Jesus liebt mich (eBook)

(Autor)

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2010 | 1. Auflage
304 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-30371-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jesus liebt mich -  David Safier
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Marie hat das beeindruckende Talent, sich ständig in die falschen Männer zu verlieben. Kurz nachdem ihre Hochzeit geplatzt ist, lernt sie einen Zimmermann kennen. Und der ist so ganz anders als alle Männer zuvor: einfühlsam, selbstlos, aufmerksam. Dummerweise erklärt er beim ersten Rendezvous, er sei Jesus persönlich. Zunächst denkt Marie, dieser Zimmermann habe nicht alle Zähne an der Laubsäge. Doch bald dämmert ihr: Joshua ist wirklich der Messias. Und Marie fragt sich, ob sie sich diesmal nicht in den falschesten aller Männer verliebt hat.

David Safier, 1966 geboren, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahre. Seine Romane, darunter «Mieses Karma», «Jesus liebt mich», «Happy Family» und «MUH!» erreichten Millionenauflagen im In- und Ausland. Der erste Band seiner Krimireihe rund um die Ex-Kanzlerin gehört zu den bestverkauften Büchern des Jahres 2021. Als Drehbuchautor wurde David Safier unter anderem mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Bremen, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

David Safier, 1966 geboren, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahre. Seine Romane, darunter «Mieses Karma», «Jesus liebt mich», «Happy Family» und «MUH!» erreichten Millionenauflagen im In- und Ausland. Der erste Band seiner Krimireihe rund um die Ex-Kanzlerin gehört zu den bestverkauften Büchern des Jahres 2021. Als Drehbuchautor wurde David Safier unter anderem mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Bremen, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

6


Unsere Hochzeit begann wie bei vielen anderen Paaren auch: mit einem mittleren Nervenzusammenbruch der Braut. Zitternd stand ich vor dem Eingang der Kirche, in der die Gäste auf meinen Auftritt warteten. Eigentlich war fast alles so perfekt, wie ich es mir immer gewünscht hatte: Die Kirchenbänke waren voll, alle würden gleich mein wunderbares weißes Kleid bestaunen, in das ich nun auch sehr gut reinpasste, weil ich es tatsächlich geschafft hatte, drei Kilo herunterzuhungern. Aber das Beste war: Wir hatten die standesamtliche Hochzeit übersprungen! Ich würde also ganz romantisch in der Kirche mein Jawort geben, und der Standesbeamte würde anschließend noch vor Ort die Sache staatlich beglaubigen. Wie gesagt, fast alles war perfekt. Es gab nur ein Problem: Mein Papa wollte die Braut nicht mehr hineinführen.

«Du hättest», sagte Kata zu mir, «seine Swetlana einfach nicht so hart beschimpfen sollen.»

«Ich hab sie nicht hart beschimpft», erwiderte ich mit Tränen in den Augen.

«Du hast sie ‹Wodka-Nutte› genannt.»

«Okay, ich hab sie vielleicht doch hart beschimpft», gab ich zu.

 

Bevor ich in die Kutsche zur Kirche stieg, hatte ich mir eigentlich fest vorgenommen, bei meinem ersten Zusammentreffen mit Swetlana ganz cool zu bleiben. Als ich dann aber tatsächlich auf diese zwar stark geschminkte, aber dennoch hübsche, zierliche Frau traf, war mir klar, dass sie meinem Papa das Herz brechen würde. So ein junges Model konnte sich gar nicht in ihn verliebt haben! Ich sah vor meinem geistigen Auge, wie Papa wieder in meinen Armen weinte. Und da ich diese Vorstellung nicht ertragen konnte, bat ich Swetlana, sich wieder nach Weißrussland zu verziehen. Oder gleich nach Sibirien durchzufahren. Das machte Papa wütend. Er beschimpfte mich. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass er nur ausgenutzt würde. Er beschimpfte mich noch mehr. Da rastete ich aus. Da ich ausrastete, rastete auch er aus. Und da fielen nun mal Begriffe wie «Wodka-Nutte», «undankbare Tochter» und «Viagra-Papa».

Warum nur tut man immer den Menschen am meisten weh, die man vor sich selbst schützen will?

 

«Komm», sagte Kata, trocknete meine Tränen und nahm mich an der Hand. «Ich führe dich hinein.»

