Sturmwarnung - Was ich Euch noch sagen wollte (eBook)

Das aufregende Leben des Kapitäns Jürgen Schwandt. Auf See und in den Häfen.
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2016 | 1. Auflage
230 Seiten
Ankerherz Verlag
978-3-945877-94-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sturmwarnung - Was ich Euch noch sagen wollte -  Stefan Kruecken
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Ein Leben als ewiges Abenteuer. Orkane auf See, Stürme im Rotlicht der Häfen. Ein Plädoyer gegen Rechtsextremismus und für Menschlichkeit. Kapitän Jürgen Schwandt, Jahrgang 1936, hat alles erlebt. Ein Leben wie ein ewiges Abenteuer: Orkane auf See, Stürme und Rotlicht der Häfen. Momente zwischen Leben und Tod. ;Kapitän Jürgen Schwandt, Jahrgang 1936, hat alles erlebt. Aufgewachsen in den Trümmern Hamburgs, ging er früh zur See - und tauchte ein in jene exotische Welt aus Fernweh und Sternenstaub, von der er immer geträumt hatte. Dabei lernte er auch früh die Schattenseiten der Seefahrt kennen: den unbarmherzigen Ozean und die harte Arbeit.Wir haben die aufregende Lebensgeschichte des Hamburger Seemanns neu aufgelegt. Denn es braucht mehr denn je seine Haltung in den Stürmen unserer Zeit. Und der Kapitän möchte uns noch etwas erzählen. 'Was ich euch noch sagen wollte', heißt ein ausführliches Zusatzkapitel, in dem es um eine Art Logbuch des Lebens geht. Um Fragen, wie jeder von uns durch die Stürme des Lebens kommt. In der Familie, in der Partnerschaft, im Beruf. STURMWARNUNG ist eine liebevoll und mit Augenzwinkern erzählte Lebensgeschichte. Eine turbulente Biografie voller Weisheit, Toleranz und Zigaretten.

Kapitän Jürgen Schwandt, Jahrgang 1936, hat alles erlebt. Aufgewachsen in den Trümmern Hamburgs, ging er früh zur See - und tauchte ein in jene exotische Welt aus Fernweh und Sternenstaub, von der er immer geträumt hatte. Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, arbeitete als Polizeireporter für die Chicago Tribune und berichtete als Reporter weltweit für Magazine wie max, stern oder GQ. Krücken ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt mitsamt Hund bei Hamburg.

Kapitän Jürgen Schwandt, Jahrgang 1936, hat alles erlebt. Aufgewachsen in den Trümmern Hamburgs, ging er früh zur See - und tauchte ein in jene exotische Welt aus Fernweh und Sternenstaub, von der er immer geträumt hatte. Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, arbeitete als Polizeireporter für die Chicago Tribune und berichtete als Reporter weltweit für Magazine wie max, stern oder GQ. Krücken ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt mitsamt Hund bei Hamburg.

Sommer 2023
HAMBURG, MUSEUMSHAFEN
PROLOG


Der Kapitän wartet schon am Anleger. Er ist immer zuerst vor Ort, wenn wir verabredet sind. In allen Jahren, in denen wir uns trafen, war er jedes Mal vor mir da. Immer. Pünktlichkeit ist für alte Seeleute generell eine wichtige Eigenschaft, aber Kapitän Schwandt setzt andere Maßstäbe. Er ist so etwas wie der Mozart oder der Messi oder Picasso unter den Überpünktlichen.

Hamburg, Elbe, der Museumshafen bei Hamburger Wetter. Schwere Wolken von der Farbe einer Kaimauer hängen über den Docks, daraus fällt ganz leicht der Regen. Övelgönne: Neben einigen Traditionsschiffen liegt hier eine alte Hafenfähre aus den 1950er-Jahren, die jemand zu einem schwimmenden Restaurant umgebaut hat. Hier treffen wir uns seit der Corona-Zeit. Das offene Deck bietet reichlich Vorteile für Treffen mit dem alten Kapitän. Einen grandiosen Blick auf den großen Fluss und die Frachter, die in Richtung der Containerterminals vorbeischieben. Der Kaffee schmeckt, der Kuchen ist auch ganz passabel und vor allem: Der Kapitän kann rauchen, ohne mit seiner Qualmwolke jemanden zu stören.

Ich steige auf eine Fähre der Linie 62, die von Finkenwerder bis zu den Landungsbrücken von Sankt Pauli hin- undher pendelt. In diesem Sommer aber fahren die Fähren in Hamburg nicht nach Plan. Eine dieser kleinen Unwuchten im Alltag, die darauf hindeuten, dass die Dinge in Deutschland momentan nicht ganz rundlaufen.

