Öffentlichkeiten -

Öffentlichkeiten (eBook)

Urteilsbildung in fragmentierten pädagogischen Räumen
eBook Download: PDF
2023 | 2. Auflage
329 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-7004-0 (ISBN)
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Für die Erziehungswissenschaft ist die neuerliche Debatte um Jürgen Habermas' »Strukturwandel der Öffentlichkeit« hochwillkommen. Im Rückgriff auf dessen vieldiskutierte Studie kann sie sich als Disziplin profilieren, die mit der Reflexion ebenjener Einrichtungen betraut ist, die dafür sorgen, dass aus vernunftbegabten Zweibeinern passable Diskursteilnehmer*innen werden. Gleichwohl ist die hohe Wertschätzung, die der Bildung in diesem Zusammenhang entgegengebracht wird, nicht unproblematisch. Die politische Kultur könnte, so ein Verdacht, von der fortschreitenden Akademisierung öffentlicher Debatten beschädigt werden. Demokratien gerieten in ein gefährliches Fahrwasser, wenn sie die Bedingungen zur Teilnahme am politischen Diskurs immer anspruchsvoller gestalten. Die Arenen öffentlicher Auseinandersetzungen werden daher nicht nur von jenen bedroht, die eine Politik des Ressentiments betreiben und autoritären Ordnungen das Wort reden, sondern auch von Angehörigen des Bildungsbürgertums, welche die eigenen Argumentationsstile, Überzeugungen und medialen Vorlieben generalisieren und einen Cordon sanitaire um solche Positionen errichten, die ihnen als nicht »diskussionswürdig« gelten.

Markus Rieger-Ladich, Prof. Dr., lehrt als Professor für Erziehungswissenschaft Allgemeine Pädagogik an der Universität Tübingen. Er engagiert sich in der Kommission Bildungs- und Erziehungsphilosophie der DGfE und ist Mitglied des Graduiertenkollegs »Doing Transitions« sowie des Netzwerks »Theoretische Forschung in der Erziehungswissenschaft«. Aktuell gilt sein Interesse der Analyse und Kritik von Privilegien sowie Tendenzen und Praktiken von Exklusion innerhalb der eigenen Disziplin oder in Bildungsinstitutionen, zum Beispiel vermittelt über autosoziobiografische Texte. Brinkmann, Malte, Dr. phil., Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaften der Humboldt Universität zu Berlin. Dr. Christiane Thompson ist Professorin für Theorie und Geschichte von Erziehung und Bildung an der Goethe-Universität Frankfurt.

