Lebensphasenorientiertes Leadership (eBook)

Wie Führungskräfte eigene Auszeiten vorbereiten und umsetzen können
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
221 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-16749-6 (ISBN)
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Immer mehr Firmen bieten ihren Mitarbeitenden flexible Arbeitsmodelle an und ermöglichen individuelle Auszeiten. Dieses Buch löst den scheinbaren Widerspruch zwischen Auszeit und Führungsverantwortung auf. Es bietet einen wichtigen Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten eines lebensphasenorientierten Leaderships und beschreibt, wie man seine individuelle Auszeit organisieren und umsetzen kann. Ebenso wird auf relevante rechtliche Aspekte eingegangen. Besonders motivierend sind die ganz persönlichen Erfahrungsberichte von Führungskräften, die den Schritt bereits gewagt haben und Mut machen, die eigene Führungsrolle lebensphasenorientiert zu gestalten. Inhalte: - Motivationen erkennen und wahrnehmen - Lebenssituationen, die eine Auszeit einfordern - Auszeiten als Lern- und Entwicklungsphasen wahrnehmen - Entscheidungshilfen: Wie finde ich das passende Modell für mich? - Argumentationshilfen: Wie sage ich es dem Team? - Relevant bleiben: Wie werde ich nicht überflüssig während meiner Abwesenheit? - Entscheidungshilfen, Argumentationshilfen - Rechtliche AspekteÜberblick über unterschiedliche Modelle: - Sabbatical - Workation - In Teilzeit führen - Remote führen aus dem In- und AuslandDigitale Extras: - Checklisten - Muster - Aktuelle Studien

Britta Redmann ist Rechtsanwältin und hat als Arbeitsrechtlerin und Unternehmensentwicklerin in unterschiedlichen Branchen den Kulturwandel von Firmen begleitet und unterstützt. Ihre Expertise liegt insbesondere auf der Gestaltung von agilen und kollaborativen Organisationsformen sowie neuen, zukünftigen Formen des Performance Managements und der Zusammenarbeit von Menschen.

Britta Redmann Britta Redmann ist Rechtsanwältin und hat als Arbeitsrechtlerin und Unternehmensentwicklerin in unterschiedlichen Branchen den Kulturwandel von Firmen begleitet und unterstützt. Ihre Expertise liegt insbesondere auf der Gestaltung von agilen und kollaborativen Organisationsformen sowie neuen, zukünftigen Formen des Performance Managements und der Zusammenarbeit von Menschen.

2 Gründe für eine Auszeit


Bereits in Studien vor der Pandemie wünschten sich viele Berufstätige eine Auszeit von ihrem Job.23 Hier gilt für Führungskräfte nichts anderes. Aus den in Kapitel 1 geschilderten Gründen sind gerade sie in ihrer Tätigkeit hohen Ansprüchen und Belastungen ausgesetzt. Und auch sie haben Bedürfnisse und Wünsche, wie z. B. ein Vater, der sein Kind in der Eingewöhnungsphase in die Kita begleiten will. Oder all die Eltern in Führungsfunktionen, die genauso wie alle anderen Eltern auch das Problem nur zu gut kennen, dass die Ferien ihrer Kinder viel länger sind als der eigene jährliche Urlaubsanspruch. Oder auch die Verwaltungschefin, die keine Geschwister hat und deren Eltern plötzlich pflegebedürftig werden, braucht dafür eine Auszeit vom Beruf. Für sie reicht die gesetzliche (unbezahlte) Pflegezeit nicht aus. Und natürlich gibt es auch unter Führungskräften viele, die einen Wunsch nach einer zeitintensiven Weiterbildung oder einer längeren Auslandsreise in sich tragen und hierfür gerne einmal zeitweilig aus ihrem Berufsalltag aussteigen möchten.

Die acht häufigsten Gründe, warum sich Menschen zu einer Auszeit entschließen, sind folgende:

  • familiärer Bedarf
  • Jobwechsel
  • Gesundheit
  • Lern- und Entwicklungsphasen
  • Reisen
  • soziales Engagement und Perspektivwechsel
  • Lebensveränderung
  • Lebensträume

2.1 Familiärer Bedarf


Für bestimmte familiäre Lebensphasen gibt es schon gesetzliche Antworten wie z. B. die Elternzeit oder auch die Möglichkeit, Pflegezeit in Anspruch zu nehmen.

