Im Licht der Träume (eBook)

Drei Romane in einem Band

(Autor)

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2012 | 1. Auflage
400 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-09188-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Licht der Träume -  Nora Roberts
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Viele Jahre lang haben Calin und Bryna einander gesucht. Jetzt haben sie sich gefunden, aber ist ihre Liebe stark genug, den mächtigen Feind zu besiegen? Wird die zauberhafte Allena Conal aus seiner Einsamkeit befreien können? Kann die Liebe im Traum ebenso verführen wie im richtigen Leben?

Der Band enthält die Romane: Verzaubert (Spellbound), Für alle Ewigkeit (Ever After), Im Traum (In Dreams)

Meisterhaft schildert Nora Roberts die Legenden Irlands und die Leidenschaften seiner Menschen.

Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.

Eins


»Calin Farrell, du brauchst dringend Urlaub.«

Cal zuckte mit der Achsel, nippte an seinem Kaffee und starrte weiterhin brütend aus dem Küchenfenster. Er wusste selbst nicht, warum er gekommen war, nur um sich das Genörgel und die besorgten Bemerkungen seiner Mutter anzuhören und dem Gepfeife seines Vaters zu lauschen, der am Tisch saß und penibel seine Anglerfliegen an den Haken befestigte. Doch er hatte ein tiefes, drängendes Verlangen nach dem Hort seiner Kindheit gespürt, nach ein, zwei gestohlenen Stunden in dem ordentlichen Haus in Brooklyn Heights. Nach seinen Eltern.

»Vielleicht. Ich habe auch schon daran gedacht.«

»Du arbeitest zu hart«, sagte sein Vater, während er sein Werk kritisch beäugte. »Fahr doch mit uns ein paar Wochen nach Montana. Der beste Ort der Welt für das Fliegenangeln. Die Kamera kannst du ja mitnehmen.« John Farrell blickte auf und lächelte. »Betrachte es einfach als Studienurlaub.«

Der Vorschlag war verlockend. Er war zwar nie ein begeisterter Angler wie sein Vater gewesen, aber Montana war wunderschön. Er könnte dort Atem schöpfen, sich entspannen. Und die Unruhe abstreifen. Die Träume.

»Ja, ein paar Wochen an der frischen Luft würden dir gut tun.« Mit zusammengekniffenen Augen musterte Sylvia Farrell ihren Sohn. »Du siehst blass und müde aus, Calin. Du solltest dieser Stadt eine Zeit lang den Rücken kehren.«

Obwohl Sylvia ihr Leben lang in Brooklyn gewohnt hatte, bezeichnete sie Manhattan immer noch mit leichter Geringschätzung und Verachtung als »diese Stadt«.

»Wie gesagt, ich habe auch schon an einen Urlaub gedacht.«

»Gut.« Seine Mutter schrubbte die Küchentheke. Sie wollten am nächsten Morgen in den Urlaub aufbrechen, und Sylvia Farrell würde nicht eine Krume oder ein Stäubchen zurücklassen. »Du hast zu viel gearbeitet, Calin. Obwohl wir natürlich stolz auf dich sind. Seit deiner Ausstellung im letzten Monat prahlt dein Vater so maßlos mit dir, dass die Nachbarn inzwischen in Deckung gehen, wenn sie ihn sehen.«

»Welcher Vater kommt schon in den Genuss, die Fotografien seines Sohnes im Museum zu bewundern? Besonders gut haben mir die Nackten gefallen«, fügte er augenzwinkernd hinzu.

»Alter Narr«, murmelte Sylvia, doch um ihre Mundwinkel zuckte ein Lächeln. »Tja, als wir dir, damals warst du acht Jahre alt, diese kleine Kamera zu Weihnachten geschenkt haben, wer hätte da gedacht, dass du zweiundzwanzig Jahre später reich und berühmt sein würdest? Aber Reichtum und Ruhm haben ihren Preis.«

Sie umfasste das Gesicht ihres Sohnes mit beiden Händen und betrachtete es mit dem scharfen Blick einer Mutter. Seine Augen waren umschattet, stellte sie fest, und die Wangen eingefallen. Sie sorgte sich um den Mann, den sie aufgezogen hatte, um den Jungen, der immer ein wenig … anders gewesen war als der Durchschnitt.

