Sie haben das Zeug zum Börsengenie! (eBook)
256 Seiten
Börsenbuchverlag
978-3-86470-971-5 (ISBN)
Joel Greenblatt ist Gründer und einer der Manager von Gotham Capital, einer privaten Vermögensverwaltung, die seit ihrer Gründung im Jahr 1985 einen durchschnittlichen Jahresertrag von 40 Prozent erzielt hat. Er ist Professor an der Adjunct Faculty der Columbia Business School, ehemaliger Vorsitzender eines Fortune-500-Unternehmens und Autor des Bestsellers 'Die Börsen-Zauberformel'.
Joel Greenblatt ist Gründer und einer der Manager von Gotham Capital, einer privaten Vermögensverwaltung, die seit ihrer Gründung im Jahr 1985 einen durchschnittlichen Jahresertrag von 40 Prozent erzielt hat. Er ist Professor an der Adjunct Faculty der Columbia Business School, ehemaliger Vorsitzender eines Fortune-500-Unternehmens und Autor des Bestsellers "Die Börsen-Zauberformel".
Als ich 15 Jahre alt war, gab es nur einen Ort, an dem ich einen Blick auf Glücksspiele erhaschen konnte, und zwar die Hunderennen auf dem Hollywood Dog Track. Das war eine tolle Sache, denn bei meinem ersten unerlaubten Besuch entdeckte ich eine todsichere Möglichkeit, mit Windhunden reich zu werden. Im dritten Rennen trat ein Hund an, der die letzten sechs Rennen in nur 32 Sekunden geschafft hatte. Die Quote auf diesen Hund – nennen wir ihn Lucky – stand 99:1. Keiner der Hunde, die im dritten Rennen gegen Lucky antraten, war je schneller als 44 Sekunden gewesen.
Natürlich setzte ich einen Betrag, der für mich ein kleines Vermögen bedeutete, auf Lucky und auf Sieg. Wenn die Dummköpfe, die auf die anderen Hunde wetteten, mir ihr Geld geben wollten, sollten sie es doch tun! Aber als Lucky als Letzter die Zielgerade entlangzottelte, begann sich meine Meinung über die anderen Spieler zu ändern.
Das war nämlich Luckys erstes Rennen über eine längere Distanz gewesen. Offensichtlich hatten alle anderen gewusst, dass Lucky die spektakulär kurzen Zeiten über kürzere Strecken gelaufen war. Alle anderen Hunde waren erfahrene Langstreckenläufer. Meine todsichere 99:1-Wette war eine Fata Morgana, die sich zusammen mit meinem Geld schnell in Luft auflöste.
Positiv betrachtet hatte ich in weniger als einer Minute eine wertvolle Lektion gelernt. Ohne grundlegendes Wissen und grundlegendes Verständnis kann man eine großartige Geldanlage nicht von einer lahmen Ente unterscheiden. Bevor Sie also in den Hintergassen der Börse mit der Jagd nach verborgenen Investmentperlen beginnen, biete ich Ihnen hier ein paar Grundlagen an, die Ihnen bei der Suche helfen dürften.
EIN PAAR GRUNDLAGEN
1. Machen Sie die Arbeit selbst!
Eigentlich gibt es zwei Gründe, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Der erste ist ganz einfach: Sie haben gar keine andere Wahl. Wenn Sie wirklich nach Gelegenheiten suchen, die andere übersehen, gibt es dazu wohl selten Medienberichte oder Berichte von der Wall Street. Normalerweise gibt es zwar mehr als genug Informationen über die entsprechende Branche und über das Unternehmen und zum Teil können sie sogar hilfreich sein, aber fast nichts davon bezieht sich auf die besonderen Eigenschaften, die Ihre Investmentchance so attraktiv machen. Das sollte Sie nicht stören, denn Sie folgen ja nicht dem Motto „je mehr, desto besser“.
Der andere Grund, weshalb Sie selbst daran arbeiten sollten, hängt damit eng zusammen. Sie wollen Ihren reichen Lohn ja nicht dafür, dass Sie große Risiken eingehen. Das kann schließlich jeder. Sie wollen reichen Lohn dafür haben, dass Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben. Wenn Sie einer von wenigen Menschen sind, die eine bestimmte Investmentgelegenheit analysieren, sind sie logischerweise in der besten Position, den angemessenen Lohn für das eingegangene Risiko abzuschätzen. Nicht alle versteckten und verborgenen Anlagechancen sind attraktiv. Sie sollten Ihren Wetteinsatz auf Positionen setzen, deren Lohn die Risiken bei Weitem zu übersteigen verspricht.