Sie öffnete mir die Tür, das Orgelspiel begann. Am Arm meiner geliebten Schwester betrat ich möglichst würdevoll die wunderschöne Kirche und machte mich auf den Weg Richtung Altar. Die meisten der anwesenden Gäste hatte Sven eingeladen. Viele waren mit ihm verwandt; und die anderen waren seine Freunde aus dem Fußballverein, seine Kollegen aus dem Krankenhaus, Leute aus der Nachbarschaft … Ach, eigentlich war halb Malente mit Sven verwandt oder befreundet. Ich selbst hatte bei weitem nicht so viele Freunde. Eigentlich nur einen richtigen, er saß in Reihe fünf: Michi war ein dünner, klappriger Kerl, hatte wirres Haar und trug ein T-Shirt mit der Aufschrift «Schönheit ist total überbewertet».

Wir beide kannten uns schon seit den Schulzeiten. Damals gehörte er einer echt freakigen Minderheit an: Er war ein katholischer Messdiener.

Auch heute noch war Michi der einzige richtig gläubige Mensch, den ich kannte. Jeden Tag las er in der Bibel, über die er mal zu mir sagte: «Marie, was in der Bibel steht, muss einfach stimmen. Die Storys sind so durchgeknallt, das kann sich gar kein Mensch ausgedacht haben.»

Michi nickte mir aufmunternd zu, und ich konnte wieder lächeln. In Reihe drei sah ich meinen Vater, und ich hörte schlagartig wieder auf damit. Er war immer noch wütend auf mich, während Swetlana ganz verunsichert auf den Boden blickte und sich wahrscheinlich fragte, was wir Deutsche so unter Gastfreundschaft verstanden. Und unter verwandtschaftlichem Zusammenhalt.

In Reihe eins, absichtlich weit weg von Papa, saß meine Mutter, die mit ihren kurzen, rotgefärbten Haaren ein bisschen aussah wie eine Betriebsratsvorsitzende. Sie wirkte viel vitaler als damals, als sie im blauen Bademantel am Frühstückstisch saß und mit müdem Gesicht zu Kata und mir sagte: «Ich trenne mich von eurem Vater.»

Mama erklärte uns geschockten Kindern bemüht sanft, dass sie Papa schon lange nicht mehr liebe, dass sie nur wegen uns bei ihm geblieben sei und dass sie einfach nicht weiter eine Lüge leben könne.

 

Heute weiß ich, dass es für sie der richtige Schritt war. Schließlich konnte sie ihren Traum vom Psychologiestudium verwirklichen, den Papa immer blockiert hatte. Sie lebte nun in Hamburg, hatte dort eine Praxis für – ausgerechnet – Paartherapie und war viel, viel selbstbewusster als je zuvor. Dennoch wünschte sich ein Teil von mir immer noch, dass Mama damals die Lüge weitergelebt hätte.

 

«Eine Ehe zu führen ist schwer», verkündete Pastor Gabriel bei der Predigt mit seiner sonoren Stimme, «aber alles andere ist noch schwerer.»

Es war nicht gerade eine «Was-für-ein-schöner-Tag-lasst-uns-jubilieren-und-frohlocken»-Predigt. Aber das war von Pastor Gabriel auch nicht anders zu erwarten gewesen. Ich war ja schon froh, dass sich sein Vortrag nicht um «Menschen, die meine Kirche für Events missbrauchen» drehte.

Sven sah mich während der Predigt in einer Tour überglücklich an. So überglücklich, dass ich es nicht ertragen konnte, nicht so überglücklich zu sein wie er, obwohl ich doch so gern so überglücklich sein wollte und es wohl nur noch nicht war, weil ich von dem Streit mit Papa zu durcheinander war.

Ich bemühte mich, nun auch zu strahlen. Aber je mehr ich mich bemühte, desto verkrampfter wurde ich. Vor lauter schlechtem Gewissen gegenüber Sven sah ich von ihm weg, schaute mich ein bisschen in der Kirche um und blieb mit meinem Blick an einem Jesus-Kreuz hängen. Zuerst schossen mir dumme Sprüche durch den Kopf, die wir als Pubertierende im Konfirmandenunterricht gemacht hatten: «Hey, Jesus, was machst du denn hier?» – «Ach, Paulus, ich häng hier nur so rum.»

Aber dann sah ich die roten Punkte an den Händen, wo die Nägel durchgehauen worden waren. Ein Schauer durchlief meinen Körper. Kreuzigen, was war das nur für ein brutaler Mist? Wer hatte sich das überhaupt ausgedacht? So etwas unglaublich Grausames! Wer auch immer das war, musste eine echt schlimme Kindheit gehabt haben.

