Fazit: Wann dieser Weg Erfolg verspricht

Das Abgeben des Projekts ist nur kurzfristig ein hilfreicher Weg – bereits mittelfristig überwiegen die Nachteile. Vor allem wenn Sie im Projektmanagement Karriere machen möchten.

Pro

Termin: Sie zögern nicht lange, sondern legen sofort los. So sparen Sie auf jeden Fall die Zeit für eine grundlegende Planung. Die ersten Aktivitäten werden so schneller beginnen können.
Karriere: Sie sind guter Dinge und sprechen die an Ihrem Projekt beteiligten Parteien pro-aktiv an – das ist gut. Sie werden nach und nach viele Leute kennenlernen und sicherlich wiederholt treffen. Wenn sich keiner Ihrer Ansprechpartner von Ihrer spontanen und flexiblen Art genervt fühlt, werden Sie bald den Ruf eines kontaktfreudigen und teamfähigen Projektleiters haben.

Contra

Qualität: Dieser Weg wirkt nicht nur planlos, er ist es auch. Sie tun sofort das, worauf man Sie anspricht oder was Ihnen gerade einfällt. Es bleibt Ihnen ja auch nichts anderes übrig, denn Sie haben keine Übersicht, keinen Plan, keine Struktur. Sie leben von der Hand in den Mund und sind hochgradig fremdbestimmt. An Ihrem Brei werden sehr viele Köche kochen, denn Sie selbst haben kein Rezept. Und erfahrungsgemäß schmeckt ein solcher Brei am Ende keinem: nicht Ihrem Auftraggeber, Ihrem Unternehmen und auch Ihnen nicht.
Termin: Der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten ist eine Linie. Auf Ihrem Weg gehen Sie aber ungeplant zahllose Windungen, Schleifen und Zick-Zack-Linien. Sie umzingeln das Ziel und werden auf jeden Fall Zeit verlieren. Den vertraglichen Endtermin werden Sie so nicht halten können.
Kosten: Sie werden der »Herr der Doppelarbeit«, denn für jedes Teilziel müssen Sie doppelt und dreifach so viel mit Leuten reden, Unterlagen studieren, Absprachen korrigieren, Teile versenden wie Ihre Projektleiterkollegen. Das wird sich im Personalaufwand genauso widerspiegeln wie im Materialaufwand für Ihr Projekt. Jede Wette: Dieses Projekt erwirtschaftet keinen Gewinn.
Karriere: Auch wenn Sie im Umgang mit Kollegen und mit dem Kunden zuerst positiv auffallen – das wird Sie nicht retten. Gemessen werden Sie an Ihren Erfolgen und die werden auf diesem Weg sehr rar gesät sein. Und wenn erst einmal bekannt wird, dass in Ihrem Projekt Termine und Kosten wegen Korrekturschleifen komplett aus dem Ruder laufen, werden auch die Kollegen von Ihnen ein anderes Bild haben: Der weiß ja gar nicht, was er will, ständig gibt es Änderungen.

Fazit: Wann dieser Weg Erfolg verspricht

Dieser Weg entsteht zufällig. Man erkennt ihn erst in der Rückschau, denn er entsteht, indem er gegangen wird. Sie gehen mit ihm ein hohes Risiko ein, wie die vielen Nachteile zeigen. Dennoch gibt es eine Situation, in der dieser Weg in begrenzter Form sinnvoll und notwendig ist: Das Projekt ist derart neuartig und innovativ, dass so gut wie nichts davon bekannt ist – keiner dies- und jenseits der Firmengrenze kann im Vorfeld Informationen und Erfahrungen einbringen. Unter solchen Voraussetzungen werden Sie sicherlich trotzdem einen groben Plan machen, um sich einen inhaltlichen Überblick zu verschaffen. Aber Sie werden sich vortasten müssen, Versuchsballons steigen lassen, Inhalte sukzessive eingrenzen müssen. Aber auch das sollten Sie bewusst und geplant und nicht per Zufall tun. Erst dann kann man von Sicherheit im Umgang mit Unsicherheit sprechen.