Advent fängt im September an (eBook)

eBook Download: EPUB
2012 | 1. Auflage
192 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-41586-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Advent fängt im September an -  Evelyn Sanders
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Nach dem höchst beliebten Geschenkband »Alle Jahre wieder ... der gleiche Stress« legt Evelyn Sanders noch einen drauf: neue lustige, turbulente, typisch großfamiliäre Geschichten rund um die kalte Jahreszeit! Bestsellerautorin Evelyn Sanders versteht es, all die typisch vorweihnachtlichen Erscheinungen amüsant aufs Korn zu nehmen: die kirchliche Tombola, bei der es vor allem Feinstrumpfhosen in Größe 48 zu gewinnen gibt; die beiden verliebten Weihnachtsmänner vor dem Warenhaus, von denen einer sich als Weihnachtsfrau entpuppt; der so romantisch gedachte Hüttenurlaub in den Bergen, der ... nun ja. Lassen Sie sich überraschen von neuen vergnüglichen und anrührenden Begebenheiten - garantiert aus dem Leben der Autorin gegriffen!

Evelyn Sanders' Fähigkeit, den Alltag auf die Schippe zu nehmen, ist unerreicht. Die geborene Berlinerin, gelernte Journalistin, fünffach gestählte Mutter und vielfach gekrönte Bestsellerautorin lebte in der Nähe von Heilbronn. Sie verstarb im Dezember 2022. 

Evelyn Sanders' Fähigkeit, den Alltag auf die Schippe zu nehmen, ist unerreicht. Die geborene Berlinerin, gelernte Journalistin, fünffach gestählte Mutter und vielfach gekrönte Bestsellerautorin lebte in der Nähe von Heilbronn. Sie verstarb im Dezember 2022. 

Weihnachten in Sicht


Adventszeit ist Fernsehzeit!

Das ist schon so gewesen, als meine Kinder noch an den Weihnachtsmann geglaubt beziehungsweise die Älteren versucht hatten, ihren jüngeren Geschwistern zu erklären, dass es den Weihnachtsmann eben nicht gibt. Nur stand dieser ausgerechnet jetzt in voller Lebensgröße vor jedem dritten Kaufhaus, womit seine Existenz ja bewiesen war. Die Vielzahl der Weihnachtsmänner einschließlich jener, die abends auf dem Bildschirm Rasierwasser, Daunenbetten und Modeschmuck anpriesen, ließ sich mit der Notwendigkeit von Hilfskräften erklären. »Das kann doch der Weihnachtsmann allein gar nicht schaffen!«

Vierjährigen kann man so etwas noch erzählen, sie glauben es.

Zwei Jahre später glauben sie es nicht mehr, aber sie tun so, denn offensichtlich glauben nun die Eltern an den Weihnachtsmann. Oder weshalb hat Mami zu Papi gesagt, der Weihnachtsmann könnte endlich mal einen neuen Geschirrspüler bringen?

 

Grundsätzlich habe ich nichts gegen Weihnachten; mich stören lediglich diese festgefahrenen Rituale nach der Devise: Das haben wir schon immer so gemacht!

Das haben wir noch nie so gemacht! Da könnte ja jeder kommen …!

Was wir schon immer gemacht haben: am ersten Advent mit der Plätzchenproduktion angefangen. Ist ja ein Sonntag, also wollen alle helfen, tun es auch mit großer Begeisterung, und wenn die halbe Küche einschließlich Fußboden klebt, beginnt im Fernsehen Peterchens Mondfahrt, worauf die gesamte Hilfstruppe unter Mitnahme zweier Hände voll Haferflockenplätzchen im Wohnzimmer verschwindet.

Zweiter Advent: Basteln. Buntpapier reicht nicht, Stefanie hat vergessen, die Strohhalme zu bügeln, die Tube mit dem Klebstoff ist unauffindbar, anfängliche Begeisterung auf dem Tiefpunkt, und überhaupt muss man ja nicht jedes Jahr etwas Neues an den Christbaum hängen. Im Fernsehen beginnt Der kleine Lord.

Am dritten Advent ist endlich genug Schnee gefallen (doch, das hat es seinerzeit noch gegeben!), da geht man natürlich rodeln, kommt aber pünktlich zum Beginn von Cinderella nach Hause. Ist zwar kein ausgesprochen weihnachtlicher Film, wird aber immer wieder gern gezeigt. Die nassen Kleidungsstücke liegen im Keller vor der Waschmaschine – vorweihnachtliches Entgegenkommen, normalerweise finde ich sie im Bad verteilt.