Natürlich würde jeder gern in Geschäfte investieren, bei denen die Chancen zu den eigenen Gunsten stehen. Aber die meisten Menschen können das nicht tun, weil sie nicht wissen, dass es diese besonderen Gelegenheiten überhaupt gibt. Der Lohn Ihrer Fleißarbeit und Ihrer Analyse besteht in der Chance, in Positionen zu investieren, die ungerechte Erträge bringen. Ihre außerordentlich großen Gewinne sind dann nicht das Ergebnis großer Risiken, sondern der verdiente Lohn dafür, dass Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben.
Aber macht es überhaupt Spaß zu investieren, wenn man weiß, dass die Chancen unfairerweise zu den eigenen Gunsten stehen? Darauf können Sie wetten.
2. Trau keinem über 30.
3. Trau keinem 30-Jährigen und keinem unter 30.
Klar? Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand Sie anruft und Ihnen einen guten Investmentrat gibt, ist ungefähr so groß wie die Wahrscheinlichkeit, dass man im Lotto gewinnt, ohne dass man einen Tippschein abgegeben hat. Das könnte durchaus passieren, aber es ist nicht gerade sehr wahrscheinlich. Wenn Börsenmakler bei Ihnen anrufen oder Ihnen schreiben, befolgen Sie einen Rat von Nancy Reagan: „Sagen Sie einfach Nein.“ Die Erfolgsquote der Analysten von großen Brokerhäusern bei der Voraussage von Unternehmensgewinnen oder Aktienkursen ist sehr niedrig – und wenn Sie glauben, die kleineren Brokerhäuser, die Pennystocks anpreisen, wären da besser, schreiben Sie mir bitte, dann erstatte ich Ihnen die Kosten für das Buch zurück; dann kann man Ihnen nämlich nicht helfen. Sogar die institutionellen Klienten bekommen von renommierten Investmentfirmen keine besonders guten Ratschläge.
Die Gründe für diese dauerhaft schlechte Leistung sind größtenteils systematischer Natur. Die überwiegende Mehrzahl der Analysten wird nicht direkt von den Klienten bezahlt. Die Empfehlungen und Researchberichte, die solche Analysten produzieren, werden im Austausch gegen Gebühreneinnahmen mit den Brokern der Firma verhandelt. Ein immerwährendes Problem ist der überwältigende Anreiz, Kaufempfehlungen auszugeben. Die Anzahl der Aktien, die kein Kunde besitzt, ist immer größer als die Anzahl der Aktien, die derzeit von Kunden gehalten werden. Infolgedessen kann man aus neuen Kaufempfehlungen mehr Gebühren schlagen als aus Verkaufsempfehlungen.
Ein weiteres berufsbedingtes Hindernis der Research-Analysten ist die Tatsache, dass sich Analysten, die die Aktie eines Unternehmens verreißen, eine wichtige Informationsquelle versperren. Es kann passieren, dass der entscheidende Kontakt zu Unternehmensvertretern und die Auskünfte der Investor-Relations-Abteilung dann anderen, „kooperativeren“ Analysten vorbehalten bleiben. Das erschwert natürlich die Arbeit. Darüber hinaus sinken dadurch vermutlich die Chancen, dass die Investmentfirma des anstößigen Analysten von dem Unternehmen Aufträge im Bereich Investmentbanking bekommt. Das ist der Grund, weshalb häufig Euphemismen wie „halten“ und „schlechter Zeitpunkt“ das direktere „verkaufen“ ersetzen.
Außer dieser Neigung zum Optimismus gibt es noch andere Probleme. Beispielsweise gibt man wohl kaum gewagte Gewinn- oder Kursprognosen ab, wenn alle Analystenkollegen anderer Meinung sind. Es ist sicherer, gemeinsam mit der Masse falschzuliegen, als Gefahr zu laufen, dass man eine Situation als Einziger falsch interpretiert, während alle anderen sie richtig eingeschätzt haben. Daraus folgt, dass frische, unabhängige Gedanken bei Analysten eher die Ausnahme als die Regel sind.