»Du zahlst diesen Preis bereits.«

»Mir geht es gut.« Er las die altbekannte Sorge in ihren Augen und lächelte. »Ich schlafe nur nicht sehr gut.«

Es hatte schon früher Zeiten gegeben, erinnerte sich Sylvia, in denen ihr Sohn aus Schlafmangel bleich und hohläugig gewesen war. Sie wechselte über Cals Schulter hinweg einen kurzen Blick mit ihrem Gatten.

»Bist du, ehm, beim Arzt gewesen?«

»Mom, mir fehlt nichts.« Er wusste, sein Ton war zu scharf, zu defensiv. Er bemühte sich, ihn abzumildern. »Es geht mir wirklich gut.«

»Lass den Jungen doch in Ruhe, Syl.« Aber auch John musterte seinen Sohn genau und entsann sich, wie seine Frau, unwillkürlich des kleinen Jungen, der schlafgewandelt war, mit Schatten gesprochen und von Hexen, Blut und Schlachten geträumt hatte.

»Ich meine es doch nur gut. Ich bin nun mal eine Glucke.« Sie versuchte ein Lächeln.

»Ihr braucht euch keine Gedanken um mich zu machen. Ich bin etwas überarbeitet und ausgebrannt, das ist alles.« Und mehr war es auch nicht, dachte er, entschlossen, es auf dieser Ebene zu belassen. Er war nicht anders, war nicht sonderbar. War das Bataillon von Ärzten, zu dem ihn seine Eltern seine ganze Kindheit hindurch geschleppt hatten, nicht einhellig zu der Diagnose gelangt, er habe einfach nur eine ungewöhnlich lebhafte Fantasie? Und hatte er diese Veranlagung dann nicht in kreative Bahnen umgelenkt, indem er sie in seine Fotografie einfließen ließ?

Er sah keine Dinge mehr, die es nicht gab.

Sylvia nickte, gab sich mit seiner Erklärung zufrieden. »Kein Wunder. In den letzten fünf Jahren hast du Tag und Nacht gearbeitet. Du brauchst etwas Entspannung, etwas Ruhe. Und jemanden, der dich aufpäppelt.«

»Montana«, warf John ein. »Ein paar Wochen angeln, saubere Luft und Erholung.«

»Ich werde nach Irland fahren.« Die Worte entschlüpften ihm, bevor ihm bewusst wurde, dass er sich tatsächlich mit diesem Gedanken trug.

»Nach Irland?« Sylvia schürzte die Lippen. »Aber doch nicht zum Arbeiten, Calin?«

»Nein, ich will … ich will es mir einfach mal ansehen«, sagte er gedehnt.

Sie nickte zufrieden. Urlaub war Urlaub, ob nun in Montana oder sonst wo. »Eine gute Idee. Das soll ja ein sehr beschauliches Land sein. Wir hatten immer vor, irgendwann dorthin zu reisen, nicht wahr, John?«

Er brummte zustimmend. »Willst dich wohl auf die Suche nach deinen Vorfahren machen, was, Cal?«

»Mal sehen.« Nachdem sein Entschluss feststand, wandte er sich wieder seinem Kaffee zu. Ja, er würde sich tatsächlich auf die Suche nach etwas machen, kam ihm in den Sinn. Oder nach jemandem.

 

Bei seiner Landung auf dem Flughafen von Shannon regnete es. Der kalte Spätfrühlingsregen passte genau zu seiner Stimmung. Er hatte fast während des gesamten transatlantischen Fluges geschlafen. Und war wieder von den Träumen verfolgt worden. Er ging durch den Zoll, mietete sich einen Wagen, wechselte Geld. All diese Schritte erfolgten mit der mechanischen Routine des erfahrenen Reisenden. Nachdem er alles erledigt hatte, versuchte er, guten Mutes zu sein und den Gedanken, er habe eine Art von Nervenzusammenbruch, zu verdrängen.

Er stieg in den Mietwagen, saß dann reglos in dem düsteren Licht und fragte sich, was er tun und wohin er fahren sollte. Er war dreißig Jahre alt, ein erfolgreicher Fotograf, der seinen Preis kannte, seinen eigenen Stil hatte. Er betrachtete es noch immer als eine kuriose Laune des Schicksals, dass er in der Lage war, sich seinen Lebensunterhalt mit einer Tätigkeit zu verdienen, die er leidenschaftlich gern machte. Alles, was er in einer Landschaft, in einem Gesicht, in Licht und Schatten und Struktur sah, nahm er in sich auf und verarbeitete es fotografisch.

