Sieben Tage ohne (eBook)

Die Dienstagsfrauen gehen fasten

(Autor)

eBook Download: EPUB
2012 | 1. Auflage
448 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-30536-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sieben Tage ohne -  Monika Peetz
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Die Fortsetzung des Bestsellers »Die Dienstagsfrauen« Die Dienstagsfrauen gehen fasten. Fünf ungleiche Freundinnen, ein gemeinsames Ziel: Entschleunigen, entschlacken, abspecken, so lautet das Gebot der Stunde. Zu ihrem jährlichen Ausflug checken die Dienstagsfrauen im einsam gelegenen Burghotel Achenkirch zum Heilfasten ein. Sieben Tage ohne Ablenkung. Kein Telefon, kein Internet, keine Männer, keine familiären Anforderungen und beruflichen Verpflichtungen. Leider auch sieben Tage ohne Essen. Theoretisch jedenfalls. Quälender Heißhunger, starre Regeln und nachreisende Probleme führen zu immer neuen Heimlichkeiten und gefährden jeden Therapieerfolg. Statt Entspannung gibt es Missverständnisse, Streit und schlaflose Nächte. Die schwerste Prüfung jedoch steht Eva bevor. Hinter den dicken Burgmauern begibt sie sich auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater. Sie entdeckt, dass man manche Familiengeheimnisse besser ruhen ließe ...

Monika Peetz, studierte Germanistik, Kommunikationswissenschaften und Philosophie in München. Seit 1998 lebt sie als Drehbuchautorin in Deutschland und den Niederlanden. Monika Peetz ist die Autorin der Bestsellerreihe »Die Dienstagsfrauen«. Ihre Romane um die fünf Freundinnen waren SPIEGEL-Bestseller und verkauften sich allein im deutschsprachigen Raum über eine Million Mal. Ihre Bücher erscheinen in 26 Ländern und sind auch im Ausland Bestseller. Bei Kindler Jugendbuch hat sie die Romantriologie »Herz der Zeit« vorgelegt.

Monika Peetz, studierte Germanistik, Kommunikationswissenschaften und Philosophie in München. Seit 1998 lebt sie als Drehbuchautorin in Deutschland und den Niederlanden. Monika Peetz ist die Autorin der Bestsellerreihe »Die Dienstagsfrauen«. Ihre Romane um die fünf Freundinnen waren SPIEGEL-Bestseller und verkauften sich allein im deutschsprachigen Raum über eine Million Mal. Ihre Bücher erscheinen in 26 Ländern und sind auch im Ausland Bestseller. Bei Kindler Jugendbuch hat sie die Romantriologie »Herz der Zeit« vorgelegt.

Inhaltsverzeichnis

14


»Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, schon mal an diesem Ort gewesen zu sein«, rief Judith aus. Der imposante Rittersaal nahm im zweiten Stock die gesamte Breite des Hauptgebäudes ein. Judith war überwältigt von ihren Gefühlen. Noch bevor sie die schwere Eichentür mit den bronzenen Zunftzeichen aufgestemmt hatte, wusste sie, was sie erwartete: »Die Anzahl der Fenster, der Kronleuchter, die blutrote Stofftapete. Ich habe alles vor meinem inneren Auge gesehen«, schwärmte sie.

Der Rittersaal, in dem die Einführung in die Fastenwoche stattfinden sollte, lag an der zum Tal gewandten Seite, wo der Hang eindrucksvoll ins Bodenlose stürzte. Hier oben war man weit weg von der Gegenwart mit ihren Versuchungen und Verlockungen. An den rauen Felswänden des Saals kreuzten sich Lanzen, in einer Mauernische hielten zwei Ritter in Rüstung stumm Wache. Nur die verblassten Ranken an den Wänden verrieten, dass die Gemäuer einmal in beklagenswertem Zustand gewesen sein müssen.

Judith war gefangen von der Atmosphäre des Saals. »Ich fühle die Menschen, die hier gelebt haben«, flüsterte sie. »Ich sehe sie vor mir: adelige Jagdgesellschaften, Ritter, keusche Jungfrauen, die zum Festmahl zusammenkommen. Eine Laute spielt, von den Leuchtern tropft warmes Bienenwachs, die Tische stehen voller dampfender Schüsseln, Diener tragen Wildschweine auf silbernen Platten herein …«

»Das ist kein Déjà-vu«, meinte Estelle. »Das sind Hungervisionen.«

Das frugale Abendmahl, das sie vor einer Stunde im einfacheren Speisezimmer im Erdgeschoss eingenommen hatten, bestand aus Rohkost und Wasser und hatte ihren Magen nicht wirklich zufriedengestellt. Judith war resistent gegen Estelles Humor. Sie bestand darauf: »Vielleicht war ich in einem früheren Leben die Frau eines edlen Ritters.«

Estelle dagegen war sich sicher, dass sie noch nie ein Burgfräulein gewesen war. Sie wusste nicht einmal, ob sie jetzt eines sein wollte. Als sie die kunstvoll gedrechselten Brokatsessel mit dem rotgoldenen Samtbezug sah, die für die Gruppe in die Mitte des Rittersaals gerückt worden waren, fühlte sie nackte Panik. Fünfzehn Stühle zählte sie, davon dreizehn, auf deren Sitzflächen namentlich gekennzeichnete Informationsmappen lagen. Das gesellige Halbrund der Stühle verdeutlichte die Erwartung, dass die Teilnehmer des Septemberkurses auch als Gruppe zusammenwachsen sollten.

