Die gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht im Spiegel der zeitgenössischen Presseberichterstattung 1900–1914

Band 1: Die Prozesse 1900–1904

(Autor)

Buch | Softcover
400 Seiten
2022
trafo Wissenschaftsverlag
978-3-86464-236-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht im Spiegel der zeitgenössischen Presseberichterstattung 1900–1914 - Matthias John
49,80 inkl. MwSt
Immer wieder wurde und wird behauptet, dass Karl Liebknecht in der DDR als Ikone gehandelt wurde. Das mag für die ersten, das heißt, für die fünfziger Jahre stimmen. Im Laufe der weiteren Entwicklung der DDR trat Rosa Luxemburg neben und vor Karl Liebknecht. Das widerspielte sich speziell in der Wissenschaft. Während Rosa Luxemburg unter den Wissenschaftlern nunmehr besondere Aufmerksamkeit genoss, wurde von ihnen das Werk von Karl Liebknecht geradezu stiefmütterlich behandelt. Erst durch die Forschungen von Annelies Laschitza in der Endphase der DDR und unmittelbar nach der Wende wurde zumindest das Leben Karl Liebknechts tiefgründig erforscht. Dabei zeigte sich aber, dass seriöse Spezialstudien zu seinem beruflichen Wirken als Anwalt nach wie vor ein Desiderat der Forschung sind. Die Herausgabe der „Gesammelten Prozesse“ soll dazu beitragen, dass diese Forschungslücke geschlossen werden kann. Es muss als ein Glücksumstand angesehen werden, dass die sozialdemokratische und zuweilen auch die bürgerliche Presse seinen Auftritten als Anwalt besondere Aufmerksamkeit widmete. Und das nicht nur wegen seines berühmten Familiennamens, sondern vor allem wegen seiner herausragenden anwaltlichen Fähigkeiten. Er galt, wie Wilhelm Dittmann in seinen Erinnerungen schrieb, als Stern am juristischen Himmel. Obwohl er in erster Linie ein politischer Anwalt war, übernahm er auch die anwaltliche Vertretung in Prozessen, die völlig unpolitisch waren; so verteidigte Karl Liebknecht unter anderem eine einfache Näherin, die von ihrem sozial aufgestiegenen Geliebten in Stich gelassen worden war. Im Mittelpunkt des 1. Bandes steht allerdings sein erster großer politischer Prozess, die Kaiserinsel. Es ging dabei um den mutmaßlichen Plan Kaiser Wilhelm II., auf der Havelinsel Pichelswerder ein Schloss zu errichten, auf dem er auch im Falle politischer Unruhen sicher sein konnte. Am häufigsten übernahm Karl Liebknecht, wie in dem vorliegenden Band dokumentiert wird, die anwaltliche Vertretung in Verfahren, in denen es um die Meinungs- und Versammlungsfreiheit ging. Auf Grund seiner herausragenden juristischen Fähigkeiten vermochte er immer wieder die Anklage zu Fall zu bringen. Unter den von ihm erfolgreich vor Gericht vertretenen Sozialdemokraten befanden sich nicht wenige, die später in der deutschen Sozialdemokratie eine mehr oder minder bedeutende Rolle spielten. Allerdings sollten sie Jahrzehnte später in ihren Erinnerungen – aus Gründen „der politischen Räson“ – diesen Umstand zumeist verschweigen.

1. Vorwort
2. Sein erster großer Prozess: Als Verteidiger von Beteiligten an den vermeintlichen Ausschreitungen während des
dreitägigen Straßenbahner-Streiks für die Einführung des Zehnstunden-Arbeitstages im Mai 1900
3. Verteidiger von Wilhelm Swienty, Redakteur des in Halle erscheinenden „Volksblatts“, in einem Prozess wegen
angeblicher Majestätsbeleidigung
4. Vertreter des Bochumer Arbeitergesangvereins, der zu einem politischen Verein erklärt worden war
5. Anwalt in mehreren kleinen Sachen: vermeintliche Bedrohung „Arbeitswilliger“ durch gewerkschaftlich
organisierte Arbeiter, angeblich gesetzwidrige Tellersammlungen in Versammlungen, vermeintlich unangemeldete
Vereinsfestlichkeiten und Ausschluss von Frauen und Jugendlichen von einem zur Versammlung erklärten Sommernachtsball
6. Anwalt des Breslauer „Volkswacht“-Redakteurs, Franz Klühs, wegen angeblicher Beleidigung
7. Anwalt eines auf der Spandauer Polizeiwache misshandelten Maurers und des Redakteurs, der darüber einen Bericht
in der „Laterne“ veröffentlichte
8. Vertreter des Vorstandes des Deutschen Bergarbeiterverbandes wegen zweifelhafter Anwendung des Vereinsgesetzes.
9. Vertreter der Interessen der Rechtsanwaltsgehilfen
10. Karl Liebknecht im gerichtlichen Kampf gegen die kleinliche Auslegung des Vereinsrechts, um den Zugang der
Sozialdemokratie zu Lokalen bzw. Versammlungsstätten und um die Freiheit der Presse
11. Der erste große politische Prozess Karl Liebknechts: Die Kaiserinsel
12. Vertreter in weiteren politischen Prozessen wider der Versammlungs- und Meinungsfreiheit – Karl Liebknechts erster
Auftritt als politischer Anwalt außerhalb Berlins
13. Karl Liebknecht als Verteidiger russischer Emigranten
14. Anwalt in kleineren gerichtlichen Verfahren: Verschiedene Wahlsachen und erneute Angriffe auf die Pressefreiheit
15. Karl Liebknecht als Verteidiger im Prozess um die gewaltsamen Ausschreitungen während des Reichstagswahlkampfes
in Laurahütte
16. Verteidiger einer von ihrem Liebhaber betrogenen Näherin
17. Mehrere kleinere politische Prozesse, in denen Karl Liebknecht als Strafverteidiger auftrat
18. Der Königsberger Prozess – sein bedeutendster Prozess (1. – 3. Verhandlungstag)

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Die gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht im Spiegel der zeitgenössischen Presseberichterstattung 1900–1914 ; I
Zusatzinfo zahlr. Fotos u. Abb.
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Gewicht 500 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Neuzeit bis 1918
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Auslegung des Vereinsrechts • Berliner Straßenbahnerstreik • Interessenvertreter der Rechtsanwaltsgehilfen • Kaiserinsel • Liebknecht als Verteidiger • Liebknecht, Karl, Rechtsanwalt • politisch intendierte Prozesse • Prozesse 1900-1904 • Prozesse gegen Arbeitervereine • Prozess wegen Majestätsbeleidigung • Versammlungs- und Meinungsfreiheit • Verteidiger von Redakteuren • Verteidigung von streikenden Arbeitern • Vertretung russischer Emigranten
ISBN-10 3-86464-236-1 / 3864642361
ISBN-13 978-3-86464-236-4 / 9783864642364
Zustand Neuware
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