Deadwood (eBook)

Roman

(Autor)

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2011 | 1. Auflage
448 Seiten
Verlagsbuchhandlung Liebeskind
978-3-935890-91-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Deadwood -  Pete Dexter
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Dakota-Territorium, 1876. Der legendäre Revolverheld Wild Bill Hickok und sein Freund Charley Utter erreichen mit einem Treck, der aus Cheyenne kommt, die Goldgräberstadt Deadwood. Obgleich von Alter und Krankheit gezeichnet, ist Wild Bill immer noch in der Lage, jeden Mann in einem fairen Duell zur Strecke zu bringen. Er aber möchte nichts weiter, als seine Tage in Ruhe im Saloon verbringen. Nur ist Deadwood kein Ort, an dem man Ruhe findet. Hier herrscht das Gesetz des Stärkeren. Und so trachtet bald schon mehr als ein Mann nach Wild Bills Leben. Denn er ist einer der wenigen, die in dieser Stadt noch Recht von Unrecht unterscheiden können ... In 'Deadwood' stützt sich Pete Dexter auf historische Quellen und schildert den Wilden Westen so, wie er tatsächlich war: schmutzig, korrupt, voller Gier und roher Gewalt. Doch seine Haltung ist die eines lakonisch erzählenden Chronisten. Und so wird aus einem Tatsachenroman über die Anfänge Amerikas fast beiläufig eine menschliche Komödie voller Melancholie und schwarzem Humor. 'Ein reicher Roman, so sinnlich, dass Sie den Staub der Straße auf der Zunge schmecken und das Brennen des Whiskeys in der Kehle spüren werden. In meinen Augen der beste Western aller Zeiten.' Denis Scheck, DRUCKFRISCH

Pete Dexter, 1943 in Michigan geboren, arbeitete über fünfzehn Jahre als Zeitungsreporter in Philadelphia. Nachdem er im Zuge einer kontroversen Berichterstattung angegriffen und krankenhausreif geschlagen wurde, gab er seinen Beruf auf. Heute lebt er als freier Schriftsteller im Bundesstaat Washington. Pete Dexter gilt als einer der profiliertesten Drehbuchautoren Amerikas und veröffentlichte bislang sieben Romane, darunter 'God's Pocket' und 'Paris Trout', für den er 1988 mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde.

Pete Dexter, 1943 in Michigan geboren, arbeitete über fünfzehn Jahre als Zeitungsreporter in Philadelphia. Nachdem er im Zuge einer kontroversen Berichterstattung angegriffen und krankenhausreif geschlagen wurde, gab er seinen Beruf auf. Heute lebt er als freier Schriftsteller im Bundesstaat Washington. Pete Dexter gilt als einer der profiliertesten Drehbuchautoren Amerikas und veröffentlichte bislang sieben Romane, darunter "God's Pocket" und "Paris Trout", für den er 1988 mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde.

Der Junge war den Bach entlang zurück in die Stadt gegangen. Seine Zunge hatte tiefe Schnitte und war geschwollen. Der metallische Geschmack war noch genauso stark wie vorher, als das Messer in seinem Mund gesteckt hatte. An das andere verbot er sich zu denken.

Das hatte er ausreichend getan, nach dem, was im Wagen des Hurentreibers vorgefallen war. Er hatte darüber nachgedacht, bis es seine Gedanken und seine Worte lähmte, bis er stotterte und nicht mehr wusste, was er sagen sollte. Er hatte sich in die Nähe von etwas Schlechtem begeben, und er wusste, wenn er jetzt wieder darüber nachdachte, würde es sich ihm in den Weg stellen.

Er kam an einem halben Dutzend Goldgräber vorbei, die auf Stühlen vor ihren Hütten oder Zelten saßen, mit einem Gewehr oder einer Schrotflinte an den nächsten Baum gelehnt. Was merkwürdig war. Männer, die Sorge hatten, jemand würde ihren Grund und Boden stehlen, etwas, das immer da sein würde. Nur zwei oder drei Männer bearbeiteten ihre Claims. Es war offensichtlich nicht mehr viel übrig.

Er kam den Hang herunter nach Deadwood, es war derselbe Weg, den die Wagen genommen hatten an dem Tag, an dem er die Stadt das erste Mal gesehen hatte. Er wusste nicht, wohin er gehen sollte, darüber hatte er sich noch keine Gedanken gemacht. Er wusste nur, es war nichts für ihn, im Whitewood Creek zu hocken und nach Goldkörnern zu suchen. Er hätte mit dem Gewehr vor seinem Zelt sitzen und auf die Minengesellschaften warten können wie der alte Mann, doch der Junge war nicht der Typ, der wartete.