Ich kann den Kapitän aus einiger Entfernung erkennen. »Vermutlich wäre er selbst dann vor mir da gewesen, wenn ich kurz nach Mitternacht rübergefahren wäre«, überlege ich. Er steht etwas links von der Anlegestelle des »Bügeleisens«, wie man in Hamburg die Schiffe der Hafengesellschaft Hadag wegen ihrer Form nennt. Das Bügeleisen dotzt kontrolliert an den Anleger, Pieppieppiep, »Please stay back! Zu– rückbleiben, bitte«, dann rattert die Rampe runter. Ein Pulk aus Touristen, genervten Pendlern, einer Schulklasse und Radfahrern unter grellen Helmen schieben auf den Anleger.

Ich schlendere Richtung des Kapitäns. Sofort fällt mir der Gehstock auf. Zum ersten Mal sehe ich ihn damit, und er bemerkt sofort, dass ich es bemerke.

»Ja, ist neu. Schöner Mist«, murmelt er zur Begrüßung. »Na, min Jung, wollen wir?«

+++

Vor Jahren zog sich Kapitän Schwandt aus der Öffentlichkeit zurück. Ausgerechnet auf See war ein altes Leiden wieder ausgebrochen, auf einem Schiff, als wir auf einer Reise rund um Großbritannien unterwegs waren. Das kleine Kreuzfahrtschiff lief die Isles of Scilly an, die Äußeren Hebriden, musste wegen eines Sturms kurz vor den Docks von Belfast umdrehen und legte in Leith an, dem Hafen von Edinburgh.

In London hatte der Kapitän schlechte Nachrichten. Ein chronisches Leiden, einige Zeit unterdrückt, hatte sich zurückgemeldet. Starke Schmerzen inklusive. Mit jedem Tag auf See wurden die Probleme schlimmer. Bei der Ankunft in Hamburg fürchteten wir, einen Krankenwagen zu benötigen.

Operationen und Krankenhausaufenthalte folgten. Einmal verabschiedete er sich am Telefon von mir. Er wisse nicht genau, ob er noch mal aus der Klinik rauskomme. Doch der alte Seemann schaffte es wieder. Die Öffentlichkeit aber sollte davon nichts mitbekommen. Er zog sich zurück.

Zu einem Zeitpunkt, als die Biografie »Sturmwarnung« mehr als 40 Wochen in der SPIEGEL-Bestsellerliste platziert war, die Redaktionen von Talkshows ihn einluden und seine Kolumne in der Hamburger Morgenpost eine Ansage war. Die letzte Folge hieß: »Das Alter ist ein Arschloch«.

Warum der Rückzug? Schwandt möchte nicht, dass man ihn schwach und gebrechlich sieht. Dafür ist er zu stolz. Deshalb sagte er Einladungen ab, sogar zur Matthiae-Mahlzeit, einer Hamburger Tradition seit 1356. Stargast war Kanadas Premierminister Justin Trudeau, und ich wusste, wie gerne der Kapitän der Einladung von Olaf Scholz – seinerzeit Hamburgs Bürgermeister – gefolgt wäre.

»Wie geht es dir?«, frage ich, als wir langsam den Anleger von Övelgönne entlangschlendern.

Altersgerecht.

Das ist die Standardantwort, seit langer Zeit. Schwandt möchte sich nicht beschweren, auch wenn zu allen Krankheiten, von denen jede einzelne schwer zusetzen kann, auch noch das »Fatigue«-Syndrom kam. Manchmal bindet er sich morgens die Schuhe zu und wird dann knapp drei Stunden später wieder wach. Gebeugt, fast taub vor Schmerz.

Aber klagen? Sich beschweren? Das geht nicht.

Dass er so alt geworden ist, trotz seines Lebenswandels, bezeichnete er selbst als »Wunder«. Mehr als anderthalb Millionen Zigaretten, das haben wir errechnet, qualmte Schwandt im Laufe von sieben Jahrzehnten. Hinzu kam der teils exzessive Alkoholkonsum in jungen Matrosenjahren, der in einer Sucht endete.

»Alles über 80 Jahre betrachte ich als Bonuszeit«, sagte Schwandt. An manchen Tagen schickt er mir die Auflistung seiner Arzttermine, aber nur, um darüber zu witzeln. Dass es ihm so lange so gut geht, ist seiner Frau zu verdanken, die als Krankenschwester in der Intensivmedizin arbeitete. Und bestimmt auch seinem Durchhaltewillen und der Haltung, die Dinge anzunehmen, wie sie sind. Positiv zu bleiben, irgendwie. Seine Frau habe in der Klinik ganz andere Schicksale mitbekommen. Kinder, junge Menschen mit Krebs, mit unheilbaren Krankheiten.

Altersgerecht.

Der Kapitän geht langsam und nimmt vorsichtig die Stufen zum ersten Deck. Wir setzen uns an Steuerbordseite, mit direktem Blick auf die Kräne des Containerterminals. Ein großer Frachter kommt vorbei, auf der Reise Richtung Nordsee. Schwandt kramt in seiner Jackentasche, fummelt die Zigarettenschachtel heraus und steckt sich die nächste Kippe an.