»Hagen Seifritz«, dröhnte eine Stimme. Ein Baum von einem Mann mit kräftigem Organ baute sich vor ihnen auf.

»Hagen Seifritz. Mit T und Z wie Tür zu«, stellte er sich vor und lachte donnernd. Vermutlich strapazierte er diesen Witz seit Jahrzehnten. Er griff mit seinen beiden Riesenhänden die Hand von Judith und schüttelte ihre zarte Rechte so heftig, als wolle er eine Vibrationsmassage verabreichen. Estelle hob verhalten die Hand zum Gruß.

»Für euch beide Hagen«, versprach er.

»Vielleicht lernen wir nette Leute kennen«, hatte Judith sich im Vorfeld ausgemalt. Die Dienstagsfrauen wussten, dass sie damit im Wesentlichen männliche Leute meinte, bindungswillige männliche Leute, um genau zu sein. Judith machte keinen Hehl daraus, dass ihre größte Sehnsucht war, einen neuen Partner zu finden. Seit geraumer Zeit hielt sie jeden Mann für George Clooney oder wenigstens für einen potenziellen Heiratskandidaten. Bei Hagen Seifritz jedoch entgleisten ihre Gesichtszüge. Eine erste flüchtige Inspektion der Fastengruppe ergab, dass es wenig Alternativen gab.

»Verzicht ist wohl eher was für Frauen«, mutmaßte Estelle, als der Rittersaal sich nach und nach füllte.

Zehn Frauen und drei Männer zählte sie, davon einer, der nicht nur den Nachnamen mit der Dame neben ihm teilte, sondern zugleich die Vorliebe für neonbunte Trainingsanzüge. Neben dem Ehepaar nahm schweigend ein grauer Mann mit Blazer, Krawatte und kerzengrader Haltung Platz.

»Offizier«, raunte Judith.

Estelle hielt dagegen: »Finanzbeamter, gehobener Dienst. Knochentrocken und immer geneigt, Zuhörer mit einer fundierten Meinung zu langweilen.«

Das muntere Spiel mit Vorurteilen gefiel ihr.

»Souffleuse in der Oper«, tippte Estelle und deutete verstohlen auf eine Dame um die sechzig, die eine künstlerische Aura hatte. Alles war groß an der Frau. Das Gesicht, der knallrote Mund, die üppigen Körperformen. Auf ihrem enormen Busen baumelte eine ebenso enorme Kette mit einem in dicken Silberdrahtschlaufen gefassten Kieselstein. Unter dem Arm trug sie einen asthmatischen Dackel, der auf den Namen Elliot hörte. Unklar war, wer von beiden am Heilfasten teilnahm. Estelle befürchtete, der Dackel könnte das Kommando »Platz!« in allernächster Zukunft wörtlich nehmen. Frau wie Hund hatten eine Alkoholikerfigur. Voluminöser Rumpf, dünne Beine und chronisch schlechte Laune.

»Sie hat ein Wollgeschäft in der Fußgängerzone von Speyer«, schlug Judith vor.

»Was Kreatives«, da waren sie sich einig.

»Genauso wie die.« Judith wies verstohlen auf eine schwermütig blickende Frau um die fünfzig mit strengem grauen Dutt.

»Die sieht aus wie eine Natascha«, riet Judith.

»Aufgewachsen in der Ukraine«, ergänzte Estelle. »Ausbildung am Bolschoitheater, bis zum Kreuzbandriss zweite Primaballerina in Stuttgart. Jetzt wohnt sie in Überlingen mit ihrem dritten Mann, der einen Pferdeschwanz trägt, viel jünger ist und sie betrügt.«

»Irgendwas mit Geld«, mutmaßte Judith. »Und mit Personal.«

Eine mausgraue Dreißigjährige wuselte unablässig um die Vielleichtballerina herum, rückte den Stuhl zurecht, brachte eine Jacke, die Seminarunterlagen, ein Glas Wasser. Die Primaballerina bedankte sich nie. Sie sprach nur das Allernötigste.

 

Die Runde wurde komplettiert durch eine nervöse Frau um die vierzig, die ihrem Ratespiel ein jähes Ende bereitete: »Simone, Sekretärin, ledig«, stellte sie sich vor. »Ich wohne mit zwei Persern zusammen. Leider Katzen«, kicherte sie. »Den Aufenthalt hab ich mir vom Munde abgespart«, gab sie lispelnd zu und verstand nicht, was Estelle daran komisch fand.