Sicher, die letzten Jahre waren hektisch gewesen, und er hatte fast nonstop gearbeitet. Selbst jetzt war der Kofferraum des gemieteten Volvo mit seiner Ausrüstung beladen, und seine geliebte Nikon lag in ihrer Kameratasche neben ihm auf dem Beifahrersitz. Er kam von der Fotografie nicht los – wollte auch nicht von etwas ablassen, das er liebte.

Plötzlich durchfuhr ihn ein eigentümlicher Kälteschauer, und einen winzigen Moment lang vermeinte er, das Weinen einer Frau zu hören.

Das ist nur der Regen, sagte er sich und rieb sich mit den Händen über das Gesicht, das lang und schmal war, mit den hohen kräftigen Wangenknochen seiner keltischen Vorfahren. Seine Nase war gerade, der Mund fest und gut geformt. Es war ein Mund, der gern lächelte – zumindest war das bis vor kurzem so gewesen.

Seine Augen waren grau – von einem tiefen, reinen Grau ohne eine Spur von Grün oder Blau. Die Brauen waren markant gewölbt und stießen, wenn er sich auf etwas konzentrierte, in der Mitte zusammen. Sein Haar war dunkel und dicht und wallte bis über seinen Kragen. Es verlieh ihm ein künstlerisches Flair, das zahlreiche Frauen anzog.

Auch dies bis vor kurzem.

Eine Weile grübelte er über die Tatsache nach, dass er seit Monaten mit keiner Frau mehr zusammen gewesen war – kein Verlangen danach gehabt hatte. Eine Folge der Überarbeitung?, überlegte er. Ein Nebenprodukt von Stress? Aber warum sollte er gestresst sein, wenn seine Karriere sprungartig anstieg? Er war gesund. Erst vor wenigen Wochen hatte er ein komplettes ärztliches Check-up machen lassen.

Aber du hast dem Arzt nichts über die Träume erzählt, entsann er sich. Die Träume, an die du dich beim Erwachen nur noch vage erinnern kannst. Die Träume, die ihn, wie er sich jetzt eingestand, dreitausend Meilen über das Meer geführt hatten.

Nein, verdammt, er hatte dem Arzt nichts erzählt. Diesen Weg würde er nicht wieder einschlagen. In seiner Jugend hatte es genügend Psychiater gegeben, die in seinen Gedanken gebohrt und gestochert und ihm das Gefühl gegeben hatten, verrückt, ausgeliefert und hilflos zu sein. Jetzt war er ein erwachsener Mann und konnte allein mit seinen Träumen fertig werden.

Falls er einen Nervenzusammenbruch haben sollte, wäre das völlig normal und könnte durch Ruhe, Entspannung und einen Ortswechsel kuriert werden.

Allein deshalb war er nach Irland gereist. Einzig aus diesem Grund.

Er ließ den Wagen an und fuhr ohne jedes Ziel los.

Schon als kleiner Junge hatte er diese Träume gehabt. Sehr klare und beängstigend realistische Träume. Von Burgen und Hexen und einer Frau mit wallendem rotem Haar. Sie hatte mit diesem trällernden irischen Unterton in der Stimme zu ihm gesprochen, und manchmal auch in einer Sprache, die er nicht kannte – aber dennoch verstanden hatte.

Da war ein junges Mädchen gewesen – dieselbe Flut roter Haare, dieselben blauen Augen. Sie hatten in seinen Träumen zusammen gelacht, miteinander gespielt – unschuldige Kinderspiele. Seine Eltern waren amüsiert gewesen, als er ihnen von seiner...

Erscheint lt. Verlag 29.6.2012
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 3in1-Bundle • eBooks • Emotionen • Feind • Frauen • Frauenromane • Gefühle • Irland • kleine geschenke für frauen • Liebe • Liebesromane • Roman • Romane für Frauen • Romanze • Unterhaltung
ISBN-10 3-641-09188-8 / 3641091888
ISBN-13 978-3-641-09188-0 / 9783641091880
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