Allein gegen die Kryptoqueen (eBook)

Wie ich in den OneCoin-Skandal geriet und mich nicht unterkriegen ließ
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
272 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-98609-212-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Allein gegen die Kryptoqueen -  Jennifer McAdam
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Sie war die unangefochtene Kryptoqueen: Ruja Ignatova, geboren in Bulgarien und aufgewachsen in Deutschland. Mit ihrer Kryptowährung OneCoin schien sie selbst dem Bitcoin Konkurrenz zu machen. Sie war so überzeugend, dass weltweit viele Tausend Menschen, unter ihnen auch Jennifer McAdam, Tochter eines schottischen Bergarbeiters, ihr Geld in das Projekt investierten - insgesamt mehrere Milliarden US-Dollar . Als Ignatova 2017 plötzlich verschwand, wurde klar, dass McAdam und Tausende mit ihr Opfer eines der größten Kryptobetrugsfälle der Geschichte waren. Zwischen 4 und 14 Milliarden Dollar ergaunerte die Kryptoqueen von Menschen auf der ganzen Welt - allein in Großbritannien zwischen 2014 und 2017 schätzungsweise 100 Millionen Pfund. McAdam war die Einzige, die sich gewehrt hat, und trotz ständiger Schikanen und Morddrohungen kämpft sie bis heute unermüdlich für Gerechtigkeit für sich, ihre Familie und die Tausenden auf der ganzen Welt, die alles verloren haben, in einigen Fällen sogar ihr Leben. Jennifer McAdam ist eine moderne Erin Brockovich, und ihr Buch ist eine wahre David-und-Goliath-Geschichte.

Jennifer McAdam arbeitete viele Jahre in der Marketingbranche, bevor sie ihr eigenes Beratungsunternehmen gründete und mit IT-Unternehmen in ganz Schottland und im Ausland zusammenarbeitete. Eine Krankheit zwang sie dazu, ihre Arbeit einzuschränken, aber sie bleibt in der Branche aktiv. Seit 2016 arbeitet sie Vollzeit, sogar von ihrem Krankenbett aus, über ihre Online-Opferschutzgruppe, um für die Wiedergutmachung des OneCoin-Betrugs zu kämpfen und die Täter vor Gericht zu bringen.

Jennifer McAdam arbeitete viele Jahre in der Marketingbranche, bevor sie ihr eigenes Beratungsunternehmen gründete und mit IT-Unternehmen in ganz Schottland und im Ausland zusammenarbeitete. Eine Krankheit zwang sie dazu, ihre Arbeit einzuschränken, aber sie bleibt in der Branche aktiv. Seit 2016 arbeitet sie Vollzeit, sogar von ihrem Krankenbett aus, über ihre Online-Opferschutzgruppe, um für die Wiedergutmachung des OneCoin-Betrugs zu kämpfen und die Täter vor Gericht zu bringen.

Prolog


Das Versprechen


Der irritierende Anblick eines Dudelsackpfeifers, der vor der Bahre meines Vaters hergeht, hat sich als Standbild in meinem Kopf festgesetzt. Als seine Leiche eingeäschert wurde, spürte ich, wie seine Seele umso schneller in den Himmel stieg. Er liebte das Leben, er hatte so viel Temperament, und ich gelobte, seine Lebensfreude mithilfe des Geldes, das er mir hinterlassen hatte, weiterzutragen. In Notlagen ist diese Erinnerung an seine letzte, vom Dudelsack begleitete Reise, mein Talisman, ein Teil meines Erbes.

Er war ein altmodischer schottischer Gentleman, der nie viel besaß, aber immer bereitwillig gab, wenn jemand etwas brauchte. Ich musste mir nie Sorgen um ihn machen, denn er wohnte in einer Sackgasse, drei Häuser weiter von meiner Schwester Adele. Von der anderen Straßenseite aus achtete sie jeden Morgen darauf, ob er seine Jalousien hochzog, damit sie wusste, dass er auf den Beinen war.

Im Jahr 2000 war bei ihm eine Leukämie festgestellt worden, aber das hatte nichts an seiner Lebensweise geändert. Er war ein Frühaufsteher, der gerne in den Tag hinausging und die Welt genoss. Er liebte die offene Landschaft und die frische Luft, den Gesang der Vögel und die Freiheit und Schönheit der Natur. Wenn Dad mich mit dem Fahrrad besuchen kam, was normalerweise jeden zweiten Tag geschah, kam er zur Tür herein und rief: »Hallo, Mädel, bist du da?«

Ein paar Jahre vor seinem Tod ließ sein Tempo etwas nach, und seine Stimme war nicht mehr so voll. Aber seine fröhliche Grundhaltung änderte sich nicht. Beim Hereinkommen pfiff er, überhaupt pfiff er in seinen letzten Jahren ständig. Meine Schwester machte das ständige Gepfeife wahnsinnig, aber ich mochte es, es brachte mich zum Lächeln. Er lebte zufrieden in seiner eigenen kleinen Welt, und das merkte man ihm an.