Vierter Advent: Karten schreiben! Mama schreibt den Text, Papa die Umschläge, die Kinder kritzeln je nach Alter nur ihren Namen darunter oder »Fiele Grüse fon Kati«.

Im Fernsehen beginnt die Weihnachts-Episode mit Michel aus Lönneberga, ist auch nicht mehr so ganz neu!

So weit also jenes »… schon immer so gemacht«.

 

»… noch nie so gemacht« geht anders: Wir haben noch nie Weihnachten in der Karibik erlebt, aber auch noch nie in einem Iglu am Nordpol. Soll unvergesslich sein. Das glaube ich sogar, von Frostbeulen soll man ja jahrelang etwas haben.

Heiligabend auf einem Luxus-Liner irgendwo zwischen Sansibar und Madagaskar hätte bestimmt etwas für sich, Neuseeland würde mich auch reizen, da werden die Weihnachtsgeschenke schon ausgepackt, während sie bei uns erst eingewickelt werden, der Weihnachtsmann heißt Santa Claus, und er trägt auch keinen langen Mantel, sondern einen roten Anzug mit künstlichem Pelzbesatz.

I’m dreaming of another Christmas …

 

Jetzt könnte man sich diesen Traum sogar erfüllen, müsste ja nicht gleich Neuseeland sein, Vorarlberg im Schnee würde schon genügen, nur sind Omas und Opas in der Adventszeit und erst recht zu Weihnachten noch genau so unabkömmlich wie früher, als sie bloß Eltern waren. Besonders gern werden sie zur Beaufsichtigung der Enkel abkommandiert, wenn Mama und Papa jene Geschenke besorgen, die der Weihnachtsmann später persönlich abliefern soll. Und genau dazu wird Opa gebraucht, der schon seit einer Woche versucht, die aufgelisteten Ermahnungen zwei Oktaven tiefer anzulegen; er hört sich aber immer noch an wie gerade im Stimmbruch.

Oma wiederum ist zuständig für jene Geschenke, mit denen die Enkel ihre Eltern beglücken werden. Begonnen im Kindergarten, mangels Talent und Begeisterung nie über das Anfangsstadium hinausgekommen, muss sie sich um die Fertigstellung bemühen, vorausgesetzt, sie findet heraus, was es mit den 17 Zentimetern gehäkelter Luftmaschen auf sich hat.

»Das muss man noch mal genauso lange zurück häkeln und dann noch mal und noch mal und dann macht man da eine Schnecke draus, und wenn man das genäht hat, ist der Untersatz fertig«, erläutert der gerade mal Sechsjährige, recht geschickt im Umgang mit winzigen Plastikteilchen, völlig untalentiert für Handarbeiten, die im Zeitalter der Gleichberechtigung aber auch Männer in bescheidenem Umfang beherrschen sollten, und damit kann man natürlich nicht früh genug anfangen.

Nachdem Oma gemäß den Angaben dreimal hin und her gehäkelt, das fertige Teil zusammengerollt und festgenäht hat, stülpt es sich rundherum hoch und würde allenfalls als Untersatz für ein Schnapsglas reichen bzw. ein solches sogar zur Hälfte umhüllen. Also häkelt Oma etwas Neues, das nach Fertigstellung keinen Zweifel mehr an seinem Verwendungszweck aufkommen lässt, allerdings auch noch nie benutzt worden ist. Mama sagt immer, dafür sei es viel zu schade.

Enkel Nr. 3 hat erst etwas ge-klebt, das nun be-klebt werden muss, nur hat sich die ganze Konstruktion als ziemlich instabil erwiesen, der Deckel passt auch nicht so richtig drauf … zur Aufbewahrung von Manschettenknöpfen und ähnlichen Kleinteilen männlicher Garderobe wird sich das Kästchen nicht eignen. Onkel Sven übernimmt die Anfertigung eines neuen Behälters, Oma schneidet die Einzelteile der vorgesehenen Dekoration aus Buntpapier, Enkel klebt sie drauf und ist maßlos stolz auf sein Geschenk für Papi.

 

Das Geschenk für Mami besteht aus einer ehemaligen Käseschachtel, was sich trotz mehrmaligem Einsatz von Eau de Toilette nicht ganz verbergen lässt, aber der sehr schön beklebte Deckel schließt verhältnismäßig dicht, und überhaupt sollen ja nur Briefmarken rein. Mami schreibt allerdings E-Mails, Rabattmarken gibt es auch nicht mehr, aber es wird sich schon was finden zum Aufbewahren; Gummibänder zum Beispiel braucht man immer mal, wenn man aus einer gerollten Zeitung eine Fliegenklatsche machen will oder beim Gänseblümchenstrauß die kurzen Stiele zusammenbinden muss, damit sie nicht einzeln aus dem Eierbecher fallen.

