Leichte Sprache -

Leichte Sprache (eBook)

Grundlagen, Diskussionen und Praxisfelder
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
274 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-041897-4 (ISBN)
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Leichte Sprache setzt dort an, wo Personen mit vorübergehend oder dauerhaft eingeschränkter Lese- und Verstehenskompetenz auf Kommunikations- und Informationsbarrieren treffen. Der Band behandelt im ersten Teil Grundlagen und Bedeutung der Leichten Sprache und zeigt aktuelle fachliche Diskurse zu Regeln und Prinzipien, Übersetzungsdiensten, visueller Gestaltung und Qualitätssicherung auf. Der zweite Teil widmet sich dem emanzipatorischen Potenzial Leichter Sprache und ihrer Implementierung in verschiedensten gesellschaftlichen Feldern wie den Medien, dem Gemeinwesen, dem Gesundheitswesen und der Kultur. Der Einsatz Leichter Sprache in diesen Bereichen wird durch Praxisbeispiele illustriert. Eine Diskussion zum Stand der Umsetzung und eine Erörterung von Entwicklungsbedarfen runden das Buch ab. Aus dem Inhalt Grundlagen und aktuelle Diskussionen - Was ist Leichte Sprache - Bedeutung von Leichter Sprache im gesellschaftlichen Kontext - Prinzipien Leichter Sprache - Auf Leichte Sprache spezialisierte Übersetzungs-, Sprach- und Textdienste - Verfahren zur Qualitätssicherung von Texten in Leichter Sprache Implementierung in verschiedenen Praxisfeldern - Leichte Sprache in den Medien - Leichte Sprache im Gemeinwesen - Leichte Sprache im Gesundheitswesen - Leichte Sprache in der Kultur - Leichte Sprache und ihr emanzipatorisches Potenzial

Prof. Gabriela Antener, Prof. Dr. Anne Parpan-Blaser, Dr. Simone Girard-Groeber und Annette Lichtenauer lehren und forschen am Institut Integration und Partizipation der Hochschule für Soziale Arbeit, Fachhochschule Nordwestschweiz.

Einleitung


Gabriela Antener, Anne Parpan-Blaser, Simone Girard-Groeber & Annette Lichtenauer

Im August 2021 fand an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW unter der Leitung der Herausgeberinnen und unterstützt durch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen die Fachtagung »Qualität Leichter Sprache« statt. Die Tagung fokussierte Leichte Sprache als ein Mittel adressatengerechter Kommunikation und thematisierte insbesondere Aspekte der Implementierung Leichter Sprache. Die Beiträge sollten Erfahrungen zugänglich machen und diskutieren sowie weiterführende Fragen anstoßen.

Der vorliegende Band nimmt dieses Anliegen auf und verfolgt es weiter: Er bietet – ausgehend von etlichen Referaten der Tagung sowie weiteren Beiträgen – einen Überblick zum Stand der Entwicklung und Umsetzung Leichter Sprache im deutschsprachigen Raum aus sozialwissenschaftlicher Sicht und legt aktuelle Aspekte der Diskussion dar. Es handelt sich insofern nicht um eine Einführung in die Praxis der Textgestaltung und -adaptation in Leichter Sprache, sondern um einen Überblick für alle, die sich für die Verwendung Leichter Sprache interessieren: von Fachpersonen aus Praxis, Forschung und Entwicklung bis zu jenen, die sich für eine Implementierung Leichter Sprache einsetzen, aber (noch) keine profunden Kennerinnen und Kenner der Materie sind.

Es freut uns sehr, dass einzelne Bilder, die Johanna Benz und Tiziana Beck von graphicrecording.cool an der Tagung »Qualität Leichter Sprache« zu den Referaten gezeichnet haben, in diesen Band Eingang finden, und wir danken herzlich für die Abdruckgenehmigung.