Simone war sehr klein und flattrig wie ein Wellensittich. Um ein paar Zentimeter wettzumachen, balancierte sie auf atemberaubenden Absätzen und hatte die Locken zu einem Haarnest aufgetürmt. Ununterbrochen fingerte sie an vorwitzigen Haarsträhnen herum, die der Schwerkraft gehorchten und auf die Schultern fielen.

 

Falk betrat den Raum. Sofort verstummten sämtliche Unterhaltungen. Der Burgherr eröffnete die Zusammenkunft mit einem Witz: »Wie heißt der Tag, an dem die meisten Fastenkuren beginnen?«, fragte er und ließ seine Augen über das Publikum schweifen. »Morgen. Und bevor morgen heute ist, steigen wir für einen Moment in die Theorie ein.«

Caroline huschte als Letzte durch die Tür. Zwei Stühle blieben leer. Kiki hatte einen Nachtzug ausgesucht und würde erst zum Frühstück eintreffen. Aber wo blieb Eva?

»Vermutlich am Telefon mit ihrer Familie«, meinte Estelle achselzuckend.

Falk nahm keine Rücksicht darauf. Er kam pünktlich, und er begann pünktlich. »Falsche Ernährung, Alkohol, Nikotin, Umweltgifte. Wir muten unseren Körpern viel zu«, erklärte Falk.

Die alten Bohlen knarrten unter seinen Füßen, während er auf und ab ging.

»Gleichzeitig sind wir mit der Fähigkeit zum Verzicht geboren. Nicht umsonst spielt Fasten in vielen Religionen eine wichtige Rolle. Fasten eint Christen, Moslems, Juden, Hindus. Jeder neunte fastet aus religiösen Gründen. Und neuerdings auch die, die an nichts glauben«, sagte er und blickte so überraschend in Richtung Caroline, dass selbst die provokationserprobte Strafverteidigerin den Blick senkte. Falk nahm sich die Zeit, jedem einzelnen Teilnehmer in die Augen zu sehen. So lange, bis man sich persönlich gemeint fühlte. Da redete jemand, der sich seiner Wirkung sehr bewusst war. Das Einzige, was nicht ins Bild passte, waren die nackten Füße in den Lederschuhen.

»Die alten Ägypter schworen darauf, die Bibel propagiert es, selbst bei den Indianern fastete man vor wichtigen Entscheidungen, um zu guten und richtigen Entschlüssen zu kommen. Fasten unterbricht unsere Verhaltensmuster.«

Ein Finger flog in die Höhe. Die Frau im Trainingsanzug meldete sich. »Frau Eisermann …«, forderte Falk sie zum Sprechen auf. Den Namen hatte er parat. Auf das in Therapiekreisen übliche Duzen verzichtete er.

»Stellen Sie sich nicht näher vor?«, fragte Frau Eisermann.

Falk antwortete schnell und schnippisch: »An was denken Sie? Familienstand, tabellarischer Lebenslauf, Einkommenssteuererklärung? Meine Frau, mein Haus, mein Auto, meine Jacht?«

Frau Eisermann schnappte nach Luft.

»Genau darauf kommt es hier nicht an. Es geht darum, sich vom Gestern zu befreien.«

»Ich fühle mich, als würde ich einer Sekte beitreten«, flüsterte Caroline.

Hagen Seifritz sank in seinen Stuhl. Er hatte die Wartezeit im Rittersaal genutzt und auch dem Letzten in der Gruppe erzählt, dass er sein Vermögen mit Friedhofsbaggern gemacht hatte, einen aus Amerika importierten Four-Wheel-Drive fuhr, sich mühelos eine Kiste Chateau Latour leisten konnte und seine Millionen in Südostasien anlegte. »Der einzige Markt, der noch was bringt.«

Das Heilfasten, auch daraus hatte er keinen Hehl gemacht, war nicht seine Idee gewesen. »Mein Arzt hat mir glaubhaft versichert, dass ich das nächste Grab für mich selbst aushebe, wenn ich weiter der beste Kunde beim Metzger bleibe.« Sein dröhnendes Lachen machte deutlich, dass Seifritz sich, sein Leben und seinen Bauch ziemlich in Ordnung fand.

»Wir verbringen acht gemeinsame...

Erscheint lt. Verlag 14.5.2012
Reihe/Serie Die-Dienstagsfrauen-Romane
Die-Dienstagsfrauen-Romane
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Dienstagsfrauen • Familiengeheimnis • Fasten • Fortsetzung • Frauen • Freundinnen • Heilfasten • Heil-Fasten • Monika Peetz • Reise • Verfilmung
ISBN-10 3-462-30536-0 / 3462305360
ISBN-13 978-3-462-30536-4 / 9783462305364
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