Amore, amore! (eBook)

Liebe auf italienisch
eBook Download: EPUB
2010 | 1. Auflage
240 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-548-92015-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Amore, amore! -  Maria Carmen Morese
Systemvoraussetzungen
7,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Die charmante Halbitalienerin Valeria hat jahrelang in Deutschland gelebt und kehrt nun nach Neapel zurück, um für eine deutsche Frauenzeitschrift zu recherchieren: Was hat es mit dem Land der Liebe und des Latin Lovers auf sich? Sind italienische Männer wirklich die besseren Verführer oder doch nur langweilige mammoni, Muttersöhnchen? Und warum ist Capri noch immer die perfekte Kulisse für einen romantischen Heiratsantrag? Vor der traumhaften Landschaft Neapels und der Amalfiküste stürzt Valeria sich mutig ins Geschehen, ergründet die Bedeutung der »Baci Perugina«, des Valentinstages, der Schmucksymbolik (welche Stücke eignen sich mehr für die Ehefrau, welche für die Geliebte?), der »Scheidung auf Italienisch«. Wird Valeria zum Schluss selbst ihr Single-Federbett gegen die große italienische Bettdecke eintauschen? Drei Verehrer säumen ihren Weg. Am Ende muss sie sich für einen von ihnen entscheiden.

Maria Carmen Morese wurde 1968 in Pompeji geboren. Sie studierte Germanistik, Romanistik und Kunstgeschichte und promovierte in Deutschland. Sie ist Autorin der Gebrauchsanweisung für Neapel und die Amalfi-Küste. Nach Jahren in Berlin lebt sie derzeit als Leiterin des Goethe-Instituts in Neapel.

Maria Carmen Morese wurde 1968 in Pompeji geboren. Sie studierte Germanistik, Romanistik und Kunstgeschichte und promovierte in Deutschland. Sie ist Autorin der Gebrauchsanweisung für Neapel und die Amalfi-Küste. Nach Jahren in Berlin lebt sie derzeit als Leiterin des Goethe-Instituts in Neapel.

Uno


Es ist ein Abenteuer, denke ich. Aus dem Flugzeugfenster blicke ich auf Italien, das unter mir ruhig und still daliegt wie ein schlafendes Tier. Im strahlenden Sonnenlicht erspähe ich Häuser mit Ziegeldächern, Pinien und Zypressen, rechts sehe ich die Insel Elba, umsäumt von smaragdgrünem Wasser. Die Luft ist so rein und klar, dass ich die schillernden Wellen erkennen kann.

Die Stimme des Piloten weckt mich jedoch bald aus dem mediterranen Sommertraum: Es ist kalt in Italien, ungefähr sechs Grad. Ich drehe mich um und schaue durch einen Spalt zwischen den Sitzen. Die ältere Dame, die hinter mir sitzt, seufzt enttäuscht: »Italien ist bei Weitem nicht mehr so schön, wie immer behauptet wird.« Dann sagt sie zu ihrem Mann, der in ein Kreuzworträtsel vertieft ist: »Ich hatte es dir ja gesagt: Lass uns lieber nach Lanzarote fliegen. Außerdem«, zweiter Seufzer, »sind italienische Hotels so schlecht beheizt. Gott sei Dank habe ich die Heizdecke mit!«

Jetzt stoße ich einen kleinen Seufzer aus. Nicht weil ich die Wärmflasche in Hamburg vergessen habe. Nein, nicht das ist das Problem. Ich fliege allein in den Süden, denn ich bin wieder Single. Das heißt allein lebend, ledig, im Stich gelassen. Vor sechs Wochen hat Christian seine Sachen gepackt und ist frohgemut mit einer Brünetten für immer aus meinem Leben herausspaziert.

»Sei froh«, haben meine Freundinnen die Trennung einstimmig kommentiert. »Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.« Wenig nützlich fand ich dagegen Kommentare wie »Er war sowieso ein selbstbezogener Aufreißer«. Ich hatte das Leben mit Christian keineswegs als Schrecken ohne Ende wahrgenommen, auch wenn ich manchmal den Verdacht hatte, er habe etwas mit einer meiner Kolleginnen.