Der Blick auf die Entwicklungen in der Schweiz, Österreich, Deutschland und Lichtenstein sowie die ›Werkschau‹ zu Leichter Sprache erfolgen in einem dynamischen Feld. Einem Feld, in dem aktuelle Publikationen linguistischen Aspekten von Leichter Sprache (Bock & Pappert 2023) oder praktischen Hinweisen zum Übertragen von Texten (Gross 2023) gewidmet sind, und starke Bestrebungen zur einheitlichen Regelung Leichter Sprache sowie zu teil-automatisierten Übersetzungen mithilfe von KI bestehen. Unterlegt ist Forschung zu und Verwendung von Leichter Sprache von noch immer unterschiedlichen und voneinander abweichenden Definitionen, was Leichte Sprache bzw. Einfache Sprache ist, und der Frage, wo Abgrenzungen vorzunehmen sind.

Es ist uns deshalb ein großes Anliegen, das Bewusstsein der Lesenden dafür zu schärfen, dass die vorliegenden Texte nicht auf einem einheitlichen Verständnis Leichter Sprache fußen und sich damit auch nicht durchgehend auf unser eigenes Verständnis des Konzepts beziehen. Alle Text entstanden zudem in einem je spezifischen und sich kontinuierlich wandelnden Kontext, der nicht in jedem Fall auch explizit dargestellt wird oder für den eine Einordnung im engeren Sinne fehlt, der sich jedoch in der Ausrichtung der Texte oft implizit widerspiegelt.

Unser eigenes Verständnis von Leichter Sprache wird in Kapitel 1 von Simone Girard-Groeber und Annette Lichtenauer ausführlich dargelegt und diskutiert (▸ Kap. 1). Es richtet sich eher an Standards und Angemessenheitsfaktoren aus, denn an Regeln, und ist geprägt von einem Zugang aus der Sicht der Menschenrechtsprofession Sozialer Arbeit. Diese verfolgt in einem heterogenen gesellschaftlichen Kontext das Anliegen, ein menschenwürdiges Leben für alle zu ermöglichen, die dazu erforderlichen Dienste und Angebote zu entwickeln und erforderliche strukturelle Reformen zu unterstützen oder auf den Weg zu bringen. Die Praxis der Sozialen Arbeit setzt damit im Wesentlichen »an der Spannung zwischen den verbindlichen Menschenrechten und den gelebten (individuellen, organisationalen, politischen) Praxen an«1. Für alle Menschen zugängliche und verständliche Information und Kommunikation ist ein wesentlicher Teil von und zu gelebter Inklusion (▸ Kap. 11.1).

Für den vorliegenden Band haben wir uns für eine zweiteilige Gliederung entschieden: Der erste Teil umfasst Beiträge, die wichtige Grundlagen zu Leichter Sprache thematisieren und einige relevante Aspekte der aktuellen Diskussion aufgreifen. Der zweite Teil beinhaltet Beispiele der Umsetzung von Leichter Sprache – gegliedert nach gesellschaftlichen Feldern, in denen Leichte und Einfache Sprache implementiert werden und jeweils versehen mit einem einführenden Beitrag zu diesem Feld. Im Fokus stehen Felder, die aus Sicht der Sozialen Arbeit bedeutsam und aus unserer Sicht interessant sind. Deutlich wird dabei nicht nur, wie unterschiedlich die Felder hinsichtlich Leichter Sprache aufgestellt sind, sondern auch, was länderspezifisch angewandt und umgesetzt wird. Angestrebt haben wir eine Beteiligung von Autorinnen und Autoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Zu sagen sind hierzu drei Dinge: (1) Die beiden Teile des Bandes stehen unabhängig voneinander. D. h., die Autorinnen und Autoren der Beiträge aus dem zweiten Teil konnten sich beim Schreiben nicht auf diejenigen des ersten Teils beziehen. Daraus resultieren für Lesende möglicherweise Wiederholungen oder Inkohärenzen. (2) Natürlich gibt es (noch) mehr gute Beispiele zur Umsetzung Leichter Sprache in der Praxis. Jedoch ist es uns nicht gelungen, zu allen für den vorliegenden Band potenziell ergiebigen Themen Personen zu finden, die darüber schreiben wollten oder konnten. (3) Uns ist bewusst, dass der Duktus der Texte in Teil I und II teilweise recht unterschiedlich ist. Wir haben als Herausgeberinnen bei Letzteren klar die Darstellung des Praxisbeispiels in den Vordergrund gestellt und nicht die Ansprüche an einen wissenschaftlichen Text.

