Slam (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2012 | 1. Auflage
304 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-30653-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Slam -  Nick Hornby
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»Rührend und durch und durch überzeugend.« The GuardianSam, 15, kann kaum glauben, dass Alicia, die eigentlich eine Nummer zu groß für ihn ist, sich tatsächlich für ihn interessiert. Doch nach einer kurzen Zeit des Glücks kommt es knüppeldick: Könnte es sein, dass sie schwanger ist? »Eigentlich lief alles gerade ziemlich gut. Ich würde sogar sagen, dass die Entwicklungen der letzten sechs Monate durchgängig positiv gewesen waren. Zum Beispiel hatte Mum sich von Steve getrennt, ihrem bescheuerten Freund. Zum Beispiel konnte ich plötzlich zwei neue Skatingtricks, nachdem ich mich wochenlang öffentlich blamiert hatte. Das alles, und außerdem hatte ich noch Alicia kennengelernt.« Sam, selbst Sohn einer 32-jährigen Mutter, ist ein besessener Skateboardfahrer. Seine Bibel ist die Autobiographie des berühmten Skateboarders Tony Hawk, die für alle Lebensfragen das richtige Zitat bietet. Selbst als sich Sam in Alicia verliebt, läuft alles wie am Schnürchen und die beiden kommen tatsächlich zusammen. Doch dann droht die Glückssträhne zu reißen, denn Sam muss Angst haben, dass Alicia schwanger ist: Da mit der Angst zu leben immer noch besser ist, als zu wissen, dass die schlimmsten Befürchtungen Wirklichkeit geworden sind, nimmt Sam erstmal Reißaus. Mit wunderbarer Ironie schildert Nick Hornby in seinem neuen Roman Sams Sprung ins Erwachsensein. Das ist erbarmungslos ehrlich, rührend und saukomisch.

Nick Hornby, 1957 geboren, studierte in Cambridge und arbeitete zunächst als Lehrer. Er ist Autor zahlreicher Bestseller: »High Fidelity«, verfilmt mit John Cusack und Iben Hjejle, »About a Boy«, verfilmt mit Hugh Grant, »A Long Way Down«, verfilmt mit Pierce Brosnan, »How to Be Good«, »Slam« und »Juliet, Naked«, sowie weiterer Bücher über Literatur und Musik. Nick Hornby lebt in London.

Nick Hornby, 1957 geboren, studierte in Cambridge und arbeitete zunächst als Lehrer. Er ist Autor zahlreicher Bestseller: »High Fidelity«, verfilmt mit John Cusack und Iben Hjejle, »About a Boy«, verfilmt mit Hugh Grant, »A Long Way Down«, verfilmt mit Pierce Brosnan, »How to Be Good«, »Slam« und »Juliet, Naked«, sowie weiterer Bücher über Literatur und Musik. Nick Hornby lebt in London. Clara Drechsler, geboren 1961, und Harald Hellmann, geboren 1958, übersetzen gemeinsam aus dem Englischen, u.a. Werke von Bret Easton Ellis, Nick Hornby, Adam Thirlwell und Irvine Welsh. Harald Hellmann, geboren 1958, und Clara Drechsler, geboren 1961, übersetzen gemeinsam aus dem Englischen, u. a. Werke von Bret Easton Ellis, Helen Walsh und Irvine Welsh.

1


Eigentlich lief alles gerade richtig gut. Ich würde sogar sagen, dass die Entwicklungen der letzten sechs Monate durchgängig positiv gewesen waren.

Zum Beispiel hatte Mum sich von Steve getrennt, ihrem bescheuerten Freund.

Zum Beispiel hatte meine Kunstlehrerin, Mrs Gillett, mich nach der Stunde beiseitegenommen und gefragt, ob ich nicht Kunst studieren wollte.

Zum Beispiel konnte ich plötzlich zwei neue Skatingtricks, nachdem ich mich wochenlang öffentlich blamiert hatte. (Ich nehme mal an, nicht alle von euch sind Skater, also sollte ich eins lieber gleich sagen, damit es nicht zu schrecklichen Missverständnissen kommt. Skating = Skateboardfahren. Wir sagen nie Skateboardfahren, also hab ich das Wort hier in dieser Geschichte zum letzten Mal verwendet. Und falls ihr so blöd seid, euch vorzustellen, ich würde Faxen auf dem Eis machen, selber schuld.)

Das alles, und außerdem hatte ich noch Alicia kennengelernt.

Damit wollte ich eigentlich sagen, dass ihr vielleicht das ein oder andere über mich wissen solltet, ehe ich loslege mit Mum und Alicia und allem. Wenn ihr mehr über mich wüsstet, könnte es immerhin sein, dass euch einiges davon interessiert. Aber andererseits, wenn ich mir ansehe, was ich gerade geschrieben habe, wisst ihr schon eine ganze Menge oder habt es euch wenigstens zusammenreimen können. Zum Beispiel seid ihr wahrscheinlich schon drauf gekommen, dass meine Mum und mein Dad nicht zusammenleben, es sei denn, mein Dad wäre so einer, dem es nichts ausmacht, wenn seine Frau noch andere Liebhaber hat. Ist er nicht. Und ihr könnt euch denken, dass ich skate, und ihr könnt euch denken, dass Kunst und Design das Fach ist, in dem ich am besten bin, außer ihr habt angenommen, ich wäre so jemand, den die Lehrer ständig beiseitenehmen, um ihm zu sagen, er soll sich für ein bestimmtes Fach an der Uni einschreiben. Und sich darüber richtig in die Haare kriegen. »Nein Sam! Vergiss Kunst! Studier Physik!« »Vergiss Physik. Es wäre ein tragischer Verlust für die Menschheit, wenn du Französisch aufgibst!« Und dann fangen sie an, aufeinander einzuprügeln.

