Benedikts Vermächtnis (eBook)

Das Erbe des deutschen Papstes für die Kirche und die Welt
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
400 Seiten
Hoffmann und Campe Verlag
978-3-455-01429-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Benedikts Vermächtnis -  Peter Seewald
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Benedikt XVI. Sein einzigartiges Erbe Er war der erste deutsche Papst an der Spitze der katholischen Kirche seit einem halben Jahrtausend, der älteste bei Amtsantritt seit knapp dreihundert Jahren und der erste Papst der Neuzeit, der sein Amt aus freien Stücken niederlegte. Joseph Ratzingers Leben schrieb eine Jahrhundertbiographie, dessen Vermächtnis sein Biograph Peter Seewald offenlegt, der den deutschen Papst so gut kannte wie kein anderer Journalist.   »Seewald gilt als einer der besten Kenner von Papst Benedikt XVI.« Die Zeit

Peter Seewald, Jahrgang 1954, ist Publizist und Bestsellerautor u. a. von Jesus Christus - Die Biografie, Die Schule der Mönche und vielen weiteren. Zuvor war er Redakteur beim Spiegel, beim Stern und bei der Süddeutschen Zeitung. Er hat Joseph Ratzinger über Jahrzehnte hinweg nah und sehr persönlich begleitet. So veröffentlichte er gemeinsam mit Papst Benedikt XVI. vier Interviewbände, darunter Licht der Welt und Letzte Gespräche. Zuletzt erschien 2020 seine umfassende Biographie Benedikt XVI. - Ein Leben. 

Peter Seewald, Jahrgang 1954, ist Publizist und Bestsellerautor u. a. von Jesus Christus – Die Biografie, Die Schule der Mönche und vielen weiteren. Zuvor war er Redakteur beim Spiegel, beim Stern und bei der Süddeutschen Zeitung. Er hat Joseph Ratzinger über Jahrzehnte hinweg nah und sehr persönlich begleitet. So veröffentlichte er gemeinsam mit Papst Benedikt XVI. vier Interviewbände, darunter Licht der Welt und Letzte Gespräche. Zuletzt erschien 2020 seine umfassende Biographie Benedikt XVI. – Ein Leben. 

Cover
Verlagslogo
Titelseite
Motto
Prolog
Herkunft
Prägung
Krieg
Aufbruch
Entscheidung
Offenbarung
Konzil
Widerstand
Reconquista
Treue
Leiden
Konklave
Liebe
Botschaft
Missbrauch
Verrat
Rücktritt
Abschied
Dossier
Biographien
Impressum

Prolog


Der französische Philosoph Bernard-Henri Lévy bemerkte einmal, sobald die Rede auf Joseph Ratzinger komme, beherrschten »Vorurteile, Unaufrichtigkeit und sogar die glatte Desinformation jede Diskussion«.

Der frühere Präfekt war nicht ganz schuldlos daran. Seine gelegentlich rigide, unvermittelte Kommunikation wirkte provozierend. Als Protagonist eines traditionellen Katholizismus war er freilich schon aufgrund seiner Linie der neben Karol Wojtyła am meisten bekämpfte Kirchenführer, speziell in seinem Herkunftsland – und wurde dennoch, oder genau deshalb, zu einer der herausragendsten Persönlichkeiten unserer Zeit.

Joseph Ratzinger hat Geschichte geschrieben. Kirchen- und Weltgeschichte. Als Mitgestalter des Konzils, als Erneuerer der Theologie, als Glaubenshüter, der an der Seite Karol Wojtyłas dafür Sorge trug, dass im Sturm der Zeit das Schiff Kirche auf Kurs blieb. Und als erster Deutscher, der nach einem halben Jahrtausend wieder den Stuhl Petri einnahm – nach einem des kürzesten Konklaves überhaupt.

An Superlativen besteht kein Mangel. Da ist: der meistgelesene Theologe der Neuzeit, dessen Werke Abermillionen von Menschen inspirierten und unzählige Priesterberufungen auslösten. Der Kirchenführer, der mit drei Jahrzehnten Dienst im Vatikan so lange an der Spitze der größten und ältesten Institution der Welt stand wie niemand sonst. Der wohl bedeutendste Theologe, der jemals die katholische Kirche führte. Alleine der Akt seiner Demission, der die Welt erschütterte, macht Ratzinger zu einer herausragenden Figur in der zweitausendjährigen Geschichte der Kirche.