© graphicrecording.cool by Johanna Benz und Tiziana Beck

Die Beiträge in Teil 1: Grundlagen und aktuelle Diskussionen

Unser eigenes Verständnis von Leichter Sprache wird, wie bereits ausgeführt, in Kapitel 1 von Simone Girard-Groeber und Annette Lichtenauer dargelegt und diskutiert. Sie stellen fest, dass sowohl in der Theorie als auch in der Praxis Unterschiedliches unter Leichter Sprache verstanden wird und die Abgrenzung zu anderen Formen adressatengerechter oder adaptierter Kommunikation aktuell nicht abschließend geklärt ist (▸ Kap. 1). In der Sozialen Arbeit liegt der Fokus auf der Funktion Leichter Sprache, gesellschaftlich marginalisierte Gruppen und Einzelpersonen mit eingeschränkten Lese- und Verstehenskompetenzen besser zu erreichen und ihnen Zugang zu Informationen und Kommunikation zu ermöglichen. Leichte Sprache fördert dadurch gesellschaftliche Partizipation und reduziert soziale Exklusionsrisiken. Um ihr Potenzial als Beitrag zu sozialer Gerechtigkeit und Inklusion entfalten zu können, sollte Leichte Sprache aber nicht isoliert betrachtet, sondern als Element eines umfassenden Konzepts für adressatengerechte Kommunikation verstanden werden.

Kapitel 2 von Gabriela Antener, Klaus Candussi, Anne Goldbach und Kristina Sprenger behandelt die Entstehung und Bedeutung Leichter Sprache im deutschsprachigen Raum (▸ Kap. 2). Es zeigt, dass das Projekt Pathways von Inclusion Europe zwar europaweite Regeln für Leichte Sprache förderte, jedoch das Bemühen um eine leicht verständliche Sprache schon viel früher einsetzte und sich in Deutschland, Österreich, Schweiz und Lichtenstein unterschiedlich entwickelte. Gemeinsam ist allen Ländern jedoch, dass es einen beträchtlichen Anteil von Erwachsenen mit geringer Literalität in Deutsch gibt. Auch wenn das Angebot in Leichter Sprache in allen vier Ländern wächst, spiegelt sich die Heterogenität der Zielgruppen noch wenig in der Praxis und in der gesellschaftlichen Akzeptanz Leichter Sprache. Zudem weiß man wenig dazu, wie sie von der Bevölkerung wahrgenommen und genutzt wird. Sicher ist hingegen, dass der Einsatz von KI und digitalen Applikationen die Textproduktion, -prüfung und -ausgabe tiefgreifend verändern wird.

Das dritte Kapitel von Bettina M. Bock und Leealaura Leskelä untersucht die Prinzipien der Leichten Sprache und stellt aktuelle Diskussionen aus der Forschung dazu dar (▸ Kap. 3). Erhellend ist der Vergleich zwischen der deutschen und der finnischen Praxis Leichter Sprache. Die deutsche Leichte Sprache ist geprägt von starren Regeln, die kodifiziert vorliegen und kontextunabhängig angewandt werden (sollen). Im Gegensatz dazu wird in Finnland Leichte Sprache als flexible Sprachvarietät betrachtet, die Empfehlungen und Prinzipien für die Umsetzung bietet, die je nach Zielgruppe und Kontext variiert werden können. Die Autorinnen legen dar, welch hohe Bedeutung das Erkennen von Textsorte und -funktion für das Verstehen von schriftlichen Texten hat. Sie stellen fest, dass in der deutschsprachigen Praxis kaum nach Textsorten differenziert wird, während es in Finnland bereits textsortenspezifische Empfehlungen für Leichte Sprache gibt. Bock und Leskelä zeigen das Spannungsverhältnis auf, das zwischen Prinzipien Leichter Sprache und textsortentypischen Merkmalen auftreten kann und das weiter erforscht und bearbeitet werden muss. Dies gilt ebenso für die gesprochene Leichte Sprache: Während die deutschen Regeln dazu sich vorwiegend auf die kommunikative Gattung »Vortrag« beziehen, wird die Perspektive durch die finnischen Empfehlungen im...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-17-041897-1 / 3170418971
ISBN-13 978-3-17-041897-4 / 9783170418974
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