Inhalt 6
Von moralisierenden Bildungsbürgern, schreibenden Arbeiterinnen und einem unbekümmerten Assistenten: Zur Einleitung 8
I Artikulation und Dissoziation 16
Artikulation und Öffentlichkeit 17
- 1
1. Das ‚Man‘ und die Öffentlichkeit 17
2. Arendt: Die Ambivalenz des Öffentlich-Politischen und das Handeln 18
3. Laclau und Mouffe: Das Politische als ‚Arena der Artikulation‘ 24
4. Übersetzung und Verhandlung 29
5. Abschluss und Anschlussfragen 36
Öffentlichkeiten und Verletzbarkeit 40
- 1
Das Mehr-Ebenen-Modell von Öffentlichkeit nach Klaus 41
Öffentlichkeit als Raum reziproker Relationalität 44
Zu einer Ethik der Öffentlichkeit (Kein Schluss) 53
Habitusspaltung als Aktualkonflikt: Dissoziierte Öffentlichkeiten und das Fragmentarische des öffentlichen Lebens 57
- 1
1. Zur Psychodynamik des Öffentlichen: Postkoloniale und feministische Einsatzpunkte 57
2. Fragmente des Öffentlichen in einem geteilten Raum 62
3. Habitusspaltung als Aktualkonflikt und das ludische ‚Subjekt‘ als stabile Instabilität 71
4. Pädagogische Implikationen 73
Bildungstheorie als Kulturpolitik 77
Zur öffentlichen Relevanz dessen, was wir machen 77
1. Einleitung: Welche Bildungstheorie und welche öffentliche Relevanz? 77
2. Theorie und Politik: Zum Status gefährlicher Unterscheidungen 80
3. Erste Unterscheidung: die Politik und das Politische 83
4. Zweite Unterscheidung: Politik und Kulturpolitik 88
5. Bildungstheorie als Kulturpolitik: zwei „offensive Wendungen“ 91
II Rationalität und Souveränität 102
Polarisation, Bildung und ein Blick auf die Geschichte der politischen Öffentlichkeit 103
- 1
1. Fragestellungen 103
2. Zur Geschichte der politischen Öffentlichkeit 104
3. Die Karriere der öffentlichen Bildung 110
4. Deliberation und Sprachlosigkeit 118
5. Bildung und kritisches Denken 123
Öffentliche Vernunft qua Religion? 129
Das Going Public von Theologie und Religionspädagogik 129
I Die neue Re-Sakralisierung der Öffentlichkeit und die Rolle der Religionswissenschaften 130
II Theoriemodelle des religionswissenschaftlichen 134
III Öffentlichkeitstheoretische Reflexion 136
Digitale Öffentlichkeiten zwischen Produktion, Umdeutung und Negation – Eine bildungstheoretische Perspektive auf den Umgang mit Welt im Horizont des Digitalen 141
- 1
Einleitung 141
Bildung und Digitalität als grundlegender Referenzpunkt 142
Digitale Öffentlichkeiten 146
Produktion 151
Umdeutung 152
Negation 154
Fazit 155
„Digitale Souveränität“ als pädagogisches Programm – Ein bildungsphilosophischer Einspruch 158
- 1
1. Einleitung 158
2. Der Begriff „digitaler Souveränität“ als politische Programmatik 159
3. Ästhetische Souveränität 164
4. Abschluss 172
III Pluralität und Urteilsbildung 178
Empathischer Perspektivenwechsel, soziale Aufmerksamkeit und politische Urteilsbildung1 179
- 1
0. Einleitung: Was Perspektivenwechsel mit Demokratie zu tun hat 179
1. Perspektive und Perspektivenwechsel 182
2. Perspektivenwechsel und Urteilsbildung 186
3. Grenzen des Perspektivenwechsel 191
epoché & sensus communis
Eine bildungs- und lerntheoretische Verortung temporärer Urteilssuspendierung und erweiterter Denkungsart 196
Einleitung / 196
1. Pädagogischer Lernbegriff: Bildungstheorethische, anthropologische Fundierung ( 197
2. epoché 201
3. Einschub 206
4. sensus communis 208
5. Ein schulterzuckender Schluss 212
Bildung auf den Bühnen der Öffentlichkeit 215
- 1
I. Prolog: Öffentlichkeit als Bühne der Sichtbarmachung 215
II. Öffentlichkeit als Arena gemeinsamer Deliberation 218
III. Öffentlichkeit als Forum der Kritik 222
IV. Transparenz und ihre Stilllegung der Bühnenhaftigkeit des Öffentlichen 226
V. Epilog: Öffentlichkeit als Kritik und Konflikt 230
Über Rechtspopulismus reden1 234
- 1
Verkomplizieren als methodische Maxime 236
Plädoyer für epistemologische Wachsamkeit 238
Jan-Werner Müller: Eine formale Bestimmung des Populismus 239
Dirk Jörke und Veith Selk: Über die Gefahr des Moralismus 240
Philipp Manow: Selbstvergewisserung der Deutungseliten 242
Cornelia Koppetsch: Standorte und Standpunkte 244
Praktizierte Reflexivität 247
Eine Gratwanderung 249
IV Medienbildung und Streitkultur 254
Die digitale Öffentlichkeit und ihre Probleme 255
Herausforderungen für den Journalismus und die Medienbildung 255
1. Verwirrte und verworrene Öffentlichkeit 255
2. Zukunft des Journalismus 259
3. Medienkompetenz in einer redaktionellen Gesellschaft 263
30 Jahre „Tank Man“ 268
Bild-Ereignisse und die Spannungsfelder der digitalen Öffentlichkeiten des WWW 268
1. Einleitung 268
2. Digitale Bild-Ereignisse – 4 Stationen 271
3. Digitale Öffentlichkeiten in Spannungsfeldern 277
4. Fazit und Ausblick 288
Erziehung von Kindern als Suche nach ‚Öffentlichkeit‘: Anmerkungen zur Initiation in Sprache und Welt 291
- 1
Einleitung: Familie, Eltern, Elternschaft und die Krise der Öffentlichkeit 292
Eltern als pädagogische Figuren 296
Eine Sprache lernen: Initiation 298
Getrenntheit 304
Fazit 308
„Im Fortgang eines friedlichen und gelassenen Protests…“ 311
Ethnographische und theoretische Erkundungen an den Grenzen universitärer Öffentlichkeit 311
1. Annäherungen an die Öffentlichkeit der Universität 311
2. Die „akademische Redefreiheit“ in der Diskussion 314
3. Beiträge zu einer Theorie des Öffentlichen 317
4. Konfigurationen des Öffentlichen 320
5. Zum Schluss: Reflexive Erziehungswissenschaft 324
Die Autor*innen 328

Erscheint lt. Verlag 5.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-7799-7004-X / 377997004X
ISBN-13 978-3-7799-7004-0 / 9783779970040
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