Die Ev. Laurentiuskirche in Bünde
Verlag für Regionalgeschichte ein Imprint von Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG
978-3-7395-1126-9 (ISBN)
Neun Autorinnen und Autoren begeben sich auf Spurensuche und stellen teilweise kaum bekannte Kunstwerke und Objekte vor. Das reich bebilderte Buch erscheint zur Wiedereröffnung der renovierten Laurentiuskirche und lädt dazu ein, Neues zu entdecken und Bekanntes in neuem Licht zu betrachten.
Dr. Ulrich Henselmeyer. Geboren 1967. Studium der Geschichtswissenschaft und Mathematik an der Universität Bielefeld. Schulleiter des Widukind-Gymnasiums Enger. Veröffentlichungen zur Geschichte Bündes und Ravensbergs.
Dr. Andreas Priever. Geboren 1960. Studium an den Universitäten Kiel und Freiburg. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Museum der bildenden Künste in Leipzig und an der Universität Bielefeld. Lehrer am Gymnasium Verl. Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte und Geschichte. Bücher im Verlag für Regionalgeschichte: Recht und Verhalten in vormodernen Gesellschaften. Festschrift für Neithard Bulst, 2008 Leopold von Ledebur: Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg. Denkmäler der Geschichte, der Kunst und des Altertums (1825), 2009 Die Ev. Laurentiuskirche in Bünde. Geschichte, Baugeschichte, Ausstattung, 2018
Vorwort • 7
Dank • 8
Andreas Priever: Spuren der Geschichte der Kirche St. Laurentius im Mittelalter • 11
Ulrich Henselmeyer: Pfarrer, Adel und Gemeinde in Bünde vom 16. bis zum 19. Jahrhundert • 45
Norbert Sahrhage: Die Erweckungsbewegung und die Bünder Missionsfeste • 77
Norbert Sahrhage: Die Laurentiuskirche in der Zeit des Nationalsozialismus• 89
Norbert Sahrhage: Die Kirchengemeinde Bünde nach 1945 • 105
Gabriele Isenberg: Zur Baugeschichte der Laurentiuskirche (Ausgrabungen 1979) • 109
Mathias Polster: Die spätmittelalterliche Baugeschichte der Laurentiuskirche • 121
Rainer Ebel: Die Bausteine der Laurentiuskirche • 131
Mathias Polster: Verborgene Signaturen. Spätmittelalterliche Steinmetzzeichen • 149
Ulrich Althöfer: Einblicke in die Laurentiuskirche – Raum im Wandel • 161
Claus Peter: Glocken und Turmuhr der Laurentiuskirche • 175
Norbert Sahrhage: Die Verlegung des Bünder Friedhofes im Jahr 1828 • 197
Norbert Sahrhage: Die Kriegerdenkmäler an der Laurentiuskirche • 201
Ausstattung und Dokumente • 207
Urkunde König Ludwigs des Deutschen / Spätmittelalterlicher Glasmalereien / Kelch / Das letzte Abendmahl / Taufständer / Kerzenleuchter / Kanzel / Wappenstein / Patene / Hostiendose / Entwürfe für den Umbau / Entwurf für ein Fenster / Orgel / Chorfenster
Autorinnen und Autoren • 260
Zeitlich nimmt die Publikation die gesamte Geschichte der Bünder Kirche in den Blick. Andreas Priever betrachtet »Spuren der Geschichte der Kirche St. Laurentius im Mittelalter«. Äußerst detailliert wertet er die vorhandenen Quellenbelege und archäologischen Funde aus. Dabei verknüpft der Autor lokale stets mit überörtlichen Bezügen. Ihm gelingt es so sehr anschaulich, die Zeit des frühen Christentums und der fränkischen Missionsbemühungen darzustellen. Kritisch setzt sich Priever mit der Ersterwähnung der Bünder Kirche in einer gefälschten Schenkungsurkunde auseinander, die Ludwig der Deutsche im Jahr 853 ausgestellt haben soll. Der Autor macht glaubhaft, dass diese Fälschung wohl in den 880er-Jahren angefertigt worden ist und auf Zustände aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts rekurriert.
