Kitarevolution. Einfach machen! -  Fea Finger,  Lea Wedewardt,  Anja Cantzler,  Christin Füchtenschneider,  Simone Gottwald-Blaser,  Aida S.

Kitarevolution. Einfach machen! (eBook)

Band 2
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
128 Seiten
Verlag Herder GmbH
978-3-451-83351-9 (ISBN)
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In diesem zweiten Band der 'Kita(r)evolution' werden die konkreten Veränderungsmöglichkeiten in der Praxis beleuchtet. Ausgehend von den Kindern, die der Dreh- und Angelpunkt der Frühpädagogik sind, führt das Buch durch den Kita-Alltag und zeigt Möglichkeiten auf, um festgefahrene Strukturen und selbstverständliche Abläufe zu hinterfragen und zu verändern. Neben Themen wie Eingewöhnung und Übergang in die Schule werden Aspekte wie der Tagesablauf, Kinderschutz und Inklusion auf den Prüfstand gestellt.

Fea Finger ist Kindheitspädagogin und als Weiterbildnerin, Podcasterin (Fea's naive Welt, Pädagogik und Pinot) und Autorin tätig.

Die Ankommenszeit gestalten


Der Zauber des Anfangs

von Lea Wedewardt

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, so schrieb Hermann Hesse bereits 1941. Und darin liegt viel Wahres, denn jeder Anfang kann etwas Fantastisches haben, etwas, das Neugierde und Interesse hervorruft, ein Kribbeln auslöst und Bedürfnisse nach Lernen und Entwicklung weckt. Dem Zauber kann jedoch auch schnell jede Magie genommen werden. Hesse schreibt weiter: „Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben“. Es können also zudem Gefühle von Traurigkeit, Angst, Sorge, manchmal sogar Verzweiflung und Hilflosigkeit auftauchen. Dann braucht es umso mehr Mut und Zuversicht, um diese Schritte in das Neue gehen zu können und neue Bindungen entstehen zu lassen. Der Anfang und seine Gefühle von Angst und Sorge zeigen, wie Bedürfnisse nach Sicherheit und Kontrolle auftreten, die nach Ankern Ausschau halten, an denen man sich festhalten kann. In solchen Übergangsphasen suchen wir besonderen Halt, jemanden, der uns an die Hand nimmt, uns in unseren auftauchenden Gefühlen ernst und annimmt, der unsere Bedürfnisse nach Sicherheit und Vertrauen erfüllen kann.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“

All die beschriebenen Empfindungen können Kinder, Begleitpersonen und pädagogische Fachkräfte in Ankommensphasen in einer pädagogischen Einrichtung erleben. Diese neue Phase des Lebens stellt für viele eine große Herausforderung dar, die Veränderung bedeutet und damit emotional aufwühlend sein kann. Kinder, Familien und manchmal auch pädagogische Fachkräfte können in dieser Zeit besonders verletzlich sein. Diese Vulnerabilität führt u. a. dazu, dass das Ankommen nicht nur Zauber bedeuten kann, sondern auch Angst, Schmerz, Überforderung, Schuld, Scham und Zerrissenheit.

In Übergangsphasen suchen wir besonderen Halt, jemanden, der uns an die Hand nimmt und unsere Bedürfnisse nach Sicherheit und Vertrauen erfüllen kann.

Den Einstieg bedürfnisorientiert gestalten


Wie sollte der Ankommensprozess gestaltet werden?

1. Die Familie wird gebührend willkommen geheißen; Fachkräfte begrüßen die Familie durch freundliche Blicke. Es gibt Einladungen oder Ankommensgespräche. Sowohl eine offene Haltung der Familie gegenüber als auch eine freudige, motivierende Atmosphäre sind für alle spürbar. Die Familien fühlen sich unterstützt und gesehen.

2. Es gibt keine Vorverurteilungen aufgrund der Kultur, der Herkunft, des Aussehens, der Familienverhältnisse (z.B. Patchwork, gleichgeschlechtliche Elternpaare), des Wohnbezirkes o.ä. Denn: Vorverurteilungen tun weh und verhindern den Vertrauensaufbau.

3. Die Eingewöhnung wird nicht starr an Eingewöhnungsmodellen orientiert und somit der Familie und den einzelnen Beteiligten gerecht.

4. Familien nehmen während des Ankommensprozesses wahr, wie zugewandt sich Fachkräfte um die Kinder kümmern. Das gibt ihnen ein Gefühl des Vertrauens.

5. Die Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen der Kinder werden geachtet.

6. Die Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen der Begleitpersonen werden geachtet.

7. Es wird wertschätzend, achtsam und gewaltfrei gesprochen.

Diese Haltung ermöglicht Kindern und Familien, gut in ihre Kita-Zeit zu starten und Vertrauen zu den Fachkräften aufzubauen.

Wenn Eingewöhnungen als anstrengend und kraftraubend wahrgenommen werden und Fachkräfte froh sind, wenn sie abgeschlossen sind, ist das aufgrund der miserablen Rahmenbedingungen verständlich. Oft liegt es aber auch an dem Korsett, den (unausgesprochenen) Vorgaben, an den Glaubenssätzen, die wir in uns tragen („Nach drei Tagen muss die erste Trennung sein!“) und der Schranke im Kopf, die sagt: „Das machen wir hier so!“ oder „Das war schon immer so!“.

Zeige dich und habe den Mut, andere,
neue Wege zu gehen!

Stell dir vor, es könnte ein Ankommen in der Einrichtung geben, das schön ist, das guttut und Kraft gibt, statt so viel Kraft zu kosten.