Unvergesslich die historischen Tage im Frühjahr 2005. Niemand glaubte wirklich daran, dass der »Großinquisitor« auch nur den Hauch einer Chance hatte, Papst zu werden. Was für ein Beben, als dann Kardinaldiakon Jorge Arturo Medina Estévez am Abend des 19. April vom Balkon des Petersdomes in die Welt hinausrief: »Annuntio vobis gaudium magnum – Ich verkünde euch eine große Freude … Habemus Papam – Wir haben einen Papst.« Um dann unter dem frenetischen Beifall einer euphorisierten Menge fortzufahren: »Josephum … Cardinalem … Ratttzingerrrrr«.

Als der neue Pontifex endlich selbst auf die Loggia trat, löste sich ein Jubel ohne Grenzen. Un papa tedesco – ein deutscher Papst! 100000 Menschen hüpften in die Luft, klatschten wie verrückt in die Hände, lagen sich mit Tränen in den Armen. Vielleicht hätte der neue Oberhirte auch selbst am liebsten Tränen vergossen. In seiner Rührung über die Zuneigung des großen Gottes, der dem kleinen Joseph aus dem kleinen Marktl am Inn, diesem nach seinem Selbstbild so schwächlichen Menschen, am Ende seines Lebens die gesamte Herde anvertraute. Er sei nur »ein einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn«, stellte er sich vor. Ihn tröste jedoch »die Tatsache, dass der Herr auch mit ungenügenden Werkzeugen zu arbeiten und zu wirken weiß.«

Dann warf er die Arme hoch, freudig, erleichtert, ein bisschen ungelenk, mit senkrecht nach vorne aufgestellten Handflächen, wie man es von vielen Jesus-Darstellungen kennt. »Ich habe geweint«, gestand Rocklegende Patti Smith, die inmitten der Menge stand: »Selbst aus großer Entfernung konnte man die Menschlichkeit dieses Mannes spüren. Ich weiß, dass er nicht jedermanns Geschmack ist, aber ich denke, er ist eine gute Wahl. Ich mag ihn, sehr sogar.«

Jorge Bergoglio, der nachmalige Papst Franziskus, sollte später bestätigen: »In dem Moment der Geschichte war Ratzinger der einzige Mann mit der Statur, der Weisheit und der notwendigen Erfahrung, um gewählt zu werden.«

 

Joseph Ratzinger lässt niemanden kalt – ob man ihn nun für den Leuchtturm der Catholica hält, einen Sterndeuter aus dem Morgenland unserer Hoffnung oder für einen Reaktionär, der sich jeder Reform der Kirche in den Weg stellt. Als ehemaliger Kommunist und Spiegel-Autor stand ich dem Präfekten der römischen Glaubenskongregation nicht unbedingt nahe. Umso überraschter war ich, bei unserem ersten Treffen im November 1992 einem Menschen zu begegnen, der so gar nichts von einem Kirchenfürsten an sich hatte und von einem Panzertypen am allerwenigsten. Alles an ihm wirkte weich, bescheiden, unkompliziert, uneitel. Luxus schien dem Sohn einfacher Leute vom Lande so wenig zu liegen wie irgendeine Hofhaltung (die ihm nachgesagt wurde). Als es um seinen Job ging, gestand mir der Glaubenshüter der katholischen Welt, es müssten nun jüngere Kräfte seine Aufgabe übernehmen. Er sei müde, ausgebrannt. Er könne nicht mehr.

Ich war aus der Kirche ausgetreten, aber mir imponierte, wie mein Gesprächspartner Glaube und Vernunft unter einen Hut brachte. Oder den Primat der Liebe unterstrich, der über allem stehen müsse. Zu verzeihen, auch wenn das unmöglich erscheint, damit die Bitterkeit im Herzen nicht zu einem Monster wird. Seine Art zu lehren erinnerte an spirituelle Meister, die nicht durch eitle Lektionen überzeugen, sondern durch leise Gesten, versteckte Hinweise, Langmut. Vor allem durch das eigene Beispiel, zu dem Integrität, Treue, Courage und eine gehörige Portion Leidensbereitschaft gehören.

Vielleicht war es ein Spleen, dass er auf Reisen häufig zwei gleich gepackte Koffer mitnahm, aus Angst, einer könnte ihm abhandenkommen. Aber ich mochte seinen trockenen Humor, seine Noblesse, seinen Einsatz für die einfachen Gläubigen, deren Frömmigkeit er gegen die kalte Religion seiner Professorenkollegen verteidigte. Dass er es mit seiner Zurückhaltung bisweilen übertrieb, konnte einen auf die Probe stellen. Joviales Schulterklopfen war von ihm ohnehin nicht zu erwarten. Niemals in den fast dreißig Jahren, die ich ihn als Journalist begleitete, lud er mich zum Essen ein. Wohl auch deshalb, um die journalistische Distanz nicht zu unterlaufen, die die Grundlage unserer Interviews bildete.