Na ja. Genau das würde mir nie passieren. Ich kann euch versprechen, ich hab nie einen Streit unter Lehrern provoziert.

Und man muss kein Sherlock Holmes oder so sein, um zu kombinieren, dass Alicia ein Mädchen ist, das mir etwas bedeutet. Ich bin froh, dass es einiges gibt, was ihr nicht wisst und worauf ihr nie kommen würdet, seltsame Sachen, die, soweit ich weiß, in der gesamten Geschichte der Menschheit außer mir noch keinem passiert sind. Denn wenn ihr euch alles schon nach dem ersten kleinen Absatz hättet denken können, würde mich das ungute Gefühl beschleichen, nicht unbedingt ein rasend komplizierter und interessanter Mensch zu sein, haha.

Liegt ein paar Jahre zurück, diese Zeit, als sich alles ganz gut entwickelte, ich war also fünfzehn, fast sechzehn. Ich will nicht auf die Tränendrüse drücken, und ich will euch auf keinen Fall leidtun, aber dieses Gefühl, mein Leben wäre gar nicht so übel, war neu für mich. Das Gefühl hatte ich bis dahin nicht gekannt und habe es seitdem auch nie wieder gehabt. Das soll jetzt nicht heißen, ich wäre unglücklich gewesen. Bloß hatte vorher immer irgendwas nicht gestimmt, einen immer irgendwas beunruhigt. (Ihr werdet sehen, dass es seitdem noch reichlich Grund zur Beunruhigung gab, aber dazu kommen wir später.) Zum Beispiel, dass meine Eltern sich scheiden ließen und andauernd zofften. Beziehungsweise geschieden waren, sich aber immer noch stritten, sie haben sich nämlich noch bis lange nach der Scheidung weitergestritten. Oder in Mathe lief es nicht berauschend – ich hasse Mathe –, oder ich wollte was von einem Mädchen, das nichts von mir wollte … das alles hatte sich plötzlich verzogen, ohne dass ich es mitbekommen hatte, wie es mit Regenwolken manchmal geht. Und in diesem Sommer schien mehr Geld da zu sein. Meine Mum hatte einen Job, und mein Dad war nicht mehr ganz so sauer auf sie, darum gab er uns das, was uns sowieso die ganze Zeit zugestanden hatte. Na ja. Das war schon mal nicht schlecht.

Wenn ich diese Geschichte richtig erzählen will, ohne irgendwas auszulassen, sollte ich eine Sache gleich zugeben, weil sie wichtig ist. Also jetzt kommt es. Ich weiß, es hört sich blöd an, und ich bin normalerweise nicht der Typ für so was, ehrlich. Ich meine, ich glaube nicht an, na ja, so was wie Geister oder Seelenwanderung und so einen Quatsch, aber das … Das ergab sich irgendwann einfach so, und … Na ja, was soll’s, ich sag es jetzt einfach, und ihr könnt denken, was ihr wollt.

Ich rede mit Tony Hawk, und Tony Hawk redet mit mir.

Einige von euch, wahrscheinlich dieselben, die auch denken, ich würde auf dem Eis Pirouetten drehen, werden nie von Tony Hawk gehört haben. Schön, ich sag’s euch, obwohl ihr den eigentlich kennen müsstet, ehrlich. Wenn man Tony Hawk nicht kennt, ist das so, als würde man Robbie Williams nicht kennen, oder meinetwegen Tony Blair. Es ist sogar im Grunde schlimmer. Denn es gibt endlos viele Politiker, endlos viele Popstars, und Hunderte von Fernsehsendungen. George Bush ist wahrscheinlich noch berühmter als Tony Blair, und Britney Spears und Kylie Minogue sind genauso berühmt wie Robbie Williams. Aber es gibt eigentlich nur einen Skater, und der heißt Tony Hawk. Klar, es gibt nicht nur einen. Aber er ist DER SKATER schlechthin. Er ist die J.K. Rowling unter den Skatern, der Big Mac, der iPod, die Xbox. Für mich gibt es nur eine Entschuldigung, Tony Hawk nicht zu kennen, nämlich, dass man sich nicht für Skaten interessiert.