Es war halb zehn. Aus den Badlands kamen Schüsse, aber er hatte keine Eile, dorthin zu kommen. Er hatte das Interesse an Schießereien verloren. Eine Frau in einem blumengemusterten Kleid, die einen Nachttopf in der Hand hatte, kam aus den Deadwood Brickworks, Inc. und sprach ihn an. Er stand mitten im Matsch. »Guten Morgen«, sagte sie.

Er wollte ihr antworten, aber seine Zunge fühlte sich plötzlich zu groß an für seinen Mund und er hatte Angst, sie würde herausfallen und sich nicht mehr einziehen lassen, wenn er redete. Stattdessen lächelte er und aus einem seiner Mundwinkel lief Blut. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich.

»Bist du angeschossen worden?«

Er schüttelte den Kopf. Sie rannte zurück in die Deadwood Brickworks, Inc. und rief nach dem Sheriff. Der Junge stand im Matsch und wartete, ohne zu wissen, worauf.

Sie kam zurück und zog den Sheriff hinter sich her. Er war ein großer Mann und hatte Augen wie ein böser Hund. »Stimmt mit dir etwas nicht, Junge?« fragte er.

Der Junge wischte sich über den Mund und wandte sich von ihnen ab, um Blut aus seinem Mund in den Matsch tropfen zu lassen. »Was hat er?« fragte die Frau.

»Irgendwas«, sagte der Sheriff, »aber nichts Ernstes.«

»Er kann nicht sprechen«, meinte sie. »Er blutet aus dem Mund.«

Der Sheriff schien weich zu werden. »In Ordnung«, sagte er, »ich schaue, was er hat.«

»Danke, Sheriff«, sagte die Frau. »Wenn Sie jemanden brauchen, der Erste Hilfe leistet, wissen Sie ja, wo Sie mich finden …«

»Ich kümmere mich darum«, sagte der Sheriff. Er nahm die Frau am Ellbogen und begleitete sie von seiner Veranda hinunter. Als sie fort war, drehte er sich zu dem Jungen um. »Woher kommst du?« fragte er. Der Sheriff trat einen Schritt auf ihn zu. Der Junge hatte keine Angst, aber aus irgendeinem Grund lief ihm das Blut jetzt aus beiden Mundwinkeln.

»Woher kommst du?« fragte der Sheriff wieder und legte ihm die Hand auf die Schulter. Es sah fast zärtlich aus, wie er ihn anpackte. Der Sheriff wollte nicht, dass die Leute sahen, wie er dem Jungen wehtat. Sein Daumen drückte auf den Nerv des Jungen, unten am Hals. Dadurch fing seine Zunge richtig an zu bluten, und er öffnete den Mund, um das Blut auszuspucken.

Der Sheriff guckte ihn an, besann sich eines Besseren und ließ seinen Nacken los.

»Wenn ich du wäre«, sagte er, »würde ich hier nicht herkommen. Das hier ist ein Geschäftsviertel, mein Sohn. Hier gehen Ladys über die Straße. Wenn ich du wäre, würde ich in die Badlands gehen oder dahin, wo ich hergekommen bin.«

Der Junge wollte nicht daran denken, wo er hergekommen war. Und als der Sheriff mit ihm fertig war, ging er weg, in Richtung Badlands. Der Sheriff stand auf der Veranda von Deadwood Brickworks, Inc. und sah ihm nach. Der Junge spürte seinen Blick im Rücken.

Er ging ins Badehaus, in der Annahme, er würde dort Charley antreffen. Doch es war niemand da außer einem Schwachkopf, der ihm unbedingt in den Mund gucken wollte.

Er ging bergab in Richtung Norden, bis er Charleys Camp sah. Auch dort war niemand. Im Wagen sah er das Laken, das Charley für sich dort ausgebreitet hatte, die Decke und das Kissen. Alles sauber und weiß. Er wollte nur noch schlafen.

Er zog seine Stiefel und das Hemd aus. Das Hemd war ganz schwer vor Blut, frischem wie getrocknetem. Er ging zum Bach und spritzte sich Wasser ins Gesicht, weil er Charleys Bett nicht beschmutzen wollte. Der Anblick des Wassers machte ihn durstig, und er schüttete sich etwas mit der hohlen Hand über die Lippen. Ein Teil davon erreichte seinen Mund – das spürte er – und verschwand. Es gab nichts, um zu schlucken.

