Kalkulation und Preisbildung in Bauunternehmen (eBook)

Professor Gerhard Girmscheid studierte Bauingenieurwesen in Darmstadt. Nach seiner Promotion 1983 war er in leitender Funktion für namhafte deutsche Bauunternehmen tätig. Seit 1996 ist er Professor für Bauprozess- und Bauunternehmensmanagement am Institut für Bauplanung und Baubetrieb der ETH Zürich. Professor Girmscheid ist Spezialist für Bauverfahren und Bauprozesse des Hoch- und Tiefbaus sowie strategisches und operatives Bauunternehmensmanagement sowie Mitherausgeber der Fachzeitschrift "Bauingenieur" und Autor bzw. Mitautor mehrerer Fachbücher. Professor Christoph Motzko studierte Bauingenieurwesen und promovierte an der TH Darmstadt. Er war in der Schalungsindustrie sowie in leitenden Funktionen in der Bauwirtschaft international tätig. Professor Motzko übernahm 1996 das Fachgebiet Bauorganisation und 2004 das Institut für Baubetrieb an der TU Darmstadt. Er ist spezialisiert auf den Gebieten des Baumanagements, der zeitnahen Prozesssteuerung der Bauproduktion, der Bauverfahrenstechnik sowie der Immobilienfragen der Öffentlichen Hand. Professor Motzko ist Vorsitzender des Güteschutzverbandes Betonschalungen e.V. und aktiv in Fachgremien sowie Normenausschüssen.

Vorwort 6
Inhaltsübersicht 8
Inhaltsverzeichnis 10
Teil 1: Die Kalkulation im Leistungserstellungsprozess 17
1 Die Kalkulation im Kontext der Unternehmensziele 17
2 Die Kalkulation als Element der Kostenplanung 25
2.1 Definition Projekt und Objekt 25
2.2 Übersicht zum Ablauf der Kostenplanung in Deutschland 27
2.3 Übersicht zum Ablauf der Kostenplanung in der Schweiz 29
3 Die Kalkulation im Vergabeverfahren und im Bauvertrag 35
3.1 Das Vergabeverfahren 35
3.2 Vergabe- und Vertragsunterlagen 37
3.3 Leistungsbeschreibung 40
3.4 Einheitliche Formblätter EFB-Preis 46
3.5 Der Bauvertrag 47
3.6 Projektabwicklungsformen 51
4 Die Kalkulation im Prozess der Angebotsbearbeitung 55
4.1 Der Angebotsprozess 55
4.2 Die Organisation der Angebotsbearbeitung 59
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen 63
5 Das Rechnungswesen im Bauunternehmen 63
5.1 Grundlagen 63
5.2 Die Bedeutung der Finanzplanung für die Kalkulation 66
5.3 Grundbegriffe des Rechnungswesens 67
6 Unternehmensrechnung 75
6.1 Grundlagen des Jahresabschlusses 77
6.2 Der Jahresabschluss nach deutschem Handelsgesetzbuch 79
6.3 Der Jahresabschluss nach IFRS/IAS 88
6.4 Der Jahresabschluss nach Schweizer Obligationenrecht 90
6.5 Die Erfassung langfristiger Fertigungsaufträge im Jahresabschluss der Bauunternehmung nach HGB und IFRS 95
7 Kosten- und Leistungsrechnung 105
7.1 Baubetriebsrechnung 106
7.2 Bauauftragsrechnung 111
7.3 Soll-Ist-Vergleichsrechnung 121
7.4 Kennzahlenrechnung 128
7.5 Teilkostenrechnung, Vollkostenrechnung und Prozesskostenrechnung 129
7.6 Istkostenrechnung, Normalkostenrechnung, Plankostenrechnung und Sollkostenrechnung 130
7.7 Ausgewählte kostentheoretische Grundlagen 130
8 Verfahrensgrundlagen der Angebotskalkulation 141
8.1 Einführung 141
8.2 Divisionskalkulation 141
8.3 Äquivalenzziffernkalkulation 142
8.4 Zuschlagskalkulation 143
8.5 Die Prozesskostenkalkulation 154
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation 157
9 Direkte Kosten der Teilleistungen 157
9.1 Grundlagen der Lohnkostenkalkulation 159
9.2 Materialkosten 174
9.3 Rüst-, Schal- und Verbaumaterial 176
9.4 Inventarkosten in der Schweiz 177
9.5 Grundlagen der Gerätekostenkalkulation in Deutschland 204
9.6 Fremdleistungskosten 211
10 Gemeinkosten der Baustelle 215
10.1 Indirekte Kosten der Baustelle in der Schweiz 215
10.2 Gemeinkosten der Baustelle in Deutschland 223
11 Umsatzbezogene Kosten und Zuschläge 227
11.1 Allgemeine Geschäftskosten 227
11.2 Bauzinsen 229
11.3 Risiko (Wagnis) 231
11.4 Gewinn 235
11.5 Umsatzsteuer 237
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft 239
12 Grundlagen der Durchführung einer Zuschlagskalkulation 239
12.1 Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit 241
12.2 Summe der Kostenarten ohne Zuschläge 245
12.3 Zuschläge und Kalkulationsfaktoren bzw. Totallohn bestimmen 245
12.4 Kostenarten mit Zuschlägen je Einheit 246
12.4 Einheitspreise und Positionspreise 247
12.5 Einheitspreise mittels Standard-Analysen 247
12.6 Netto-Angebotssumme 249
12.7 Kalkulationsschlussblatt 250
13 Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen 253
13.1 Vorgehensweise nach SBV 253
13.2 Vorgehensweise nach KLR Bau 270
14 Kalkulation über die Angebotssumme 273
14.1 Indirekte Kosten der Baustelle 276
14.2 Vorläufige Netto-Angebotssumme 278
14.3 Kalkulationsfaktoren bzw. Totallohn bei der Kalkulation über die Angebotssumme 279
15 Prozesskostenkalkulation 283
16 Aufbau der GU- und TU-Kalkulation 291
16.1 Besonderheiten der GU- und TU Projektabwicklungsformen 291
16.2 Stufen der TU-Kalkulation und -Kalkulationsarten 292
16.3 Strukturierung einer TU-Kalkulation auf GMP-Basis 294
17 Preisvorbehalte 297
17.1 Baupreisteuerung in der Schweiz 297
17.2 Baupreisvorbehalte in Deutschland 300
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung 303
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten 303
18.1 Einleitung 303
18.2 Risikomanagementprozess 308
18.3 Einbindung des Risikomanagements in den Leistungserstellungsprozess 311
18.4 Operativer Ablauf der Risikoanalyse bei Angebotsbearbeitung 312
18.5 Risikokalkulation in einem Bauunternehmen 333
18.6 Risikokalkulation in einem Generalunternehmen/Totalunternehmen 337
19 Preisgestaltung und Preispolitik 341
19.1 Auswirkung von Angebot und Nachfrage 341
19.2 Preisbildung 342
Teil 6: Beispiel zur Kalkulation 353
20 Leistungsbeschreibung 353
21 Kalkulationsablauf 357
21.1 Entwicklung des Arbeitsprozesses 357
21.2 Entwicklung der Zeitansätze 358
21.3 Mittellohn 365
21.4 Ermittlung der direkten Kosten der Teilleistungen 366
21.5 Angebotsabgabe 369
Literaturverzeichnis 370
Abbildungsverzeichnis 377
Tabellenverzeichnis 386
Stichwortverzeichnis 387

Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen (S. 47)

5 Das Rechnungswesen im Bauunternehmen

5.1 Grundlagen

Die Grundlage der Existenz eines Bauunternehmens bildet die Leistungserstellung (Funktionsbereich Produktion im weiteren Sinne). Im Leistungserstellungsprozess werden Produktionsfaktoren miteinander in der Weise kombiniert, dass zum Beispiel materielle Güter, Dienstleistungen oder Sachgüter mit hohem Dienstleistungsanteil entstehen. Bauunternehmen akquirieren ein immaterielles (geplantes) Projekt und materialisieren dieses im Zuge der Bauproduktion auf der Grundlage des erforderlichen Leistungspotenzials. Die erbrachte Bauleistung oder Baudienstleistung ist vom Auftraggeber zu vergüten und generiert Erlöse (Umsätze). Im Bauunternehmen entstehen dadurch zwei gegenläufige Ströme.

Zum einen gibt es einen von der Beschaffung über die Produktion zum erstellten Bauwerk (s. Abbildung 5.1) verlaufenden Güterstrom. Diesem verläuft entgegen der Finanzstrom. Die Erlöse dienen unter anderem der Vergütung der Produktionsfaktoren sowie der Beschaffung. Die Beschaffung kann je nach Profil der Leistungserstellung verschiedene Teilprozesse umfassen, unter anderem den Einkauf von Baustoffen und Ingenieurleistungen (Dienstleistungen oder Werkleistungen), Beschaffung von Personal oder Bereitstellung menschlicher Arbeitsleistung (Nachunternehmer).

Das Unternehmen muss einen Gewinn erzielen (s. Kap. 1), um sein langfristiges Bestehen zu sichern. Durch den Gewinn können Innovationen finanziert werden, damit durch Fortschritt Wettbewerbsvorteile erreicht werden (Hartmann 2003).