Als ich mit dem Skaten anfing, bestellte mir meine Mutter ein Tony-Hawk-Poster übers Internet. Es ist das coolste Geschenk, das ich je bekommen hab, und dabei nicht mal das teuerste. Es kam natürlich direkt in meinem Zimmer an die Wand, und seitdem hab ich mir angewöhnt, ihm alles Mögliche zu erzählen. Zuerst hab ich Tony nur vom Skaten erzählt – ich hab ihm erzählt, wenn mir was Probleme machte, oder von Tricks, die geklappt haben. Ich rannte praktisch in mein Zimmer, um ihm von meinem ersten gelungenen Rock’n’Roll zu erzählen, weil ich wusste, dass ein Poster von Tony Hawk damit sehr viel mehr anfangen kann als eine Mutter aus Fleisch und Blut. Ich will meine Mum nicht dissen, aber sie hat keine Ahnung. Deshalb versuchte sie immer, ein ganz begeistertes Gesicht zu machen, wenn ich ihr so was erzählte, aber in ihren Augen herrschte große Leere. Sie war so total: Oh, ist ja fantastisch. Aber wenn ich sie gefragt hätte, was ein Rock’n’Roll ist, hätte sie es nicht gewusst. Und was sollte das Ganze dann? Tony wusste es. Vielleicht hatte meine Mum mir darum das Poster gekauft, damit ich jemand anderen zum Reden hatte.

Dass er auch mit mir redete, fing an, kurz nachdem ich sein Buch gelesen hatte, Tony Hawk: Hawk. Beruf: Skateboarder. Dadurch hatte ich eine ungefähre Vorstellung von seinem Tonfall und was er wahrscheinlich sagen würde. Um ehrlich zu sein, wusste ich genau, was er zu mir sagen würde, weil es aus seinem Buch stammte. Ich hatte es damals so etwa vierzig- fünfzigmal gelesen und seitdem noch ein paarmal. Meiner Meinung nach ist es das beste Buch, das je geschrieben wurde, und zwar nicht nur, wenn man Skater ist. Jeder sollte es lesen, denn selbst wenn man nicht skatet, kann man einiges daraus lernen. Tony Hawk war ganz oben und ganz unten, und er hat viel mitgemacht, genau wie jeder Politiker oder Musiker oder Soap-Star. Na, jedenfalls, weil ich es vierzig- oder fünfzigmal gelesen hatte, kannte ich es mehr oder weniger auswendig. Als ich ihm von den Rock’n’Rolls erzählte, sagte er: »Nicht allzu schwer, aber das Fundament, um Balance und Boardkontrolle auf einer Rampe zu bekommen. Gut gemacht, Mann!«

Das »Gut gemacht, Mann!« war O-Ton-Gespräch, falls ihr versteht, was ich meine. Das war neu. Ich hab’s erfunden. Aber der Rest, das waren mehr oder weniger seine eigenen Worte. Okay, nicht mehr oder weniger. Genau. Irgendwie wünschte ich fast, ich würde sein Buch nicht so in- und auswendig kennen, denn dann hätte ich den Teil auslassen können, wo er sagt: »Nicht allzu schwer.« Das musste ich nicht unbedingt hören, nachdem ich sechs Monate geübt hatte, bis mal einer klappte. Ich wünschte, er hätte nur gesagt, na ja, ihr wisst schon: »He! Rock’n’Rolls sind das Fundament, um Balance und Boardkontrolle auf einer Rampe zu bekommen.« Aber »Nicht allzu schwer« wegzulassen, wäre nicht ehrlich gewesen. Wenn du dir Tony Hawk vorstellst, wie er über Rock’n’Rolls redet, hörst du ihn sagen: »Nicht allzu schwer.« Geht mir jedenfalls so. So ist es nun mal. Man kann die Geschichte nicht umschreiben oder einfach Einzelheiten auslassen, die einem nicht in den Kram passen.

Nach einer Weile redete ich dann mit Tony Hawk auch über andere Dinge – über die Schule, Mum, Alicia, was weiß ich – und stellte fest, dass er auch dazu einiges zu sagen hatte. Seine Worte kamen immer noch aus dem Buch, aber in dem Buch geht es ja auch um sein Leben, und nicht alles, was er sagt, dreht sich um Sacktaps und Shove-its.

Ich hab ihm zum Beispiel erzählt, wie ich meiner Mutter gegenüber völlig grundlos ausgerastet bin, und er sagte: »Ich war unmöglich. Ich weiß nicht, warum meine Eltern mich nicht mit Gaffa-Tape gefesselt haben, um mich mit einer Socke im Mund in einer Ecke kaltzustellen.« Und als ich ihm von einer wilden Prügelei in der Schule erzählte, sagte er: »Ich hielt mich aus allem Ärger raus, weil ich mit Cindy glücklich war.« Cindy war seine damalige Freundin. Nicht alles, was Tony Hawk sagte, war so hilfreich, wenn ich ehrlich bin, aber dafür konnte er nichts. Wenn ich...

Erscheint lt. Verlag 31.7.2012
Übersetzer Clara Drechsler, Harald Hellmann
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Belletristik • Freundin • High Fidelity • How to be good • Kiepenheuer & Witsch • Nick Hornby • Roman • Schwanger • Skateboard-Fahrer • Skaten • Teenager-Junge • Tony Hawk
ISBN-10 3-462-30653-7 / 3462306537
ISBN-13 978-3-462-30653-8 / 9783462306538
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