2.1.1 Elternzeit


Die Elternzeit ist der häufigste Fall einer gesetzlichen Auszeit aus familiären Gründen. Sie ist in Deutschland mittlerweile fest etabliert und wird überwiegend von den Berechtigten auch in Anspruch genommen. Elternzeit können alle Eltern in Anspruch nehmen, die in einem Arbeitsverhältnis stehen. Dies ist unabhängig davon, ob das Arbeitsverhältnis in Voll- oder Teilzeit ausgeführt wird. Auch Auszubildende, geringfügig Beschäftigte oder in Heimarbeit Tätige haben Anspruch auf Elternzeit. Selbstverständlich dürfen auch Väter Elternzeit beantragen.

Auch Großeltern und andere Verwandte können Anspruch auf Elternzeit haben. Allerdings gilt dies nur in besonderen Ausnahmefällen, wenn die Eltern selber noch minderjährig sind oder sich in Ausbildung befinden oder wenn aufgrund besonderer Härtefälle (z. B. Krankheit) die leiblichen Eltern das Kind nicht versorgen können.

Volker Baisch, Gründer Väternetzwerk conpadres, stellt fest:

»Eines der interessantesten Ergebnisse war sicherlich, dass 93 Prozent der befragten zukünftigen Väter planen, in Elternzeit zu gehen. Wir beobachten schon seit Jahren, dass sich immer mehr Väter eine längere Elternzeit wünschen. Dass jetzt aber fast 100 Prozent der werdenden Väter Elternzeit nehmen wollen und die große Mehrheit sogar mehr als die klassischen zwei Partnerschaftsmonate, hat selbst uns überrascht. Ein weiteres Ergebnis der Trendstudie ist, dass zukünftige Väter sich die Kindererziehung gleichberechtigt mit ihren Partnerinnen oder Partnern teilen wollen. Wir sehen deutlich, dass die künftigen Väter nicht nur flexibler, sondern auch weniger Stunden arbeiten wollen. Das ›New Normal‹ in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes wird die 4-Tage-Woche, um Familie und Beruf im Gleichgewicht zu halten. Die Erkenntnisse aus der Studie setzen damit nicht nur in der Wirtschaft ein deutliches Zeichen, sondern sind auch richtungsweisend für die zukünftige Regierung …«

Insgesamt lässt sich erkennen, dass die Elternzeitquote in den letzten zehn Jahren um mindestens ein Drittel angestiegen ist.24

Beispiel aus dem Leben: Zweijährige Elternzeit einer Führungskraft25

»Florian Vetter, Chief Commercial Officer Virtuelles Kraftwerk der EnBW ist seit Juli 2021 in zweijähriger Elternzeit. Im Interview berichtet er über seine Erfahrungen als Führungskraft, der seine Karriere für die Familie unterbricht.

Gemeinsam mit seiner Frau und den Kindern Amelie (5) und Vincent (2) nutzt Florian Vetter seine zweijährige Elternzeit für eine ebenso lange Reise mit dem Camper quer durch Europa. Bislang war die Familie bereits in Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Montenegro und Albanien. Von unterwegs schreibt Vetter: ›Wir stehen mit unserem Camper direkt auf dem Strand, um uns herum Kühe, Schweine, Schafe und Ziegen. Wir durchleben gerade auch eine interessante Transformation von Urlaub zu Alltag. Die ganze Reise ist quasi ein Fulltime-Job, nur anders und nie langweilig.‹

Warum tun sich Männer, von finanziellen Fragen einmal abgesehen, noch immer so schwer damit, in Elternzeit zu gehen?

Ansehen spielt eine wichtige Rolle. Es ist immer noch sehr ungewöhnlich, wenn ein Mann mehr als die inzwischen üblichen zwei Monate Elternzeit nimmt. Das erzeugt sozialen Druck, nicht aus dem Raster zu fallen. Ich glaube, dass viele Männer gerne länger in Elternzeit gehen würden, aber Angst vor Stigmatisierung haben. Viele fragen sich: ›Kann ich mir das rausnehmen?‹ Sie haben sich das rausgenommen und sich als Führungskraft für eine zweijährige Elternzeit entschieden. Wie mutig war das?