Wir bestellen Kaffee. Eine Möwe beschwert sich über irgendetwas. Auf dem Nachbartisch hat jemand die Zeitung vom Tage liegen lassen. Die Titelseite handelt vom Erfolg der rechtsextremen AfD in Umfragen.

»Ja. Was für eine Scheiße«, sagt Schwandt.

+++

Auf dem Höhepunkt seiner Popularität, in den ersten Monaten, als die erste Auflage der »Sturmwarnung« in die Top 10 der Bestsellerlisten kletterte, mussten wir die Nachrichtenfunktion der Facebook-Seite von Kapitän Schwandt abschalten. Viele User wandten sich mit persönlichen Anliegen und Sorgen an ihn.

Aus Schwandt war so etwas wie der Sorgenonkel des Nordens geworden. Jemand, dem man seine Nöte anvertraut und dem man zutraut, Antworten zu finden. Beispiel: Nach vielen Jahren sei die Ehe eingerostet. Ob er nicht einen Tipp habe? Der Schwager, der mit einem Mal AfD-Kram auf Familienfeiern erzählt. Wie er damit umgehen würde. Oder ob er nicht einen Rat kenne für den Arbeitskollegen, der morgens noch oder schon wieder alkoholisiert ist?

Wir schlossen die Möglichkeit, solche Fragen zu schicken, weil zu viele wichtige Anliegen zu lesen waren, bei denen es sich nicht richtig anfühlte, mit »Vielen Dank, dass Sie uns kontaktiert haben« zu antworten, und anders war es nicht mehr möglich.

Was zur Idee führte, ein Buch über Dinge des Lebens zu schreiben. Eine Art Logbuch für den Alltag, in dem es um private Fragen geht: Familie. Ehe. Freundschaft. Beruf. Schwandts gesammelte Lebenserfahrungen und Fehleranalysen zwischen Buchdeckeln. Ein Blick ins Heckwasser eines langen Lebens.

Kapitän Schwandt ist alt, was das Datum in seinem Pass angehen mag. Gedanklich aber ist er jünger geblieben als viele Zeitgenossen, die ich kenne. Er interessiert sich für neue Trends. Er ist technisch auf dem Laufenden, und wenn nicht, organisiert er sich Hilfe. Immer ist er gut informiert. Dieser Mann hat weite Teile der hundert ereignisreichsten und umwälzenden Jahre der Moderne erlebt und ist dabei mit der Zeit gegangen.

»80 Sommer«, das war der Arbeitstitel, und dafür gingen wir wieder auf See, wie immer, wenn wir an einem langen Text arbeiteten. Der Nordatlantik schied aus, den kannten wir schon. Also auf die Ostsee, auf die längste Fährpassage, die von einem deutschen Hafen möglich ist. Die Finnlandfähre von Travemünde nach Helsinki, und von dort aus mit dem Wagen weiter nach Turku. Einen richtigen Zielhafen gab es gar nicht, oder ich habe den Namen vergessen, so klein war der Anleger auf den Ålandinseln, einem Archipel in der Mitte zwischen Finnland und Schweden. Traumhaftes Åland.

Womit sich auch der Kreis des Seefahrerlebens schloss, denn hierhin hatten ihn auch die ersten Reisen geführt, als Schiffsjunge, seekrank in der Kombüse eines altersschwachen Gaffelschoners. Nun war Mittsommer, ein warmer Sommer, wir fuhren in jener hellen Nacht mit einer kleinen Fähre zur Leuchtturminsel. Wir saßen in einem Café auf dem Steg neben der Viermastbark »Pommern«. Wir sprachen über das Leben und wie man die gröbsten Klippen umsegelt. Die Zeit auf den Inseln verging so schnell, dass mir die Tage im Rückblick verschwommen erschienen, als hätte ich sie geträumt.

»Was ich Euch noch sagen wollte« heißt das Zusatzkapitel in diesem Buch. Es ist ein Destillat dessen, was der Kapitän zu Fragen des Lebens zu sagen hat. Es sind Antworten, wie jeder von uns durch die Stürme des Lebens kommt. In der Familie, in der Partnerschaft, im Beruf.

Eine Art kleines Logbuch des Lebens, voller Weisheit, Toleranz.

Und, na klar, Zigaretten.

Der alte Mann und sein Meer....

Erscheint lt. Verlag 15.4.2016
Verlagsort Hollenstedt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Abenteuer • Biografie • Facebook • Fernweh • Hafen • Hamburg • Kapitän • Lebensgeschichte • Meer • Mopo Morgenpost • Morgenpost • Orkan • Seefahrt • Sehnsucht • spiegel bestseller • Sturm
ISBN-10 3-945877-94-6 / 3945877946
ISBN-13 978-3-945877-94-4 / 9783945877944
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