Als ich zwei Wochen nach der Trennung lediglich ein paar Äpfel und eine Packung schwedisches Knäckebrot zu mir genommen hatte, dachten Familie und Freunde, dass sofort etwas unternommen werden müsse. Meine ita lienische Mutter rief mich jeden Tag an, um sich zu erkundigen, ob ich jetzt nun endlich etwas gegessen hätte. »Soll ich dir deinen Bruder Anton mit einer Kasserolle Lasagne vorbeischicken?«, fragte sie besorgt. Gleichzeitig wollte mich meine beste Freundin in die Disko schleppen und versuchte, mich mit aufmunternden Sätzen wie »Der Nächste, bitte!« zu erheitern.

Im Büro bezeichnete meine Kollegin die Schatten unter meinen Augen als »so groß wie Autobahnspuren« und spendierte mir eine Anti-Falten-Creme, die »wahre Wunder« wirken sollte. Während das alles geschah und mein Tempo-Taschentücher-Konsum Rekordzahlen erreichte, erbarmte sich jemand oben im Himmel meines unerfreulichen Schicksals: Zeitgleich zu meinem Liebeskummer brach in Italien plötzlich eine verheerende Müllkrise aus.

»Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«, fragte mich meine Chefin verblüfft, als ich ihr die Sachlage schilderte.

»Es gibt zwar keine Kausalität, aber einen Zusammenhang schon«, war meine zugegeben wirre Antwort.

»Sie wollen sich beurlauben lassen?«, hakte sie nach und schaute mich über ihre Lesebrille hinweg an. »Um nach Italien zu fahren? Was wollen Sie dort tun? Zitronen und Tomaten züchten und die große Liebe vergessen?«

Gemein, oder? Ich versuchte zu lächeln. »Ja. Ich gehe zu meinen Verwandten … die brauchen meine Hilfe«, erklärte ich. Dann stammelte ich noch ein paar Worte wie Müllkatastrophe, sinkende Touristenzahlen, wirtschaftlicher Zusammenbruch und italienische Familie. Währenddessen fing ich an, ausgiebig unter dem linken Arm zu schwitzen.

Ach, ein Teufelskreis: Je mehr ich schwitzte, desto größer wurde meine Verlegenheit. Ich schielte nach unten links, zu meinem T-Shirt, wo sich der Schweißfleck weiter ausbreitete. Je mehr ich mich schämte, desto mehr transpirierte meine linke Achsel.

Ob meine Chefin es merkte? Jedenfalls musste irgendetwas sie auf einmal milder gestimmt haben, denn auch sie versuchte, ein Lächeln anzudeuten. Sie fasste meine unzusammenhängende Erklärung noch einmal zusammen: »Der Bruder Ihrer Mutter führt eine Pension in Süditalien, die wegen des Müllskandals nicht mehr läuft, da die Touristen ausbleiben. Kurz vor der Rente riskieren Onkel und Tante Konkurs, weswegen sie das Hotel schnell verkaufen möchten und Sie nun inständig bitten, bei der Abwicklung und dem Umzug zu helfen.«

Ich nickte dankbar. Es folgte eine Pause. Um mir aus der Verlegenheit zu helfen, erzählte ich ihr von meiner Kindheit: von den Sommermonaten am Meer mit Großmutter und Familie, dem Hotel La Villa Blu und den vielen ausländischen Gästen.

Da meine Chefin keine Anstalten machte, mich zu unterbrechen, und mich recht aufmerksam ansah, fuhr ich fort. Früher war das Haus die Residenz eines Pfarrers gewesen, eines Großonkels meiner Großmutter. Es musste ungefähr Mitte des 19. Jahrhunderts gewesen sein, als der legendäre Feldherr Giuseppe Garibaldi Italien von Norden bis Süden vereint hatte. Ich plauderte weiter: Auch nach hundertfünfzig Jahren hätten die Leute im Süden die Norditaliener nicht ins Herz geschlossen. Und weiter in einem nicht enden wollenden Redefluss: über die kalkweißen Wände des Hauses, die die Hitze des Tages fernhielten, und das Abendessen unter der Bougainvillea-Pergola.

»Frau Fest, jetzt bitte mal im Ernst: Wie wollen Sie das anstellen?«, unterbrach mich die Chefredakteurin schroff. »Sie wollen mir jetzt nicht sagen, dass Sie uns wegen eines Umzugs verlassen und ein Jahr lang Urlaub am Mittelmeer machen?« Sie warf den Kopf nach hinten und lachte gereizt. »Das würde ich auch gerne mal tun. Ebenso wie Ihre gestressten hundertzwanzig Kollegen!« Sie zeigte auf die Mappen und die Fotoalben, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelten. »Wir sind völlig überarbeitet!«, sagte sie hastig. »Das Juni-Heft mit der Sommermode drängt, und in der Reiseredaktion ist eine Kollegin in Elternzeit. Wie soll das gehen? Die Anzeigen schrumpfen unaufhörlich, der Vorstand setzt die Chefredaktion enorm unter Druck.«

Ich sank in den Stuhl und schaute aus dem Fenster auf den Stadtpark hinaus, wo auf dem Vorplatz ein Bus wartete. Es nieselte. In der Glasscheibe erkannte ich mein erschrockenes Gesicht und dachte: grauweißes Wetter – das passt gut zu meinem grauweißen Teint.

