Berufsbildungswerke -

Berufsbildungswerke (eBook)

Historisches. Systematisches. Aktuelles.
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
454 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8076-6 (ISBN)
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Nach über dreißig Jahren erscheint wieder ein Sammelband zur Geschichte, zu aktuellen Entwicklungen und Zukunftsperspektiven der Berufsbildungswerke. WissenschaftlerInnen, PraktikerInnen und Betroffene bringen unterschiedliche Sichtweisen auf die Berufsbildungswerke ein. Weiterentwicklungen im Bereich der pädagogischen, sozialrechtlichen und berufsbildungspolitischen Grundlagen, massive Veränderungen der Zielgruppen und gesellschaftliche Veränderungen bilden den Rahmen, in dem Rehabilitation neu gedacht werden muss. Der Sammelband bietet Informationen, Orientierungen, Erfahrungen und Einschätzungen zum komplexen Feld der Berufsbildungswerke.

Einleitung


Manfred Weiser, Martin Holler

Wir schreiben das Jahr 1986. Dieter Dreisbach, seit 1979 Leiter des BBW der damaligen Johannes-Anstalten Mosbach (heute Johannes-Diakonie Mosbach), veröffentlicht das Buch »Berufsbildungswerke. Sozialer Lernort für Behinderte«. In seinem Werk konzentriert er sich auf BBW, die sich Jugendlichen mit einer Lernbehinderung widmen (Dreisbach 1986). Er betrachtet die Geschichte und Begründung der BBW als Lernort in der beruflichen Bildung von Menschen mit Behinderung. Zudem beschreibt er Berufe, Berufsentwicklungen, Organisationsformen in der Ausbildung sowie Lernorte. Um den Kontext der BBW darzustellen, befasst er sich weiterhin mit allgemeinen und beruflichen Sozialisationsbedingungen sowie Entwicklungsproblemen junger Menschen mit Behinderung, wobei er das Phänomen Lernbehinderung sowie die Zielgruppe Lernbehinderte als Orientierungspunkte für BBW ausmacht und pädagogische Probleme in der beruflichen Bildung im Zusammenhang mit der genannten Zielgruppe thematisiert. Abschließend widmet er sich den sozial- und bildungspolitischen Aspekten der BBW, sodass insgesamt ein sehr umfassendes und breit angelegtes Werk vorliegt, welches auch fast 40 Jahre nach seinem Erscheinen immer noch lesenswert ist.

Ähnliche umfassende Ausführungen zu BBW liegen seit 1986 nicht vor, sodass es an der Zeit scheint, sich wieder mit dem Phänomen BBW auseinanderzusetzen. Mittlerweile haben sich BBW in einer Umwelt, die von sozialrechtlichen und bildungspolitischen Diskursen, sich dynamisch entwickelnden Förderpolitiken, einer zunehmenden Individualisierung mit sich schnell ändernden Bedarfen und Bedürfnissen sowie globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel und der Inklusion geprägt ist, pädagogisch und betriebswirtschaftlich deutlich weiterentwickelt. Neue Zielgruppen sind erschlossen, innovative Angebote – auch digitale – sind entwickelt, der Schritt von Einrichtungen zu Unternehmen ist vielerorts vollzogen. Insgesamt sind BBW komplex, dynamisch und im Hinblick auf die jeweiligen Angebote und Beteiligten ausdifferenziert. Um diese Differenziertheit abzubilden und sich nicht der Verlockung einer Selbstbestätigung hinzugeben, war es für uns als Herausgeber eindeutig, dass nicht eine »neue« Monographie zu BBW fehlt, sondern ein Sammelband, der die verschiedenen Perspektiven der Beteiligten zur Geltung kommen lässt und die Unterschiedlichkeit und Komplexität der BBW angemessen aufgreift. BBW sind, um nachhaltig erfolgreich zu sein, auf unterschiedliche Blickwinkel angewiesen, sie brauchen die denkende und reflexive Kraft der Praxis ebenso wie die praktische Kraft und Dynamik der Theorie (vgl. Thiel; Weiser 2023, S. X).

Die Komplexität und Vielfalt zeigt sich auch in der Art der Beiträge. So versammelt der Band politische Stellungnahmen, Einschätzungen, wissenschaftliche Artikel, aber auch reflektierte Praxisberichte, Interviews und die Schilderungen von Erfahrungen.

Wir danken Herrn Staatssekretär Dr. Rolf Schmachtenberg und Frau Simone Fischer, Landesbehindertenbeauftragte Baden-Württemberg, für die Geleitworte, die die sozialpolitische Bedeutung der BBW unterstreichen. Zunächst widmet sich der Sammelband der Geschichte der BBW. Hans-Walter Kranert und Professor Roland Stein von der Universität Würzburg ordnen BBW geschichtlich ein und beschreiben diese in ihrem Beitrag als Orte der beruflichen Rehabilitation.