Dazu kommt, dass die meisten Analysten nur eine bestimmte Branche bearbeiten. Es gibt Analysten für die chemische Industrie, für die Bankenbranche, für den Einzelhandel – und die wissen kaum etwas über den relativen Anlagenutzen von Aktien aus anderen Branchen. Wenn also ein Chemie-Analyst eine Aktie innerhalb seiner Branche als „Kauf“ einstuft, hat er die Investmentperspektiven der Aktie nicht mit Aktien aus einer der restlichen 50 Branchen verglichen. Ein bestimmtes Wohnviertel im Zentrum von Cleveland mag im Vergleich zu der Siedlung drei Blocks weiter großartig erscheinen, nicht aber im Vergleich zu Beverly Hills.
Da die Aufgabe eines Analysten darin besteht, Unternehmen innerhalb einer bestimmten Branche miteinander zu vergleichen, fallen außergewöhnliche Ereignisse, die das Unternehmen betreffen, häufig nicht in seinen engeren Fachbereich. Das gilt sogar für den Fall, dass ein von ihm beobachtetes Unternehmen an einem Spin-off oder an einer Fusion beteiligt ist. Viele Analysten pausieren mit Empfehlungen oder beenden die Berichterstattung über ein Unternehmen, wenn solche großen Veränderungen stattfinden – angesichts ihrer Stellenbeschreibung mag das verständlich sein, aber wenn es um gewinnbringende Anlageempfehlungen geht, ist das nicht gerade hilfreich.
Die nächste Wand, gegen die Analysten rennen, ist die nackte Wirtschaftlichkeit. Für die Analysten an der Wall Street lohnt sich die Berichterstattung über Aktien oder sonstige Investments nur, wenn sie dadurch so viele Einnahmen (sprich Maklergebühren oder künftige Investmentbanking-Gebühren) erzeugen, dass sich Zeit und Mühe rentiert haben. Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung, deren Aktien nicht in großem Umfang gehandelt werden, schwerer durchschaubare Wertpapiere und einmalige Situationen werden aus diesem Grund meistens ignoriert. Ironischerweise halten genau die Bereiche, deren Erforschung für große Firmen unwirtschaftlich ist, für Sie das größte Gewinnpotenzial bereit.
Bilanz: Selbst wenn Sie in einer Fantasiewelt leben, in der Gebühren und Honorare keinen Einfluss auf Anlageentscheidungen haben, müssen Sie trotzdem der harten Realität ins Auge sehen – egal wie vertrauenswürdig Ihr Broker auch sein mag, er hat keine Ahnung, wie er Ihr Geld am besten anlegen kann. Aber geben Sie nicht ihm die Schuld, auch wenn er über 30 ist. Schuld ist das System: Es funktioniert einfach nicht.
4. Picken Sie die Rosinen heraus!
Das Highlight im Zeltlager war der „Krieg der Farben“. Für alle, die das nicht kennen: Der Krieg der Farben war jeden Sommer ein wochenlanges Ritual; das ganze Lager wurde in zwei Mannschaften aufgeteilt, die Blauen und die Grauen. Dann maßen sich die beiden Mannschaften nach Altersgruppen gegliedert in verschiedenen sportlichen Disziplinen. Der Höhepunkt des Farbenkriegs war die sogenannte „Apatschenstaffel“. Bei diesem Wettkampf, der zum Abschluss veranstaltet wurde, traten alle...
Erscheint lt. Verlag | 24.10.2024 |
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Verlagsort | Kulmbach |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Geld / Bank / Börse |
Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management | |
Schlagworte | Aktienmarktstrategien • Anomalien im Aktienmarkt • Asset-backed securities • Distressed debt • Fundamentalanalyse • Handelsstrategien • Insider-Transaktionen • Investmentchancen • Joel Greenblatt • langfristiges investieren • Liquidationen • Merger Arbitrage • Nischeninvestitionen • Portfolio-Diversifikation • Portfolio-Performanceoptimierung • Reorganisationen • Risikoarbitrage • Risiko-Rendite-Verhältnis • Sie haben das Zeug zum Börsengenie • Small-Cap-Aktien • sonderdividenden • Sondersituationen • Spezialinvestmentstrategien • Spinoff-Investitionen • Spin-Offs • Übernahmegerüchte • Umstrukturierungen • Unterbewertete Aktien • Unternehmensereignisse • Value Investing • Wertpapieranalyse • Wertschöpfungspotenzial • You can be a Stock Market Genius |
ISBN-10 | 3-86470-971-7 / 3864709717 |
ISBN-13 | 978-3-86470-971-5 / 9783864709715 |
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