Und Jesus? Der wusste doch, was auf ihn zukommen sollte. Warum hat er sich dem ausgesetzt? Klar, um all unsere Sünden auf sich zu nehmen. Das war ein beeindruckendes Opfer für die Menschheit. Aber hatte Jesus denn überhaupt eine Wahl? Konnte er es sich aussuchen, sich zu opfern? Es war doch seine Bestimmung, schon von Kindesbeinen an. Dafür hatte ihn sein Vater auf die Erde geschickt. Aber was war das für ein Vater, der so ein Opfer von seinem Sohn verlangte? Und was hätte die Super Nanny zu diesem Vater gesagt? Höchstwahrscheinlich: «Geh doch bitte mal in die Wuthöhle.»

 

Plötzlich bekam ich Angst: Es war sicher keine gute Idee, in der Kirche Gott zu kritisieren. Schon gar nicht bei der eigenen Hochzeit.

Entschuldige bitte, Gott, sprach ich in Gedanken zu ihm. Es ist nur, musste Jesus so gequält werden, um zu sterben? War das wirklich nötig? Ich meine, hätte er nicht durch was anderes sterben können als durch so eine Kreuzigung? Durch etwas Humaneres? Vielleicht durch einen Schlaftrunk?

Andererseits, gab ich mir darauf selber zu bedenken, würden bei einem Schlaftrunk in allen Kirchen statt Kreuzen überall Trinkbecher hängen …

 

«Marie!», sagte Pastor Gabriel mit durchdringender Stimme.

Erschrocken blickte ich zu ihm: «Ja, hier!»

«Ich habe dir eine Frage gestellt», sagte er.

«Klar, klar … habe ich gehört», flunkerte ich verlegen.

«Und, willst du die vielleicht auch beantworten?»

«Nun ja, warum nicht?»

Ich schaute zu dem verunsicherten Sven. Dann blickte ich in das Kirchenschiff, sah in jede Menge irritierter Augen und überlegte, wie ich mich herauswinden könnte, aber mir fiel rein gar nichts ein.

«Ähem, wie war nochmal die Frage?», wandte ich mich verunsichert wieder an Gabriel.

«Ob du Sven heiraten willst?»

Mir wurde heiß und kalt. Es war einer von jenen Augenblicken, in denen man am liebsten spontan ins Koma fallen möchte.

Die halbe Kirche lachte, die andere Hälfte war entsetzt, und Svens verunsichertes Lächeln geriet zur Grimasse.

«War nur ein kleiner Scherz», erklärte Gabriel.

Erleichtert atmete ich auf.

«Ich habe lediglich gefragt, ob du für den Trauspruch bereit bist.»

«Entschuldigen Sie, ich war in Gedanken», erklärte ich kleinlaut.

«Und an was hast du gedacht?»

«An Jesus», erwiderte ich wahrheitsgemäß. Die genauen Details behielt ich lieber für mich.

Gabriel war mit der Antwort zufrieden, die Gäste ebenfalls, und Sven lächelte erleichtert. Dem Pastor bei der eigenen Trauung wegen Jesus nicht zuzuhören war anscheinend in Ordnung.

«Wollen wir also mit dem Trauspruch beginnen?», fragte Gabriel, und ich nickte.

Es wurde schlagartig still in der Kirche.

 

Gabriel wandte sich an Sven: «Sven Harder, willst du Marie Holzmann, die Gott dir anvertraut, als deine Ehefrau lieben und ehren und die Ehe mit ihr nach Gottes Gebot und Verheißung führen – in guten und in bösen Tagen –, bis dass der Tod euch scheidet, so antworte: Ja, mit Gottes Hilfe.»

Sven hatte Tränen in den Augen und antwortete: «Ja, mit Gottes Hilfe.»

Es war unglaublich, es gab tatsächlich einen Mann, der mich heiraten wollte. Wer hätte das je gedacht?

Gabriel drehte sich daraufhin zu mir, ich wurde nun extrem...

Erscheint lt. Verlag 16.7.2010
Illustrationen Ulf K.
Zusatzinfo Mit 16 s/w Comics
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Beziehungskomödie • Erzengel Gabriel • Film • Liebe • Messias • schräg • Teufel • witzig
ISBN-10 3-644-30371-1 / 3644303711
ISBN-13 978-3-644-30371-3 / 9783644303713
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