Auf dieser Grundlage werden aktuelle Entwicklungen in den BBW erörtert. Zunächst erfolgt ein gemeinsamer Rückblick in Interviewform, bei dem Professor Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstitutes für Berufsbildung, die Systeme der beruflichen Rehabilitation charakterisiert und deren Auftrag vertieft. Darauf folgen Ausführungen von Tobias Schmitt und Tanja Ergin, welche die Bundesarbeitsgemeinschaft der BBW als Qualitätsgemeinschaft und aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden und der Geschäftsführerin beschreiben. Anschließend erfolgen durch Dr. Angela Ehlers, Bundesvorsitzende des vds und Referentin im Bereich Vernetzung Schule-Jugendhilfe in Hamburg, Ausführungen zur International Classification of Functioning, Health and Disability (ICF), die ein wesentliches Instrument zu einer wirksamen Rehabilitation in BBW darstellt. Professor Harry Fuchs von der Hochschule Düsseldorf thematisiert in seinem Beitrag das Bundesteilhabegesetz und zeigt auf, welche Herausforderungen und Chancen mit den entsprechenden Gesetzesänderungen auf BBW zukommen. Daran anschließend widmet sich Dr. Martin Holler, Leiter des BBW Mosbach-Heidelberg, dem Geschäftsmodell der BBW und inwieweit dieses wirkungsorientiert aufgestellt werden kann. Daran anknüpfend werden durch einen Beitrag von Martin Holler, Manfred Weiser, ehemaliger Leiter des BBW Mosbach-Heidelberg sowie Direktor des Anna-Wolf-Instituts, und Torsten Denker, dem Leiter des BBW Südhessen die Themen Management, Führung und Leadership in BBW aufgegriffen. Im Anschluss behandelt Professor Karl-Heinz-Eser, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von Lernen-Fördern e. V., die Frage inwieweit sich BBW volkswirtschaftlich lohnen. Während Jun.-Prof. Sven Basendowski von der Universität Rostock und Frau Dr. Roxana Hank-Raab in ihrem Beitrag auf den Förderschwerpunkt Lernen eingehen, befassen sich Professor Roland Stein und Hans-Walter Kranert mit dem Förderschwerpunkt psychische Beeinträchtigungen – auch in Abgrenzung zu dem Förderschwerpunkt sozial-emotionale Entwicklung. Dr. Karsten Rudolf, Ärztlicher Direktor der Diakonie-Klinik Mosbach beschreibt anschließend konkret die Kooperation zwischen Psychiatrie und dem BBW Mosbach-Heidelberg Eine weitere Zielgruppe der BBW beschreibt Alexander Schmidt, Leiter des BBW Mittelfranken, indem er in seinem Beitrag Menschen mit Sinnesbehinderung, insbesondere jene mit Hörschädigungen fokussiert. Wolfgang Heizer, der das BBW Stiftung ICP in München leitet, stellt anschließend Ausführungen zum Thema BBW und körperliche Behinderungen an. Ulrike Bauer-Murr und Felix Neher, beide Geschäftsbereichsleitungen der Nikolauspflege in Stuttgart, zeigen im Anschluss, inwieweit BBW für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen ein adäquates Angebot darstellen. Der Gesamtleiter des BBW St. Franziskus Abensberg, Walter Krug, begreift BBW als Chance für junge Menschen mit Autismus und erläutert diese Sichtweise in seinem Beitrag. Das Thema Autismus greift auch Professor Matthias Dalferth, Professor an der Technischen Hochschule in Regensburg, auf. Er fokussiert vor allem die Berufsperspektiven von Menschen mit Autismus. Cord Dette, Fachbereichsleitung Jugendarbeit in Mariaberg, beschäftigt sich mit dem Thema ADHS und stellt sein erprobtes Konzept des Coachings für junge Menschen mit ADHS vor. Seine Erfahrungen stammen nicht aus einem BBW sondern aus einer sonstigen Reha-Einrichtung; sie können und sollten aber für die Arbeit in BBW genutzt werden. Manfred Weiser und Alica Nenninger, Leiterin des Wohnens im BBW im BBW Mosbach-Heidelberg, widmen sich daraufhin dem pädagogischen Arbeitsbündnis und stellen es als Instrument für den pädagogischen Alltag in BBW vor. Im Anschluss werden die Mitarbeitenden in BBW fokussiert. Kirsten Vollmer vom Bundesinstitut für berufliche Bildung stellt die Bedeutung der Mitarbeitenden und ihrer Kompetenzen für eine gelingende Rehabilitation dar. Der rehabilitationspädagogischen Professionalität sowie der rehapädagogischen Zusatzqualifikation der Mitarbeitenden in BBW widmen sich anschließend Manfred Weiser und Dr. Hans-Peter Gerstner, der am Bildungswissenschaftlichen Institut der Universität Heidelberg lehrt und forscht. Im Anschluss setzen sich Martin Holler und Manfred Weiser mit der Frage auseinander, inwieweit BBW als Sozialraum zu betrachten und im Sozialraum zu verankern sind. Dr. Harald Ebert, Schulleiter der Don-Bosco-Berufsschule in Würzburg, veranschaulicht sozialräumliche Kooperationen konkret. Er stellt in seinem Beitrag die Zusammenarbeit zwischen Berufsschule und BBW in den Vordergrund und veranschaulicht, die inklusiven Impulse einer Berufsschule in Kooperation mit dem BBW, anderen Bildungsträgern und anderen Schulen.

»Nichts über uns, ohne uns!« Dieser Leitsatz gilt auch für dieses Werk. Aus diesem Grund kommen unterschiedliche Beteiligte in diesem Sammelband zu Wort und schildern ihre Erfahrungen mit und in BBW. Mechthild...

Erscheint lt. Verlag 17.1.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-7799-8076-2 / 3779980762
ISBN-13 978-3-7799-8076-6 / 9783779980766
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