Damit Familien mit ihren Kindern gut ankommen können, braucht es dein genaues Hinsehen, deine Flexibilität und deine ausschließliche Orientierung an den Gefühlen und Bedürfnissen der Beteiligten.

Schüttle alle Vorgaben ab und konzentriere dich auf dich, auf das Hier und Jetzt, auf die achtsame Wahrnehmung deiner eigenen Signale, der Signale der Familie und natürlich der Signale des Kindes. Nichts anderes ist wichtig! Damit Familien mit ihren Kindern gut ankommen können, braucht es dein genaues Hinsehen, deine Flexibilität und deine ausschließliche Orientierung an den Gefühlen und Bedürfnissen der Beteiligten. Es ist wichtig, dass es allen gut geht, auch dir selbst! Kein: „Das haben wir schon immer so gemacht!“ bringt dich in einen unaushaltbaren inneren Konflikt, kein „Aber wir machen das hier so!“ kann dich davon abhalten, dich an den Signalen im Jetzt zu orientieren.

Frühzeitig Kontakt aufnehmen


Um Familien das Ankommen zu erleichtern, sind die ersten zehn Sekunden des Aufeinandertreffens bedeutsam. Auch beim Speeddating ist es nachgewiesenermaßen so, dass wir bereits in den ersten Sekunden entscheiden, ob wir eine Person mögen oder nicht, ob wir sie sympathisch oder unsympathisch finden, ob wir ihr vertrauen oder ihr misstrauen. Dieser erste Moment ist also ausschlaggebend dafür, ob die Familien dich mögen, ob sie dir ihr Kind anvertrauen wollen oder nicht. Diesen Moment kannst du nutzen und gestalten. Du stellst bewusst Augenkontakt her, nimmst eine offene Körperhaltung ein, schaust freundlich und sprichst in einem einladenden, freundlichen Tonfall. Du sagst beispielsweise „Herzlich willkommen in unserer Einrichtung! Wir freuen uns sehr, dass Sie zu uns kommen! Und dich, Lutz, wollte ich unbedingt kennenlernen.“

Du stellst bewusst Augenkontakt her, nimmst eine offene Körperhaltung ein, schaust freundlich und sprichst in einem einladenden, freundlichen Tonfall.

Das Ankommen beginnt allerdings noch weit vor dem ersten Aufeinandertreffen in der Einrichtung oder mit der Eingewöhnung selbst. Du kannst die Familie schon vorher in die Einrichtung einladen und dem Kind einen Brief schreiben, eine Videobotschaft oder ein kleines Geschenk schicken. So kann sich die Familie bereits im Vorhinein emotional auf den Übergang vorbereiten. Du könntest ein Foto von dir schicken, damit das Kind und die Eltern über dich ins Gespräch kommen können. So bist du für das Kind nicht mehr ganz unbekannt. Vielleicht kannst du sogar einen Hausbesuch machen? Das würde eine erste Verbindung zwischen dem Zuhause und der Einrichtung ermöglichen. Auch Spielgruppen, die in der Einrichtung stattfinden, können hilfreich sein, um bereits vor der Eingewöhnung eine Anbindung zu spüren.

Eltern bauen Vertrauen auf, wenn sie spüren, dass du wirklich wissen möchtest, wer sie sind, und ihr Kind kennenlernen möchtest.

Neben einem allgemeinen Elternabend ist das individuelle Kennenlerngespräch ein grundlegendes Element. Eltern bauen Vertrauen auf, wenn sie spüren, dass du wirklich wissen möchtest, wer sie sind, und ihr Kind kennenlernen möchtest: sein Wesen, seine Besonderheiten, seine Interessen und seine Vorlieben. Das entlastet Eltern. Es ist nichts wichtiger für sie, als dass sie und ihr Kind so angenommen und wertgeschätzt werden, wie sie sind.

Fragen für das erste Gespräch

1. Was ist Ihre größte Angst, wenn Sie an die Eingewöhnung denken?

2. Was kann Ihnen während der Eingewöhnung Sicherheit geben?

3. Was kann ich dazu beitragen, dass es Ihnen in der Eingewöhnung gut geht?

4. Was kann ich dazu beitragen, dass es Ihrem Kind in der Einrichtung und in der Eingewöhnung gut geht?

5. Welches Signal wollen wir vereinbaren, wenn Sie sich mit einem Abschied wohlfühlen/überhaupt nicht wohlfühlen?

Wenn Begleitpersonen bereits in diesem ersten Gespräch darüber sprechen können, was ihnen Sorge bereitet, was sie brauchen, damit es ihnen in der Eingewöhnungsphase gut geht, und wie du sie darin unterstützen kannst, fühlen sie sich mit ihren Gefühlen, Bedürfnissen und Grenzen gesehen und respektiert. Das wird auch das spätere Loslassen erleichtern.

Wenn Begleitpersonen sich mit ihren Gefühlen, Bedürfnissen und Grenzen gesehen und respektiert fühlen, erleichtert ihnen das das spätere Loslassen.

Eingewöhnungskonzepte adé


Damit Eingewöhnungen professionell und nachvollziehbar ablaufen, wurden seit den 80er Jahren Eingewöhnungsmodelle entwickelt und erforscht. Das Berliner Eingewöhnungsmodell (vgl. Laewen et al. 2011) war das erste Modell und damals eine echte Revolution. Denn bis dahin wurden Kinder gar nicht eingewöhnt oder nur nach Bauchgefühl. Es folgte das Münchener Modell (vgl....

Erscheint lt. Verlag 10.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-451-83351-4 / 3451833514
ISBN-13 978-3-451-83351-9 / 9783451833519
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