Am meisten Sorge hatte ich davor, wie meine Kolleg*innen reagieren würden. Zwei Monate sind wie ein längerer Urlaub. Aber zwei Jahre heißt: Abschied nehmen. Das war schon sehr emotional. Und natürlich habe ich mir auch Gedanken gemacht, wie es nach meiner Rückkehr weitergeht. Ich gehe damit entspannt um und hoffe einfach auf das Beste. Ich bin jeden Tag dankbar für das, was ich jetzt habe, und bereit, dafür bei anderen Dingen Abstriche zu machen. […]

War es für Sie als Führungskraft leichter oder schwerer, in Elternzeit zu gehen?

Nach meinem Verständnis ist man dann eine gute Führungskraft, wenn alles reibungslos weiterläuft, wenn man geht. Nach diesem Grundsatz habe ich von Anfang an Verantwortung an Mitarbeiter*innen übertragen. Das Team macht einen mega Job und kann sich selbst organisieren. Fachlich gesehen fiel es mir daher sehr leicht, Abschied zu nehmen. Menschlich war es sehr schwer. Mit vielen Kolleg*innen entwickelt man tiefere Beziehungen, wenn man durch dick und dünn geht. […]

Was wünschen Sie sich von Arbeitgeber*innen, die mit Vätern und deren Elternzeitwünschen »konfrontiert« werden?

Wer gute Leute will, muss auf deren Bedürfnisse eingehen. Jüngere Generationen haben andere Vorstellungen von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie beziehungsweise eine andere Vorstellung vom eigenen Lebensentwurf. Wer darauf nicht eingeht, verliert Zugang zu einem immer größer werdenden Teil des Arbeitsmarkts. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, dass das manche Unternehmen und Manager*innen scheinbar völlig kaltlässt.

Was raten Sie Vätern, die Elternzeit in ihrem Unternehmen »durchsetzen« wollen?

Zunächst gibt es da Gott sei Dank nichts durchzusetzen. Elternzeit steht jedem zu. Wenn man dabei auf Widerstand oder Unverständnis stößt, wäre das für mich ein klares Signal, mir nach meiner Rückkehr einen neuen Arbeitgeber zu suchen. Wer seine Leute so vergrault, ist selbst schuld.«

Das Statistische Bundesamt zum Elterngeld

Während der Elternzeit erhält man Elterngeld, um den Lohnausfall zu kompensieren. Zu den Einzelheiten von Elternzeit siehe auch Kapitel 3.

Das Statistische Bundesamt zum Elterngeld

»Rund 1,9 Millionen Frauen und Männer in Deutschland haben im Jahr 2021 Elterngeld erhalten. Das waren rund 7.800 oder 0,4 % mehr als im Jahr 2020. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hat sich die Zahl der Männer mit Elterngeldbezug im Vorjahresvergleich um 9.700 oder 2,1 % erhöht. Dagegen ging die Zahl der leistungsbeziehenden Frauen leicht um 1.900 oder 0,1 % zurück. Dadurch stieg der Väteranteil im Jahr 2021 auf 25,3 % (2020: 24,8 %). Der kontinuierliche Anstieg des Väteranteils hat sich damit fortgesetzt. Im Jahr 2015 hatte er noch bei 20,9 % gelegen.

Der Väteranteil gibt den Anteil der männlichen Bezieher an allen Elterngeldbezügen an. Er würde also genau 50 % betragen, wenn bei allen Kindern sowohl der Vater als auch die Mutter gleichermaßen Elterngeld beziehen würde.

Väteranteil in Sachsen am höchsten, in Bremen und im Saarland am...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2023
Reihe/Serie Haufe Fachbuch
Haufe Fachbuch
Verlagsort Freiburg
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Unternehmensführung / Management
Schlagworte Arbeiten • Ausland • Auszeit • Führungskraft:Sabbatical • Gesund • Leadership • lebensphasenorientiert • Manager • nachhaltig • rechtlich • remote • Team • Teilzeit • Workation
ISBN-10 3-648-16749-9 / 3648167499
ISBN-13 978-3-648-16749-6 / 9783648167496
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