Dad werkelte oft rund um mein Haus herum oder in der kleinen Hütte ganz hinten im Garten. Die Hütte war sein Lieblingsplatz, dort hörte ich ihn mit den Vögeln pfeifen. Dort hatte er bei mir zu Hause seinen eigenen Platz.

Ich lag noch im Bett, als mein Sohn 2014, ein paar Wochen vor Weihnachten, ins Haus gerannt kam. »Opa ist ins Krankenhaus gebracht worden, er ist mit dem Krankenwagen weg. Tante Adele ist in seinem Haus.« Ich stand auf, zog Leggings an, lief zu seinem Haus und rannte die Treppe hoch. Adele stand noch unter Schock und war ganz verheult. Dad hatte mit den Jalousien auf sich warten lassen, da war sie hinübergegangen. Als sie zur Tür hereinkam, hörte sie ihn stöhnen, und oben fand sie ihn blutüberströmt. Es war wie in einem Horrorfilm. Er stand vor ihr und versuchte, das Blut aufzuwischen.

Er hatte einen Blutsturz erlitten, starke innere Blutungen. Weil das Blut so dunkel war, dachte Adele zuerst, die Toilette wäre übergelaufen. Dad fiel ihr in die Arme, und sie schaffte ihn ins Schlafzimmer, wo er immer wieder bewusstlos wurde. Sie sagte immer wieder: »Dad, verlass mich nicht, verlass mich nicht.« Sie hatte dann einen Krankenwagen gerufen. Als ich auftauchte, fuhren wir direkt zum Krankenhaus, etwa zehn Minuten nach dem Krankenwagen.

Als wir ankamen, saß Dad mit immer noch bluttriefendem Gesicht in der Notaufnahme, es war so traurig. Er war ruhig, aber das Licht dort war so hell, als schienen einem Scheinwerfer in die Augen, und er sagte: »Herrgott, kann jemand das Licht hier dimmen?« Er war bei Bewusstsein. Es dauerte eine Weile, bis er auf die Intensivstation gebracht wurde. Wir blieben über Nacht, und am nächsten Morgen trafen wir ihn in einem Einzelzimmer. Er begann zu halluzinieren, und überall waren Schläuche, die förmlich aus ihm herauszuwachsen schienen. So hatte ich meinen Vater noch nie gesehen. Offensichtlich hatte man ihm Betäubungsmittel gegeben, er sah so hilflos aus. Es war ein schrecklicher Tag und eine schreckliche Nacht.

Er wurde auf eine andere Station verlegt, und als wir ihn das nächste Mal sahen, saß er nur aufrecht da und lächelte. Ich war mir nicht sicher, ob er innerlich anwesend war. Da zeigte mir Adele ein Formular am Fußende seines Bettes, worin stand: Nicht wiederbeleben. Ich kann ehrlich gesagt nichts Näheres zu diesem Augenblick sagen, denn ich habe ihn verdrängt.

Ich war so schockiert über diesen Eintrag, dass mein Gedächtnis ihn offenbar aus einer Art Selbstschutz löschte. Diese höllischen Worte zeigten uns, wo wir standen. Und Dad saß nur im Bett, sagte nicht viel, lächelte nur. Er verbrachte Weihnachten im Krankenhaus, auch noch Silvester, es war ein Auf und Ab. Nach der Blutung hatte sich eine Lungenentzündung entwickelt, und dagegen kämpfte er etwa neun Wochen lang. Es gab keinen Tag und keinen Abend, an dem wir ihn nicht besuchten. Als ich eines Abends bei ihm saß, zeigte er zur Decke und sagte: »Guck dir die Garage an, die ich bekommen habe. So was habe ich noch nie gesehen, mit allem Drum und Dran.« Die Zimmerdecke mit ihren Lichtern kam ihm vor wie eine große Garage. Ich fragte ihn, wie sie denn aussähe, und da er ein großer Geschichtenerzähler war, beschrieb er sie mir. Es war eine Halluzination voller Glück. Dann schlief er ein. Mir kam es nicht gut vor, denn er hatte abgenommen. Aber wir dachten trotzdem, er könnte es noch schaffen.

Ich sprach mit den Ärzten. Wir wollten nicht, dass Dad im Krankenhaus starb, wir wollten, dass er nach Hause kam, wenn es ihm gut genug ging, um transportiert zu werden. Wir wollten ihn pflegen. Die Ärzte waren sehr nett, doch sie sagten uns nie, dass er nur noch soundso lange zu leben hätte, davor scheuten sie zurück. Für manche Leute ist diese Rücksicht gut, aber nicht für jemanden wie mich: Ich wollte es wissen, damit ich damit umgehen konnte.