Ich wägte noch ab, was ich erwidern konnte, als die Chefin auch schon fortfuhr: »Ganz auf Sie kann ich nicht verzichten. Das ist völlig ausgeschlossen!«

Ich seufzte.

»Obwohl«, murmelte sie, »obwohl … Wir könnten … es wäre …« Pause. Sie musterte mich eingehend, dann drehte sie sich erst zum Fenster und schließlich wieder zu mir: »Wundern Sie sich nicht. Ich überlege jetzt laut: Wenn Sie in Italien sind, könnten Sie uns dann ab und an einen Artikel liefern?«

Verblüfft hob ich den Kopf. »Ähm …«

Sie sprach einfach weiter: »Von Süditalien ist es nicht weit nach Rom. Sie müssten nur ein paarmal nach Rom und nach Mailand für uns fahren, mal eine Modenschau besuchen, mal eine Kunstmesse, Kontakt mit Photographen halten …«

»Vecchia volpe – gerissene Füchsin«, hätte meine Großmutter – Gott hab sie selig – jetzt gesagt. Die Strategin hatte mich mal wieder überrascht. Mein Antrag auf Beurlaubung war also gebongt, wenn auch unter der Bedingung, dass ich weiter für das Magazin schrieb. Zwei Fliegen mit einer Klappe, denn die teure Stelle der Korrespondentin in Mailand konnte dadurch im annus horribilis der Finanzkrise eingespart werden. Gleichzeitig erwarb sich die Chefin in meiner Redaktion den Ruf der verständnisvollen Vorgesetzten und Vertrauten, die einer in extreme Not geratenen Mitarbeiterin half.

In extremer Not – so hatte sie es formuliert und übergangslos hinzugefügt: »Und ein bisschen Zeit für die Reiseredaktion hätten Sie sicherlich noch, oder?« Ohne meine Antwort abzuwarten, war sie aufgestanden und hatte von einem Buchregal eine Mappe geholt. ENIT stand darauf. »Vielleicht möchten Sie schon mal Ihre Fühler ausstrecken und Kontakt mit dem italienischen Fremdenverkehrsbüro in Frankfurt am Main aufnehmen?«

Ich schaute sie verblüfft an. Sollte ich noch mal unterstreichen, dass ich bis zu meinem achtzehn Lebensjahr jeden Sommer in Italien verbracht hatte?

»Laut dieser Pressemitteilung der Internationalen Tourismusbörse«, sie holte ein Blatt aus der Mappe, »ist Italien das beliebtestes Ziel fast aller Hochzeitsreisenden!« Sie reichte mir die Mappe: »Wann fahren Sie noch mal genau weg? In zwei Wochen? Dann schaffen Sie das: 3000 bis 4000 Zeichen über die italienische Art, stilvoll Hochzeit zu feiern.« Sie schob die Hand in die Luft, von links nach rechts, und schon sah sie die Schlagzeile vor sich: »Das Fest der Feste am Strand, im Mondschein, auf dem Boot … eben ein Bericht darüber, wie die Italiener feiern: Venedig, Portofino, Rom.« Mit einem Seufzer setzte sie sich wieder hin: »Ich beneide Sie!«

Ich nickte und stand auf, um mich zu verabschieden.

Sie streckte mir die Hand hin. »Wer weiß? Vielleicht verlieren Sie Ihr Herz ja an einen heißblütigen Italiener! Sie haben es gut!«...

Erscheint lt. Verlag 12.5.2010
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Amalfiküste • Frauen • Humor • Italien • Klischee • Lesezeichen • Liebe • Neapel • Roman • Single • Stereotypen • Unterhaltung
ISBN-10 3-548-92015-2 / 3548920152
ISBN-13 978-3-548-92015-3 / 9783548920153
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 505 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99
Roman

von Fatma Aydemir

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99
Roman. Jubiläumsausgabe

von Umberto Eco

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99