Mit der Frühen Neuzeit beschäftigt sich Ulrich Henselmeyer. Sehr eindrücklich schildert er, dass in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine »hohe Akzeptanz der katholischen Heilsangebote« beobachtet werden könne. Ausdruck dessen sei der Umbau der Kirche und die Anschaffung neuer Ausstattungsgegenstände. Der kirchliche und reformatorische Wandel vollzog sich in Bünde als ein langwährender Prozess, wie Henselmeyer überzeugend nachweist.
Norbert Sahrhage ist in dem Band mit drei Beiträgen vertreten, die die Kirchengeschichte ab dem 19. Jahrhundert fokussieren. Zunächst setzt sich Sahrhage mit der Minden-Ravensberger Erweckungsbewegung auseinander, die bis weit in das 20. Jahrhundert prägend wirkte. Als äußerst gelungen präsentiert sich Sahrhages Aufsatz über die »Laurentiuskirche in der Zeit des Nationalsozialismus«. Minutiös und plastisch schildert er die Auswirkungen des »Kirchenkampfes« beziehungsweise des nationalsozialistischen Einflusses. Sahrhage vermag es, die Reichs- mit der lokalen Ebene geschickt zu verbinden. Dabei arbeitet er heraus, dass die Vertreter der BK dem Regime keinesfalls ausschließlich negativ gegenüberstanden. Als »Skizzen« lassen sich Sahrhages Überlegungen zur Geschichte der Kirchengemeinde Bünde nach 1945 bezeichnen. Knapp weist er auf das Wachstum der Gemeinde sowie die daraus resultierenden Abpfarrungen hin.
Neu abgedruckt wurde der erstmals 1983 erschienene Bericht von Gabriele Isenberg über die archäologischen Ausgrabungen in der Laurentiuskirche, die Ende der 1970er-Jahre durchgeführt wurden. Darin grenzt die Archäologin die verschiedenen Bauphasen voneinander ab.
Während der Restaurierungsarbeiten zwischen 2014 und 2018 erfolgten keine Grabungen. Gleichwohl erkundeten Bauforscher das Gebäude, unter ihnen Mathias Polster. Er beschäftigt sich in zwei Beiträgen vor allem mit dem Baumaterial, das interessante Rückschlüsse auf den Zeitpunkt der Umbauten sowie der Art und Weise zulässt, wie die Baumeister arbeiteten. Zudem wertet Polster die aufgefundenen Steinmetzzeichen aus und zieht Bezüge zu anderen Kirchen der weiteren Umgebung. Dabei vertritt Polster die These, dass die Steinmetze keinesfalls zwingend direkt vor Ort die Werksteine passgenau anfertigten. Vielmehr verdeutlicht der Bauforscher, dass die Steinmetze in der Nähe von Steinvorkommen ansässig waren und das fertige Endprodukt versandten.
Rainer Ebel beschreibt die verschiedenen Gesteinsarten, die beim Bau der Laurentiuskirche zum Einsatz kamen. Die Abbaugebiete finden sich meistenteils in der näheren Umgebung. In einer Tabelle am Ende des Aufsatzes fasst Ebel seine Ergebnisse hinsichtlich des Alters und der Abbauorte der Gesteine übersichtlich zusammen.
Die sakralen Ausstattungsstücke und das Inventar veränderten sich im Laufe der Jahrhunderte, wie Ulrich Althöfer ausführt. Insgesamt gilt, dass es im Zuge des reformatorischen Wandels nur sehr behutsame Umgestaltungen gab. Im 17. Jahrhundert können dagegen tiefgreifende Neuerungen beobachtet werden: In Bünde stiftete der lokale Adel eine Kanzel und ein neues Taufbecken fand Platz im Kirchenraum. Für den modernen Betrachter scheint erstaunlich, dass erst 1823 der »Lehmboden« ersetzt wurde. Überhaupt berichten zeitgenössische Quellen vom desolaten Zustand des Sakralbaus in jener Zeit, sodass es im 19. Jahrhundert zu massiven Renovierungsarbeiten kam.