Enkel Nr. 1, bereits Taschengeldempfänger mit regelmäßigen Zulagen für fehlerfreie Klassenarbeiten, fühlt sich über Selbstgebasteltes erhaben und verschenkt lieber Angebote von jenem Laden, in dem Restposten jeglicher Art relativ preiswert verhökert werden. Zum Glück bevorzugt er Kleinteile, hat sich also noch nie an einer ovalen Zierdecke für den Couchtisch vergriffen oder an einem hellblauen Blumenübertopf mit Zwergen darauf. Kaffeebecher kann man jedoch nie genug haben, da geht immer mal einer kaputt, und Gutscheine für dreimal Spülmaschine ausräumen und zweimal Unkraut zupfen im Erdbeerbeet sind ja auch nicht zu verachten, zumal die Einlösung einer derartigen Zusage saisonabhängig ist und mitunter auch in Vergessenheit gerät.

Mit verschenkter Musik kann man angeblich nie etwas verkehrt machen, trotzdem wäre es mir lieber gewesen, wenn von dem umgestürzten Lkw-Anhänger nicht so viele CDs mit Melodien aus den Anden heruntergefallen wären; die Panflöte gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsinstrumenten.

Opa muss sich über ein Sortiment unterschiedlich großer Schraubendreher freuen. Tut er auch, denn nun ist das dritte Dutzend endlich voll.

 

Eine ebenfalls schon Wochen vor dem Fest zu klärende Frage ist, wer mit wem wo den Heiligen Abend verbringen wird, denn es gibt ja nicht mehr nur den Sanders-Clan, bei dem sich früher alles abgespielt hat, sondern es sind drei neue Familien dazu gekommen, mit Omas und Opas und sogar einer unverheirateten Großtante, die 270 Kilometer entfernt lebt, das ganze Jahr über nichts von sich hören lässt, aber gerade zu Weihnachten von verwandtschaftlichen Gefühlen übermannt wird und »nur für ein paar Tage« kommen möchte. »Es kann mich doch bestimmt jemand abholen?«

Genau genommen ist es nur die Keimzelle der Sanders-Sippe (man kann auch »Elternhaus« sagen), die noch dort zu finden ist, wo sich die Familie vor etlichen Jahrzehnten angesiedelt hatte, denn die Nachkommen wohnen jetzt viele Autobahn-Kilometer weit auseinander. Deshalb gibt es auch eine vorweihnachtliche Konferenzschaltung über Festnetz und diverse Handys.

Katja: »Also, im letzten Jahr waren wir alle bei euch zu Hause, aber diesmal will Toms Vater unbedingt dabei sein, nur verträgt dessen Mutter mit ihren 90 Jahren die lange Autofahrt nicht mehr, also müssen wir rauf nach Hessen. Aber wir können uns am zweiten Feiertag sehen!«

Nicki: »Nee, da sind wir bei Jörgs Eltern eingeladen. Die sind Heiligabend bei uns, aber der andere Termin steht auch schon lange fest.«

Sascha: »Sehen wir uns denn in diesem Jahr überhaupt noch mal?«

Ich: »Wie wär’s mit Silvester?«

Sascha: »Da kommt meine Schwägerin samt Mann und Kindern aus Hamburg runter!«

Ich: »Wie lange bleiben sie?«

Sascha: »Garantiert zu lange!«

Katja: »Wie wär’s denn gleich nach den Feiertagen? Es sind doch Ferien!«

Sascha: »Ja, für Lehrer. Ich bin aber keiner!«

Nicki: »Das wird doch in diesem Jahr nichts mehr! Vielleicht sollten wir schon mal was für Ostern ausmachen!«

Katja: »Quatsch! Wir telefonieren uns nächste Woche...

Erscheint lt. Verlag 3.9.2012
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte - • Advent • Erzählungen • Familie • Familienchaos • Familienfeier • Geschichten • Geschichtensammlung • Herbst • Sanders • Weihnachten
ISBN-10 3-426-41586-0 / 3426415860
ISBN-13 978-3-426-41586-3 / 9783426415863
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 581 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99
Roman

von Fatma Aydemir

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99
Roman. Jubiläumsausgabe

von Umberto Eco

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99