-Claude, Boss eines immensen kriminellen Imperiums, verabscheute es mit Sicherheit, von einem gewöhnlichen Verbrecher verspottet zu werden. Das war eine Beleidigung, die der Mann nicht hinnehmen konnte. In den zwei Monaten, in denen Stefan ihn beschattet und versucht hatte, Informationen zusammenzutragen, hatte er sein Leben bei mehreren Gelegenheiten verteidigen müssen, und das sagte einiges über die Autorität aus, die La Roux sogar hier im Gefängnis besaß. Jean-Claude hasste Stefan und ein Wort von ihm hatte genügt, um etliche Häftlinge zu dem Versuch anzustiften, ihm Stefan vom Hals zu schaffen, weil sie sich bei ihm einschmeicheln wollten.

Es bestand kein Zweifel daran, dass La Roux im Gefängnis dieselbe Macht besaß wie draußen. Oberflächlich betrachtet schien es eine gute Idee zu sein, ihn für seine internationalen Verbrechen in Frankreich zu verurteilen. Das französische Gefängniswesen galt keineswegs als eines, das Gefangene verhätschelte, aber sogar mit Schimmel an den Wänden und schleimigem Wasser, das von der Decke tropfte, gelang es Jean-Claude, Reichtum und Macht auszustrahlen. Alle anderen Gefangenen gingen ihm aus dem Weg, bis Stefan aufgetaucht war. Er verhöhnte La Roux bei jeder Gelegenheit, und nicht einer der Männer, die dafür bezahlt wurden, Stefan eine Lektion zu erteilen oder ihn umzubringen, hatte es geschafft.

Für Stefan bestand kein Zweifel daran, dass ihm eine Stunde allein mit Jean-Claude genügen würde, wenn es ihm freistand, ihn auf seine eigene Weise zu verhören, um an sämtliche Informationen zu kommen, die die Regierung brauchte. Aber hier, in diesem französischen Gefängnis, wo sie Tag und Nacht unter der Beobachtung von Wärtern standen und die Regierung sich ihres Gefangenen allzu deutlich bewusst war, hatte er keine Chance, das, was er brauchte, aus dem Mann herauszuholen. Somit blieb nur noch eine Möglichkeit. Jean-Claude La Roux musste entkommen. Er seufzte. Genau das hatte er seinem Betreuer im Lauf der letzten zwei Monate viele Male gesagt.

Stefan beschrieb mit einer ausholenden Geste die zahllosen Fotografien an den Wänden. »Du hast ja ‘ne Menge Bilder, Rolex, aber nicht einen einzigen Brief. Ich glaube, deine Frau treibt sich mit einem anderen Mann an diesem Strand herum und lacht sich kaputt.«

Jean-Claude brachte das Foto wieder an der Wand an, wobei seine Hand über das Glanzpapier glitt. Stefan bemerkte mit einer gewissen Genugtuung, dass die Finger des Gangsterbosses zitterten, als er das Gesicht der Frau berührte.

»Siehst du etwa auf einem dieser Fotos einen Mann?« Jean-Claude musterte ihn mit offenkundiger Verachtung.

Stefan wusste, dass er selber nicht gerade einen grandiosen Anblick bot. Er war groß und hatte kräftige, breite Schultern, einen stark muskulösen Brustkorb und Arme mit einem prallen Bizeps. Er wirkte weder wohlerzogen noch reich oder charmant. Er sah aus wie ein Rohling, nicht besonders gescheit, mit längerem Haar und reichlich verdreckt. Ein Narbengeflecht überzog seine Haut und seine Hände waren schwielig, die Knöchel vom Gebrauch gerötet. Er hatte ein eckiges Kinn und blaugrüne Augen, die anderen Menschen mitten in die Seele blickten und sie für schuldig befanden. Stefan strahlte durch reine Körperkraft rohe Gewalt aus, und Männer wie Jean-Claude taten jemanden wie ihn automatisch als einen reinen Muskelprotz ab – sie warfen nie einen Blick hinter die Fassade, um zu sehen, ob sich hinter der Maske eines Rohlings Intelligenz verbarg.

In Gedanken benutzte er so oft wie möglich seinen wahren Namen, Stefan Prakenskij, da er so oft Decknamen trug, dass er befürchtete, eines Tages zu vergessen, wer er war. Und vielleicht hatte er seine Identität bereits verloren, schon vor langer Zeit. Was war er? Wer war er? Und wen interessierte das überhaupt? Es gab keine schöne Frau in seinem Leben, die an einem Strand stand, traurig aussah und sich nach ihm verzehrte – und es würde auch nie eine geben. Er war erfolgreich in seinem Job, weil er sich weigerte, Frauen wie die, von der Jean-Claude besessen war, in sein Bewusstsein vordringen zu lassen.

Er warf erneut einen Blick auf die Bilder, mit denen die fleckige Wand überzogen war. Es waren Hunderte. Jean-Claude ließ die Frau schon seit langer Zeit überwachen. Im Lauf der Jahre, die der Mann im Gefängnis verbracht hatte, hatte sie sich kaum verändert, aber es stimmte, dass auf keinem der Fotos von ihr jemals ein Mann zu sehen war. Stefan fluchte tonlos und wandte sich von den Bildern ab.

Diese Frau wäre jedem unter die Haut gegangen, wenn man sie nur lange genug anstarrte. Also wirklich, was hätte man in einer winzigen Gefängniszelle auch anderes tun können, als ihre Lippen und Augen und all dieses lange, schimmernde Haar zu betrachten? Jean-Claude war regelrecht süchtig nach ihr, und Stefan hatte diese Schwäche augenblicklich erkannt und sie gegen den Mann eingesetzt, um ihn reif für die Flucht zu machen. Er sah keine anderen Männer auf den Fotografien, aber wer hätte den Gedanken ertragen, dass ein anderer Mann all diese zarte Haut berührte?

»Eines muss ich dir lassen, Rolex, sie ist eine Schönheit. Wo zum Teufel ist dir eine solche Frau begegnet?« Es war an der Zeit, die Taktik zu ändern.

Zum ersten Mal ließ Stefan bewusst eine Spur von Bewunderung in seine Stimme einfließen. Sein Verdacht bestätigte sich: Jean-Claude konnte dem Drang nicht widerstehen, über die Frau in seinem Leben zu reden oder auf das erste Anzeichen dafür zu reagieren, dass ein Mann wie Stefan, der nur offenkundige Kraft zu bewundern schien, den Gangsterboss zumindest für seine Fähigkeit respektierte, eine wunderschöne Frau anzulocken.

»Sie war Kunststudentin und hat in Paris studiert«, sagte Jean-Claude. »Sie stand draußen vor dem Louvre, ihr langes Haar wehte um ihr Gesicht herum, sie ist stehen geblieben, um es sich aus dem Gesicht zu streichen, und in dem Moment …« Er ließ seinen Satz unbeendet in der Luft hängen.

Stefan brauchte den Rest nicht zu hören. Wahrscheinlich hatte es dem...

Erscheint lt. Verlag 10.9.2012
Reihe/Serie Die Sea-Haven-Serie
Übersetzer Ursula Gnade
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Spirit Bound (Sea Haven 2)
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte eBooks • Erotik • Fantasy • Gefahr • kleine geschenke für frauen • Liebesromane • Magie • Romance • Romantasy • Romantik • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-08036-3 / 3641080363
ISBN-13 978-3-641-08036-5 / 9783641080365
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