An dem Mittwoch, als mein Dad nach Hause kam, sagte ihm die Ärztin, die ihn begleitet hatte, dass er sich dem Ende seines Lebens näherte. Das konnten wir nicht glauben, und ich ging dazwischen und sagte: »Nein, Dad, es geht um Medikamente, und dafür musst du zurück ins Krankenhaus.«

Er sagte: »Nein, nein, da gehe ich nicht wieder hin.« Ich sagte ihm, er könne sie auch zu Hause bekommen, und da sagte er: »Gut, gut, ich gehe nicht zurück. Mir geht es hier gut.« Meine Schwiegertochter Fiona, die auch da war, war entsetzt über die Ärztin. Als die Ärztin merkte, dass wir nicht mit ihr zufrieden waren, ging sie. Ich beugte mich zu meinem Vater und fragte: »Bisschen Fisch zum Abendessen?«

Da musste er lächeln. »Ja, Mädel, ja.«

Nach dem Essen saßen wir um sein Bett herum, und Dad, der ohne Begeisterung ein paar Bissen geschafft hatte, sah zufrieden aus. Weil ich wollte, dass er bei uns blieb, dass er anwesend blieb, fragte ich ihn, ob er nicht sein Lieblingsgedicht von Robert Burns aufsagen wolle.

In der Generation meines Vaters mussten alle Schulkinder in Ayrshire, der Heimat des schottischen Nationaldichters Burns, dessen Werke auswendig lernen. Ich bat meinen Vater ein paar Mal, und dann rezitierte er mit müdem Lächeln das Gedicht »To a Mountain Daisy« (»An eine Berg-Aster«), in dem Burns beim Pflügen den Stiel eines Gänseblümchens abknickt. Ich verstehe das heute als Metapher dafür, wie das Profitstreben oft alle Formen des Lebendigen beiseitedrängt. Ich filmte Dad auf dem Handy, und erst als er mit dem Gedicht fertig war, verstand ich so richtig, was die Worte bedeuteten, und mein Herz stürzte zu Boden und zerschmetterte auf der Stelle. Ich weiß nicht, wie ich noch weiter filmen konnte. Von einem fehlenden Vers abgesehen stimmte alles Wort für Wort:

Wee, modest, crimson-tippèd flow’r,
Thou’s met me in an evil hour …

Bescheidenes Blümlein mit purpurnem Grund
Hast mich getroffen in so schwerer Stund’ …

Als er fertig war, rückte er seinen Kopf ein wenig auf dem Kissen zurecht und schlief halb lächelnd ein.

Dad musste aufrecht im Bett sitzen, weil ihm Wasser in die Lunge lief. Wenn es ihm zu viel wurde, wurde ihm ein Mittel zur Muskelentspannung gespritzt, um die Atmung zu erleichtern. Es half eine Zeit lang, aber dann brauchte er die Injektionen immer öfter. Die Krankenschwestern kamen die ganze Nacht und blieben, bis am Morgen der Hausarzt kam. Als der Arzt eintraf, sagte er, es sei Zeit, meinem Dad die Schmerzen und Beschwerden mit Morphin zu nehmen. Meine Schwiegertochter war damals hochschwanger. Sie liebte meinen Vater und wich nicht von seiner Seite. An diesem Freitagmorgen wirkte mein Vater friedlich, und meine Schwester Adele fuhr meine Enkelin Elle zum Kindergarten. Sie wollte nur kurz weg sein. Ich saß im Wohnzimmer und hielt meinem Vater die Hand, als zwei Krankenschwestern eintrafen. Ich erzählte ihnen, was passiert war, und während sie mit meinem Vater beschäftigt waren, nutzte ich die Gelegenheit, um vor der Terrassentür eine Zigarette zu rauchen. Kaum hatte ich sie mir angezündet, da klopfte mir eine Krankenschwester auf die Schulter und sagte: »Es ist Zeit.«

Ich war völlig verwirrt. »Was?«

»Es ist Zeit, er ist gleich weg, Liebes.«

Ich eilte zu ihm und flehte ihn an,...

Erscheint lt. Verlag 20.8.2023
Übersetzer Max Limper
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Geld / Bank / Börse
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
Schlagworte Anleger • Betrug • Betrügerin • Betrugsopfer • Bitcoin • Cryptoqueen • digitale Währung • Investor • Kate Winslet • Krypto • Kryptoqueen • Krypto-Queen • Kryptowährung • onecoin • OneCoin-Betrug • Opfer • Ruja Ignatova • Schneeballsystem • Skandal • Verbrecher
ISBN-10 3-98609-212-9 / 3986092129
ISBN-13 978-3-98609-212-2 / 9783986092122
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