Dann kletterte er hinten in den Wagen und legte sich zwischen die Laken. Lange lag er still da und starrte auf das Segeltuchdach, ohne an irgendetwas zu denken. So heilen Wunden, dachte er, wenn man alles ganz still hält. Den ganzen Tag über fiel er immer wieder in einen unruhigen Schlaf, während die Sonne über das Segeltuchdach hinwegzog. Es war heiß, dann wurde es kühler. Fliegen fielen über ihn her, aber er schmiss das Hemd aus dem Wagen und die meisten flogen hinterher.

Es dämmerte schon, als Charley ins Camp zurückkehrte. Der Junge hörte ihn kommen und dann stehen bleiben, als er realisierte, dass jemand in seinem Wagen war. Charley wollte niemand in seinem Wagen haben. Für ihn war es ein Grund, von seinem Revolver Gebrauch zu machen.

Der Junge lauschte Charleys Schritten, die sich vorsichtig näherten, dann entdeckte er seinen Kopf vorne am Wagen, genau gegenüber von der Stelle, wo er ihn eigentlich erwartet hatte. Der Junge dachte, Charley würde schreien, aber das tat er nicht. Er stand einen Augenblick da, schaute zu ihm hinüber und kletterte dann hoch, setzte sich auf die Bank und schaute ihn an.

»Malcolm?« sagte er.

Der Junge lächelte. Aus einem Mundwinkel lief ein Rinnsal wässriges Blut. Seine Zunge war inzwischen so weit geschwollen, dass er seine Zähne nicht mehr zusammen bekam. »Gütiger Gott«, sagte Charley.

Der Junge zuckte die Achseln, aber seine Schultern waren unter der Decke, wo Charley sie nicht sehen konnte.

Charley wischte die Mundwinkel des Jungen mit seinem Taschentuch ab. »Was für eine Art Unfall war das?« fragte er. Er bewegte den Kiefer des Jungen, um festzustellen, ob er gebrochen war, und frisches Blut floss auf die Laken. Ein Teil seiner Zunge lag zwischen den Zähnen, so schwarz wie die Hills. Sie war vorne in Längsrichtung durchgeschnitten worden, wie weit nach hinten, konnte Charley nicht erkennen.

»Was um alles in der Welt …« sagte er.

Der Junge lächelte wieder, rührte sich aber nicht. Er würde jetzt nicht darüber nachdenken, und er war auch nicht sicher, ob er sich überhaupt an alles erinnern könnte. Als es passierte, hatte der Junge jedes Detail mitbekommen. Egal, was man ihm angetan hatte, etwas in ihm wusste, was es war, und hatte es akzeptiert. Als er in die Stadt zurück-gegangen war, hatte es sich ganz normal angefühlt, selbst nach dem, was passiert war. Aber jetzt, als er in Charleys Bett lag, begann sie ihm zu entgleiten, die normale Welt. Der Junge wehrte sich nicht dagegen, es schien nicht etwas zu sein, wogegen man ankämpfen musste.

Charley überlegte, ob er Matilda einen Brief schreiben sollte. Er begann am Abend des dritten Tages, den der Junge im Wagen lag.

Meine liebe Frau,

ich möchte Dich nicht verstimmen, aber Deinem Bruder ist ein harmloser Unfall passiert, deren Hintergründe ein Mysterium sind. Gab es in Eurer Familie Zungenbeißer?

Als Charley bis dahin gekommen war, entschied er sich gegen einen Brief. Selbst wenn er ihr alles, was er wusste, schreiben würde – was nicht viel war –, würde es sie in keiner Weise zufriedenstellen, sondern nur in der Annahme bestätigen, dass sie einen schrecklichen Fehler begangen hatte, als sie ihm ihren Bruder anvertraut hatte. Andererseits hatte er ein Bild vor Augen, wie seine Frau eines Tages unerwartet auf der Bildfläche erschien und Malcolm im Wagen vorfand, mit einer geschwollenen Zunge, die ihm aus dem Mund hing, und einem Hirn wie ein gegrilltes...

Erscheint lt. Verlag 28.11.2011
Übersetzer Jürgen Bürger, Kathrin Bielfeldt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1876 • 19. Jahrhundert • Amerika • Dakota-Territorium • Tatsachenroman • USA • Western • Wilder Westen
ISBN-10 3-935890-91-5 / 3935890915
ISBN-13 978-3-935890-91-5 / 9783935890915
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