Claus Peter zeigt das Potenzial auf, sich mit den Glocken einer Kirche zu beschäftigen. Er trägt nicht nur zahlreiche Informationen zu den einst und bis heute installierten Glocken zusammen, etwa Klangart, Größe und Jahr des Gusses, sondern auch Auskünfte über die Glockengießer. Es waren vor allem Glockengießer aus dem französischen Lothringen, die im Ravensberger Land tätig waren.
Schließlich untersucht Norbert Sahrhage in kurzen Artikeln die Verlegung des Bünder Friedhofes im Jahr 1828 sowie die Errichtung der Kriegerdenkmäler, die in der Nähe der Laurentiuskirche stehen.
Den historischen und thematischen Kapiteln folgen Beschreibungen ausgewählter Dokumente und Ausstattungsgegenstände. Die Darstellungen sind als deutliches Plädoyer zu werten, sich im Zuge historischer Untersuchungen materiellen Zeugnissen zuzuwenden. Sachzeugnisse können die schriftliche Überlieferung nicht nur ergänzen, sondern ganz neue Einsichten schaffen.
Das Buch stellt eine äußerst gelungene und allgemeinverständliche Zusammenführung verschiedener historischer Disziplinen dar. So werden neben klassischen geschichtswissenschaftlichen auch kunst- und bauhistorische sowie archäologische Zugänge präsentiert. Alle Beiträge ergänzen sich sehr gut und sind stimmig miteinander verknüpft. Geschickt gelingt es den Autoren und Herausgebern, eine über tausendjährige Geschichte an einem Gebäude zu veranschaulichen.
In methodischer Hinsicht und bezüglich der grundsätzlichen Form kann die Publikation als vorbildhaft gelten. Hoffentlich regt die Veröffentlichung zur Bünder Laurentiuskirche zu ähnlichen Studien an. Man könnte diesen Wunsch mit einer einfachen Formel benennen: Zur Nachahmung absolut empfohlen!
Sebastian Schröder, in: Westfälische Forschungen 69, 2019
Die Bünder Laurentiuskirche ist eine der ältesten Kirchengründungen im Gebiet der späteren Grafschaft Ravensberg. Umso erstaunlicher erscheint es, dass es an Studien über die Geschichte dieses Kirchenbaus und der dazugehörigen Pfarrei bislang mangelte. Diese Forschungslücke schließen nunmehr Ulrich Henselmeyer und Andreas Priever. Die Laurentiuskirche erfuhr zwischen 2014 und 2018 einer umfassenden Renovierung. In deren Zuge erfolgten bauhistorische Untersuchungen. Die Ergebnisse wurden in die Publikation aufgenommen. In methodischer Hinsicht und bezüglich der grundsätzlichen Form kann die Publikation als vorbildhaft gelten. Hoffentlich regt die Veröffentlichung zur Bünder Laurentiuskirche zu ähnlichen Studien an.
Sebastian Schröder, in: Westfälische Forschungen 69, 2019.
Erscheinungsdatum | 16.09.2018 |
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Reihe/Serie | Herforder Forschungen ; 26 |
Verlagsort | Bielefeld |
Sprache | deutsch |
Maße | 170 x 250 mm |
Gewicht | 795 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Geschichte ► Teilgebiete der Geschichte ► Kulturgeschichte |
Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Christentum | |
Technik ► Architektur | |
Schlagworte | Ausgarbungen • Ausgrabungen • Ausstattung • Baugeschichte • Bünde • Herford • Kirche • Osnabrück • Restaurierung |
ISBN-10 | 3-7395-1126-5 / 3739511265 |
ISBN-13 | 978-3-7395-1126-9 / 9783739511269 |
Zustand | Neuware |
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