Vor allem verließ Ratzinger nie der Mut, sich gegen das »man« zu stellen. Gegen das, was »man« zu denken, zu sagen und zu tun habe. Erst recht in einer Gesellschaft, die im Begriff steht, von der ungeheuren Dynamik, mit der die neuen Formeln des Zeitgeistes um sich greifen, erdrückt zu werden. Den Preis für seine Souveränität bezahlte er mit dem Verzicht auf allgemeine Anerkennung. Dem Grundsatz, eine Wahrheit auch dann auszusprechen, wenn sie unbequem ist, fühlte er sich genauso verpflichtet wie dem Widerstand gegen alle Versuche, aus der Botschaft Christi eine Religion nach den Bedürfnissen der »Zivilgesellschaft« zu machen. Es sei ein grandioser Irrtum, mahnte er, zu denken, man müsse sich nur ein anderes Mäntelchen umhängen, schon würde man wieder von jedermann geliebt und anerkannt. Schon gar nicht in einer Zeit, in der viele gar nicht mehr wüssten, wovon man spräche, wenn man vom katholischen Glauben rede.

Ratzinger klagte nicht. Selbst über seinen penetranten Gegner Hans Küng, der ihn übel beleidigte, wusste er Positives zu sagen. Dialog war ihm wichtig. Legendär sein Disput mit dem linken Soziologen Jürgen Habermas. Freunde beschrieben ihn als Feingeist, einen Poeten, der Theologie in eine musikalische Sprache brachte und auch von Musik selbst einiges verstand. »Er bot uns eine sehr konkrete, tiefe Analyse der 9. Sinfonie von Bruckner, die wir dort gespielt hatten«, schwärmte der Stardirigent Kent Nagano noch Jahre nach seinem Vatikan-Auftritt mit dem Bayerischen Staatsorchester: »Die Verbindung zwischen Musik, Ausdruck und Glauben, über die er sprach, hat mich zu Tränen bewegt.«

 

Joseph Ratzingers Leben schrieb eine Jahrhundertbiographie. Da war der Junge aus einer antifaschistischen Familie, der von seinem Vater lernte, »anders zu denken, als man damals zu denken hatte«. Die hautnahe Erfahrung des Nationalsozialismus prägte seine Wachsamkeit gegenüber jedweder Manipulation der Massen und einer menschlichen Selbstherrlichkeit, die im Leben ohne Gott die Voraussetzung für Freiheit sieht. Widerstandskämpfer wie der protestantische Theologe Dietrich Bonhoeffer wurden ihm Vorbild bei dem Ziel, Priester zu werden.

Als junger Professor stieg er raketenhaft zum neuen Stern am Himmel der Theologie auf, ein frischer Geist, der eine nicht gekannte Sprache und Intelligenz im Erkennen der Geheimnisse des Glaubens verkörperte. Ein guter Theologe brauche den »Mut des Fragens« befand er, aber genauso die »Demut, auf die Antworten zu hören, die uns der christliche Glaube gibt«. Mit fünfunddreißig Jahren wurde er Spindoktor des Konzils. Erst durch seine Initiativen konnte das Zweite Vatikanum zu jenem öffnenden, wegweisenden Ereignis werden, das die katholische Kirche in die Moderne katapultierte. Wie Johannes XXIII., den er verehrte, kämpfte er für eine Erneuerung nach den Erfordernissen der Zeit. Aber genau wie der Konzilspapst bestand er darauf, die Suche nach dem Zeitgemäßen dürfe niemals zu einer Preisgabe des Wahren und Gültigen und zur billigen Anpassung an das gerade Aktuelle führen.

Mehrfach stand er vor dem Untergang. Als Doktorand, weil ein missliebiger Professor seine Habilitation verwarf. Als Theologe, der plötzlich verfemt war, weil er sich der Umwertung des Konzils entgegenstellte. In den achtziger und neunziger Jahren übernahmen Journalisten mit der Legende von der Wende Ratzingers vom Progressiven zum Reaktionär und Kampfbegriffen wie »Großinquisitor« die psychologische Kriegsführung, die von Hans Küng befehligt wurde, um den ehemaligen Kollegen ins Abseits zu befördern. In Wahrheit sei der Präfekt ein Mann, befand der liberale...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2023
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Benedikt XVI. • Christentum • Franziskus • Glaube • Gott • Jesus • Johannes Paul II • Katholische Kirche • Katholizismus • Konklave • letzte Gespräche • Papst • Pontifikat • Ratzinger • Religionen • Rom • Tod • Vatikan
ISBN-10 3-455-01429-1 / 3455014291
ISBN-13 978-3-455-01429-7 / 9783455014297
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